Blick auf den Jenaer Marktplatz im Jahr 2000, wie er im Projekt Jena4D dargestellt wird.

Ein virtuelles Stadtgeschichtsbuch zum Mitmachen

Die Universität Jena und die Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek starten das Projekt Jena4D
Blick auf den Jenaer Marktplatz im Jahr 2000, wie er im Projekt Jena4D dargestellt wird.
Abbildung: Juniorprofessur Digital Humanities; mit Foto von Sander Münster
  • Forschung
  • Wissenstransfer & Innovation

Meldung vom: | Verfasser/in: Anna-Sophie Barbutev

Das Projekt Jena4D ermöglicht Zeitreisen in die Jenaer Stadtgeschichte: Blick auf den Marktplatz im Jahr 1912.

Abbildung: Juniorprofessur Digital Humanities; mit Foto von Stadtarchiv Jena

Durch die Jenaer Innenstadt spazieren und dabei auf dem Smartphone sehen, wie diese früher aussah? Jena4D macht diese Zeitreise bald möglich. Ein neues Projekt will Bürgerinnen und Bürger für die Stadtgeschichte begeistern und zum Erinnern und Teilen historischer Fotografien einladen. Dabei soll auch eine umfangreiche digitale Wissenssammlung entstehen.

In diesem Monat startet das Projekt Jena4D unter der Leitung von Dr. Andreas Christoph von der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) und Prof. Dr. Sander Münster von der Juniorprofessur für Digital Humanities der Universität Jena. „Wir freuen uns sehr darauf, im Rahmen dieses Projektes und gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt das historische Jena, seine Geschichte und Geschichten digital sichtbar zu machen“, sagt dazu Prof. Münster.

Das einjährige Projekt wird im Rahmen von „dive inExterner Link“, einem Programm der Kulturstiftung des Bundes für digitale Interaktionen, mit rund 200.000 Euro gefördert. Mit „dive in“ sollen Kultur­institutionen unterstützt werden, mit innovativen digitalen Dialog- und Austauschformaten auf die aktuelle pandemiebedingte Situation zu reagieren. Dabei sollen innovative Ideen und For­mate zur digitalen Vermittlung umgesetzt werden.

Historische Stadtgeschichte für alle

Jena4D erweitert eine bereits bestehende Browseranwendung zur 4D-Darstellung der gesamten Innenstadt und setzt auf die Mitarbeit der Bürgerinnen und Bürger. Historische Fotografien aus Archiven und Museen aber auch vom privaten Dachboden der Bürger und Bürgerinnen werden mit Anekdoten und Geschichten verknüpft. Außerdem können die Teilnehmenden digitale Stadtrundgänge erstellen und mitgestalten.

Dabei entsteht Stück für Stück ein digitales 4D-Geschichtsbuch für Touristinnen und Touristen, Zeitzeugen und kommende Generationen. Alle Interessierten setzen sich mit ihrer Stadtgeschichte auseinander und entwickeln ein kollektives Stadtgedächtnis.

Dafür sind zahlreiche Veranstaltungen geplant, die zur weiteren Auseinandersetzung mit der eigenen Stadtgeschichte einladen. Schülerinnen und Schüler erstellen im Rahmen von Projektwochen Stadtrundgänge für andere Kinder. In einem öffentlichen Wettbewerb teilen die interessierten Stadtbewohner online historische Fotografien und Stadterinnerungen über die Webplattform und auf Social Media.

Die Stadt erleben und lernen

Jena4D macht Stadtgeschichte durch eine Digitalanwendung erlebbar, die nach dem Prinzip von 3D-Spielen intuitiv bedienbar ist. Das Stadtgeschichtsbuch soll unterschiedliche Genera­tio­nen ansprechen und besonders junge Menschen für Kultur und Geschichte begeistern. “Jena4D ist eine neue Form der aktiven Beteiligung an Digitalisierungsprojekten der ThULB und bietet Möglichkeiten der Partizipation für alle Altersgruppen – im Analogen mit dem Foto­handy vor Ort und über Social Media und Co. auch im Digitalen”, sagt Dr. Andreas Christoph, der die Abteilung Digitales Kultur- und Sammlungsmanagement an der ThULB Jena leitet. Auch andere lokale Kulturinstitutionen werden die Anwendung zur Wissens­vermittlung nutzen können. Das Projekt hat nach Auffassung der Beteiligten das Potenzial, auch auf andere Thüringer Städte ausgeweitet zu werden. Warum nicht auch das historische Weimar oder die Landeshauptstadt Erfurt durchstreifen?

Dabei möchte das Projekt die lebendige Stadtgeschichte Jenas nicht nur regional und natio­nal, sondern auch international sichtbar machen. Die Inhalte des Projekts werden in offenen Wissensdatenbanken, wie der virtuellen Bibliothek Europeana oder der Time Machine-Orga­nisation zugänglich gemacht. Das stützt den europäischen Gedanken und öffnet den Stadt­raum Jena weltweit: „Mit dem 4D-Geschichtsbuch setzt Jena einzigartige Akzente der Teil­habe an Stadtgeschichte und Stadtgeschichten“, sagt Prof. Sander Münster.

Unterstützt wird das Projekt u. a. durch die Time Machine Organisation, die EU S3-Partnerschaft für Virtual and Smart CulturalTourism, die Stadt Jena und die Ostthüringer Zeitung.

Kontakt:

Sander Münster, Juniorprof. Dr.
vCard
Juniorprofessur für Digital Humanities mit Schwerpunkt Bild- und Objektdaten
JenTower
Leutragraben 1
07743 Jena Google Maps – LageplanExterner Link
Andreas Christoph, Dr.
Leiter der Abteilung Digitales Kultur- und Sammlungsmanagement
vCard
Thüringer Universitäts- u. Landesbibl.
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek, Raum 126
Bibliotheksplatz 2
07743 Jena Google Maps – LageplanExterner Link