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Newsletter Lehre 02 2022
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Fünf Fragen an Prof. Dr. Felix Schacher zum Thema Weiterentwicklung und Konzipierung von Studienangeboten

Prof. Dr. Felix Schacher

Foto: Anne Günther (Universität Jena)

Prof. Dr. Felix Schacher ist Studiengangverantwortlicher für den Bachelor of Science Chemie. Während seiner Amtszeit als Studiendekan der Chemisch-Geowissenschaftlichen Fakultät fungierte er als universeller Ansprechpartner für alle grundlegenden Belange in der Organisation von Studium und Lehre. Seit dem Wintersemester 2016/17 ist er Mitglied im Studienausschuss des Senats. Aus seinen Erfahrungen berichtet er über Ziele und Herausforderungen in der Sicherung eines zeitgemäßen Studienangebots.

Die Vorstellungen von guter Lehre und dem, was Studierende am Ende ihres Studiums wissen und können sollen, unterliegen einem beständigen Wandel. Welche inhaltlichen oder didaktischen Überlegungen prägen aktuell die Diskussionen in ihrer Fakultät?

Das ist tatsächlich gar nicht so einfach zu beantworten, denn wir haben verschiedene Fachrichtungen, Lehramt, MINT Fächer und auch Geisteswissenschaften unter einem Dach. Ich denke, generell treibt uns die Frage um, inwieweit die letzten beiden Jahre das Lehrgefüge nachhaltig verändert haben und ob bzw. wie man gewisse Entwicklungen beibehält. Für mich selbst bedeutet das zum Beispiel, dass ich auch in Zukunft digitale Elemente in meinen Vorlesungen inkludieren werde und sei es nur, die Aufnahmen aus der Pandemiezeit den Studierenden zur Vorbereitung für die Klausur zur Verfügung zu stellen. Da der größte Teil unserer Studiengänge große Praxis-Anteile hat, mussten viele Module auch unter Corona-Bedingungen teils in Präsenz erfolgen – dabei haben wir aber, denke ich, an vielen Stellen gemerkt, welche Praktikumsinhalte tatsächlich unverzichtbar sind und welche ersetzt oder zumindest überdacht werden können.

Wie bringen sich die Studierenden in die Weiterentwicklung der Studiengänge ein? Unterscheiden sich deren Vorschläge und Wünsche von den Anliegen, die Lehrenden wichtig sind?

Studierende sind in der Regel zu allen Zeitpunkten eines derartigen Prozesses beteiligt, teilweise sogar in wechselnder Besetzung, da es durchaus auch Überarbeitungsrunden gibt die sich 1-2 Jahre hinziehen können. Hier geht es sowohl um offizielle Beteiligung als Kommissionsmitglieder als auch um inoffizielle Vorgespräche, die stattfinden, um zu erfahren, wo denn etwaige Probleme liegen, beispielsweise im Studienablauf. Manches ist aus der Sicht eines Lehrenden gar nicht direkt zu erkennen und ergibt sich meist erst im Gespräch. Natürlich gibt es immer mal wieder Wünsche oder Anregungen von Studierenden, die sich nicht umsetzen lassen. Manchmal sind sich naturgemäß auch weder die Studierenden noch die Lehrenden untereinander einig, was denn die beste Lösung wäre. Generell würde ich aber aus meiner Erfahrung heraus konstatieren, dass wir in fast allen Fällen einen für alle Beteiligten gangbaren Kompromiss gefunden haben. Dafür hat man in den entsprechenden Kommissionen oft eine breit angelegte Zusammensetzung gewählt.

Welche Rolle spielt das Prinzip der Einheit von Forschung und Lehre in der Studiengangentwicklung?

Für mich persönlich bedeutet das, dass man versucht, schon zu einem frühen Zeitpunkt auch aktuelle Forschung in die Lehre einzubinden. Da das jetzt etwas abstrakt klingen mag, versuche ich es mit 2 Beispielen: selbst in grundständigen Vorlesungen (ich beziehe mich jetzt auf die Chemie, denke aber, das kann man für MINT generell sagen) lassen sich Bezüge zur aktuellen Forschung herstellen. Dies kann bedeuten, dass ich einen bestimmten Reaktionsmechanismus aus einer Reaktionskaskade in einer aktuellen Arbeit herausgreife und als Beispiel in einer Vorlesung einsetze. Weiterhin werden in den fortgeschrittenen Praktika des Bachelor Chemie auch schon mal Forschungspräparate aus den Arbeitsgruppen des Instituts bearbeitet. Generell ist dieser Aspekt (Einheit von F&L) in den Masterstudiengängen aber stärker betont, sowohl in den Vorlesungen/Seminaren als auch in den Praktika, die dann in der Regel direkt in den Arbeitsgruppen stattfinden.

Sie vertreten Ihre Fakultät im Studienausschuss des Senats. Das Gremium berät über die Einrichtung neuer Studiengänge und auch über Änderungen an bestehenden Studienprogrammen. Worauf achten Sie besonders, wenn Sie die Konzepte aus den anderen Fachbereichen als Mitglied des Studienausschusses beurteilen? Was ist aus Ihrer Sicht bei der Gestaltung eines guten Curriculums besonders im Auge zu behalten?

Ich achte generell auf Stimmigkeit der Studienangebote und auf eine gewisse Flexibilität. Die heutigen Studiengänge sind aus meiner Sicht schon oft eher starr und verschult (ich selbst habe noch Diplom studiert), und ich finde es gut, wenn gerade in einem Masterstudiengang etwas Spielraum für eigene Vorlieben besteht. Wir sind als MINT Studiengang doch immer eher im oberen Bereich angesiedelt, was die Prüfungsbelastung angeht, trotzdem versuche ich mir bei anderen Studiengängen auch vorzustellen, wie denn für Studierende die Prüfungszeit/Prüfungslast ausfallen würde. Und ich frage mich dann oft, welches Berufsbild hinter einem Studiengang steht, auch wenn ich damit nicht generell sagen möchte, dass man dies zu Beginn eines Studiums wissen muss. Zuletzt - auch dies mag etwas fächerspezifisch gedacht sein - aber ein gutes Curriculum heißt für mich, dass ein Auslandssemester generell möglich sein sollte ohne zu Verzögerungen zu führen – sowohl im Bachelor als auch im Master.

Wenn Sie Verantwortlichen, die einen neuen Studiengang entwickeln möchten, einen Rat geben sollten, welcher wäre das? Wie sollte man vorgehen? Welche Fragen sollten zu Beginn geklärt werden? Welche Fehler kann man vermeiden?

Ganz generell würde ich dazu raten, die Ziele und Wünsche an einen neuen Studiengang mit allen potentiellen Akteuren (auch Studierenden aus verwandten Studiengängen) mehrmals zu besprechen und sich auch externe Meinungen einzuholen. So banal es jetzt klingen mag, aber es ist wirklich wichtig sich zu überlegen, was denn die Absolventinnen und Absolventen am Ende können sollen, gerade bei interdisziplinären Studienangeboten, wo jedes beteiligte Fach ja doch Abstriche machen muss. Wir haben bei der Einführung des ersten internationalen Masterstudiengangs an unserer Fakultät sehr lange darüber gesprochen, welche zukünftigen Studierenden wir uns denn erwarten. Trotzdem sind wir dann nach Einführung auch in Teilen eines Besseren belehrt worden. Das führt dazu, dass wir den Studiengang jetzt gerade, was die ersten beiden Semester angeht, etwas anpassen.

Zu Beginn sollte zum Beispiel klar sein, wer sich um die Studierenden kümmert, gerade bei den ersten Durchläufen, wenn wenig oder gar keine Informationen von höheren Semestern verfügbar sind. Eine Möglichkeit hier ist es, die Fachschaftsräte an der Fakultät mit einzubeziehen, was die Abläufe der ersten Kohorte anbelangt.

 

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