amish people auf dem feld

Wochenendtrip Lancaster

Besuch der Amish People
amish people auf dem feld
Foto: Helene Clauß
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Meldung vom:

Der ganze Samstag war dem Leben der Amish people gewidmet. Amish people sind sehr konservativ lebende Christen, die im 17. Jahrhundert aus Deutschland und der Schweiz in die USA ausgewandert sind, um hier ein Leben fernab von technologischen Erfindungen und “teuflischen Maschinen” zu führen, und nach den Regel der Bibel ein gottbestimmtes und einfaches Leben zu leben. Bis heute hat sich an ihrem Lebensstil nur wenig verändert. Die Menschen die dieser Gruppe angehören, sind überwiegend Landwirte oder haben sehr einfache Berufe. Sie vermeiden die Nutzung von Elektrizität und fahren keine Autos sondern nur Kutschen, sie gehen nur bis zur 8. Klasse in die Schule und sie tragen traditionelle Kleidung- dazu später mehr. 

Heute früh (Samstag) um 9 hat uns Marie zu einem Parkplatz gebracht, von wo aus unsere Buggy Tour Kutschfahrt mit einem ca. 70 jährigen Amish Mann mit langem Bart und Strohhut begann, der sich uns als Hans vorgestellt hat. Schnell stellte sich heraus, dass Hans’ Familie deutsche Wurzeln hat und Hans deshalb dieses seltsame “Dutsch-Englisch” spricht, was wohl viele Amish hier sprechen und was eine Mischung aus Deutsch und Englisch ist, und Hans fand es total cool, mir seine Deutschkenntnisse zu beweisen :). Mit der Kutsche waren wir eine Stunde unterwegs, der Kutscher Hans hat uns zu seiner privaten Farm gebracht und uns dort durch seinen Garten, Hof und Stall geführt und ganz viel über sein Leben und die Gewohnheiten und Regeln seiner Gemeinde erzählt. Ich fand es total spannend Hans zuzuhören, es ist wirklich unglaublich und ich kann gar nicht in Worte fassen, was ich heut alles gesehen habe... Erstaunlich ist auch, dass  diese Gruppe Menschen tatsächlich bis heute fortbesteht und ihren Glauben großteils immer noch genau so praktiziert, wie im späten 17. Jahrhundert! Wenn man durch die Region fährt, kommt es einem vor als wäre man in die Vergangenheit gereist. Auf der Straße gibt es einen extra Streifen, der für die Kutschen reserviert ist. Und tatsächlich kamen uns sehr viele von einem oder mehren Pferden gezogene Karren entgegen. Auf der Farm von dem Buggyfahrer wurde früher Milch hergestellt, aber er hat uns erzählt, dass sich das wegen den niedrigen Milchpreisen nicht mehr lohnt. Stattdessen züchtet die Familie Tiere (wirklich alles, Hunde, Pferde, Esel, Rinder, Meerschweine) und verkauft sie, und Landwirtschaft betreibt die Familie auch noch. Allerdings nicht so wie bei uns, es gibt nämlich keine Mähdrescher. Amish dürfen zwar Batterien und Dieselmotoren verwenden, aber keine andere Technologie und vor allem nichts, was von der Regierung bereitgestellt wird, Amish leben absolut autonom und machen alles manuell. Statt Mähdreschern sieht man allen ernstes Männer auf einer Kutsche stehen, und vor der Kutsche 4 Pferde in eine Reihe gespannt, und die Kutsche ruckelt dann langsam über das Maisfeld während die Männer  mit den Händen den Mais abernten-- wirklich wie im Film, absolut krass. Die Familie von Hans besteht übrigens aus Mutter, Vater und 8 Kindern, bei den Amish ist es nach wie vor üblich 6 bis 10 Kinder zu haben, und demnach auch bis zu 100 Enkelkinder.. Einer von Hans’ Söhnen hat die selbstgebackenen Kekse, Zitronenlimo und Root Beer verkauft, ein anderer Sohn hat uns zum Tiere füttern mit in den Stall genommen und alles gezeigt. 

Nach der Kutschfahrt kam erst das eigentliche Event des Tages. Wir sind nämlich zu einem amishen Herrenhaus gefahren, was als Museum und Touristeniformation umgebaut war, und von dort aus begann unsere 90 minütige Tour in einem der 6 Touribusse quer durch die Gegend. Unser Busfahrer war gleichzeitig unser Reiseleiter und hat die ganze Fahrt über geredet^^ Ich hab auf jeden Fall sehr viel gelernt auf der Tour, aber teilweise war es echt schwierig für mich zu verstehen worüber der Mann gerade redet. Er konnte wirklich zu jeder Farm irgendwas erzählen und hat uns gezeigt woran man erkennt, ob eine Haus amishe Bewohner hat oder nicht (Kutschen, Tiere, Silos für Getreide, Wäscheleinen mit Kurbel...). Ich find es nach wie vor sehr seltsam, dass aus dem Leben der Amish people eine "Touristenattraktion" gemacht wird, aber teilweise profitieren die Amish das ja selbst davon, indem sie “Abendessen mit einer echten Amish Familie” oder Führungen durch ihre privaten Häuser anbieten und ihre handgefertigten Produkte an der Straße verkaufen.

Entgegen meiner Erwartung sind die meisten amishen Familien nicht arm (auch wenn es erstmal danach aussieht weil sie keine Toilette und kein Telefon im Haus haben..), aber  manche Familien verdienen bis zu 6000 Dollar pro Tag, indem sie ihre Tiere verkaufen (Kamele...) oder die Milch der Tiere (Kamelmilch), und es sind auch nicht alle Amish Landwirte, viele sind auch ganz normale Handwerker (für Solarpannels) oder Friseure. Nach der Bustour waren wir nochmal auf einer Farm und in einem “echten “ Haus einer amishen Familie. Was ich am spannendsten finde: die konservative Rollenverteilung in der Familie, an der sich bis heute wirklich nichts geändert hat, die Kleiderordnung (für jedes Alter eine bestimmte Kleidung) und dass man an der Länge des Bartes von einem Mann erkennt, wie lange er schon verheiratet ist (sobald man verheiratet ist, darf die Frau ihre Haare und der Mann seinen Bart nicht mehr abschneiden). Übrigens gehen Amish auch nur bis zur 8. Klasse in die Schule....