Chung-Ang University

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Wintersemester 2021/22 und Sommersemester 2022
Chung-Ang University
Foto: Luca, Uni Jena
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Meldung vom:

Luca, Bachelorstudentin Psychologie

Ich habe ein Jahr von August 2021 bis Juli 2022 als Austauschstudentin an der Chung-Ang University in Seoul Süd-Korea Psychologie studiert. Obwohl es vor allem beim Visum und der Krankenversicherung oft sehr anstrengende Bürokratie gibt, kann ich Seoul und auch die Universität nur empfehlen. Obwohl die Stadt 10 Millionen Einwohner hat, wird einem die Größe erst so wirklich bewusst, wenn man einmal die Chance hat sie von oben zu sehen. Sonst gibt es viele Viertel die eher Kleinstadt-Flair haben und man sich nicht wie einer unter tausenden, sondern eher sehr zu Haus fühlt. Die Stadt liegt umgeben von Bergen und so hat man zwar vor allem an der Chung-Ang-Universität oftmals viele Treppen zu bewältigen, aber gleichzeitig grün und Natur immer im Blick. Das Transportsystem ist sehr einfach zu verstehen und im Bus oder der U-Bahn werden in Seoul und meist auch in kleineren Städten in Korea Stopps auch immer auf Englisch geschrieben und genannt. Dabei empfiehlt es sich Kakao Maps oder Naver Maps zu verwende. Mit diesen Apps kann man fast gar nicht falsch fahren. Nachts fahren zwar leider nur Nachtbusse, da Taxi fahren aber sehr billig ist und man es sich einfach per App bestellen kann, ist das meistens kein Problem.

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Foto: Luca, Uni Jena

Seoul ist sehr modern und gleichzeitig sehr traditionell. Beide Seiten koexistieren in jedem Viertel und geben der Stadt ihren eigenen Charm. Vor allem die Cafékultur ist sehr besonders und so hatte ich im nahen Umkreis meiner Wohnung ganze 10 Stück zur Auswahl. Besonders im Café fällt einem schnell jedoch eine Eigenart der Koreaner auf, denn die allermeisten trinken ihren Kaffee auf Eis und nicht warm. Eine Sache, die besonders wichtig ist, ist die des Geldabhebens. Viele Karten funktionieren nur an bestimmten Automaten und auch nicht jeder Laden akzeptiert alle Karten. Da man erst, nachdem man eine Alien-Registration Card hat, ein koreanisches Bankkonto eröffnen kann und sich das Prozedere gut und gerne mehrere Monate zieht, lohnt es sich vorher Gedanken über das Geldabheben zu machen. Ich hatte ein Konto bei der DKB Bank und meine Kreditkarte hat in 99% der Fälle auch immer funktioniert. Da ich auch keine hohen Gebühren beim Abheben bezahlen musste, ist dies auf jeden Fall eine Empfehlung, die einem viel Ärger erspart. Die Koreanische Küche ist wirklich sehr gut und Koreaner sind auch sehr stolz auf sie. Macht man Komplimente über koreanisches Essen, sammelt man schon gleich zu Beginn viele Pluspunkte beim Kennenlernen.

Leider ist es in Korea jedoch unglaublich schwierig für Vegetarier. Ich esse kein Fleisch und auch kein Fisch, was ungefähr 90% aller Gerichte ausschließt. Denn auch der berühmte Ramen ist nicht vegetarisch genauso wie alle Suppen oder auch Kimchi. Ich habe es für mich so geregelt, dass ich auch Brühe gegessen habe, denn sonst ist es sehr schwierig irgendetwas zu Essen zu finden. Veganer oder strickte Vegetarier werden es definitiv nicht leicht haben. Im Supermarkt gibt es zwar pflanzliche Alternativen und es mangelt auch nicht an veganen Cafés oder einzelnen veganen Restaurants, doch diese sind alle meist sehr teuer und definitiv in der Unterzahl. Verhungern muss man allerdings sicher nicht als Vegetarier. Mit ein bisschen mehr Planung und Aufwand ist dies definitiv auch keine Hürde. Nur vielleicht etwas, das man im Hinterkopf behalten sollte.

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Foto: Luca, Uni Jena

In meiner Zeit hier in Seoul habe ich sowohl ein Semester im Dormitory der Universität als auch in einer WG zur Miete gewohnt. Das Wohnheim liegt gut nah an der Uni und ist eine Chance, viele Leute kennen zu lernen. Allerdings gibt es dort keine Küche und eine Ausgangssperre ab ein Uhr nachts. Spät heimkommen wird sogar mit Strafpunkten geahndet. Ich kann zumindest aus meiner Perspektive eine WG oder shared House nur empfehlen, obwohl dies sicherlich schwieriger von Deutschland aus zu organisieren ist, als wenn man vor Ort lebt. Ich habe dort meine zwei besten Freundinnen kennen gelernt. Ein guter Ort, wo ich meine Wohnung gefunden habe, ist craigslist. Man sollte dort aber ein bisschen vorsichtig sein. Ich hatte schon zuvor ein wenig Koreanisch gelernt und auch vor Ort einen Sprachkurs belegt. Obwohl man auch mit Englisch einigermaßen durchkommt, wäre es zumindest ratsam, das Alphabet und einige Worte vorher zu lernen.

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Foto: Luca, Uni Jena

 

Um das Land noch einmal intensiver kennen zu lernen, ist es eher empfehlenswert sich mit Koreanern anzufreunden. Dies hilft nicht nur organisatorisch in allen Lebenslagen sehr viel weiter, sondern bringt einem die Kultur auch noch einmal viel näher. Leider ist es jedoch im Alltag etwas schwierig mit Koreanern in Kontakt zu kommen. Viele versuchen über Sprachaustauschapps Leute kennen zu lernen, doch dort sollte man sehr vorsichtig sein, besonders als Frau. Die meisten, die sich dort tummeln, sollte man eher vermeiden. Genauso sollte man sehr vorsichtig sein, wenn fremde Menschen einen ansprechen. In Korea gibt es viele Kulte und Sekten, die so ihre Mitglieder anwerben. Meist klingt es sehr verlockend mit dem Vorwand einem die Kultur zu zeigen, doch man sollte generell immer sehr skeptisch sein, wenn einen jemand anspricht. Ein sehr guter Ort, um Koreaner ohne Bedenken oder Vorsicht kennen zu lernen, sind die vielen verschiedenen Clubs der Universität. Ich war in beiden Semestern im sogenannten „Korea-Club“ und habe dort viele Freunde getroffen. Dies ist ein Club, bei dem es darum geht, Koreaner und Austauschstudenten zusammen zu bringen und so habe ich neben koreanischen Freunden Menschen aus der ganzen Welt kennen gelernt. Neben diesem gibt es aber auch eine ganze Reihe anderer Clubs. Man kann Sportarten spiele, zum Theater oder zum Gärtnern gehen. Auf jeden Fall ist es eine großartige Chance, einem Club beizutreten und eine sehr große Empfehlung von mir.

Neben Seoul ist auch der Rest von Korea definitiv eine Reise wert. Mit dem Zug oder dem Langstrecken Bus kommt man sehr einfach und auch sehr kostengünstig durch das ganze Land. Ich war zum Beispiel in Sokcho, Busan und Gwangju und bin auch für eine Woche nach Jeju geflogen. Busan ist die zweit größte Stadt in Korea und liegt am Meer im Süden. In drei Stunden ist man mit dem Zug dort. Das Flair von Busan ist ganz anders als in Seoul und es ist definitiv einen Wochenendausflug wert. Sokcho liegt im Osten und ist neben seinen Stränden auch sehr nah an einem Nationalpark gelegen. Dort kann man wunderschön wandern gehen und die Natur erleben. Jeju ist eine Insel, die zu Korea gehört. Es ist das Ausflugziel aller Koreaner und jeder, der mal länger in Korea ist, sollte dort unbedingt hin. Die Flüge sind, wenn man im Voraus bucht, sehr billig und man kann vom Flughafen Gimpo in einer Stunde in die Hauptstadt von Jeju fliegen. Die Insel ist sehr tropisch, ganz anders als der Rest von Korea und man kann Badeurlaub mit Natur verbinden. Leider hatte ich dort kein Auto, was es ein bisschen schwieriger gemacht hat von Ort zu Ort zu kommen. Doch auch ohne Auto lohnt es sich dort hinzufahren. Ich war im Juni dort, was nicht die beste Jahreszeit zum Urlaub ist. Im Sommer ist es in Korea unglaublich heiß und vor allem, wenn die Regenzeit anfängt, auch sehr schwül und luftfeucht. Die besten Monate, um nach Jeju zu fliegen sind September oder Mai. Dann ist es dort warm, aber nicht zu heiß oder zu kalt.

Generell würde ich jedem empfehlen, der schon immer mal eine andere Kultur kennen lernen wollte, nach Korea zu kommen. Seoul ist eine Stadt mit tausenden Möglichkeiten und man kann Dinge erleben, von denen man noch nicht einmal vorher gehört hat. Die Universität hat viele englischsprachige Vorlesungen und viele Möglichkeiten, um auch neben der Uni Dinge zu erleben und Leute kennen zu lernen. Seoul ist auf jeden Fall eine Erfahrung, die mir für immer im Gedächtnis bleiben wird.

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Foto: Luca, Uni Jena