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Meldung vom: | Verfasser/in: Stephan Laudien
Was macht ein gutes, ein gelingendes Leben aus? Wie beantworten wir die großen Fragen, die zwischen Geburt und Tod kreisen? Welche Antworten bietet der Glaube, welche kann die Kirche geben? Um solche, im Kern existenzielle Fragen, kreist das Denken von Prof. Dr. Sarah Jäger. Die 35-jährige gebürtige Frankfurterin lehrt Systematische Theologie und Ethik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Ethik, sagt die Juniorprofessorin (mit Tenure Track). „Allgemeingültige Antworten finden wir nicht, weil sich die Kristallisationspunkte unseres Denkens stetig verändern. Es gilt immer neu, biblische und theologische Überlieferungen mit Fragen unserer Zeit ins Gespräch zu bringen“, sagt Jäger. Als Beispiel führt sie den Umgang mit Menschen mit Behinderung an. So habe der Wandel von einer Anstaltsdiakonie hin zu angestrebten Formen eines weitgehend selbstbestimmten Lebens viele neue Fragen aufgeworfen. Fragen zudem, die sich durch das neue Bundesteilhabegesetz stellen, das im Frühjahr 2020 in Kraft trat.
Die Gottesdienstfeier am heimischen Küchentisch
Aktuell wird das Denken Sarah Jägers durch die Corona-Pandemie beeinflusst. Wie verändern sich Räume und Rollen in der Pandemie? Wie wirken sich Kontaktverbote auf den privaten und den öffentlichen Raum aus? „Wie gehen die Menschen damit um, dass der Gottesdienst mit Hilfe des Computers am heimischen Küchentisch und nicht in der Kirche gefeiert wird?“, fragt Sarah Jäger. Im nächsten Jahr möchte sie dazu mit anderen eine Herbstschule anbieten. „Refiguration von Räumen und Rollen in der Corona-Pandemie“, so lautet der Arbeitstitel. Nachdenken und Diskutieren möchte Prof. Jäger darüber mit Expertinnen und Experten unterschiedlicher Fächer, sie bahnt aktuell interdisziplinäre Kooperationen an. Die Voraussetzungen seien dazu an der Friedrich-Schiller-Universität hervorragend.
Studium in Neuendettelsau, Tübingen, Berlin und Hermannstadt
Die gebürtige Frankfurterin Sarah Jäger wuchs in einer reformierten Gemeinde auf. Die ausgeprägte Frömmigkeit habe in ihr schon früh den Wunsch geweckt, Theologie zu studieren und Pfarrerin zu werden, sagt die 35-Jährige. Dank eines Stipendiums des Evangelischen Studienwerkes Villigst konnte sie Evangelische Theologie studieren in Neuendettelsau, Tübingen, Berlin und Hermannstadt (Sibiu) in Rumänien. Die Möglichkeiten des freien Denkens hätten sie während ihres Studiums fasziniert, sagt Prof. Jäger, die als Erste ihrer Familie eine akademische Laufbahn einschlug. So sei der Wunsch gereift, eine Promotion anzustreben. Ihre Dissertationsschrift von 2017 trägt den Titel „Bundesdeutscher Protestantismus und Geschlechterdiskurse 1949-1971“. Sie entstand bei Prof. Dr. Reiner Anselm zunächst in Göttingen und wurde in München fertiggestellt. Ihre Dissertation wurde 2020 mit dem Hanna-Jursch-Preis der Evangelischen Kirche in Deutschland ausgezeichnet.
Von München wechselte Jäger nach Heidelberg, wo sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft FEST arbeitete. Bevor sie dem Ruf an die Friedrich-Schiller-Universität Jena folgte, arbeitete Sarah Jäger am Lehrstuhl für Diakoniewissenschaft und Systematische Theologie/Ethik der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel.
Engagement in der Kirchgemeinde im Norden Jenas
Sarah Jäger ist verheiratet und hat einen anderthalbjährigen Sohn. Viel Freizeit bleibt der 35-Jährigen daher nicht, doch sie liest gern und gern mal drei Bücher gleichzeitig. Zu ihren Favoriten gehören Doris Lessing, Sándor Márai und Thomas Mann. Aktuell liest sie „Mein Name ist Luz“ der argentinischen Autorin Elsa Osorio. Das Ankommen in Jena mitten in der Corona-Pandemie sei nicht einfach gewesen, sagt Sarah Jäger. Inzwischen hat sie begonnen, sich in ihrer Kirchgemeinde in Jena-Nord zu engagieren, weil Glaube und Spiritualität in ihrem Leben eine große Rolle spielen, wie sie sagt. Außerdem gelte es, nach und nach die Stadt und ihre Möglichkeiten zu entdecken.
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