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Meldung vom: | Verfasser/in: Ute Schönfelder
Das Thema Nachhaltigkeit bestimmt heute viele öffentliche Debatten. Kaum eine politische Agenda kommt ohne es aus, aber auch für Unternehmen spielen Nachhaltigkeitsaspekte inzwischen eine zentrale Rolle. Doch wie definieren öffentliche und private Organisationen ihre gesellschaftliche Verantwortung im Hinblick auf Nachhaltigkeit? Wie kommunizieren sie darüber und als wie glaubwürdig wird das von der Öffentlichkeit wahrgenommen? Das sind Fragen, auf die Prof. Dr. Irina Lock in ihrer Forschungsarbeit Antworten sucht. Die 37-Jährige ist vor kurzem zur Professorin für Kommunikationswissenschaft der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit dem Schwerpunkt strategische Kommunikation ernannt worden und zu Semesterbeginn von der Universität Amsterdam nach Jena gewechselt.
Irina Lock interessiert sich vor allem für digitale Kommunikationsräume und die Möglichkeiten, die diese für Organisationen und Unternehmen bieten. Dabei gehe es nicht nur um mediale Diskurse, sondern auch um politische Prozesse. „Seit es moderne Demokratien gibt, betreiben Organisationen Lobbying, um ihre Interessen in den Meinungsbildungsprozess einfließen zu lassen und so beispielsweise auf Gesetzesvorhaben oder regulatorische Maßnahmen einzuwirken“, macht Irina Lock deutlich.
Bei strategischer Kommunikation stehe dabei immer auch die Frage im Raum, welche Informationen gerade nicht geteilt, sondern gezielt zurückgehalten werden, um die öffentliche Aufmerksamkeit auf andere Themen zu lenken. „Auch das ist ein zentraler Teil von Kommunikation“, sagt Irina Lock. Und genau in diesem Spannungsfeld entstehe Glaubwürdigkeit – oder das Gegenteil davon. Es gebe viele Beispiele, wo Unternehmen mit ökologischen Versprechen versuchen, von ihrer gesellschaftlichen Verantwortung abzulenken. „Etwa in der Nahrungsmittelindustrie, wenn ein Unternehmen, das Softdrinks verkauft, seine Nachhaltigkeit betont, indem es weniger Müll produziert, um die öffentliche Debatte davon abzulenken, dass zuckerhaltige Getränke ein enormes gesundheitliches Problem für die Konsumentinnen und Konsumenten darstellen.“
Stationen in der Schweiz und den Niederlanden
Für die Rolle von Unternehmen in der Gesellschaft und ihr Einflusspotenzial hat sich Irina Lock bereits nach ihrem Masterstudium in Corporate Communication an der Università della Svizzera italiana in Lugano interessiert. Dort hat sie auch ihre Promotion zum Thema „The credibility of Corporate Social Responsibility communication” verfasst und wurde 2015 promoviert. Anschließend arbeitete sie am Institut für Marketing und Kommunikationsmanagement der Uni Lugano als Postdoc, bis sie 2017 an die Amsterdam School of Communication Research der Universität Amsterdam berufen wurde.
Für den Wechsel an die Uni Jena waren für sie vor allem die Kooperationsmöglichkeiten am Institut für Kommunikationswissenschaft und der enge Kontakt mit den Studierenden ausschlaggebend. Gemeinsam mit ihren Fachkolleginnen und -kollegen will sie in den kommenden Jahren die öffentliche, digitale Kommunikation zu großen gesellschaftlichen Themen in den Blick nehmen und dabei fachübergreifend Perspektiven eröffnen und neuartige Methoden, zum Beispiel zur Analyse von Bildern, weiterentwickeln. Von einer solch breit aufgestellten Kommunikationsforschung am Jenaer Institut werden auch die Studierenden profitieren: Bereits im aktuellen Semester bietet Prof. Lock sowohl für Bachelor- als auch Masterstudiengänge englischsprachige Lehrveranstaltungen an.
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