Erfahrungsbericht

Michigan State University

Wintersemester 2021/22
Erfahrungsbericht
Foto: Ann Marie, Uni Jena
  • Michigan State University

Meldung vom:

Ann Marie,Bachelorstudentin Kunstgeschichte und Filmwissenschaften, Interkulturelle Wirtschaftskommunikation

Im August 2021 bin ich für mein Auslandssemester an die Michigan State University (MSU) nach East Lansing gereist, um dort Kunstgeschichte und Filmwissenschaften zu studieren. Die Vorbereitung für diesen Aufenthalt war sehr aufwendig und wurde durch die epidemiologische Lage noch zusätzlich erschwert. Ich möchte allerdings erwähnen, dass das Team der MSU, welche für die Auslandsstudenten zuständig war, uns stets mit Rat und Tat zur Seite standen. Die Vorbereitung auf das kommende Semester war schon vorab in Deutschland unheimlich gut. Es gab keine Frage, die unbeantwortet blieb. Trotz alledem schwebte ich monatelang in Ungewissheit, ob ich letztlich tatsächlich mein J1-Visum, welches man für solch einen Auslandsaufenthalt benötigt, erhalten werde. Doch das Warten und Hoffen hat sich gelohnt!

Ende August stand ich tatsächlich am Flughafen in Frankfurt, um meine Reise in die USA anzutreten. Das Semester beginnt in den USA schon früher (meist Anfang September) und endet auch vor Weihnachten. Ich bin mit meiner deutschen Dorm-Mitbewohnerin zusammen gereist, da wir uns vorab über eine MSU-Plattform kennenlernen konnten. An unserer amerikanischen Universität musste man nämlich auf dem Campus in einem der Studentenwohnheime in einem Zweibettzimmer wohnen. Wie es der Zufall wollte, war sie ebenfalls deutsch und wir hatten dazu noch das Glück, dass wir uns super verstanden haben. Auf den ersten Blick scheint es erschreckend, sich das Zimmer mit einer fremden Person zu teilen, aber ich kann euch sagen, dass ich dafür unheimlich dankbar war, denn somit war man niemals wirklich alleine und hatte stets eine Person im direkten Umfeld, mit welcher man alle Höhen und Tiefen während des Semesters teilen konnte. Als wir in East Lansing nach einer langen Reise endlich ankamen, waren wir erst einmal von der unheimlichen Hitze und der Größe des Campus überwältigt. Wir brachten unser Gepäck auf unser Zimmer und erkundigten die Gegend mit zwei weiteren Austauschstudentinnen. Zwei Tage später stand der „Orientation Day“ an, bei welchem alle Austauschstudent*innen sich kennenlernten und wir alle wichtigen Information für unseren Aufenthalt an der Universität erhielten. Insgesamt waren wir 80 Austauschstudent*innen und mit vielen hat man über die Zeit hinweg enge Freundschaften geschlossen.

 

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Foto: Ann Marie, Uni Jena

Bevor ich in die USA kam, hatte ich Angst, dass es schwierig werden würde Kontakte zu knüpfen, aber diese Sorge wurde schnell in den Schatten gestellt. An der MSU gibt es unheimlich viele Möglichkeiten, wie man seine Interessen entfalten kann und somit auch neue Leute kennenlernen kann. Bei einem der MSU Welcome Events für alle Student*innen gab es ein großes Open-Air-Festival, bei welchem sich alle Clubs und Organisationen mit kleinen Ständen vorgestellt haben. Von klassischem Cheerleading, über Segeln bis hin zu Mountainbiking gab es alles, was man sich nur vorstellen kann. Außerdem gab es auch Fotografie, Mode und Schauspiel Organisationen falls man kein Interesse an einer sportlichen Aktivität hat. Man konnte jedem Club mit einem kleinen Semesterbeitrag beitreten.

Allgemein gab es auf dem Campus alles, was man sich wünscht und braucht. Man muss sich vorstellen, dass es wirklich wie eine kleine Studentenstadt aufgebaut war, welche sich über mehrere Hektar erstreckt. Somit hatten wir mehrere Fitnessstudios, welche kostenfrei nur für MSU Student*innen zur Verfügung standen, ein Krankenhaus, mehrere kleine Einkaufsläden über den ganzen Campus verteilt, einige namentlich bekannte Fast-Food-Ketten (Subway, Panera Bread, Taco Bell, Star Bucks etc.) und noch vieles mehr. Alles war zu Fuß erreichbar oder man konnte sich, wie ich es getan habe, ein Fahrrad für 100 Dollar pro Semester ausleihen, um so flexibel und schnell von Ort zu Ort zu kommen. Generell empfand ich das Leben in East Lansing und besonders auf dem Campus als sehr sicher. Wir sind oftmals abends zu den umliegenden Bars und Clubs gegangen und nachts als Gruppe nach Hause in unsere Studentenwohnheime gelaufen. Es gab nie einen Zwischenfall oder Momente in welchen wir uns unwohl gefühlt haben. East Lansing an sich ist eine mittelgroße Stadt mit einer netten Innenstadt, vielen Cafés/Restaurants, einigen Malls und Shoppingmöglichkeiten und auch Vergnügungsattraktionen. Im Nachhinein wurde mir klar, dass das ohne es zu wissen für mich ein wichtiger Punkt ist bei der Wahl der Gastuniversität. Es wäre unheimlich ungünstig gewesen, wäre der Campus der Universität irgendwo im Nirgendwo gelegen, abgegrenzt von der Zivilisation, mit schlechten öffentlichen Anbindungsmitteln.

 

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Foto: Ann Marie, Uni Jena

Ein besonderes Highlight für mich waren die American Footballspiele unseres Teams. Man konnte vorab Semestertickets erwerben und somit an jedem Heimspiel als Zuschauer*in teilnehmen. Die Heimspieltage waren Events, wie ich sie noch nie zuvor beim Sport erlebt habe. Der gesamte Tag war dem Spiel gewidmet. So kamen vorab Familien mit ihren riesigen Trucks auf den Campus gefahren, um eine Art Grillfest (Tailgaiting genannt) vorzubereiten mit Würstchen, Pavillon, Alkohol, Süßigkeiten, TV, Fahnen, Spielen etc. Der ganze Campus war bereits eine große fröhliche Menschenmenge. Es wurde jedoch noch besser sobald man im unvorstellbar großen Stadion war. Alle waren in den Farben unseres Teams gekleidet, die Stimmung war ausgelassen, die Musik dröhnte aus den Lautsprechern und überall gab es Wurstbuden. Solch ein Zusammengehörigkeitsgefühl und Begeisterung miterleben zu dürfen, war sensationell.

Auch mit einem anderen Lehr- und Benotungssystem zu studieren war eine tolle und außergewöhnliche Erfahrung. In den USA ist es üblich bereits während des Semesters viele Leistungen zu erbringen. Von den Student*innen wird erwartet (von Fach zu Fach abhängig) wöchentliche Quizzes/Kurztests, Aufsätze, Aufgabenblätter etc. zu absolvieren. Zusätzlich gibt es am Ende jedes Monats eine Zwischenprüfung, welche ebenfalls in die Endnote zählt. Für mich persönlich war der leistungsaufwand sehr groß, allerdings fiel mir dadurch auch das Lernen für die Endprüfungen leichter und die Lerninhalte blieben einem generell länger im Gedächtnis. Der Umgang mit den Dozent*innen war sehr locker und auf einer Augenhöhe. Oftmals durfte man die Lehrenden mit Vornamen ansprechen und auch die Kommunikation war stets gut und verständnisvoll. Nichtsdestotrotz war es uns möglich, an manchen Wochenenden auf kleine Trips zu gehen wie beispielsweise zu den nicht weit entfernten Städten Chicago, Detroit, die Upper Peninsulas etc. Selbst New York ist nur etwas mehr als eine Stunde von East Lansing entfernt.

 

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Foto: Ann Marie, Uni Jena

Allgemein ist Michigan ein wunderschöner Staat! Er ist sehr grün, erinnert fast schon etwas an den Schwarzwald, aber mit dem unheimlich großen Lake Michigan, welcher Wisconsin und Michigan voneinander trennt, ist es etwas ganz Besonderes. Somit hat man die Möglichkeit für ein Wochenende wandern zu gehen, am See Kanu zu fahren, zu segeln o.ä. Mit einer Gruppe Austauchstudentinnen bin ich gleich in der ersten Woche in den Norden Michigans gefahren, wo wir gebadet und die kleinen Örtchen erkundigt haben. Seit euch aber bewusst, dass es in MI genauso 4 Jahreszeiten gibt und es ab September allmählich kälter wird. Im Winter kann es zu einem Schneefall bis zu 2 Meter Höhe kommen. Dieses schöne Winterwunderland blieb mir allerdings verwehrt, da wir bereits Mitte Dezember den Campus verlassen mussten.

Im Wintersemester hat man die Möglichkeit traditionelle und wichtige Feiertage der USA mitzuerleben. Halloween war eines dieser Feste. Ich kann euch sagen, dieser Tag wird dort wirklich zelebriert und nicht nur am 31. Oktober, sondern auch schon Wochen davor. Alle Häuser sind aufwendig dekoriert mit Lichtershows und Effekten. Zudem hat es unheimlich viel Spaß gemacht sich verschiedene Kostüme auszudenken und die Halloween Attraktionen in den umliegenden Städten, wie Haunted Houses, Hayrides, haunted Mazefield etc. zu besuchen. Des Weiteren findet Im November Thanksgiving statt. Amerikaner sind sehr gastfreundlich und laden gerne Austauschstudenten zu diesem Fest ein. So wurde auch ich von einer amerikanischen Kommilitonin zu ihrer Familie nach Hause eingeladen, um mit Ihnen gemeinsam diesen Feiertag zu feiern. Es war ein einmaliges und tolles Erlebnis mit leckerem Essen und viel Alkohol. Gleichzeitig hat man etwas über eine wichtige Tradition gelernt und hatte die Möglichkeit zu erfahren, wie eine amerikanische Familie lebt.

 

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Foto: Ann Marie, Uni Jena

Letztlich möchte ich noch etwas zum Punkt Finanzen sagen. Die USA ist definitiv kein günstiges Reiseziel für ein Auslandssemester. Allein die Unterkunft- und Verpflegungskosten sind schon utopisch hoch. Wenn man dann noch nach dem Semester oder auch währenddessen reisen möchte, benötigt man ein hohes Budget. Deshalb würde ich jedem ans Herz legen alle möglichen Finanzierungsmittel versuchen in Anspruch zu nehmen. Das bedeute, dass man sich frühzeitig um Stipendien und weitere Finanzierungshilfen (Auslands-Bafög etc.) kümmern sollte, da diese eine lange Vorlaufszeit haben. Falls alle Stricke reisen hat man noch die Möglichkeit an der Gastuniversität eine Tätigkeit nebenbei auszuüben.

Abschließend kann ich für mich sagen, dass das Auslandssemester in den USA ein wahrgewordener Traum für mich ist. Ich bin unheimlich dankbar für die Möglichkeit, die unvergesslichen Erfahrungen und die lebenslangen Freundschaften, welche ich während meines Aufenthalts machen durfte. Auch die Entscheidung an die MSU zu gehen, würde ich genauso wieder fällen, denn man kann definitiv sagen, dass diese Universität das perfekte Gesamtpaket aus Spaß, guten Lerninhalte, schöne Landschaften, verrückte Partys, nette Leute, unglaubliche Events, dem perfekten Standort und einen tollen Zusammenhalt bietet. „Once a Spartan, always a Spartan“.