Präambel
Exzellenz und Kompetenz in Forschung und Lehre sind weltweit verteilt. Die Leistungsfähigkeit, Attraktivität und Reputation einer Universität hängen deshalb von ihrer internationalen Vernetzung ab.
Die Universität Jena versteht Internationalität und Vielfalt als Bereicherung und als Ressource, deren Nutzung einen wesentlichen Mehrwert für Forschung, Lehre und Studium, Innovation und Transfer darstellt. Offenheit und Wertschätzung gegenüber Studierenden, Lehrenden und Forschenden aus aller Welt tragen maßgeblich zum Gelingen der Netzwerkbildung und der internationalen Wahrnehmung bei.
Prinzipien
Die Strategie 2025 – Internationalisierung der Universität Jena baut auf Etabliertem auf und erschließt neue Handlungsfelder. Sie orientiert sich an folgenden Prinzipien, die im Leitbild und in den Kernstrategien verankert sind:
- Die Universität Jena versteht sich als Teil einer nationalen und internationalen Wissensgemeinschaft (Forschungsstrategie).
- Die Universität Jena versteht Internationalität, Inklusion und Diversität als Basis ihrer lebendigen und innovativen Gemeinschaft (Leitbild).
- Die Universität Jena trägt gesellschaftliche Verantwortung in einer global vernetzten Welt und leistet durch Wissenschaft und Bildung einen Beitrag zur Lösung von globalen Zukunftsfragen (Leitbild).
- Diese Prinzipien bilden den Rahmen für das Selbstverständnis der Universität Jena als international agierende Universität. Mit den im Folgenden beschriebenen Zielsetzungen und Maßnahmen greift sie Herausforderungen auf, stärkt international vernetztes Denken und Handeln und positioniert sich noch klarer in einer in stetigem Wandel begriffenen Welt.
- Die Universität versteht Internationalisierung als Querschnittsaufgabe, die alle Mitglieder und Angehörigen der Universität umfasst. Sie ist ein kontinuierlicher Prozess, der nach innen und außen sichtbar und wirksam wird.
- Organisatorisch ist das Thema Internationalisierung im Internationalen Büro als unterstützende und impulsgebende Einrichtung mit vielfältigen Koordinationsaufgaben verankert. Die Leitung stimmt sich kontinuierlich mit der Universitätsleitung ab. Das gesamte Team arbeitet eng mit Fakultäten, Instituten, Verwaltung und Gremien zusammen.
Herausforderungen, Ziele und Maßnahmen
Im Jahr 2013 unterzog sich die Universität Jena einem Audit der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) zum Stand ihrer Internationalisierung. In den Jahren 2014 bis 2020 wurden die daraus resultierenden Empfehlungen sukzessive aufgenommen und umgesetzt (Ausbau von Mobilitätsprogrammen und internationalen Kooperationen mit forschungsstarken Partnern, u.v.m.)*. An diese positive Entwicklung knüpft die Universität mit der Strategie 2025 – Internationalisierung an. In die Fortentwicklung der Handlungsfelder wurden auch die Berichte der mit externen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern besetzten Fakultätsbeiräte einbezogen.
Herausforderungen
Als mittelgroße deutsche Universität außerhalb einer Metropole muss die Universität Jena durch ausgezeichnete Leistungen in Forschung und Lehre, eine hochmoderne Forschungsinfrastruktur und attraktive Lebensbedingungen hervortreten, um exzellente Forschende und Studierende aus aller Welt zu gewinnen. Dabei ergeben sich die folgenden Herausforderungen, denen sich die Universität in der Strategie 2025 stellt:
Während die Universität Jena in verschiedenen Disziplinen international sehr gut positioniert ist, ist ihre Sichtbarkeit als Institution und die des gesamten Wissenschaftsstandortes Jena noch vergleichsweise gering. Die Stärkung der Profilbildung, die internationale Sichtbarmachung von Forschungsleistungen und Lehrangeboten ist deshalb essentiell, um als attraktiver Forschungs- und Studienstandort und Kooperationspartner wahrgenommen zu werden.
Eine weltoffene Universität braucht Rahmenbedingungen, die ihre internationale Ausrichtung unterstützen. Dafür sind Fach- und Schlüsselkompetenzen auf allen Ebenen - bei Studierenden, Forschenden, Lehrenden und Mitarbeitenden - erforderlich, die es zu fördern gilt. Strukturen, Verwaltungsabläufe und Serviceangebote müssen so ausgerichtet werden, dass sie auch internationale Nutzerinnen und Nutzer erreichen und ihnen Orientierung bieten.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, setzt sich die Universität Jena die folgenden Ziele:
Ziel 1
Netzwerke ausbauen – Internationale Positionierung stärken
Maßnahmen
Internationale Rekrutierung
Grundlage für die internationale Ausstrahlung der Universität Jena sind die Exzellenz und die internationale Orientierung ihrer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Daher ist die Rekrutierung herausragender Persönlichkeiten ein Grundpfeiler zur Steigerung der internationalen Sichtbarkeit und Profilbildung.
Internationale Kooperationen
Bilaterale Kontakte zu internationalen Peers sind unverzichtbare Voraussetzung zur Herstellung tragfähiger und strategischer Partnerschaften mit leistungsstarken Universitäten. Der Aus- und Aufbau internationaler Kooperationen soll auf folgenden Ebenen gestärkt werden:
- Förderung von individuellem und projektbezogenem Austausch und Mobilität von Studierenden, Promovierenden, Lehrenden, Forschenden, Mitarbeitenden (z.B. Unterstützung existierender Projekte und Anbahnung neuer Kooperationen, gezielte Nutzung von Förderprogrammen der Alexander von Humboldt-Stiftung, Jena Excellence Fellowship Programme, Ausbau der Förderangebote über Erasmus+ und andere Programme)
- Förderung von fachbezogenen, institutionellen Partnerschaften, die die thematische Erneuerung und Innovationen in Forschung, Lehre und Transfer unterstützen (z.B. Unterstützung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Jena bei der Anbahnung von internationalen Forschungs- und Transferprojekten, u.a. in Horizon Europe; ›seed funding‹)
- Förderung von institutionellen Profilpartnerschaften mit strukturbildender Ausrichtung, die auf Langfristigkeit angelegt sind und sich in der Regel auf mehrere Fächer erstrecken (z.B. weitere Erschließung des Potentials der europäischen Allianz EC2U, Zusammenarbeit mit den Deutschen Wissenschafts- und Innovationshäusern, Unterstützung beim Ausbau von gemeinsamen Masterstudiengängen mit renommierten Partnern)
- Die Universität Jena engagiert sich zudem für Capacity Building, insbesondere im Globalen Süden. Wissenstransfer-Projekte dienen dem Aufbau nachhaltiger Bildungs- und Forschungsstrukturen und damit der Etablierung nachhaltiger Partnerschaften (z.B. Entwicklung einer Afrika-Strategie).
Internationales Marketing
Die internationale Vernetzung, Positionierung und Rekrutierung wird flankiert durch entsprechende Marketingmaßnahmen, die Alleinstellungsmerkmale des Standorts sowie Internationalität und Weltoffenheit als Markenkern kommunizieren:
- Der Ausbau des internationalen Alumni-Netzwerks und die Einbeziehung von Absolventinnen und Absolventen sowie Forscher-Alumni in eine Botschafterstrategie wird daher in allen Phasen und auf allen Ebenen des internationalen Marketings
verfolgt. - Internationale Messen werden zielgruppenorientiert zur Rekrutierung auf allen Ebenen und themenorientiert zum Forschungsmarketing genutzt.
- Die Universität Jena treibt die Etablierung des Netzwerks JenaVersum gemeinsam mit wissenschaftlichen Einrichtungen und forschenden Unternehmen der Region sowie der Stadt Jena weiter voran. Ein gemeinsames internationales Standortmarketing mit JenaVersum als zentralem Akteur wird entwickelt.
- Die Beteiligung an und die Auswertung von internationalen Rankings wird verstärkt als Benchmarking genutzt
Finanzierung
Um die Anbahnung von Kooperationen und Erschließung von Mitteln für internationale Projekte zu unterstützen, wird die Zusammenarbeit zwischen dem Servicezentrum Forschung und Transfer und dem Internationalen Büro intensiviert. Beratungskonzepte und -formate werden aufeinander abgestimmt.
Ziel 2
Einen internationalen, weltoffenen Campus schaffen – Internationalization@home ausbauen
Maßnahmen
Bilingualer Campus
Zur Förderung der Mehrsprachigkeit und Sprachenvielfalt wird ein Konzept zur Sprachenpolitik, das Wege zum Ausbau eines bilingualen Campus aufzeigt, entwickelt und umgesetzt (z.B. erweiterte Angebote des Fremdsprachenunterrichts für alle Mitglieder und Angehörigen der Universität).
Interkulturelle Kompetenzen und Praxiserwerb
Die Universität Jena konzipiert ein Zertifikatsprogramm »Interkulturell und International« als Fortbildungsmaßnahme und unterstützt damit Mitarbeitende aus allen Bereichen in ihrer täglichen Arbeit und im Umgang mit den Anforderungen einer internationalen und interkulturell ausgerichteten Universität. Im Rahmen des Programms sollen auch Auslandsaufenthalte angeboten werden. Die Universität Jena bereitet ihre Studierenden auf die Herausforderungen einer sich in stetigem Wandel begriffenen Welt durch die Vermittlung von Sprachkompetenzen und Angeboten, interkulturelle und Praxis-Erfahrung zu machen, vor:
- Das Angebot an internationalen bzw. kooperativen Studiengängen und englischsprachigen Lehrveranstaltungen soll erweitert werden. Dazu soll mit den Fakultäten bzw. den Fächern eine strukturiere Potentialanalyse durchgeführt werden.
- Die Universität Jena wird ein Gastdozentur-Programm aufbauen und durch zeitliche Flexibilisierung der Aufenthalte und virtuelle Komponenten attraktiv gestalten. Die Einbindung der Gastdozentinnen und -dozenten in die Lehre verschafft den Studierenden internationale Einblicke und bedeutet zugleich Pflege und Ausbau langjähriger Kooperationen mit Partneruniversitäten.
- Die Inanspruchnahme von Auslandsprogrammen durch Studierende wird weiter gefördert. Dafür werden die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten breit beworben und die kontinuierliche Beratung und Unterstützung in den Fächern gesichert. Bei der Gestaltung der Curricula wird darauf geachtet, dass die Studienstruktur Mobilitätsphasen zulässt, so dass ein Studienaufenthalt im Ausland gut in die Regelstudienzeit integriert werden kann. Eine transparente Anerkennungspraxis sorgt für Verlässlichkeit.
- Praxiserwerb und -transfer wird gefördert durch den Ausbau von strukturierten Praktikumsangeboten in Unternehmen und Organisationen im Ausland (z.B. über die Zertifikatsprogramme Zertikap und EC2U Career Certificate).
Willkommenskultur
Eine gelebte Willkommenskultur ist Voraussetzung für internationalen Austausch und die Gewinnung von exzellenten Studierenden, Forschenden, Mitarbeitenden und Gästen. Vorhandene Serviceangebote werden ausgebaut und strukturell gestärkt durch Vernetzung innerhalb und außerhalb der Universität. Ein universitätsweit koordiniertes Welcome-Konzept wird erarbeitet.
Im Kommunikationszentrum FORUM in unmittelbarer Nachbarschaft zum Universitätshauptgebäude (Fertigstellung im Jahr 2024) wird ein Welcome Center für internationale Fellows eingerichtet. Außerdem sind Wohnungen zur Unterbringung von internationalen Gästen vorgesehen.
Zusammen mit dem Internationalen Studienzentrum Thüringen und der Ernst-Abbe- Hochschule schafft die Universität Jena den nötigen Rahmen für die Etablierung eines Jenaer Studienkollegs, das die Optionen zum Erwerb des besonderen Hochschulzugangs für im Ausland qualifizierte Studienbewerberinnen und -bewerber durch ein Angebot vor Ort erweitert und so die unmittelbare Bindung der Studienkollegiatinnen und Studienkollegiaten an die Universität Jena stärkt.
Internationalisierung - Digitalisierung
Es wird eine digitale Plattform eingerichtet, die selbstorganisierte Lerngemeinschaften und Sprachtandems und so Vernetzung, fachlichen und sozialen Austausch der Studierenden fördert und darüber insbesondere die internationalen Studierenden besser in den Universitätsalltag integriert.
Eine Roadmap für Erasmus without Papers wird erarbeitet und bis 2025 umgesetzt.
Den Studierenden, Forschenden und Mitarbeitenden, die an Erasmus-Programmen teilnehmen, wird damit ein schneller und unkomplizierter Zugang zu Informationen und Dokumenten ermöglicht. Die Verwaltungsprozesse werden effizienter.
Anhang: Internationales Profil
Mit rund 200 Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen in mehr als 50 Ländern hat die Universität Jena bilaterale Kooperationsvereinbarungen. Über das Erasmus-Programm der Europäischen Union und andere Austauschprogramme fördert die Universität Jena den weltweiten Austausch von Studierenden, Forschenden und Mitarbeitenden mit rund 300 Universitäten im Ausland. Sie gehört einer Reihe von internationalen Verbünden an. Gemeinsam mit 6 europäischen Universitäten hat die Universität Jena im Jahr 2020 die Allianz »Europäischer Campus der Stadt-Universitäten« (EC2U) gebildet, die im Rahmen der Initiative »Europäische Hochschulen« von der EU, von BMBF-DAAD und dem Land Thüringen gefördert wird.
Mit ihren Studien- und Betreuungsangeboten zieht die Universität Jena Studierende aus allen Teilen der Welt an. Nahezu jeder sechste Studierende an der Universität Jena kommt heute aus dem Ausland – über 100 Nationen sind unter den Studierenden vertreten. Die Universität bietet mehr als 20 internationale Studiengänge an, die gezielt Studierende aus dem Ausland anwerben, wie z.B. die Max Planck School of Photonics mit ihrem integrierten Master- / Promotionsprogramm. Neben attraktiven Studienbedingungen und Serviceangeboten schätzen die Studierenden in Jena auch die vielfältigen Möglichkeiten der Begegnung, etwa im Internationalen Centrum »Haus auf der Mauer«.
Besonders hervorzuheben ist die internationale Orientierung der Jenaer Graduiertenschulen (z.B. Jena School for Microbial Communication, Jena School of Molecular Medicine, Abbe School of Photonics, Max Planck School of Photonics). Unter dem Dach der Graduierten-Akademie der Universität Jena koordiniert die Jena Alliance Life in Focus (gefördert von der Carl-Zeiss-Stiftung) die internationale Rekrutierung von Promovierenden und vernetzt die oben genannten Graduiertenschulen. An den hochkompetitiven Verfahren beteiligen sich Bewerberinnen und Bewerber aus aller Welt. Die Graduierten-Akademie bietet zudem internationalen Promovierenden, die gegenwärtig rund 43% aller Promovierenden ausmachen, sowie Post-Doktorandinnen und Post-Doktoranden eine Vielzahl von Unterstützungs-, Beratungs- und Qualifizierungsangeboten.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Jena beteiligen sich an großen internationalen Forschungsverbünden und koordinierten 11 europäische Projekte innerhalb des Programms Horizon 2020. Auch nationale Programme, wie das Exzellenzcluster Balance of the Microverse, das Forschungszentrum iDiv und sieben von Jenaer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern koordinierte Sonderforschungsbereiche tragen zur internationalen Sichtbarkeit der Universität Jena bei. In den vergangenen Jahren wurde verstärkt das Augenmerk auf Berufungen von Professorinnen und Professoren aus dem Ausland gerichtet. Zwischen 2015 und 2020 sind insgesamt 18 Professorinnen und Professoren mit ausländischer Staatsangehörigkeit an der Universität Jena ernannt worden, ihr Anteil an den seither Berufenen beträgt 11,8 %.