Erfahrungsbericht Chung-Ang University

Chung-Ang University

Sommersemester 2022
Erfahrungsbericht Chung-Ang University
Foto: Michèle, Uni Jena
  • Chung-Ang University

Meldung vom:

Michèle, Bachelorstudentin Ernährungswissenschaften

Mein Auslandssemester habe ich in Seoul, Südkorea absolviert. Persönlich interessiere ich mich sehr für die Kultur, insbesondere die Popkultur in Südkorea, deswegen war für mich die Entscheidung schnell gefallen, ein Semester dort zu verbringen. Mich reizte vor allem eine vollkommen andere Lebensart als zuhause zu erleben und, begründet in meinem Studiengang, eine für uns exotische Küche und Ernährungsweise besser kennenzulernen.

Seoul
Seoul ist mit etwa 10 Millionen Einwohnern die Hauptstadt Südkoreas. Hier spielt sich ein Großteil des bildenden, wirtschaftlichen und kulturellen Geschehens ab. Andere Städte sind zwar auch sehr schön (vor allem für Ausflüge), aber Seoul ist unübertroffen. Hier kann man alles erleben: Museen und Kultur, Tourismus, Einkaufen, Wandern, Nachtleben und viel mehr. Viele der Museen der Stadt sind für junge Menschen kostenfrei. Über die Stadt verstreut ergibt sich ein bunter Mix aus traditioneller Kultur und verblüffender Moderne. Dementsprechend kann man viele Sehenswürdigkeiten besichtigen, shoppen gehen und abends dann ausgehen. Da Korea ein sehr bergiges Land ist, ist es auch perfekt geeignet für Outdooraktivitäten. Man kann einige verschiedene Wanderungen machen, im Winter Skifahren gehen, und im Sommer kann man Paragliding ausprobieren. Da Seoul das Zentrum Koreas darstellt, lassen sich von hier alle weiteren Städte gut erreichen und man kann den ein oder anderen Ausflug machen. Die großen Städte wie Busan, Daegu, Gwangju etc. lassen sich per Bus oder Zug erreichen, nach Jeju kann man fliegen und nähere Ziele wie Incheon oder Suwon kann man sogar mit der U-Bahn besuchen.

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Foto: Michèle, Uni Jena

Studium
Das Studium an der Chung-Ang hat mir sehr viel Spaß gemacht. Da ich nur englischsprachige Kurse belegen konnte, war meine Auswahl leider relativ eingeschränkt, aber ich habe trotzdem sehr interessante und lehrreiche Module entdeckt. Im Bereich der Naturwissenschaften würde ich definitiv empfehlen, einen Laborkurs zu besuchen, dies hat mir besonders Spaß gemacht.
Für Austauschstudenten werden auch viele ‚general education‘ Kurse angeboten, die weiteres Wissen über Koreas Kultur und Lebensweise vermitteln. Dies war sehr interessant und mal eine nette Abwechslung zum sonstigen Studienalltag.
Es gibt eine breite Auswahl an Kursen auf Englisch, teilweise werden diese aber nicht auf Englisch gehalten, wenn nicht genug Nachfrage besteht. Die Lehrenden sind aber immer sehr bedacht darauf, dass jeder mitkommt, und stellen genug Material zur Verfügung, um den Kurs vollständig verstehen zu können.
Die CAU hat einen zentralen Campus, man kann also alles leicht erreichen. Auf dem Campus gibt es auch mehrere Mensen und viele Möglichkeiten etwas essen oder Kaffee trinken zu gehen. Die Bibliothek ist groß und bietet Arbeitsplätze. Auf dem Campus finden sich auch ein Buchladen und ein Schreibwarenladen.
Für uns etwas ungewöhnlich ist die Länge der einzelnen Unterrichtseinheiten. Eine Einheit geht 50min, an die sich 10min Pause anschließen. Bei den meisten Modulen finden 3 Unterrichtseinheiten auf einmal statt – also sitzt man insgesamt 3 Stunden an einer Vorlesung. Dies ist am Anfang gewöhnungsbedürftig, aber man passt sich schnell an.

Sprache
Koreanischkenntnisse sind nicht essenziell, um in Korea zu studieren, aber sehr zu empfehlen. Der Großteil der Bevölkerung lernt Englisch, spricht es aber teilweise nicht sehr optimal oder traut sich einfach nicht. Gerade im Restaurant ist es oft von Vorteil, sich in einfachem Koreanisch verständigen zu können. Was vor allem zählt: Man sollte versuchen auf die Leute zuzugehen und probieren, ein bisschen Koreanisch zu sprechen, dann wird sich auch öfter getraut in Englisch zu kommunizieren.
Auch in der Uni kommt es vor, dass manche Kommilitonen wenig Englisch mit einem sprechen können. Hier hat man bessere Chancen in den englischen Kursen auf neue Freunde zu treffen oder gezielt einen englischsprachigen Club zu besuchen. Ich nahm am Korea Club teil und habe so zahlreiche Ausflüge mit neuen internationalen und koreanischen Freunden gemacht.
Die Universität bietet auch kostenlose Sprachkurse auf unterschiedlichen Leveln für die Austauschstudenten an. Ich empfehle unbedingt einen zu belegen, nicht nur um die Sprache zu lernen, sondern vor allem weil die Koreanischlehrer auch viel Wissen über koreanische Kultur und Leben vermitteln.

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Foto: Michèle, Uni Jena

Wohnheim
Man kann sich auf einen Platz im Wohnheim bewerben, was ich auch dringendst empfehlen würde. Das Wohnheim liegt direkt auf dem Campus, alles ist also gut erreichbar. Außerdem wird der Großteil der Austauschstudenten auf denselben Stockwerken untergebracht, seine Freunde hat man also immer gleich mit dabei. Man kann sich auch in Korea eine Wohnung oder ein Zimmer selber suchen, aus dem Ausland ist dies allerdings nicht so leicht. Da Seoul sehr groß ist, kann es sein, dass man lange zur Uni pendeln muss. Zudem sind entweder die Miete oder die Kaution hoch. Man sollte es sich allerdings überlegen. Für ein Semester fand ich es sehr angenehm im Wohnheim zu wohnen, hierbei gibt es aber auch einige Punkte die zu beachten sind. Die Zimmer teilt man sich immer zu zweit. Ich hab mich sehr gut mit meiner Zimmernachbarin verstanden und insgesamt hat das den Austausch sogar aufgewertet. Im Wohnheim gibt es keine Küche, nur einen Kühlschrank, eine Mikrowelle und einen Wasserspender. Zudem gibt es nachts eine Ausgangssperre. Zwischen 1 Uhr nachts und 5 Uhr morgens sollte man nicht wiederkommen, ansonsten erhält man Strafpunkte. Insgesamt würde ich es aber für ein Semester auf jeden Fall empfehlen im Wohnheim zu wohnen, bei zwei Semestern sollte man aber vielleicht das Für und Wider abwiegen.

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Foto: Michèle, Uni Jena

Noch zu erwähnen
Hier sammele ich einige Punkte, die nirgendwo anders reinpassen, aber noch zu erwähnen sind.
Allgemein zu den Kosten eines Auslandsaufenthaltes: Es kommt natürlich immer darauf an, wie viel man selber bereit ist auszugeben und wie freigiebig man lebt. Lebensmittel einkaufen ist sehr teuer in Südkorea, Essen gehen dafür nicht so sehr. Das ständige Essen gehen, die süßen Cafés, die U-Bahn Fahrten etc. summieren sich dann aber doch irgendwann.
Manche Hygieneprodukte sind in Korea sehr teuer und manchmal auch schwerer zu finden. Wenn noch genug Platz im Koffer ist, empfehle ich Deo, Sonnencreme und Body Lotion mitzunehmen.
Korea ist eine sehr homogene Kultur, es gibt sehr wenige Ausländer, die hier permanent leben. Man sollte sich also eventuell darauf einstellen, mal schräg angeguckt zu werden oder von Kindern erstaunt beobachtet zu werden. Allen in allem hatte ich aber nur positive Erfahrungen und habe nette Leute kennengelernt. Ich empfand es als sehr hilfreich, offen und mit Interesse auf die Leute zuzugehen. Es hilft sehr sich Gepflogenheiten der koreanischen Kultur anzueignen und somit seine Wertschätzung auszudrücken. Hierzu gehört das leichte Verbeugen, Dinge mit zwei Händen anreichen, Respekt vor Älteren, und einfache Floskeln wie ‚Hallo, Danke und Auf Wiedersehen‘ auf Koreanisch zu lernen. Viele Koreaner freuen sich sehr, wenn man diese kleinen Dinge einbringt.

Abschließend kann ich nur sagen, dass ich eine sehr schöne und lehrreiche Zeit in Seoul hatte. Unter den Austauschstudenten lernt man viele neue Freunde kennen und kann die wunderschönen Orte in Südkorea gemeinsam bereisen.

*Michelle hat auch als Auslandsbotschafterin der Uni Jena einen Blog verfasst. Den Link dazu findet man hier.