Künstler Heiko Börner beim Aufbau seines Werks "Stahl 10/06".

Wenn sich Skulpturen winden und neue Formen annehmen

Der FrommannscheSkulpturenGarten zeigt ab 11. Juni Werke des Künstlers Heiko Börner an zwei Orten
Künstler Heiko Börner beim Aufbau seines Werks "Stahl 10/06".
Foto: Anne Günther (Universität Jena)
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„Das Dort im Hier“ ist der Titel der neuen Ausstellung, die vom 11. Juni bis 31. Juli im FrommannschenSkulpturenGarten an der Universität Jena zu sehen ist. Der Titel ist entlehnt aus Thomas Manns Roman „Der Zauberberg“ und beschreibt die Bewegung und die Veränderung, die den ausgestellten Holzskulpturen Heiko Börners innewohnen. Aus kla­ren geometrischen Formen lässt der Künstler organische Gebilde entwachsen. Die Skulptu­ren winden sich gleichsam aus sich selbst heraus, ziehen und dehnen sich, um an einem anderen Punkt in anderer Form neue Gestalt anzunehmen. Statik und Wuchs des Holzes werden da­bei völlig außer Kraft gesetzt.

Diese künstlerische Herangehensweise wird ebenso an der Oberfläche der Skulpturen deut­lich: Prägnant in das Material gearbeitete Verbindungslinien zeugen vom Veränderungs­pro­zess der Formen. Der Künstler hat sie energisch, kraftvoll und ohne Rücksicht auf die ge­wach­senen Strukturen des Holzes gesetzt. Motorsäge, Axt und Stechbeitel kommen bei Börner zum Einsatz, um den Objekten spannungsvolle Momente zu verleihen.

Unter Spannung stehen auch die roten Kunststoffbänder, die der Künstler in einer ortsbezo­genen Installation in der Tordurchfahrt des Frommannschen Anwesens einsetzt. Er nimmt darin Bezug auf die Architektur und akzentuiert den Raum als Ort der Bewegung. Die roten Bänder korrespondieren farblich mit einer fast vier Meter hohen Stahlskulptur, die einen farblichen Kontrast zur grünen Gartenumgebung bildet.

Erstmals Ausstellung an zwei Orten

Die Ausstellung ist in diesem Jahr erstmals an zwei Orten zu sehen: Neben dem Frommann­schen Anwesen am Fürstengraben wird auch der Garten von Schillers Gartenhaus Ausstel­lungs­ort für die bildhauerischen Werke Heiko Börners. Beide Orte sind prägend für die Jenaer Kultur und die deutsche Geistesgeschichte.

Drei an der Organisation beteiligte Jenaer Studentinnen der Kunstgeschichte und Filmwis­sen­schaft ließen sich davon bei einem begleitenden Projekt zur Vermittlung der Ausstellung inspirieren. Für die Beschilderung der Werke fanden sie passende Zitate von bedeutsamen, mit den Orten verbundenen Literaten und Literatinnen wie Friedrich Schiller, Dorothea Schle­gel, Friedrich Hölderlin und Novalis. Damit verbinden sich die Werke mit den ‚Orten des Wor­tes‘. Die nüchternen, an Inventarnummern erinnernden Werktitel Börners werden durch die Zitate ergänzt und die Werke so den Betrachterinnen und Betrachtern auf ungewohnte Weise näher­gebracht.

Der Künstler

Heiko Börner, 1973 in Arnstadt geboren, absolvierte eine Ausbildung zum Holzbildhauer und studierte anschließend an der Akademie der Bildenden Künste Wien in der Klasse von Prof. Bruno Gironcoli, wo er 2004 mit dem Meisterschulpreis ausgezeichnet wurde. Die Werke Heiko Börners waren und sind in zahlreichen Ausstellungen vertreten, zuletzt etwa in Würz­burg, Heidenheim und parallel zur Ausstellung in Jena auch in der Studienkirche Burghausen.

Der FrommannscheSkulpturenGarten

Zum elften Mal kooperieren der Jenaer Kunstverein und der Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena beim Ausstellungsformat FrommannscherSkulp­tu­renGarten. In den vergangenen zehn Jahren wurden Werke regionaler wie internationaler Künstlerinnen und Künstler präsentiert. Neben abstrakten bildhauerischen Positionen wie von Ingrid Hartlieb (2017) oder figurativen Plastiken wie von Dana Meyer (2020) war auch eine Klangskulptur der Turner-Preisträgerin Susan Philipsz (2013) ausgestellt. Damit wurde bereits eine große Bandbreite verschiedener Medien von raumgreifender Kunst gezeigt, die durch die aktuelle Ausstellung erweitert wird.

Eröffnung und Begleitprogramm

Die Vernissage findet am 10. Juni 2022 um 18 Uhr im Frommannschen Anwesen statt. Es begrüßen Robert Sorg (Jenaer Kunstverein) und Prof. Dr. Verena Krieger (Lehrstuhl für Kunstgeschichte). Anschließend führt die Kuratorin Andrea Karle in die Ausstellung ein, die von Johannis Ähnlich auf der Gitarre musikalisch umrahmt wird.

Führungen der Kuratorinnen finden am Sonntag, dem 19. Juni, um 11 Uhr und 15 Uhr im Frommannschen Anwesen statt; ab 15.30 Uhr musikalisch unterstützt vom Trio des Sinfonieorchesters Carl Zeiss Jena: Astrid Lindner (Violine), Annegret Reithe (Oboe) und Frederieke Spieß (Cello).

Der Künstler führt interessierte Gäste am Samstag, dem 16. Juli, ab 14 Uhr persönlich zunächst durch das Frommannsche Anwesen und später durch Schillers Garten, wo ab ca. 15.30 Uhr das Duo Helbig/Höfer musiziert.

Der Eintritt zur Ausstellung und zum Begleitprogramm ist frei.

Förderer

Die Ausstellung wird gefördert von der Staatskanzlei des Freistaats Thüringen, dem Ortsteilrat Jena-Zentrum und der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Ausstellungsorte

Frommannsches Anwesen
Fürstengraben 18
07743 Jena
Öffnungszeiten: Mo-Fr 8-20 Uhr

Schillers Garten
Schillergäßchen 2
07745 Jena
Öffnungszeiten: Di-So 11-17 Uhr

Heiko Börners Skulptur "Eiche 20/01" im Garten des Schillerhauses.

Foto: Anne Günther (Universität Jena)

Kontakt:

Verena Krieger, Univ.-Prof. Dr.
Institutsdirektorin
vCard
Lehrstuhl für Kunstgeschichte
Frommannsches Anwesen, Raum 222, Zenkerhaus
Fürstengraben 18
07743 Jena Google Maps – LageplanExterner Link
Sprechzeiten:
Mittwochs 15:30–17:00 Uhr – nach Voranmeldung per E-Mail.