Heiligtum des sabäischen Hauptgottes Almaqah in Yeha (Tigray/Äthiopien).

Das jahrtausendealte Kulturerbe Nordäthiopiens bewahren

Forschungsteam der Universität Jena und des Deutschen Archäologischen Instituts erstellt mit äthiopischen Partnern ein digitales Kulturerbe-Register für Nordäthiopien
Heiligtum des sabäischen Hauptgottes Almaqah in Yeha (Tigray/Äthiopien).
Foto: Pawel Wolf/DAI
  • Forschung

Meldung vom: | Verfasser/in: Ute Schönfelder

Ein Forschungsteam der Friedrich-Schiller-Universität Jena und des Deutschen Archäologi­schen Instituts (DAI) erstellt in den kommenden zwei Jahren den „Ethiopian Heritage Digital Atlas“ (EHDA). Das gemeinsam mit der äthiopischen Antiken­behörde und der Universität Addis Abeba durchgeführte Projekt wird von der Gerda-Henkel-Stiftung mit rund 215.500 Euro gefördert. Ziel des webbasierten Denkmalinformationssystems ist es, den Erhalt der Kultur­denkmäler Äthiopiens zu sichern. Das System soll ein Monitoring von archäologischen Fundorten ermöglichen und so zur wissenschaftlichen Dokumentation des äthiopischen Kulturerbes beitragen.

Die Kulturschätze Nordäthiopiens sind durch die anhaltende politische Krise im Land akut bedroht“, sagt Prof. Dr. Norbert Nebes von der Universität Jena. Seit mehr als einem Jahr finden im nordäthiopischen Bundesstaat Tigray bewaffnete Auseinanderset­zungen zwischen Regierungs- und Regionaltruppen statt, in eben jener Region, in der das antike Volk der Sabäer vor fast 3.000 Jahren seine Spuren hinterlassen hat. Prof. Nebes ist Orientalist und Epigrafiker und auf das Volk der legendären Königin von Saba spezialisiert. Er leitet das Projekt, mit dem er und seine Kolleginnen und Kollegen auf die akute Krisensi­tua­tion in Nordäthiopien reagieren wollen. „Der EHDA soll eine langfristige Überwachung von archäologischen Fundplätzen ermöglichen und so Veränderungen – nicht nur durch Kriegs­ein­wirkungen – sondern auch durch Infrastrukturmaßnahmen oder Naturkatastrophen feststellen, um entsprechende Schutzmaßnahmen vor Ort planen bzw. einleiten zu können“, so Nebes.

Satellitenaufnahmen von Ausgrabungsstätten

Kernstück des EHDA ist ein Geoinformationssystem, das Fundplätze, Monumente und Objekte systematisch erfasst und in einer Landkarte mit archäologischen und geografischen Informationen verknüpft. Zusammen mit Fotos, Luft- und Satellitenaufnahmen, Informatio­nen aus Museums- und Kunsthandelsdatenbanken sowie Forschungsdaten soll ein umfas­sendes Register der Kulturstätten der Region entstehen. Grundlage dafür bilden Forschungs- und Restaurierungsdaten, die Nebes und sein Jenaer Team sowie Kooperationspartner des DAI in über zehnjähriger gemeinsamer Forschungstätigkeit in Nordäthiopien erfasst haben.

Sabäer wanderten nach Afrika aus

Im frühen ersten Jahrtausend v. Chr. hatten sich sabäische Bevölkerungsgruppen aus ihrem ursprünglichen Gebiet im Südwesten der Arabischen Halbinsel auf den Weg über das Rote Meer gemacht und sich im Hochland im Norden des heutigen Äthiopiens und im Süden Eritreas niedergelassen. In Yeha, im heutigen Bundesstaat Tigray in Äthiopien, gründeten sie ihr politisches und religiöses Zentrum, von dem bis heute die Reste eines prächtigen Palastes und einer monumentalen Tempelanlage zeugen.

Forschungsstelle koordiniert langfristige Projekte

Inhaltlich angedockt ist das neue Projekt zur Erstellung des Kulturerbe-Registers an das langfristige von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierte Kooperationsprojekt „Kulturelle Kontakte zwischen Südarabien und Äthiopien: Rekonstruktion des antiken Kul­turraums von Yeha (Tigray/Äthiopien)“, das Uni Jena und DAI noch bis 2028 fortsetzen. Diese Arbeiten sowie ein weiteres Langfristvorhaben zur Erstellung eines Sabäischen Wörterbuchs sind an der neu eingerichteten Forschungsstelle „Antikes Südarabien und NordostafrikaExterner Link“ der Universität Jena angesiedelt.

Kontakt:

Norbert Nebes, Univ.-Prof. Dr.
Professor für Semitische Philologie und Islamwissenschaft
vCard
Forschungsstelle Antikes Südarabien und Nordostafrika
Raum 106
Zwätzengasse 4
07743 Jena Google Maps – LageplanExterner Link