Santiago de Chile

Universidad de Chile

Sommersemester 2022
Santiago de Chile
Foto: Alisha Lubben-Pexels
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Meldung vom:

Johanna, Masterstudentin Soziologie

Von März 2022 bis Juli 2022 absolvierte ich ein Auslandssemester an der Universidad de Chile in Santiago de Chile. In Deutschland studiere ich Soziologie im Master. An der Universidad de Chile belegte ich Seminare im Fachbereich Geschichte. Ich folgenden werde ich meine Erfahrungen erläutern und versuchen, einige Hinweise für den Aufenthalt zu geben.

Vorbereitung
Ich bewarb mich im Januar 2021 für ein Auslandssemester und bekam im März 2021 eine Zusage für den Platz in Chile. Da noch sehr viel Zeit vor mir lag, bis ich im März 2022 nach Chile gehen sollte, traten die Vorbereitungen ein wenig in den Hintergrund, sodass ich mich erst im Spätsommer 2021 wieder ausführlicher damit befasste. Diese Zeit der Vorbereitungen, Anträge und Bewerbungen für den Aufenthalt und für ein Stipendium empfand ich als anstrengend und teilweise belastend, da ich das Gefühl hatte nicht alle anstehenden Aufgaben und Fristen überblicken zu können. Um diesen Unsicherheiten entgegenzuwirken, half es mir Mails an das Internationale Büro in Jena, den Auslandsbeauftragten im Bereich Soziologie und an den Koordinator an der Universidad de Chile zu schreiben. Die Organisation durch meinen Auslandskoordinator empfand ich einige Male als etwas undurchsichtig, die Koordination der Universidad de Chile war jedoch sehr strukturiert und es gab viele Informationen und Veranstaltungen im Vorhinein. Im nächsten Schritt ging es darum mich über ein Visum und die Einreisebedingungen zu informieren. Die chilenischen Einreisebestimmungen waren aufgrund der Corona-Pandemie im März 2022 sehr streng (Impfungen mussten vorab anerkannt werden), jedoch konnte ich mich auch an dieser Stelle sehr gut an den chilenischen Auslandskoordinator wenden.

Im Dezember 2021 beantragte ich ein Student:innen-Visum, dass 200 Tage Gültigkeit besitzt und ca. 80 Euro kostet. Es war viel Aufwand, denn ich sollte neben persönlichen Dokumenten auch eine Auskunft über meinen Gehaltsstatus und eine ärztliche Bescheinigung einreichen. Das Visum wurde nach ca. sechs Wochen ausgestellt und war Anfang Februar zur Abholung in Berlin bereit. Im Nachhinein würde ich mich für ein Tourist:innen-Visum (90 Tage, kostenlos) entscheiden, da mir die Vorteile des Student:innen-Visums nicht deutlich geworden sind. Außerdem begann ich mit der Wohnungssuche. Das Internationale Büro der Universidad de Chile hatte schon einige Tipps zusammengefasst, welche Plattformen sich zur Wohnungssuche eignen. Ich schaute mir zunächst an, wo mein Campus lag und in welche Stadtteile ich ziehen wollte. Ich empfehle die Viertel Lastarria/Zentrum, Ñuñoa und Providencia, denn sie liegen zentral und sind sicher (aber dafür auch teurer). Bei der Wohnungssuche über die Wohnungsportale wurde ich nicht so recht fündig, da mir vieles sehr unpersönlich erschien. Zum Glück vermittelte mir eine Bekannte einen Kontakt zu einer Chilenin, die noch ein Zimmer frei hatte. Im Nachhinein großes Glück, denn die Wohnung lag zentral und war günstig, zudem verstanden wir uns auf Anhieb sehr gut. Würde ich jetzt noch einmal ein Zimmer suchen, würde ich Bekannte fragen, in Facebook-Gruppen schauen und einen Beitrag auf Instagram posten. Eine andere Möglichkeit bietet die universitätsinterne Plattform U-Cursos, auf der ebenfalls Annoncen zu finden sind. Bevor ich abreiste, wählte ich die Seminare, die ich im Semester in Santiago belegen wollte. Dank der Info-Veranstaltung ging das ganz einfach. Des Weiteren beantragte ich ein Urlaubssemester.

Aufenthalt
Anfang März kam ich in Santiago an und hatte noch eine Woche Zeit, bis die Seminare anfingen. Unser chilenischer Koordinator hatte im Vorhinein eine WhatsApp-Gruppe für die Austauschstudierenden erstellt, sodass ich mich schon vor Uni-Beginn mit einigen in einer Bar traf. In der Woche darauf fingen die Seminare an und ich lernte auch meine chilenischen Kommiliton:innen kennen. Ich belegte zwei Kurse, die jeweils zweimal die Woche stattfanden. Nur zwei Kurse zu belegen, habe ich nicht bereut, da ich gerade anfangs sehr lange brauchte, um die spanischen Texte zu lesen und die Aufgabenstellungen zu bearbeiten. Außerdem gab es mehr Abgaben während der Vorlesungszeit, als ich es aus meinem deutschen Studium gewohnt war. Ich belegte zum einen ein Seminar zu indigenen und afro-amerikanischen Autorinnen, zum anderen ein Seminar über Militärdiktaturen in Brasilien, Chile und Argentinien. Beide Seminare gefielen mir inhaltlich sehr gut. Die Gesprächskultur in den Seminaren war angenehm. Auch außerhalb der Seminare hatte ich eine hohe Motivation zur Recherche. Vor allem die historischen Hintergründe und die dadurch bis heute spürbaren gesellschaftlichen Konsequenzen faszinierten mich.

Ein Nachteil für mich war jedoch, dass es mir an Alltagswissen mangelte, wie sich das Semester normalerweise gestaltet und welche Fristen und Abläufe es gibt. Auch die Kommunikation der Dozierenden, wann eine Abgabe einzureichen war und was genau diese enthalten musste, war nicht immer ganz klar. Durch Emails oder Fragen an Kommiliton:innen ließen sich jedoch einige Unsicherheiten klären. Während des Semesters gab es eingeplante veranstaltungsfreie Wochen. Darüber hinaus kam es zu einer Besetzung des Campus durch Student:innen und Sicherheitspersonal, sodass Lehrveranstaltungen ausfielen und von Tag zu Tag entschieden wurde, ob die Lehre wieder aufgenommen wurde oder nicht. Vor allem beeindruckte es mich zu sehen, dass viele Student:innen sich politisch engagierten und gegen das Bildungssystem in Chile aufbegehrten. Allerdings war es an einigen Stellen auch herausfordernd mit den sich ändernden Informationen umzugehen und mit neuen Ereignissen Schritt zu halten. Dies beinhaltete z.B. Änderungen des Curriculums und weniger Möglichkeiten, Zeit mit meinen chilenischen Kommiliton:innen zu verbringen. Viele Student:innen erklärten mir, dass ein Streik oder eine Besetzung durch die Studierenden an der Universidad de Chile eher eine Normalität als eine Besonderheit darstellt. Aus meiner Sicht wäre es hilfreich gewesen dies vorher zu wissen, um sich darauf einzustellen, dass das Semester sich eventuell verzögert bzw. nicht nach Plan verläuft.

Die Prüfungsphase verlief recht schnell, bereits Ende der Vorlesungszeit hatte ich all meine Prüfungen absolviert und meine Noten erhalten. Neben den Inhalten meiner Seminare gefielen mir außerdem die Sportangebote, Veranstaltungen und die allgemeine Stimmung auf dem Uni-Campus, der an sonnigen Tagen dazu einlud, den Tag dort mit anderen Student:innen ausklingen zulassen.

Meine sprachlichen Fähigkeiten haben sich während meiner Zeit in Chile sehr verbessert. In der Anfangszeit war ich eher zurückhaltend, da ich Schwierigkeiten hatte den chilenischen Akzent und seine Eigenheiten zu verstehen. Dies änderte sich über die Zeit. Auch wenn viele meiner Kommiliton:innen gut englisch sprachen, unterhielten wir und fast ausschließlich auf Spanisch, was dazu beitrug, dass ich schnell fortschritte machte. Es half mir auch mich mit anderen Spanischlernenden auf Spanisch zu unterhalten, da ich in diesen Gesprächen oft mehr Ruhe und Zeit zum Überlegen hatte und dies eine ungehemmtere Unterhaltung einfacher machte. Mein Auslandssemester hat mir sehr gut gefallen, jedoch ist Santiago (zumindest für mich) eine relativ teure Stadt (auch verglichen mit dem latein-amerikanischen Durschnitt). Um zu erfahren, wie ich die ein oder andere Ersparnis machen kann, wandte ich mich an meine chilenischen Bekannten.

Links
Chilenische Botschaft: http://www.echile.de/index.php/de/service/visa/visa-typenExterner Link

Wohnungssuche: https://www.compartodepto.cl/Externer Link