Zwei Studentinnen bei der Prüfungsvorbereitung

Den inneren Schweinehund überwinden und ins Machen kommen.

Wie gutes Zeitmanagement im Studium gelingen kann, berichtet Thomas Klose von der Zentralen Studienberatung im Interview.
Zwei Studentinnen bei der Prüfungsvorbereitung
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Thomas Klose

Foto: Anne Günther (Universität Jena)

Kreativer Chaot oder eher Systematiker: Wo würden Sie sich einordnen?

In beiden Kategorien. Ich mag den ganzheitlichen Ansatz, aber der Kopf ist rund – damit das Denken auch mal die Richtung wechseln kann. Systematik, Gründlichkeit und Spontanität müssen sich nicht ausschließen.

Rund um das Thema Zeit ranken sich viele Sprichwörter. Welches trifft aus Ihrer Sicht überwiegend auf Studierende zu? 

– »Je früher, desto besser.«, »Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf Morgen.«, »Alles zu seiner Zeit.« oder »Besser spät als nie.« –

»Alles zu seiner Zeit.« In die Zentrale Studienberatung kommen häufig Studierende, die Aufgaben aufschieben. Die Personen, die das nicht tun und bei denen alles reibungslos funktioniert, lernen wir in der Regel nicht in der Beratung kennen. Daher ist es schwierig für die Studierenden insgesamt zu sprechen.

Was können denn Studierende überhaupt gegen solch eine chronische Aufschieberitis tun?

Den Berg an Aufgaben sollte man nie nur als übergroßes Ganzes betrachten, sondern eher als kleine Teilberge, die nacheinander abgearbeitet werden können. Das macht Aufgaben leichter schaffbar und viele kleine Schritte führen auch zum Erfolg. Außerdem ist es wichtig, sich die Frage zu stellen, welche Unterstützungsmöglichkeiten man noch braucht, um nicht in die Verlegenheit des Schiebens zu kommen.

Und wie lassen sich die kleineren Berge dann bewältigen?

Aufgaben lassen sich immer leichter erledigen, wenn man ein erreichbares Ziel vor Augen hat. Es kann hilfreich sein, sich Leute zu suchen, die den eigenen Tagesablauf begleiten – wie beispielsweise andere Mitstudierende, um eine Art Kontrollfunktion zu erschaffen. Zusammen arbeitet es sich häufig besser. Ratsam ist es auch, sich die Arbeit in 3-Stunden-Blöcke einzuteilen und danach folgt jeweils eine Entspannungsphase – denn niemand kann am Stück 8 Stunden lang voll konzentriert durcharbeiten und das auch noch über einen längeren Zeitraum.  

Uhr und Terminplaner liegen nebeneinander

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Drei kurze Tipps für ein gelungenes Zeitmanagement – welche wären das aus Ihrer Sicht?

  1. Tue als erstes Dinge, die wichtig und dringend sind.
  2. Schließe Dinge ab und plane sie so, dass sie abschließbar sind.
  3. Feier Teilerfolge und das Gefühl, etwas geschafft zu haben. Diese positive Energie nimmt man mit in die neuen Aufgaben.

Das klingt einleuchtend. Der Weg kann manchmal aber recht lang sein. Wie gelingt es einem dabei, sich die Kraft gut einzuteilen?

Aufgaben sollten stets realistisch und terminiert, aber auch attraktiv sein. Wichtig ist es, sich auf seine eigenen Ressourcen zu fokussieren. Und das Können und Wollen spielen eine ganz große Rolle. Will und kann ich nicht – oder kann und will ich nicht? Kontinuierliches Arbeiten verringert die Einzelbelastung. Seelische Streicheleinheiten braucht es dabei natürlich auch. Denn zum Schluss bleibt meist die Frage: Will ich einen Sprint, Trab oder doch lieber einen guten Ausdauerlauf hinlegen, um ans Ziel zu gelangen?

Wenn man mit dem inneren Schweinhund aber immer wieder auf Kriegsfuß steht – was hilft dann?

Es gibt immer einen Grund, warum Dinge nicht getan werden. In der Beratung erlebe ich es oft, dass die Ursache fehlende Motivation ist. Manchmal kommt während eines Gespräches heraus, dass hinter dem Vorhaben der Person der Wille fehlt. Oder es gibt Ängste bezüglich der Zeit nach dem Vorhaben oder man hat Panik vor einem Lehrenden. Manchmal liegen die Ursachen ganz woanders: Man ist erschöpft oder auch eine Depression kann für fehlende Motivation sorgen. Die Gründe sind vielfältig. Der innere Schweinehund weiß sie aber. Dann heißt es: Diese zu erfragen und Bedingungen zu suchen, die einem helfen, um den Prozess wieder in Gang zu bringen und ihn leichter zu gestalten.

Das Studium bringt im Vergleich zur Schule einen großen Gestaltungsspielraum mit sich. Wo liegen dabei Chancen, aber auch Herausforderungen?

Die Freiheit des Studiums hat zwei Seiten. Wann welche Prüfung beispielsweise angemeldet wird, ist dem Studierenden häufig selbst überlassen. Bin ich intrinsisch motiviert, fällt vieles leichter. Die Motivation entspringt dann meinem Inneren und geht konform mit ganz persönlichen Wünschen und Lebenszielen. Deshalb ist es wichtig, folgende Fragen zu klären: Was fasziniert mich am und im Studium? Und wo will ich damit später einmal hin?

Genau diese Fragen sind aber manchmal schwer zu beantworten …

Das stimmt, aber wenn Studierende sich beispielsweise klar machen, was ihnen das Bestehen eines vielleicht unliebsamen Moduls bringt – nämlich genau dieser Vision ein Stück näher zu kommen – dann geht vieles einfacher. Je geringer die Zielmotivation, desto schwerer ist es, ins Machen zu kommen. Das wird noch verstärkt, wenn man mit dem geringsten Aufwand an ein nicht verinnerlichtes Ziel kommen will.

Bleiben wir beim Thema Schule vs. Uni: Worin besteht der größte Unterschied bei der Vorbereitung auf Klausuren?

Bei einer Prüfung am Ende der Vorlesungszeit wird alles abgefragt, was im Semester behandelt worden ist. In der Schule werden regelmäßig Leistungskontrollen durchgeführt und damit werden kleinere Einheiten geprüft. Komplexe Themen im Studium lassen sich aber nicht so aufteilen und sind daher auch nicht in einem Tag lernbar bzw. nachholbar. Deshalb kommt der regelmäßigen Vor- und Nachbereitung von Lehrveranstaltungen eine sehr hohe Bedeutung zu. Wenn ich merke, mir fällt ein Thema schwer, dann muss ich mir mehr Zeit zum Lernen einplanen. Die Lernerfahrungen aus der Schule funktionieren im Studium oft nicht mehr. Das merkt man spätestens, wenn man am Ende der Vorlesungszeit plötzlich drei bis vier große Prüfungen in kurzer Zeit zu absolvieren hat.

Und sollte man dann einfach frühzeitig drauflos lernen oder gibt es gewisse Methoden, die durchaus in der Prüfungsvorbereitung hilfreich sein können?

Das Lernen sollte als Prozess mit spezifischen Lernzielen strukturiert werden. Nur ein Beispiel: Es macht wenig Sinn, zu viele Dinge parallel zu lernen. Besser ist es hier schrittweise vorzugehen. Man nimmt sich eine definierte Zeit für ein Thema und wenn diese vorbei ist, kommt das nächste dran. Wichtig bei der Planung ist es, die Pausen nicht zu vergessen. Und was bereits in der Schule galt: Wer bereits im Unterricht gut aufpasst und vor- und nachbereitet, kann auch in einer Prüfung nur sehr schwer durchfallen.

Und was können Studierende machen, wenn alle Maßnahmen nicht helfen?

Dann kann auch die Ferne zur Aufgabe oder eine mangelnde Studierfähigkeit eine Ursache sein. Wo fehlt mir die richtige Technik und wo bekomme ich diese vermittelt? Warum habe ich keine Motivation? Diese Fragen gilt es zu klären. Eine Beurlaubung ist bei bestimmten Voraussetzungen ebenfalls eine Möglichkeit, um den Druck zu nehmen. Prinzipiell ist es aber wichtig, Antworten auf die Fragen des Lebens zu finden. Kleine Brötchen backen und vorausschauendes Fahren! Dafür muss man aber wissen, wo man hinmöchte. Eine Studienberatung kann hierbei gut helfen.

Zentrale Studienberatung

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