Gwangju

Chonnam University

Wintersemester 2021/22
Gwangju
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  • Chonnam University

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Im Verlaufe meines Masterstudiums an der Friedrich-Schiller-Universität Jena entschied ich mich, ein Auslandsstudium in der Republik Korea (Südkorea) zu absolvieren. Von September bis Dezember 2021 war ich Studentin an der Chonnam National University (CNU) in Gwangju, im Südwesten des Landes. Meine Motivation lag darin, eine neue Kultur zu entdecken, meine Sprachkenntnisse auszubauen und mit koreanischen und internationalen Studierenden in Austausch zu kommen.
Wie für alle anderen internationalen Studierenden, die nach Südkorea reisten, begann dort mein Aufenthalt mit einer 14-tägigen Quarantäne, welche coronabedingt staatlich angeordnet war. Alle damit einhergehenden Besonderheiten waren seitens der Universität perfekt organisiert. Ebenso wurden detaillierte Informationen zu organisatorischen Abläufen vom Flughafen bis zur Ankunft in Gwangju schon im Vorhinein bereitgestellt, sodass man sich gut vorbereiten konnte.
Nach der Quarantäne im Wohnheim der Universität konnte ich in mein eigentliches Zimmer umziehen. Untergebracht ist man in einem Doppelzimmer in 2er- oder 6er-Apartments. Das Fehlen von Privatsphäre war zunächst etwas befremdlich, stellte sich aber als vollkommen unproblematisch heraus. Nach der Rückkehr nach Deutschland fehlte mir sogar das Gefühl der Anwesenheit meiner Mitbewohnerin.
Bezüglich der Verpflegung hat man die Wahl, seine Speisen komplett in der Mensa einzunehmen oder sich selbst zu versorgen. Letzteres ist jedoch nur begrenzt möglich, da sich im Wohnheim bis auf Mikrowellen keine Möglichkeiten zum Kochen befinden. In Campusnähe gibt es jedoch zahlreiche Restaurants und kleinere Lebensmittelgeschäfte. Ohnehin ist es in Korea üblicher und auch preiswerter, auswärts zu essen. Eins ist jedoch gesagt: wer in seiner Ernährung stark eingeschränkt ist oder sich zum Beispiel vegan ernährt, muss hier noch etwas kreativer werden als in Deutschland.

Einer der vielen guten Aspekte an der Chonnam National University war für mich der große Campus, welcher viele Möglichkeiten für sportliche Aktivitäten und sozialen Austausch bietet. Eigentlich findet man auf ihm alles, was man braucht: Bibliotheken, Cafés, Bank und Postamt sowie mehrere kleine Lebensmittelgeschäfte. Ebenso hat man keine weiten Strecken vom Wohnheim bis zu den Hörsälen der Fakultäten. Die Bibliotheken und auch Cafés bieten eine entspannte und ruhige Arbeitsatmosphäre und durch viele Grünflächen und Vegetation entsteht nicht der Eindruck, in einer Millionenstadt zu leben.

Natürlich war aufgrund der Pandemie das studentische Leben teilweise eingeschränkt, sowohl im Sinne von Onlinevorlesungen als auch aufgrund von Kontaktbeschränkungen. Trotzdem war der Kontakt zu Professoren und Dozenten unkompliziert und angenehm und sie waren jederzeit erreichbar. Auch fanden sich genug Möglichkeiten, andere Menschen zu treffen. Die internationalen Studierenden sind i.d.R. gut miteinander vernetzt, sodass man auch als introvertierte Person keine Angst haben muss, keinen Anschluss zu finden. Ebenfalls eingeschränkt war leider die Anzahl an Aktivitäten und Exkursionen für internationale Studierende, welche normalerweise häufiger stattfinden. Dennoch konnte ein gemeinsamer Ausflug organisiert werden, welcher eine schöne Gelegenheit bot, um auch die Region besser kennenzulernen.

Obwohl Koreaner den Ruf haben, Ausländern gegenüber etwas verschlossen zu sein, stieß ich während meines Studiums nur auf aufgeschlossene und freundliche Menschen. Trifft man auf Probleme, so trifft man auch immer auf Menschen, die einem Hilfe anbieten und tatkräftig zur Seite stehen.
Von Beginn bis Ende des Semesters standen die Mitarbeiterinnen des office of international affairs der CNU den internationalen Studierenden durchgängig und tatkräftig zur Seite und übernahmen viele organisatorische Verpflichtungen. Ihnen ist es auch hoch anzurechnen, dass sie durchgängig bei Fragen und Problem bereit waren, zu helfen.

Ebenso wurde den Studierenden ein Buddy zur Seite gestellt, der zum Beispiel bei Fragen der Kurswahl unterstützt, aber natürlich auch bei allen Problemen außerhalb der Universität weiterhelfen kann.
Wer als Masterstudent an die CNU geht, sollte beachten, dass man nur drei Kurse belegen darf. Die geplanten 30 ECTS erreicht man somit also nicht. Falls man einen ungewöhnlichen Studiengang belegt und nur eine limitierte Auswahl an Kursen zur Verfügung hat und sich unbedingt Punkte anrechnen lassen will, sollte man sich vorher rechtzeitig informieren. Kurslisten sind auf der Website der Uni zu finden und werden ein bis zwei Monate vorher noch einmal vom office of international affairs der CNU verteilt. Es ist jedoch zu beachten, dass koreanische Studierende bei der Wahl ihrer Fächer Vorrang haben und viele Module nur eine limitierte Zahl an Teilnehmern zulassen. Als Studentin der Geowissenschaften war meine Kurswahl leider eingeschränkt. Allerdings lohnt es sich auch, extra für ausländische Studierende angelegte, kulturelle Kurse zu belegen, welche einen guten Einblick in die koreanische Kultur liefern. Darunter fallen zum Beispiel traditionelle Musik, Kunst oder Folklore.

Auf das individuelle Reisen im Land bezogen, lässt sich generell sagen, dass Korea ein sehr sicherer Staat ist und man sich keine Sorgen machen muss, wenn man allein unterwegs ist. Außerhalb der Hauptstadt Seouls und vor allem in den ländlichen Regionen ist es allerdings von Vorteil, zumindest ein wenig die Sprache zu beherrschen. Während oder nach dem Studium empfiehlt es sich sehr, das Land zu erkunden und etwas herumzureisen. Korea hat ein großes kulturelles Erbe und die deutlichen Unterschiede zur europäischen Kultur und Mentalität sind sehr lohnenswert zu erfahren und zu entdecken. Manchmal ist es allerdings etwas schwierig mit den Einheimischen in Kontakt zu kommen und man wird oft als Ausländer behandelt. Letzteres hat jedoch auch oft seine Vorteile. So wird man beispielsweise mit noch mehr Rücksicht behandelt und kleinere Fauxpas werden leichter verziehen.
Mich hat die Zeit in Korea sehr viel gelehrt und mir viel Spaß bereitet. Die dort gesammelten Erfahrungen sind für mich außerordentlich bereichernd und ich würde jeder Person, welche noch zwischen einem ein-oder zweisemestrigen Aufenthalt schwankt, empfehlen, so lange wie möglich in Korea zu bleiben. Es gibt unglaublich viel zu entdecken.