Die Probennahmen von Bakterien können an verschiedenen Orten stattfinden, zum Beispiel am Wasser.

Forschung zum Mitmachen

Forschende der Uni Jena gewinnen im „Hochschulwettbewerb im Wissenschaftsjahr 2022 – Nachgefragt!“
Die Probennahmen von Bakterien können an verschiedenen Orten stattfinden, zum Beispiel am Wasser.
Foto: Christian Jogler
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Meldung vom: | Verfasser/in: Vivien Busse

Wissenschaft und Gesellschaft einander näherbringen und gemeinsam an der Zukunft arbeiten – das ist das Ziel des „Hochschulwettbewerbs im Wissenschaftsjahr 2022“ der Initiative „Wissenschaft im Dialog“. Junge Forschende laden dabei Bürgerinnen und Bürger ein, sich aktiv am Forschungsprozess zu beteiligen. Aus 270 eingereichten Forschungsideen hat die Jury nun 15 Projekte ausgewählt, die besonders gut eine Brücke zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit schlagen. Unter den Gewinnern sind zwei Projekte der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Alle Gewinnerteams erhalten jeweils 10.000 Euro.

Neuartige Bakterien entdecken

Die Welt der Bakterien ist riesig und längst sind nicht alle Bakterienarten entdeckt und erforscht. Für die Suche nach neuen Arten bittet ein Team vom Institut für Mikrobiologie der Uni Jena im Projekt „Mikrobenjäger gesucht! Auf der Pirsch nach Bakterien mit Magnetsinn“ um Mithilfe. Die Forschenden sind besonders interessiert an magnetotaktischen Bakterien. Diese besitzen die besondere Fähigkeit, sich am Magnetfeld der Erde auszurichten. Zukünftig könnten die magnetischen Teilchen dieser Bakterien etwa in der Medizin, zum Beispiel beim Transport von Medikamenten im Körper, eine Rolle spielen. Magnetotaktische Bakterien sind vor allem im Wasser und Boden relativ einfach zu finden. Dennoch werden bislang noch viele unbekannte Arten vermutet. In ihrem Projekt möchten die Forschenden um den Honours-Studenten Tom Haufschild Bürgerinnen und Bürger deshalb dazu ermutigen, sich an der Wissenschaft zu beteiligen und in ihrem Umfeld auf Bakteriensuche zu gehen. Interessierte können sich bei den Forschenden per E-Mail an mikrobenjaeger@uni-jena.de melden. Sie erhalten einen Experimentierkasten sowie eine Anleitung, mit der sie selbst zum Hobbybiologen werden und Proben nehmen und beobachten können. Im Labor untersuchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Proben anschließend. „Bakterien haben ein schlechtes Image – häufig werden sie als Krankheitserreger abgestempelt“, sagt die am Projekt beteiligte Mikrobiologin Dr. Muriel C. F. van Teeseling. Und Prof. Dr. Christian Jogler ergänzt: „In diesem Projekt können Bürgerinnen und Bürger eigenhändig zur Wissenschaft beitragen und erhalten zudem Einblicke, wie wissenschaftliche Forschung abläuft.“ Damit möchten die Forschenden auch das Vertrauen in die Wissenschaft stärken.

Das "Neue Haus" in der Nähe von Tambach-Dietharz wurde zwischen 1991 und 2003 als erste Asylunterkunft Thüringens genutzt.

Foto: Emilia Henkel

Die Geschichte des Asyls

Wie verändert sich Geschichte durch die individuelle Biografie der Person, die sie erzählt und erforscht? Dieser Frage geht Geschichtsstudentin Emilia Henkel am Historischen Institut der Universität Jena in ihrem geförderten Projekt „Leben neben dem Stacheldraht“ nach. Henkel will in ihrem Projekt den Kern des historischen Arbeitens, die Kritik und Interpretation von Quellen, für Menschen außerhalb der universitären Geschichtswissenschaft transparenter machen. Durch die Partizipation vieler verschiedener Menschen am Interpretationsprozess will sie zeigen, wie abhängig die Deutung einer Quelle von der subjektiven Perspektive ist. Dies verdeutlicht sie am Beispiel der Geschichte der ersten Asylunterkunft Thüringens. Für ihre Forschungsarbeit gibt sie mehrere Quellen zur Asylunterkunft an Bürgerinnen und Bürgern zum Lesen und Interpretieren. Im Anschluss werden die Interpretationen und die Perspektivität reflektiert. In Zusammenarbeit mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen will Henkel zudem die Geschichte des Asyls in Thüringen nach 1990 beleuchten. Interessierte können sich dafür per E-Mail an emilia.henkel@uni-jena.de wenden.

„Als ich an meiner Masterarbeit über die erste Asylunterkunft Thüringens schrieb, habe ich oft darüber nachgedacht, was jemand anderes wohl in all den Briefen, den Akten und den alten Fotos sehen würde, etwa ein ehemaliger Bewohner der Unterkunft, eine ehemalige Mitarbeiterin oder jemand der zurzeit in so einem Lager lebt“, beschreibt Emilia Henkel, wie sie zu der Projektidee kam. „Dank der Förderung des Hochschulwettbewerbs kann ich dieser Frage nun mit anderen zusammen nachgehen“, sagt sie und ist gespannt auf die Ergebnisse.  Auf einer entstehenden Webseite wird sie darüber Auskunft geben und lädt Interessierte dazu ein, die Vielfalt an Geschichten mit zu entdecken.

Beide Studierende werden an der Friedrich-Schiller-Universität im Rahmen des „Honours-Programms für for­schungsorientierte Studierende" gefördert. In diesem Programm wird wissenschaftsbe­geisterten und -begabten Studierenden die Möglichkeit gegeben, sich schon im Studium an Forschungsaktivitäten zu beteiligen. Das Programm wird im Rahmen der Exzellenz­strategie des Bundes und der Länder gefördert.

Ausgezeichnete Projekte bei der Langen Nacht der Wissenschaft

Die Projektteams aus Jena nehmen im Laufe des Jahres an mehreren Workshops teil, etwa zum Thema Wissenschaftskommunikation. Dabei können sie sich zudem untereinander vernetzen. Ende des Jahres werden die Projekte erneut bewertet. Einen Einblick in ihre Forschungsprojekte geben beide Jenaer Teams am 25. November 2022 bei der „Langen Nacht der Wissenschaften“ an der Universität Jena.

Über den Hochschulwettbewerb

Der Hochschulwettbewerb wird von Wissenschaft im Dialog in Kooperation mit dem Bundesverband Hochschulkommunikation und der Hochschulrektorenkonferenz ausgelobt. Gefördert wird er vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Wissenschaftsjahres. Weitere Informationen sowie Einblicke in die Projektumsetzungen gibt es auf den Seiten des HochschulwettbewerbsExterner Link.

Kontakte:

Tom Haufschild

Institut für Mikrobiologie der Universität Jena
Philosophenweg 12
07743 Jena

Emilia Henkel

Historisches Institut der Universität Jena
Zwätzengasse 3
07743 Jena