Matthias Hagen

Neue Wege bei der Suche im Web

Matthias Hagen ist neu berufener Professor für Datenbanken und Informationssysteme
Matthias Hagen
Foto: Anne Günther (Universität Jena)
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Meldung vom: | Verfasser/in: Stephan Laudien

Etwas im Web zu suchen, gehört für die meisten zum Alltag. Doch welche Fragen werden den Suchmaschinen gestellt? Und wie gut sind die Antworten? Damit beschäftigen sich Matthias Hagen und seine Arbeitsgruppe. Der 43-jährige gebürtige Ilmenauer forscht als neu berufener Professor für Datenbanken und Informationssysteme an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Hagen sagt, dass Suchmaschinen zwar in vielen Fällen schnell und unkompliziert helfen: „Aber wir können die Suchergebnisse in bestimmten Szenarien schon oft noch verbessern!

Wie antworten Suchmaschinen und was erwarten Menschen?


Auf viele Anfragen liefern die großen Suchmaschinen heutzutage sehr kurze direkte Antworten, die dann jedoch oft nicht alle verfügbaren Fakten, Meinungen und Argumente berücksichtigen“, sagt Prof. Hagen. Im Zusammenhang mit vergleichenden Suchanfragen (etwa: Sind Katzen oder Hunde die „besseren“ Haustiere?) beschäftigt er sich seit 2018 in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt mit Antworten auf Fragen, für die Menschen eher nach Erklärungen und Argumenten suchen, statt einzelner Behauptungen. Unter dem Titel „Beantwortung von vergleichenden Fragen mit Argumenten“ geht es darum, das Web als Wissensquelle zu komplexen Vergleichen nutzbar zu machen. Eine der benutzten Datenquellen ist Yahoo! Answers, eine Sammlung von 170 Millionen Fragen und Antworten von Nutzern des Dienstes. „Beliebig“ dürfen die Antworten jedoch nicht sein, etwa wenn es um medizinische Sachverhalte geht. „Bei Fragen zur Wirksamkeit von Hausmitteln oder zu Diagnosen bei bestimmten Symptomen zeigen Suchmaschinen oft verwirrende oder falsche Ergebnisse ohne ein Wort der Warnung“, sagt Matthias Hagen. Bei falschen Antworten wird dann natürlich auch die Frage nach der Verantwortung wichtig.

Zugriff auf sehr große, mehrere Petabytes umfassende Webdaten hat Matthias Hagen zusammen mit seinen Kollegen Martin Potthast aus Leipzig und Benno Stein aus Weimar durch eine Kooperation mit dem Internet Archive, das die Wayback Machine betreibt. Aktuell entwickeln Matthias Hagen und seine Kollegen basierend auf diesen Webdaten Technologien zur Beantwortung von Fragen nach kausalen Zusammenhängen. Bei Fragen nach Ursachen ist eine einfache Ja/Nein-Antwort nicht ausreichend, viele Menschen sind an einer Begründung interessiert. „Wir wollen daher das sorgfältige Abwägen von allen Gesichtspunkten gerade bei Antworten auf diffizile Fragen berücksichtigen“, sagt Prof. Hagen. Außerdem geht es darum, Rückkopplungen in die Daten des Internet Archive herzustellen, um darin „verschüttetes Wissen“ der letzten 30 Jahre freizulegen, wie Matthias Hagen es nennt.   

Unterwegs in den Muschelkalkhängen um Jena  


Matthias Hagen stammt aus Ilmenau und hat in Jena Informatik studiert. „Der Mathe- und Informatikunterricht an meiner Schule hat mich für diese Fächer begeistert“, sagt er. Dass schon sein Vater in Jena Mathematik studiert hat, sei aber nicht der ausschlaggebende Grund gewesen, sich für die Friedrich-Schiller-Universität zu entscheiden. Auch seine Promotion verfasste Matthias Hagen in Jena. In der Arbeit „Algorithmic and Computational Complexity Issues of MONET“ beschäftigte er sich aus Sicht der theoretischen Informatik mit einem der Probleme, für das Informatiker noch nicht wissen, ob es für Computer leicht oder schwer lösbar ist. Praxisnäher arbeiteten da schon zwei Nachwuchsforschergruppen zur Analyse von sehr großen Datenmengen, die Matthias Hagen von 2008 bis 2018 an der Bauhaus-Universität Weimar geleitet hat. Vor seinem Wechsel nach Jena war Matthias Hagen seit 2018 Professor für „Big Data Analytics“ an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Matthias Hagen wohnt seit 23 Jahren in Jena, ist verheiratet und hat vier Kinder; das jüngste ist fünf Jahre alt. Für sein Hobby Schachspielen findet er momentan kaum mehr Zeit. Gern ist der 43-Jährige auf längeren Spaziergängen oder Radtouren in der Jenaer Umgebung unterwegs und bringt dabei hin und wieder einen kleinen Fossilienfund von den Muschelkalkhängen mit nach Hause.

Kontakt:

Prof. Dr. Matthias Hagen