Fragezeichen

Ich zweifle, also bin ich… hier falsch? Nicht immer!

Wie sich Zweifel in Chancen verwandeln lassen und wie Studierende überprüfen können, ob es sich lohnt das Studium fortzuführen, erklärt Wiebke Lückert von der Zentralen Studienberatung im Interview.
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Wann haben Sie persönlich zuletzt gezweifelt und warum?

Das war gerade heute Morgen, als ich überlegt habe, ob ich lieber Kräuterquark und Tomate oder doch besser Erdbeermarmelade essen soll… Nein, ernsthaft: Richtig gezweifelt habe ich vor etwa einem oder eineinhalb Jahren das letzte Mal. Die Veränderungen, die Corona mit sich brachte, haben vieles durcheinandergewirbelt. Die Arbeit in der Zentralen Studienberatung hat sich gewandelt: Wir haben viele Formate online durchgeführt und aus dem Homeoffice gearbeitet. Allein diese ungewohnte Situation hat für mich die Frage aufgeworfen, ob ich nach Corona weitermachen will und kann wie vorher. Alle Routinen waren in Frage gestellt, was für mich besonders relevant war, weil ich zur Arbeit pendele und mir gar nicht so sicher war, ob ich das dann wieder auf die Reihe bekomme. Aber ich war nicht in heller Aufregung oder Panik: Es ist ja oft so, dass man ins Zweifeln gerät. Das ist ganz normal: Sei es in der Partnerschaft, innerhalb Freundschaften, wegen beruflicher Fragen oder eben bei Kleinigkeiten wie dem Brotaufstrich oder Pulli des Tages.

Studienberaterin Wiebke Lückert
Studienberaterin Wiebke Lückert
Foto: Kirsten Sainio

Gibt es konkrete Tipps, mit denen Studierende im Verlauf des Studiums immer wieder überprüfen können, ob sie noch auf dem richtigen Kurs sind? Wenn ja, welche sind das?

Das lässt sich leicht beantworten. Studierende sollten sich selbst fragen: Bin ich glücklich? Begeistert mich das Fach? Stehe ich morgens gern auf und gehe mit Freude in die Uni oder zur Bibliothek? Ein bisschen Varianz gibt es da natürlich immer, wichtig ist, dass die Fragen überwiegend ein »Ja« bekommen.

 

Mal angenommen, die Fragen lassen sich nicht eindeutig beantworten. Woher wissen Studierende, ob es sich nur um temporäre Zweifel handelt oder ob ihnen das Fach wirklich nicht liegt?

Es gibt leider keinen Indikationsstreifen oder Lackmustest, der für eindeutige Klarheit sorgt. Jede Person muss diese Entscheidung für sich treffen. Es empfiehlt sich, die Zweifel innerlich hin- und herzubewegen – ein bisschen in Ambivalenz zu baden und eventuell eine Positiv-Negativ-Tabelle anzufertigen. Auch Gespräche mit anderen Menschen sind hilfreich. Das können Eltern oder Freunde sein, aber auch Personen, die professionell mit dem Thema zu tun haben. Fremden zu erklären, was gerade Phase ist, trägt häufig zur Selbstklärung bei. In der Beratung ist auch die ressourcenorientierte Auseinandersetzung mit dem bisher Gewesenen oft hilfreich oder ein Blick in die Zukunft kann helfen zu klären, ob das Aktuelle noch ein passendes Puzzlestück ist.

Manchmal sind Situationen verzwickt und man möchte aus anderen Gründen nicht nochmal zurück auf Los gehen und einen Neustart wagen. Was würden Sie zum Beispiel Ratsuchenden auf den Weg geben, wenn Zweifel am Fach kurz vor Studienabschluss aufkommen?

Eine pauschale Antwort gibt es hier nicht. Studierende können die Zweifel ernst nehmen und die Situation überdenken. Manchmal ist auch nur noch nicht klar, was eigentlich nach dem Studium kommt und dann liegt der Grund für die Zweifel ganz woanders. Es kann aber auch sein, dass man feststellt, dass man richtig falsch ist. Selbst dann gibt es eigentlich immer eine Lösung. Manchmal ist es ein Doppelstudium oder ein Zweitstudium. Tatsächlich gibt es ja auch Situationen, in denen kurz vorm Abschluss wirklich etwas final schiefgeht und eine Prüfung endgültig nicht bestanden ist. Das ist natürlich meistens eine richtig schwere Krise. Aber selbst in solch einer Situation lohnt ein Blick zurück auf Erreichtes und ein Blick nach vorn auf Ziele, die vielversprechend wirken.

Manchen Personen fällt es schwer herauszufinden, wohin die eigene Reise dann gehen soll. Wie kann das gelingen?

Indem man mit offenen Augen und Ohren durch die Welt läuft, um Ideen zu sammeln, wie es weiter gehen könnte. Am besten vergleicht man die Ist-Situation mit seiner Persönlichkeit und den Wünschen für die Zukunft. Wobei spüre ich das innere Klingen? Man sollte gründeln, um den roten Faden wieder aufzunehmen: Woher komme ich? Wo will ich hin und welche Erfolge will ich erzielen? Worüber rede ich gern? Welchen Social-Media-Accounts folge ich? Welchen Teil der Zeitung schlage ich zuerst auf? Andere Personen zu fragen und eine Außenperspektive einzuholen, ist auch eine gute Idee: Was glaubst du, wofür ich mich interessiere? Mit Antworten auf diese Fragen kommt man meist schon ein Stück voran.

Viele Studierende kommen in die Zentralen Studienberatung, um über Zweifel zu sprechen. Was sind aus Ihrer Erfahrung heraus die drei häufigsten Gründe, die letztlich zum Studienabbruch führen?

Oftmals sind es die äußeren Anlässe – wie beispielsweise die pandemische Lage, Ungeahntes oder Ungeplantes. Studierende können in ihren Studienleistungen zurückbleiben. Teilweise entwickeln sich aber auch nach Studienbeginn die Inhalte ganz anders als vorher angenommen oder die Studienbedingungen sind nicht so, wie man es sich ursprünglich erhofft hat. Manchmal entwickelt man auch einfach völlig andere Interessen und der Kindheitstraum passt nicht mehr zum neuen Ich. Aber egal, was der Auslöser ist, es gilt wie eingangs beschrieben: Krisen als Chancen begreifen und die lähmende Perspektive verlassen!

Zentrale Studienberatung

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