Ausblick aus meinem Wohnheimszimmer

Einreise und Quarantäne

Einreise und Quarantäne in einem fremden Land sind aufregend - hier findet ihr meine Erfahrungen dazu!
Ausblick aus meinem Wohnheimszimmer
Foto: Michèle Möller
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Meldung vom:

Liebe Grüße aus Seoul, ich bin gut in Südkorea angekommen!
Die ersten Tage einer solchen Reise sind natürlich immer die aufregendsten und oft auch die chaotischsten – vor allem mit Corona.

Bei der Einreise muss man einiges beachten und viele Dokumente parat haben und anschließend folgt noch die Quarantäne. Glücklicherweise wurde die Quarantäne-Zeit kurz vor meiner Abreise von 10 Tagen auf nur noch 7 Tage verringert. Aber jetzt erstmal zum Beginn meiner Reise:

Wir sind dieses Semester zu dritt von der FSU abgereist, am Flughafen in Frankfurt haben wir dann drei weitere Studentinnen getroffen, die mit uns an die Chung-Ang University gehen sollten, immerhin war ich nicht auf mich allein gestellt!           
Mit sehr viel Zeitpuffer sind wir am Frankfurter Flughafen angekommen. Dort werden direkt beim Check-in Dokumente wie Visum und PCR-Test überprüft. Vor dem Boarding wird am Gate auch nochmal Visum, PCR-Test und die Temperatur überprüft. Wir durften endlich an Board und unser 10-stündiger Flug begann!

Bei der Ankunft am Incheon Airport war ich sehr müde, unser Flug ging nämlich über Nacht. Im Flugzeug mussten wir noch die Zollerklärung, die Arrival Card, eine Health Declaration Form und eine Travel Record Declaration ausfüllen. Hierfür sollte man definitiv Informationen wie Handynummer (am besten eine koreanische Nummer), Adresse in Korea und Passnummer parat haben.

Nachdem wir das Flughafengebäude betreten haben, folgten zahlreiche Einreisestationen. Als allererstes gab es einen automatischen Temperaturscanner – es ist zwar zu empfehlen sich ein bisschen zu beeilen, damit man bei der Einreise nicht ganz hinten in der Schlange steht, man sollte aber beachten, dass man nicht zu aufgeheizt für den Scanner ist.

Als nächstes werden Health und Travel Record Declaration abgegeben. Man kommt an eine Station, an der das Visum und der PCR-Test überprüft werden – hier erhält man auch einen PCR-Sticker auf seinen Reisepass, der aussagt, dass der PCR-Test kontrolliert wurde. Hier werden auch zahlreiche Informationsdokumente zur Quarantäne ausgeteilt.

Nun reiht man sich ein, um die Quarantäne-App zu installieren. Auf dem Weg sind schon zahlreiche Aufsteller mit QR-Codes aufgestellt, es ist aber zu empfehlen, sich die App im Vorhinein runterzuladen. Im Flughafengebäude gibt es Wlan, es kann aber etwas dauern, bis es lädt. Man gelangt an einen Schalter, an dem ein Officer einem die App einrichtet. Seine persönlichen Daten gibt man selbst ein, mit einem Aktivierungscode wird die App dann eingerichtet.

Zur Quarantäne-App: Die App trackt eine Woche lang den Standort, um sicherzugehen, dass man seine Quarantäne nicht verlässt. Zudem müssen morgens und abends Temperatur und mögliche Symptome protokolliert werden. Ich hatte zwischendurch ein bisschen Probleme mit der App, manchmal hat sie mich einfach wieder ausgeloggt, aber ein Neustart meines Handys hat dies behoben.

An dieser Station wird zudem die Telefonnummer einer koreanischen Kontaktperson benötigt, um zu bestätigen, dass ihr einreisen sollt und wollt.

Nun folgten die regulären Stationen der Einreise, Pass und Visum werden kontrolliert und wir mussten Fingerabdrücke und ein Foto aufnehmen lassen. Hier werden erneut Dokumente ausgegeben, die man aufheben sollte.

Anschließend konnten wir unsere Koffer abholen und die Zollerklärung abgeben. Die Einreise war geschafft!

In der Eingangshalle des Flughafens wurden wir erneut nach unserem Visum gefragt. Da wir Austauschstudenten sind, wurden wir gleich an eine entsprechende Station verwiesen. Die Angestellten dort halfen uns, ein Quarantäne-Taxi zu finden, das in unseren Stadtteil fährt.
Auf der Fahrt hielten wir noch im lokalen Health Center, um unseren ersten PCR-Test in Korea zu machen.

 

Angekommen im Wohnheim begann nun endlich unsere 7-tägige Quarantäne. Die Tür fiel hinter einem zu – und man war alleine.

Ich muss sagen, ich habe die Zeit wirklich sehr gut verbracht. Einsam war es nicht unbedingt, den halben Tag war ich eh damit beschäftigt mit Familie und Freunden zu telefonieren. Morgens, mittags und abends wurde Essen, Wasser und Süßigkeiten vor der Tür abgestellt. Nach einer Weile hat sich das Essen leider sehr wiederholt, aber da ich durch die mangelnde Bewegung auch nicht so hungrig war, war das vollkommen in Ordnung.

Die Zeit habe ich gut mit vielzähligen Beschäftigungen rumgebracht, dazu gehören z.B.

  • Koreanische Dramen
    • In Korea sind zum Glück noch viel mehr Dramen verfügbar als zuhause, ich hatte also super viel aufzuholen! In der Quarantäne habe ich Our beloved summer, Bulgasal und Because this is my first life geguckt.
  • Koreanisch lernen
    • Basics wie Hangeul, Floskeln, Zahlen und ein paar weitere Vokabeln sollte man zumindest lernen. Da ich zuhause schon Kurse belegt hatte, habe ich vor allem meine Grammatik-Kenntnisse erweitert.
  • Yoga und Sport
  • Reiseführer oder andere Bücher lesen

Am 6. Tag unserer Quarantäne haben wir dann den zweiten koreanischen PCR-Test gemacht, dafür durften wir sogar zum Health Center spazieren gehen. Nun galt es nur noch einen weiteren Tag zu überstehen und dann waren wir frei!

Insgesamt muss man sagen, die Quarantäne war gut zu überstehen. 7 Tage waren im Vergleich zu 14 Tagen schon wirklich machbar. Isoliert hat man sich durch den ständigen Kontatkt nach hause oder mit der Kommilitonen-Chatgruppe nicht sonderlich gefühlt. Ich empfand die Zeit als sehr entspannenden, um sich nochmal vom vorigen und kommenden Stress zu erholen. Zudem habe ich mich viel orientiert was ich in Seoul alles machen möchte.
Ein bisschen gewöhnungsbedürftig war nur, eine Woche mit seinem Müll leben zu müssen und die eingeschränkte Bewegungsfreiheit.

Aber nun haben wir all das überstanden und können Seoul erkunden!

Eine Essensbox ist zu sehen.
Tag 2
Mein Abendessen an Tag 2.

Nachtrag:

Mittlerweile kann ich auch über die andere Form der Quarantäne berichten – Quarantäne in einer government facility.

Meine Mitbewohnerin aus dem Wohnheim hat leider Corona bekommen und kurz danach meine restlichen Freunde und ich dann auch. Es ist schon beängstigend in einem fremden Land, in dem man die Sprache auch nicht ausreichend spricht, die Diagnose zu bekommen und sich dann mit dem ganzen organisatorischen Gewusel auseinanderzusetzen.

Aber erstmal zum Anfang: Nach meinem positiven Schnelltest konnte ich einen kostenlosen PCR-Test in Anspruch nehmen. Die Seouler Stadtteile sind hierbei sehr gut organisiert, jeder Stadtteil hat sein eigenes Testzentrum. Da momentan in Seoul sehr viele Covid-19 Fälle auftreten, war die Schlange dort leider auch entsprechend lang. Aber nach 1 ½ Stunden hatten ein Freund und ich dann endlich unseren PCR-Test gemacht! Zurück ging es ins Wohnheim in die Selbstisolation. Bereits am nächsten Morgen war das Ergebnis da – leider positiv. Nach einigem Warten wird man dann von der verantwortlichen Behörde angerufen und es wird einem alles erklärt.
Das Abenteuer Quarantäne beginnt nun mit einer Fahrt im Krankenwagen mit Blaulicht! Auch mal ein Erlebnis – obwohl es ein bisschen übertrieben scheint wenn man gar keine Symptome verspürt. Wir wurden nun in die Quarantäneeinrichtung verlegt – hier braucht es ein bisschen Glück. Meine Mitbewohnerin hatte Glück, sie kam in ein Hotel im Zentrum Seouls und hatte ein Einzelzimmer. Wir hatten weniger Glück und sind relativ weit außerhalb gelandet. Aufgrund der vielen Fälle mussten wir uns Zimmer teilen. Hier war meine Zimmernachbarin eine süße alte Omi mit der ich viele KBS Shows geguckt habe und die meine Koreanisch-Kenntnisse vor neue Herausforderungen gestellt hat. Allerdings war unser Zimmer auch ein bisschen Glück im Unglück: Dadurch, dass wir etwas außerhalb waren, hatten wir einen schönen Blick auf den Bukhansan National Park und direkt vor unserem Fenster war ein süßer kleiner Tempel.

In der Quarantäneeinrichtung wird so gut wie alles zur Verfügung gestellt was man gebrauchen könnte. Bettzeug, Schlappen, Toilettenartikel, Handtücher – alles war da. Für ausreichend Essen war auch gesorgt, gleich zu Beginn fanden wir eine ganze Palette Cup Ramen in unseren Zimmern. Zudem gab es morgens, mittags und abends ein sehr ausreichendes Essen. Meistens war es leider viel zu viel, aber dadurch konnte man sich auch ein bisschen aussuchen worauf man gerade Lust hatte. Zum Frühstück bekam man meistens Sandwiches und Salate, sowie etwas Obst und Milch. Mittags gab es westlich angehauchte Essensplatten und eine Suppe, etwas Süßes und ein Getränk. Abends war das Essen klassisch koreanisch und auch hier gab es wieder etwas Süßes und eine Suppe.
Für Unterhaltung war auch gesorgt, denn es gab einen Fernseher auf dem Zimmer.

Insgesamt lässt sich sagen, dass diese Quarantäne auch sehr gut zu verkraften war. Irgendwann ist es schon etwas langweilig geworden – ich hatte ja auch gerade erst eine andere Quarantäne hinter mir. Allerdings fingen in meiner Woche Quarantäne auch die Unikurse an, also war ich wenigstens etwas beschäftigt.

Schwankt man zwischen der Entscheidung, wo man seine Quarantäne machen soll, so gibt dies hoffentlich einen kleinen Einblick. Die government facilites für die Quarantäne waren sehr gut ausgestattet. Als Vorteil möchte ich hier auch noch erwähnen, dass es einen Kühlschrank gab und der Müll alle zwei Tage abgeholt wurde. Die Quarantäne für Covid-19 Infizierte ist kostenlos, wählt man diese Option aber direkt nach der Einreise, so muss man bezahlen.
Eine privat organisierte Quarantäne ist zwar um einiges kostengünstiger, geht aber unter Umständen auch mit weniger Annehmlichkeiten einher. Im Wohnheim war das Essen schlechter, es gab keinen Kühlschrank und der Müll wurde nicht abgeholt. Andere Freunde von mir haben ihre Quarantäne in einer Ferienwohnung absolviert – es soll wohl gar nicht so einfach gewesen sein mit ausländischen Kreditkarten und mangelnden Sprachkenntnissen Essen zu bestellen.

Man sollte sich überlegen, auf was man mehr wert legt und danach eine Qurantäneeinrichtung auswählen.