Neuberufene 2022

Rund 30 Berufungsverfahren werden jedes Jahr an der Universität Jena erfolgreich abgeschlossen. Hier finden Sie die Neuberufenen auf einen Blick.

Herzlich Willkommen!

  • Simon Emde

    Denomination: Wirtschaftsinformatik, insb. Business Intelligence

    zuvor: Universität Aarhus (DK)

  • Stefan Flörchinger

    Stefan Flörchinger

    Foto: Jürgen Scheere (Universität Jena)

    „Es geht um das fundamentale Verständnis der Natur“ – so beschreibt Prof. Dr. Stefan Flörchinger sein Forschungs- und Tätigkeitsfeld. Er ist neuer Professor für Theoretische Physik und Quantenfeldtheorie am Theoretisch-Physikalischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Als theoretischer Physiker geht es ihm im Kern darum, physikalische Gesetze auf fundamentalster Ebene zu verstehen und weiterzuentwickeln.

    Quantenfeldtheorien sind der Unterbau verschiedener anderer physikalischer Theorien. Einerseits lässt sich Materie damit beschreiben, also das Verhalten und Zusammenspiel von z. B. Elektronen oder Atomen, wie etwa in der Chemie, andererseits auch elektromagnetische Wellen, wie etwa Licht. „Konkret beschäftige ich mich mit dem Zusammenhang von verschiedenen physikalischen Aspekten, z. B. damit, wie die Quantenfeldtheorie und die Informationstheorie zusammenhängen“, erklärt Flörchinger. Gemeinsam mit seinen Kolleginnen und Kollegen untersucht er außerdem, wie verschiedene physikalische Gesetze auseinander hervorgehen und wie sie zusammenhängen. Weitere Schwerpunkte seiner Forschung sind die Kosmologie (die Beschreibung des Universums als Ganzes), die Fluiddynamik (das Strömungsverhalten von Flüssigkeiten), Hochenergie-Atomkernkollisionen oder ultrakalte Quantenflüssigkeiten, bei denen Quanteneffekte aufgrund der Temperatur eine Rolle spielen.

    Mein Fachbereich verbindet die verschiedenen Themenfelder der Physik. Aber er ist auch interdisziplinär aufgestellt, denn so sind viele Theorien beispielsweise für die Mathematik ebenfalls interessant“, sagt Stefan Flörchinger. Besonders motiviert ihn an seiner Arbeit die Freiheit, die er als Theoretiker hat. Einerseits könne er sich seine Forschungsthemen frei auswählen, andererseits sei es auch eine Aufgabe, die Ergebnisse und Themen anderer Forschender einzuordnen, sie miteinander zu verbinden und eine Synthese daraus zu schaffen. „Hauptamtlich beschäftigen wir uns mit Ideen und versuchen, die tragenden Ideen von den weniger erfolgversprechenden zu separieren. Dabei kann man sich ausprobieren, kreativ sein und ein Stück der Natur erklären.“ Seine eigenen Ideen und seine Inspiration entwickelt der Physiker vor allem im Gespräch mit seinen Kolleginnen und Kollegen in Jena, aber auch beim Austausch mit Fachkollegen bei internationalen Workshops und Konferenzen. Sein breit aufgestelltes Forschungsfeld hilft ihm zusätzlich dabei, seine Arbeit aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.

    Bereits zu Schulzeiten weckte ein Lehrer seinen Entdeckergeist. Dieser erklärte ihm, dass etwa in den Naturwissenschaften noch nicht alles entdeckt sei. Aus diesen Lücken schöpft Stefan Flörchinger seitdem seine Motivation. „Mit intellektueller Kraft können wir Zusammenhänge aufdecken und dadurch Phänomene oder Bereiche der Natur beschreiben und erklären“, sagt der 40-jährige. Dies will er auch seinen Studierenden in der Vorlesung zur Quantenfeldtheorie vermitteln.

    Besonders angetan ist der Physiker von der digitalen Entwicklung an der Universität Jena. „Ich habe den Eindruck, dass die digitale Lehre hier in Jena ernster genommen wird als andernorts. Es herrscht große Offenheit, Neues auszuprobieren.“ Flörchinger möchte sich dabei engagieren und mitwirken. Erste Ideen hat er dafür bereits: Studierende sollen bei der digitalen Umsetzung und Gestaltung von Vorlesungen mit planen. „Studierende wissen am besten, was für sie gut funktioniert und was nicht.“ Damit will Stefan Flörchinger seine Studierenden in die Lehre einbinden und ihnen Entscheidungsfreiraum geben. Zugleich soll das Angebot denjenigen helfen, die später selbst in die Lehre gehen möchten.

    Kaum in Jena angekommen und eingelebt, kümmerte sich Flörchinger direkt um die Umsetzung seiner Idee. Es soll ein „Akademisches Atelier“ entstehen – eine Werkstatt zur Erstellung digitalen Lehr- und Lerninhalte. Davon sollen neben Physik- und anderen MINT-Studierenden mittelfristig auch Studierende weiterer Fachrichtungen und Lehrkräfte an Schulen profitieren. Gleichzeitig dient das Atelier als Entwicklungsplattform, um neueste Technologien auszuprobieren und weiterzuentwickeln. Der Stifterverband und das Land Thüringen unterstützen ihn beim Aufbau seines „Akademischen Ateliers“ mit einem kürzlich vergebenen „Fellowship für Innovationen in der digitalen Hochschullehre“. Die Fellowships werden vom Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft und dem Stifterverband vergeben und unterstützen ausgewählte Projekte mit bis zu 50.000 Euro.

    Stefan Flörchinger wurde in Friedrichshafen geboren und studierte Physik an der Universität in Heidelberg und der University of Cambridge in England. Seine Promotion zum Thema „Funktionale Renormierung und ultrakalte Quantengase“ schloss er 2009 in Heidelberg mit summa cum laude ab. 2012 erhielt er ein Forschungsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und war anschließend Research Fellow am CERN in der Schweiz. 2018 habilitierte sich Flörchinger an der Universität Heidelberg. Vor seinem Wechsel nach Jena war Flörchinger dort als Privatdozent tätig und leitete eine Arbeitsgruppe in der Theoretischen Physik.

    Vivien Busse

  • Matthias Hagen

    Matthias Hagen

    Foto: Anne Günther (Universität Jena)

    Etwas im Web zu suchen, gehört für die meisten zum Alltag. Doch welche Fragen werden den Suchmaschinen gestellt? Und wie gut sind die Antworten? Damit beschäftigen sich Matthias Hagen und seine Arbeitsgruppe. Der 43-jährige gebürtige Ilmenauer forscht als neu berufener Professor für Datenbanken und Informationssysteme an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Hagen sagt, dass Suchmaschinen zwar in vielen Fällen schnell und unkompliziert helfen: „Aber wir können die Suchergebnisse in bestimmten Szenarien schon oft noch verbessern!


    Auf viele Anfragen liefern die großen Suchmaschinen heutzutage sehr kurze direkte Antworten, die dann jedoch oft nicht alle verfügbaren Fakten, Meinungen und Argumente berücksichtigen“, sagt Prof. Hagen. Im Zusammenhang mit vergleichenden Suchanfragen (etwa: Sind Katzen oder Hunde die „besseren“ Haustiere?) beschäftigt er sich seit 2018 in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt mit Antworten auf Fragen, für die Menschen eher nach Erklärungen und Argumenten suchen, statt einzelner Behauptungen. Unter dem Titel „Beantwortung von vergleichenden Fragen mit Argumenten“ geht es darum, das Web als Wissensquelle zu komplexen Vergleichen nutzbar zu machen. Eine der benutzten Datenquellen ist Yahoo! Answers, eine Sammlung von 170 Millionen Fragen und Antworten von Nutzern des Dienstes. „Beliebig“ dürfen die Antworten jedoch nicht sein, etwa wenn es um medizinische Sachverhalte geht. „Bei Fragen zur Wirksamkeit von Hausmitteln oder zu Diagnosen bei bestimmten Symptomen zeigen Suchmaschinen oft verwirrende oder falsche Ergebnisse ohne ein Wort der Warnung“, sagt Matthias Hagen. Bei falschen Antworten wird dann natürlich auch die Frage nach der Verantwortung wichtig.

    Zugriff auf sehr große, mehrere Petabytes umfassende Webdaten hat Matthias Hagen zusammen mit seinen Kollegen Martin Potthast aus Leipzig und Benno Stein aus Weimar durch eine Kooperation mit dem Internet Archive, das die Wayback Machine betreibt. Aktuell entwickeln Matthias Hagen und seine Kollegen basierend auf diesen Webdaten Technologien zur Beantwortung von Fragen nach kausalen Zusammenhängen. Bei Fragen nach Ursachen ist eine einfache Ja/Nein-Antwort nicht ausreichend, viele Menschen sind an einer Begründung interessiert. „Wir wollen daher das sorgfältige Abwägen von allen Gesichtspunkten gerade bei Antworten auf diffizile Fragen berücksichtigen“, sagt Prof. Hagen. Außerdem geht es darum, Rückkopplungen in die Daten des Internet Archive herzustellen, um darin „verschüttetes Wissen“ der letzten 30 Jahre freizulegen, wie Matthias Hagen es nennt.   

    Matthias Hagen stammt aus Ilmenau und hat in Jena Informatik studiert. „Der Mathe- und Informatikunterricht an meiner Schule hat mich für diese Fächer begeistert“, sagt er. Dass schon sein Vater in Jena Mathematik studiert hat, sei aber nicht der ausschlaggebende Grund gewesen, sich für die Friedrich-Schiller-Universität zu entscheiden. Auch seine Promotion verfasste Matthias Hagen in Jena. In der Arbeit „Algorithmic and Computational Complexity Issues of MONET“ beschäftigte er sich aus Sicht der theoretischen Informatik mit einem der Probleme, für das Informatiker noch nicht wissen, ob es für Computer leicht oder schwer lösbar ist. Praxisnäher arbeiteten da schon zwei Nachwuchsforschergruppen zur Analyse von sehr großen Datenmengen, die Matthias Hagen von 2008 bis 2018 an der Bauhaus-Universität Weimar geleitet hat. Vor seinem Wechsel nach Jena war Matthias Hagen seit 2018 Professor für „Big Data Analytics“ an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

    Matthias Hagen wohnt seit 23 Jahren in Jena, ist verheiratet und hat vier Kinder; das jüngste ist fünf Jahre alt. Für sein Hobby Schachspielen findet er momentan kaum mehr Zeit. Gern ist der 43-Jährige auf längeren Spaziergängen oder Radtouren in der Jenaer Umgebung unterwegs und bringt dabei hin und wieder einen kleinen Fossilienfund von den Muschelkalkhängen mit nach Hause.

    Stephan Laudien

  • Tobias Lange

    Tobias Lange

    Foto: Michael Szabó/UKJ

    Das Bild von Studierenden in der Anatomievorlesung oder im Präparierkurs steht häufig symbolisch für das Thema Medizinstudium, weil die Anatomie als das zentrale Grundlagenfach in der ärztlichen Ausbildung gilt. Gleich in den ersten Semestern vermittelt es Aufbau und Struktur der Organe und Gewebe im menschlichen Körper. „Zugleich geben wir den Studierenden mit einem systematisch aufgebauten Anatomieunterricht eine wichtige Orientierung, die vor allem im ersten Studienabschnitt, aber auch später noch sehr hilfreich ist“, sagt Prof. Dr. Dr. Tobias Lange. Der 38-jährige Anatom ist zum W3-Professor an der Friedrich-Schiller-Universität ernannt worden und gleichzeitig zum Direktor des Instituts für Anatomie I am Universitätsklinikum Jena. Er bringt von der Universität Hamburg vielfältige Lehrerfahrungen sowohl im Regelstudiengang als auch im Modellstudiengang Medizin mit, die er in der Weiterentwicklung der anatomischen Lehre in Jena einbringen möchte.

    Den klassischen Präparationskurs sieht er als einen wichtigen Bestandteil davon an, der durch digitale Angebote wie z. B. virtuelle 3D-Modelle sinnvoll ergänzt, aber nicht komplett ersetzt werden kann. Tobias Lange: „Die Studierenden lernen hier ja nicht nur Lage und Beschaffenheit von anatomischen Strukturen, sondern erfahren insbesondere die Individualität der Körperspender. Dieses Wissen um die menschliche Individualität ist später eine wichtige Grundlage ärztlichen Handelns." Ebenso möchte Prof. Lange durch die Vermittlung ausgewählter anatomischer Lehrinhalte im Zusammenhang klinischer Themen zu einer besseren Verzahnung der Fächer im Studienverlauf beitragen.

    Im Mittelpunkt der Forschungsarbeit von Tobias Lange stehen weniger klassisch-anatomische Themen: Er beschäftigt sich mit der Zellbiologie solider Tumore und studiert die Mechanismen der Metastasierung. „Wir interessieren uns für die Bedingungen, unter denen sich Krebszellen von einem Tumor spontan ablösen können und unter welchen Voraussetzungen sie sich an andere Gewebe anheften können, um dort neue Tumorstrukturen aufzubauen“, so Prof. Lange. Weil solche komplexen Mechanismen derzeit nur im gesamten Organismus beobachtet werden können, forscht seine Arbeitsgruppe auch an Mäusen mit humanen Tumoren. Im Rahmen eines DFG-Schwerpunktprogrammes untersucht sie beispielsweise, wie Prostatakarzinomzellen Knochenmetastasen entwickeln. Diese Grundlagenforschung mit konkretem klinischen Anwendungspotenzial fügt sich bestens in das wissenschaftliche Programm des onkologischen Spitzenzentrums, das die Unikliniken in Leipzig und Jena in Mitteldeutschland etablieren.

    Tobias Lange stammt aus Brandenburg und hat in Hamburg studiert. In seiner medizinischen Doktorarbeit untersuchte er die Entzündungsreaktion auf Knochenersatzpartikel. Ein naturwissenschaftliches Aufbaustudium schloss er mit einer Promotion über die spontane Metastasierung von Prostatakarzinomzellen ab. Am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf absolvierte er die Ausbildung zum Facharzt für Anatomie. Nach einer Juniorprofessur für Translationale Krebsforschung am Zentrum für Experimentelle Medizin hatte er zuletzt eine W2-Professur für Anatomie in Hamburg inne.

    An seinem neuen Jenaer Institut richtet Professor Lange nun die Labore für die Fortführung seiner Forschungsarbeiten ein und arbeitet mit dem gut eingespielten Lehrteam an der Vorbereitung des neuen Semesters. 

    Dr. Uta von der Gönna

  • Irina Lock

    Irina Lock

    Foto: Anne Günther (Universität Jena)

    Das Thema Nachhaltigkeit bestimmt heute viele öffentliche Debatten. Kaum eine politische Agenda kommt ohne es aus, aber auch für Unternehmen spielen Nachhaltigkeitsaspekte inzwischen eine zentrale Rolle. Doch wie definieren öffentliche und private Organisationen ihre gesellschaftliche Verantwortung im Hinblick auf Nachhaltigkeit? Wie kommunizieren sie darüber und als wie glaubwürdig wird das von der Öffentlichkeit wahrgenommen? Das sind Fragen, auf die Prof. Dr. Irina Lock in ihrer Forschungsarbeit Antworten sucht. Die 37-Jährige ist vor kurzem zur Professorin für Kommunikationswissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit dem Schwerpunkt strategische Kommunikation ernannt worden und zu Semesterbeginn von der Universität Amsterdam nach Jena gewechselt.

    Irina Lock interessiert sich vor allem für digitale Kommunikationsräume und die Möglichkeiten, die diese für Organisationen und Unternehmen bieten. Dabei gehe es nicht nur um mediale Diskurse, sondern auch um politische Prozesse. „Seit es moderne Demokratien gibt, betreiben Organisationen Lobbying, um ihre Interessen in den Meinungsbildungsprozess einfließen zu lassen und so beispielsweise auf Gesetzesvorhaben oder regulatorische Maßnahmen einzuwirken“, macht Irina Lock deutlich.

    Bei strategischer Kommunikation stehe dabei immer auch die Frage im Raum, welche Informationen gerade nicht geteilt, sondern gezielt zurückgehalten werden, um die öffentliche Aufmerksamkeit auf andere Themen zu lenken. „Auch das ist ein zentraler Teil von Kommunikation“, sagt Irina Lock. Und genau in diesem Spannungsfeld entstehe Glaubwürdigkeit – oder das Gegenteil davon. Es gebe viele Beispiele, wo Unternehmen mit ökologischen Versprechen versuchen, von ihrer gesellschaftlichen Verantwortung abzulenken. „Etwa in der Nahrungsmittelindustrie, wenn ein Unternehmen, das Softdrinks verkauft, seine Nachhaltigkeit betont, indem es weniger Müll produziert, um die öffentliche Debatte davon abzulenken, dass zuckerhaltige Getränke ein enormes gesundheitliches Problem für die Konsumentinnen und Konsumenten darstellen.“

    Für die Rolle von Unternehmen in der Gesellschaft und ihr Einflusspotenzial hat sich Irina Lock bereits nach ihrem Masterstudium in Corporate Communication an der Università della Svizzera italiana in Lugano interessiert. Dort hat sie auch ihre Promotion zum Thema „The credibility of Corporate Social Responsibility communication” verfasst und wurde 2015 promoviert. Anschließend arbeitete sie am Institut für Marketing und Kommunikationsmanagement der Uni Lugano als Postdoc, bis sie 2017 an die Amsterdam School of Communication Research der Universität Amsterdam berufen wurde.

    Für den Wechsel an die Uni Jena waren für sie vor allem die Kooperationsmöglichkeiten am Institut für Kommunikationswissenschaft und der enge Kontakt mit den Studierenden ausschlaggebend. Gemeinsam mit ihren Fachkolleginnen und -kollegen will sie in den kommenden Jahren die öffentliche, digitale Kommunikation zu großen gesellschaftlichen Themen in den Blick nehmen und dabei fachübergreifend Perspektiven eröffnen und neuartige Methoden, zum Beispiel zur Analyse von Bildern, weiterentwickeln. Von einer solch breit aufgestellten Kommunikationsforschung am Jenaer Institut werden auch die Studierenden profitieren: Bereits im aktuellen Semester bietet Prof. Lock sowohl für Bachelor- als auch Masterstudiengänge englischsprachige Lehrveranstaltungen an.

    Ute Schönfelder

  • Nils Opel

    Nils Opel

    Foto: Michael Szabó/UKJ

    Im Vergleich zu anderen medizinischen Disziplinen wissen wir in der Psychiatrie noch viel zu wenig darüber, ob, wie und warum unsere Therapien wirken“, sagt Prof. Dr. Nils Opel. Der 33-jährige Psychiater und Psychotherapeut hat seit Februar die neu eingerichtete Professur für Translationale Psychiatrie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena inne. Opel ist Experte für das Wechselspiel von Depressionen mit körperlichen Veränderungen wie Übergewicht oder Entzündungen und für die individualisierte Behandlung von therapieresistenten Depressionen. Als leitender Oberarzt baut er an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie einen neuen Forschungsbereich zur Untersuchung von neurobiologischen Grundlagen psychischer Erkrankungen auf, die mit starken Stimmungsveränderungen verbunden sind. „Wir wollen die Ausbildung solcher affektiven Störungen, zu denen Depressionen und Manien zählen, anhand von MRT-Bildgebungstechniken der Hirnstruktur und -funktion, von klinischen und auch molekularbiologischen Daten analysieren. Dabei suchen wir nach Parametern, die die Erstellung eines individuellen Risikoprofils für die Erkrankung erlauben.

    An diesem kann perspektivisch dann die Behandlung ausgerichtet werden, für die sehr verschiedene Methoden, wie Neurostimulationsverfahren, medikamentöse Behandlung und psychotherapeutische Interventionen, zur Verfügung stehen. Die Erfassung und Verfolgung geeigneter neurobiologischer Marker zu Beginn der Behandlung könnte auch eine Vorhersage ermöglichen, ob die angewandte Therapieform für einen bestimmten Patienten eine Verbesserung bringen kann oder auf welche andere Therapie gewechselt werden sollte. Für seine Forschung nutzt Nils Opel auch klinische Routinedaten und über spezielle mobile Apps erhobene Daten, die mit Algorithmen des maschinellen Lernens ausgewertet werden können.

    Bereits während seines Medizinstudiums in Münster arbeitete Nils Opel in einer psychiatrischen Forschungsgruppe und fertigte hier seine Dissertation über die Auswirkungen traumatischer Kindheitserlebnisse auf die Hirnstruktur an, die mit einem Promotionspreis ausgezeichnet wurde. Nach Abschluss des Medizinstudiums studierte er zusätzlich Psychologie und arbeitete als Gastwissenschaftler an der Universität im australischen Adelaide. Zuletzt leitete er eine eigene Nachwuchsforschungsgruppe an der Klinik für Psychische Gesundheit in Münster. In der Lehre engagierte er sich sowohl in der Psychiatrieausbildung der Medizinstudierenden, als auch in der Psychotherapeutenausbildung.

    Mit seinem Forschungsprofil fügt sich Professor Opel bestens ein in den entstehenden mitteldeutschen Standort des Deutschen Zentrums für Psychische Gesundheit, der in Jena koordiniert wird. „Wir freuen uns, dass wir mit Nils Opel einen ebenso forschungsstarken wie klinisch renommierten Arzt und Neurowissenschaftler für Jena gewinnen konnten. Er wird bei Aufbau und Profilierung unseres Zentrums eine wichtige Unterstützung sein“, betont Prof. Dr. Martin Walter, Sprecher des „Center for Intervention and Research on adaptive and maladaptive brain Circuits underlying mental health – CIRC“ und Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Jenaer Uniklinikum. Großen Wert legt Nils Opel darauf, dass seine Forschungsergebnisse für verbesserte präventive, diagnostische und therapeutische Maßnahmen nutzbar sind. „Unser Ziel ist es besser abschätzen zu können, wie erfolgreich eine einzelne Maßnahme zur Linderung der Symptome für konkreten Patienten sein wird. Auf diese Weise wollen wir zu einer individualisierten Behandlung in der Psychiatrie beitragen.

     

    Uta von der Gönna

  • Alejandro Rodiles Bréton

    Denomination: Internationales Recht

    zuvor: Instituto Tecnológico Autónomo de Mexico (MEX)

  • Markus Roth

    Markus Roth

    Foto: Anne Günther (Universität Jena)

    So wie die Erde um die Sonne kreist, so kreist das wissenschaftliche Interesse von Prof. Dr. Markus Roth um unser Zentralgestirn. „Wir wissen schon vieles über die Sonne, haben jedoch noch eine Menge offener Fragen“, sagt Markus Roth. Als neuer Professor für Astronomie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und Direktor der Landes­sternwarte in Tautenburg möchte der 49-jährige Astrophysiker seinen Beitrag leisten, diese offenen Fragen zu beantworten.

    Im Mittel ist die Sonne knapp 150 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Das klingt gewaltig, ist aber für kosmische Dimensionen recht nah. Entsprechend groß ist der Einfluss der Sonne auf unseren Planeten. Wenn sich beispielsweise das Magnetfeld der Sonne umpolt, was alle elf Jahre geschieht, entstehen Sonnenflecken, die sogenannte Sonnen­stürme auslösen können. „Starke Sonnenstürme verursachen massive Störungen auf der Erde, legen etwa das Telekommunikationsnetz lahm oder können sogar Satelliten abstürzen lassen“, sagt Markus Roth. Wünschenswert sei es deshalb, Sonnenstürme möglichst präzise vorhersagen zu können. Dafür werden kontinuierliche Messreihen benötigt. Einen Beitrag dazu soll künftig die Landessternwarte in Tautenburg leisten. „Wir werden zudem ein Sonnen­labor an der Sternwarte etablieren“, sagt Markus Roth. Ziel sei es, neue Erkenntnisse in der Sonnenseismologie zu gewinnen. Dabei werde die Suche nach Exoplaneten bei anderen Sternen selbstverständlich fortgeführt.

    Ähnlich wie Erdbebenforscher erkunden Sonnenseismologen den Sternenaufbau mit Hilfe von Schallwellen. Ist doch die Sonne keineswegs stumm: Seit den 1960er Jahren ist bekannt, dass auf der Sonne Schallwellen entstehen, wenn heiße Materie aus dem Inneren der Sonne an die Oberfläche aufsteigt und dabei an Energie verliert. Gleichzeitig hebt sich die Sonnen­oberfläche dadurch um etwa einen Kilometer an – diese Sonnenbeben lassen den Stern gleichsam pulsieren. „Es gibt Schallwellen, die verklingen und solche, die sich aufschaukeln, doch wegen des Vakuums zwischen Erde und Sonne können wir nichts davon hören“, sagt Prof. Roth. Die Wissenschaftler werten stattdessen die Spektral- oder Fraunhoferschen Linien aus. Das war schon Thema der Promotion von Markus Roth. Die Arbeit trug den Titel „Störungstheorie akustischer Wellen in der Sonne“ und entstand 1999-2002, u. a. während mehrerer Forschungsaufenthalte in den Vereinigten Staaten.   

    Den Wert wissenschaftlicher Kooperation hat Markus Roth durch zahlreiche Projekte zu schätzen gelernt, an denen er beteiligt war. Dazu gehören die Kepler-Mission der NASA, die französische CoRoT-Mission und das Projekt „SOLARNET“ mit über 30 europäischen Partnern. „Schön wäre ein weltweites Netz von Forschungsstationen für die Sonnenbe­obachtung“, sagt Prof. Roth. Eine neue Forschungsgruppe in Jena könnte darin eingebunden sein.

    Wie Markus Roth sagt, wurde sein Interesse für die Physik schon früh geweckt. Sendungen wie „Die Sendung mit der Maus“ oder „Löwenzahn“ mit Peter Lustig begeisterten ihn schon im Grundschulalter. Später waren Physik, Mathe und Chemie die Lieblingsfächer. Der Wunsch, sich „mit den großen Fragen der Menschheit“ zu beschäftigen, führte zum Studium der Physik. Aufgewachsen in Rust am Rhein, studierte Markus Roth Physik in Freiburg/Br. auf Diplom. Erste wissenschaftliche Heimat wurde das dortige Kiepenheuer-Institut für Sonnen­physik, heute ein Leibniz-Institut. Außerdem arbeitete er u. a. in Tucson (Arizona) und in Katlenburg bei Göttingen. Der Wechsel nach Jena sei ihm leichtgefallen, sagt Markus Roth. Kontakte zu Kollegen in Jena gebe es schon lange, zudem habe er im Schauinsland-Obser­vatorium bei Oberried durch einen Zeiss-Refraktor in den Himmel geschaut. Noch leben Roths Frau und die drei Kinder in Freiburg. Kennengelernt hat sich das Paar beim Tanzen, doch mit drei Kindern bleibt dafür aktuell nur wenig Zeit.   

     

    Stephan Laudien

  • Roland Schäfer

    Roland Schäfer

    Foto: Anne Günther (Universität Jena)

    Die menschliche Sprache lässt sich im Prinzip als System von Symbolen beschreiben: ein System mit einer Logik, die sich in der Grammatik manifestiert. Dabei könne das menschliche Gehirn Sprache gar nicht wie ein Computer unmittelbar als Symbolsystem verarbeiten, sagt Dr. Roland Schäfer. Der 49-jährige gebürtige Düsseldorfer ist neuer Professor für Linguistik mit Schwerpunkt Grammatik und Lexikon an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Schäfer verbindet in seiner Arbeit die Forschung am „System Sprache“ mit der übergeordneten Frage, was Sprache eigentlich ist. 

    Die Neurowissenschaften zeigen uns, dass unser Gehirn so nicht funktioniert“, sagt Roland Schäfer. Das Gehirn sei als Netzwerk aufgebaut, nicht als Logikmaschine, bei der nur der richtige Schalter umgelegt werden muss und immer ein eindeutiges Ergebnis herauskommt. Die klassische Linguistik des zwanzigsten Jahrhunderts –  zum Beispiel die Generative Grammatik Noam Chomskys –  beschreibe Sprache allerdings mit diskreten Formalismen, die nicht zur Funktionsweise des menschlichen Gehirns und nicht zum beobachtbaren Sprachgebrauch passen. „Die Klärung der Frage, was Sprache wirklich ist, bleibt daher eine Herausforderung für die Linguistik“, konstatiert Schäfer.

    In seiner täglichen Arbeit befasst er sich unter anderem mit Zweifelsfällen der Sprache, etwa wenn Dativ und Genitiv parallel verwendet werden. Mit Hilfe von Analysen großer Datenmengen (Korpora) und Experimenten soll herausgefunden werden, unter welchen Bedingungen sich Sprecher für Variante A oder Variante B entscheiden, um auf die kognitiven Mechanismen hinter der Sprachproduktion zu schließen. Dabei gehe es also nicht um „richtig“ oder „falsch“, sondern vielmehr um den realen Sprachgebrauch und seine Einflüsse, erläutert Roland Schäfer. Um neben der Beantwortung der theoretischen Forschungsfragen auch eine Norm zu etablieren, sei es notwendig, aus diesem Sprachgebrauch so etwas wie Konsensformen zu extrahieren. Auch wenn viele Linguisten die Beschäftigung mit sprachlichen Normen ablehnen, sieht Schäfer es als eine wichtige Nebenaufgabe seines Fachs an, an dieser Konsensfindung mit seinen empirischen Methoden, aber im Rahmen der großen Tradition der Grammatikschreibung des Deutschen mitzuwirken. Als Instanz nennt Roland Schäfer den Linguisten Peter Eisenberg und dessen „Grundriss der deutschen Grammatik“. Eisenbergs Grammatik vereine auf einzigartige Weise die Beschreibung sprachlicher Phänomene mit einer theoretisch fundierten Einordnung. Im Übrigen seien die so entstehenden Normen nicht zementiert, sie unterliegen ständiger Veränderung – Stichwort Sprachwandel. Schäfer kooperiert unter anderem mit dem Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim.

    Roland Schäfer studierte zunächst Japanologie und Sinologie in Marburg, wechselte dann zu Indogermanistik und Allgemeiner Sprachwissenschaft. In Göttingen folgte ein Promotionsstudium in Theoretischer Sprachwissenschaft mit einem Abschluss in Anglistik. Die Arbeit „Arguments and Adjuncts at the Syntax-Semantics Interface“ wurde 2008 mit summa cum laude bewertet. Danach ging er an die FU Berlin und machte Abstecher z. B. an die Universität Göteborg. Die HU Berlin erteilte ihm schließlich 2019 für die Habilitationsschrift „Probabilistic German Morphosyntax“ die doppelte Lehrbefähigung für Allgemeine Sprachwissenschaft und Germanistische Linguistik.

    Roland Schäfer ist verheiratet und wohnt in einer Kleinstadt in Thüringen. Eine großzügige Wohnung bietet ihm genügend Raum für sein Hobby: Er restauriert Bürocomputer aus den 1970er und 1980er Jahren. Am Anfang standen die grundsätzliche Begeisterung für Schaltkreise und das Komponieren elektronischer Musik; beides schon als Schüler. Später habe er HiFi-Komponenten repariert und nun eben ausrangierte Büromaschinen. Es sei eine große Freude und ein erfrischender Kontrast zur wissenschaftlichen Arbeit, das Zusammenspiel der Elemente komplexer Schaltungen zu verstehen und die betagten Maschinen wieder zum Laufen zu bringen.

    Stephan Laudien

  • Frank Weigelt

    Frank Weigelt

    Foto: Anne Günther (Universität Jena)

    Oberflächlich betrachtet scheint die arabische Welt ein homogener Raum zu sein, doch näher betrachtet erweist sich dieser Eindruck als Chimäre. Da gibt es Länder wie Katar, die unermesslich reich sind und bitterarme Staaten wie den Jemen. Als ebenso vielfältig stellt sich das Arabische heraus; eine Sprache, die zahlreiche Dialekte kennt und als Hochsprache eher theoretisch existiert. „Die Sprache ist der Schlüssel zur Kultur“, sagt Prof. Dr. Frank Weigelt. Der 47-jährige gebürtige Oldenburger ist neuer Professor für Arabistik mit dem Schwerpunkt für Klassisches Arabisch an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

    Für Frank Weigelt steht die arabische Sprache im Fokus, wobei er Hochsprache und Dialekte gleichermaßen in seine Arbeit einbezieht. In der ganzen arabischen Welt verstanden werden das syrische und das ägyptische Arabisch, die sich vor allem durch Fernsehen und Popmusik verbreiten. Die Vermittlung von Sprachkenntnissen sei ein wichtiger Teil seiner Arbeit, sagt Frank Weigelt. Darüber hinaus möchte er gern die Chancen nutzen, die sich an der Universität Jena über Fachgrenzen hinweg bieten: „Mein Anliegen ist es, über die Grenzen der Disziplinen hinweg die Fäden zusammenzuführen.“ Spannende Überschneidungen gebe es etwa mit der Theologie, der Philosophie und der Interkulturellen Wirtschaftskommunikation. Ohne die Religion sei die arabische Welt kaum zu verstehen, so Frank Weigelt: „Der Islam wird meist als verbindende Klammer angesehen.“ Doch den einen Islam gebe es nicht. Zwar sei beispielsweise die Alltagssprache tief mit religiösen Formeln durchdrungen, doch spiegele das keineswegs immer die tatsächliche Religiosität der Sprecher wider. Oft sei kaum auszumachen, in welchen Aspekten die Religion die arabische Kultur prägt, und wo es wiederum die Kultur ist, die auf die Religion einwirkt. Hinzu komme, dass trotz großer Glaubensunterschiede Muslime und Christen in der arabischen Welt vielfach die gleichen religiösen Wendungen gebrauchen. „Die Religion, egal welcher Art, ist ganz selbstverständlich vorhanden, das ist ein großer Unterschied zu unserer Situation in Europa“, so Weigelt.

    Die starken Überschneidungen von Islam und Christentum seien ihm schon während der Arbeit an seiner Dissertation bewusst geworden, sagt Prof. Weigelt. Die Arbeit über einen arabischen Kommentar zu einem Bibeltext hat er im norwegischen Bergen fertiggestellt. „Muslime, Juden und Christen haben sich im Mittelalter intensiv miteinander befasst. Die Brücke war die arabische Sprache. So hatten die Gelehrten über die Religionsgrenzen hinweg alle an einer gemeinsamen Kultur teil“, sagt Frank Weigelt

    Studiert hat Frank Weigelt zunächst Theologie in Bethel bei Bielefeld. Sein Hebräisch-Unterricht weckte das Interesse an Sprachen. Von Bethel aus ging es für ein Jahr nach Jerusalem, wo Weigelt Neuhebräisch lernte. Nächste Station war Leipzig, ein Magisterstudium in Arabistik. Danach ging es an die Freie Universität Berlin als Assistent für semitische Sprachen und zudem als Dolmetscher für das Goethe-Institut. Davor lebte Frank Weigelt ein Jahr in Damaskus, wo er begann, den syrischen Dialekt des Arabischen zu lernen. Den Feinschliff gaben später syrische Flüchtlinge in Deutschland. Über die Stationen Bergen (Norwegen) und Halle/Saale kam Frank Weigelt schließlich als wissenschaftlicher Mitarbeiter nach Marburg und wechselte dann an die Friedrich-Schiller-Universität.

    Aktuell arbeitet Frank Weigelt an einer Studie zur arabischen Höflichkeit. Viel stärker als das Deutsche sei die arabische Umgangssprache von Redewendungen und Höflichkeitsfloskeln geprägt, ohne die es unmöglich ist, angemessen zu kommunizieren. Dabei gehe es nicht nur darum, die sprachlichen Mittel zu beherrschen, sondern auch die kulturellen Konzepte zu verstehen, die dahinterstehen. Darüber hinaus arbeitet er mit der Forschungsbibliothek Gotha zusammen, wo er in einem gemeinsamen Projekt eine Sammlung von arabischen Briefen aus dem 18. Jahrhundert untersuchen möchte.

    Jena selbst gefalle ihm, sagt Frank Weigelt, die Menschen seien freundlich. Und er hofft, hier Zeit für sein Hobby zu haben: Weigelt sammelt mechanische Schreibmaschinen mit exotischen Schriften. Das Prunkstück seiner Sammlung ist ein indisches Modell mit Hindi-Tastenfeld. Auch sonst setzt er auf analoge Technik. Alte Filme im 16mm-Format führt er in seinem privaten Filmclub vor.

    Stephan Laudien

  • Nicolas Zacharias

    Nicolas Zacharias

    Foto: Jens Meyer (Universität Jena)

    Auf den ersten Blick haben Forschungsthemen, die sich mit Online-Rezensionen, Gen-Daten oder der Zusammenarbeit von etablierten Unternehmen mit Start-Ups befassen, wenig miteinander gemeinsam. Doch Prof. Dr. Nicolas Zacharias von der Friedrich-Schiller-Universität Jena beschäftigt sich mit all diesen Themenkomplexen gleichermaßen. „Jede einzelne Forschungsarbeit fasziniert mich aus den unterschiedlichsten Gründen, da gibt es nicht nur das eine Herzensprojekt“, unterstreicht der neue Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Marketing.

    Die Interessen von Nicolas Zacharias waren schon immer vielfältig. Zu seiner Leidenschaft für Zahlen und Berechnungen, die sich in seinen Leistungskursen Mathematik und Physik niederschlugen, kam die Begeisterung für Baukästen jeglicher Art. „Das große Ziel war es, Maschinenbau zu studieren“, erzählt der gebürtige Frankfurter. Sein Wirtschaftsingenieur-Studium an der TU Darmstadt vereinte dann den Wunsch vom Maschinenbau mit dem wirtschaftswissenschaftlichen Aspekt, der Zacharias bis heute beschäftigt. „Meine jetzige Professur bildet die Schnittstelle zwischen den Bereichen Marketing und Technologie- bzw. Innovationsmanagement und passt sich immer wieder den sich stets verändernden wirtschaftlichen Gegebenheiten an“, erklärt der 41-jährige Wissenschaftler.

    Jena ist für ihn besonders spannend, da er hier durch den dynamischen Mittelstand nicht nur Basisforschung über Unternehmen betreiben, sondern auch Transferprojekte durchführen kann. Zusätzlich hat ihn der gute Ruf der Uni Jena und das breit aufgestellte Kollegium in der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät gereizt, welches ihm einen regen Austausch über Neuerungen und Verbesserungen in der Forschung sowie der Lehre ermöglicht.

    Neben einem Forschungsprojekt, bei dem sich Prof. Zacharias mit den Auswirkungen von Gen-Daten und charakterlichen Eigenschaften von Personen auf unterschiedlichen Positionen in einem Unternehmen beschäftigt, erforscht er unter anderem den Einfluss von Online-Rezensionen auf das Kaufverhalten von Kunden. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit liegt aktuell auf dem sogenannten Sustainable-Marketing, da die Nachhaltigkeit in beinahe jedem Unternehmen mittlerweile eine entscheidende Rolle spielt. „Das typische Greenwashing sollte natürlich vermieden werden, so dass Innovationen auch wirklich dem Aspekt der Nachhaltigkeit dienen. Dazu liegen mir und meinem Forschungsteam Patentdaten der letzten zehn Jahre aus den unterschiedlichsten Unternehmen der USA vor, die wir unter der großen Frage auswerten, wie Nachhaltigkeit zielführend und gleichzeitig profitabel umgesetzt werden kann“, berichtet Zacharias.

    Auch wenn Nicolas Zacharias in Jena immer und überall mit innovativen Ideen und Entwicklungen konfrontiert wird, gibt es auch Hobbys, die den zweifachen Vater umtreiben. Er liebt Wasser in jedem Aggregatzustand: „Neben Skifahren im Winter liebe ich das Stand-Up-Paddling im Sommer. Außerdem segle ich leidenschaftlich gern. Die Wind- und Koordinatenberechnungen führen mich wieder zu den Zahlen zurück, die mich schon seit meiner Schulzeit begleiten.“ Seit einiger Zeit hat er zudem die Hobby-Astronomie für sich entdeckt: „Es ist wirklich erstaunlich, was man mit einem einfachen Fernglas oder sogar bloßem Auge am Abendhimmel erkennen kann.“

    Janine Kalisch