Blick auf das Hauptbibliotheksgebäude in Bergen

Norwegisch lernen

Tipps und Erfahrungen zum Erlernen der norwegischen Sprache
Blick auf das Hauptbibliotheksgebäude in Bergen
Foto: Tim Schneider
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Eine kurze Einführung

Blick auf das Hauptbibliotheksgebäude in Bergen
Blick auf das Hauptbibliotheksgebäude in Bergen
Foto: Tim Schneider

Norwegisch gehört zu den indogermanischen Sprachen und ist meiner Erfahrung nach für deutsche Muttersprachler leicht zu erlernen. Wenn man zusätzlich Englisch kann, wird es sogar noch einfacher, Vokabeln zu lernen. Dennoch muss man Zeit und Geist investieren, um sich in Norwegen verständigen zu können. Die Vorteile liegen auf der Hand, man kann einfacher mit Norwegern interagieren, Freunde finden und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und zum Beispiel in Sportvereinen aktiv teilnehmen. NorwegerInnen sind etwas zurückhaltend gegenüber Fremden und auch anderen NorwegerInnen. Aber wenn sie miteinander sprechen, dann doch lieber auf Norwegisch als auf Englisch, auch wenn viele NorwegerInnen gut Englisch sprechen.

Es gibt im Norwegischen zwei geschriebene Standardsprachen,  Bokmål und Nynorsk. Meist wird Bokmål gelehrt und man kommt damit sehr weit. Die Sprache selbst ist aber vielfältig und jede Region hat ihren eigenen Dialekt. So kann man zwar nach einiger Zeit gut norwegische Texte lesen, aber um das gesprochene Wort zu verstehen, benötigt man je nach Region mehr oder weniger Übung. Die NorwegerInnen sind stolz auf ihre Dialekte!

Norwegisch zu lernen ist meiner Erfahrung nach eine gute Idee, wenn man in die Kultur eintauchen und Menschen kennen lernen möchte.

Tipps zum Erlernen und Festigen

  • Sprachkurse in Deutschland

    An einigen Universitäten in Deutschland wird norwegisch als Sprachkurs angeboten und auch in Volkshochschulen kann man die norwegische Sprache lernen.

    Ich habe vor meinem Auslandsaufenthalt einen Intensivkurs im Sprachenzentrum der Universität Jena gemacht und kann diesen sehr empfehlen. Mein Dozent hat viel Wert auf Sprachfertigkeiten gelegt. Ein weiterer Vorteil ist, dass die meisten Lernenden auf dem gleichen Stand sind und die Grammatik nicht von Grund auf erklärt werden muss, da die meisten deutsche Muttersprachler sind oder schon in Kontakt mit deutsch kommen sind.

  • Sprachkurse in Norwegen

    An der Universität in Bergen, so wie an anderen norwegischen Universitäten, gibt es jedes Semester Sprachkurse. Die Plätze werden nach dem First Come - First Serve Prinizip vergeben. Um an weiterführenden Norwegisch-Kursen teilnehmen zu können, reicht allerdings nicht ein Zertifikat, sondern man muss an einem Einstufungstest teilnehmen. Der Kurs an der UiB ist allerings nur für Studierende und Angestellte, sowie Partner_innen, der Universität zugänglich. Für alle anderen besteht die Möglichkeit, über Folkeskulen Sprachkurse zu belegen. Diese müssen bezahlt werden.

    Ich habe einen Platz in einem Einsteigerkurs an der UiB bekommen, der zur Hälfte mein bereits Erlerntes wiederholt und im zweiten Teil darauf aufbaut. Dieser Sprachkurs macht mir weniger Spaß als der in Deutschland. Das hat verschiedene Gründe. Zunächst besteht Anwesenheitspflicht, auch wenn ich das Wissen, das aktuell vermittelt wird, bereits kenne. Des Weiteren ist die Gruppe der Lernenden heterogener, mit Muttersprachlern aus verschiedenen Teilen der Erde. Um allen die Sprache beizubringen, ist das Niveau niedriger und das Tempo langsamer. Außerdem gefällt mir persönlich nicht so gut, dass die Dozentin die meiste Zeit selbst spricht und es nur wenige Übungsphasen für die Lernenden gibt. So wird das Vokabellernen zu einer Hausaufgabe, ohne dass man diese wirklich anwendet. Die Übungszeiten haben sich mit dem Fortschritt des Kurses verbessert.

  • Sprachcafe

    In Norwegen bieten öffentliche Bibliotheken in größeren Städten Sprachcafes (Språkkafe) an. Diese Angebote sind meist kostenlos und ehrenamtlich organisiert. Zu einem Termin treffen sich Menschen, die bereits norwegisch sprechen und solche, die es lernen oder verbessern wollen und sprechen gemeinsam zu einem Thema, dass zu jedem Termin variiert.

    In Bergen kann man an jedem Tag der Woche in einer anderen Zweigstelle an einem Sprachcafe teilnehmen. Außerdem gibt es zusätzlich Angebote von Roten Kreuz (Røde Kors).

    Bergen: Sprachcafe BergenExterner Link

    Kristiansand: Sprachcafe KristiansandExterner Link

    Trondheim: die Termine sind über den englischsprachigen Kalender abrufbar, allerdings nicht über den norwegischen.

    Tromsø: nach Aussage von Bibliotheks- und Stadtmitarbeitern im Rathaus von Tromsø wurde das Sprachcafe nach der Corona-Schließung nicht wieder aufgenommen

    Ein riesiger Vorteil an diesen lokalen Angeboten ist, dass man mit Einheimischen in Kontakt kommt. So kann man nicht nur den einheimischen Dialekt verstehen lernen, sondern auch Tipps bekommen und Gepflogenheiten kennen lernen, die für diesen Landesteil typisch sind.

  • Eigenständig Lernen

    In deutschen Bibliotheken ist die Verfügbarkeit von Büchern und Lehrbüchern in norwegischer Sprache sehr gering. Somit ist der Zugang eher schwierig. Im Sprachkurs in Deutschland haben wir das Kursbuch "Norsk for deg neu" von Klett verwendet. Im Sprachkurs in Bergen wird das Buch "Byen er Bergen" verwendet. Dieses ist bilingual, mit Lehrsprache Englisch.

    Im Internet gibt es Nachrichtenseiten, die in norwegischer Sprache verfasst sind. Eine solche Webseite ist KlarTaleExterner Link. Hier werden Nachrichten leicht verständlich vermittelt. Allerdings sind viele Artikel hinter einer Paywall. Das Monatsabo kostet ca 5,40€.

    Auch norwegische Fernsehsender haben Mediatheken. Auf der Seite des Norwegischen RundfunksExterner Link kann man Videos schauen, auch mit norwegischen Untertiteln.

    Auf Spotify gibt einen Podcast, der sich an Lernende der norwegischen Sprache richtet. In Norsk for BeginnersExterner Link erzählt der Creator von verschiedenen Aspekten der norwegischen Kultur auf Norwegisch (in zwei unterschiedlichen Sprachtempi) und fasst die Hauptaussagen auf Englisch zusammen.

    Norwegische Texte in leichter Sprache zu finden ist gar nicht so einfach. Auf lesenorsk.noExterner Link gibt es Texte mit Erklärungen und Vokabeln für unterschiedliche Sprachniveaus.

Anwendung und Motivation

Wenn man einmal etwas Norwegisch kann, sollte man versuchen es anzuwenden. So konnte ich bereits bei meiner Anreise mit dem Zug in Oslo eine Sitzplatzreservierung auf norwegisch durchführen. Natürlich ist man auf den guten Willen der NorwegerInnen angewiesen, aber diesbezüglich habe ich nur gute Erfahrungen gemacht. Wenn man etwas nicht verstanden hat, kann man nachfragen und wenn gar nichts mehr hilft auf Englisch umschwenken.

Einkaufen in Geschäften oder Restaurantbesuche sind in Norwegen eher teuer, sodass man hier nicht so viele Erfahrungen sammeln kann. Aber Sportausrüstung bekommt man zu ähnlichen Preisen wie in Deutschland und Wanderkarten nur im jeweiligen Gebiet. Auch hier kann man seine Norwegisch-Kenntnisse anwenden.