Erfahrungsbericht Chicago-Kent College of Law

Chicago-Kent College of Law

Wintersemester 2021/22
Erfahrungsbericht Chicago-Kent College of Law
Foto: Student, Uni Jena
  • Chicago-Kent College of Law

Meldung vom:

Rechtwissenschaft

Vorbereitung

Seit Beginn meines Studiums der Rechtswissenschaften wollte ich die Chance ergreifen und ein Semester Jura im Ausland studieren. Nachdem der zuständige Professor zahlreiche Informationsveranstaltungen über Auslandsaufenthalte organisierte, verfestigte sich der Wunsch, an einer Partneruniversität in den Vereinigten Staaten von Amerika zu studieren.

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Foto: Student, Uni Jena

Nach meiner Bewerbung und anschließender Zusage für das „Chicago-Kent College of Law“ wurde ich auf die Möglichkeit der PROMOS-Förderung des Aufenthalts durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst aufmerksam gemacht. Anders als beim Austauschprogramm „Erasmus“ erhält man leider bei diesem Austauschprogramm grundsätzlich keine weitere Förderung für den Alltag an der ausländischen Universität. Da das Leben in Chicago, aber auch generell in den USA, mit erheblichen Kosten verbunden ist, habe ich mich dementsprechend sogleich auf die oben genannte Förderung beworben.

Im weiteren Prozess teilte mir meine Partneruniversität alle relevanten Informationen für die Beantragung des Visums mit und das Prozedere verlief nahezu problemlos. Dennoch habe ich einen nicht unerheblichen zeitlichen Aufwand für die Organisation benötigt. Erwähnenswert scheint mir weiter, dass US-amerikanische Universitäten zahlreiche Gesundheitszeugnisse und Nachweise anfordern, ohne die ein Studium nicht möglich ist. Dies wirkte auf mich auf der einen Seite befremdlich, auf der anderen Seite hat mir gerade eine COVID-19-Impfpflicht und auch Booster-Impfpflicht viele Bedenken hinsichtlich der bevorstehenden Veranstaltungen in Präsenz genommen. Nach dieser Hürde stand dann dem Studium in Chicago nichts mehr im Wege.

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Foto: Student, Uni Jena

Unterkunft

In Chicago lebte ich in einem eigenen Apartment, welches sich in einem Apartmentkomplex in der Nähe von Downtown-Chicago befindet. Vermittelt wurde mir dieses durch meine Gastuniversität sowie durch Empfehlungen ehemaliger Studierender. Bei der Auswahl der Unterkunft ist neben dem Faktor Miete auch auf weitere Bedingungen zu achten. Da Chicago eine unglaublich große Stadt ist, sollte man zuvor ermitteln, wie man zur Universität gelangt und mit welchem zeitlichen Aufwand dies verbunden ist. Ein weiterer, von mir bis dato unbeachteter Faktor ist die Sicherheit. In US-Großstädten gibt es Stadtteile, die man meiden sollte. Dies gilt insbesondere dann, wenn man auch nach Einbruch der Dunkelheit noch unterwegs sein möchte. Aus diesem Grund würde ich empfehlen, sich über „sichere“ Stadtteile zu informieren.

Studium
Mein Studium in Chicago begann mit einem vier-wöchigen Einführungskurs, wobei Grundlagen des US-amerikanischen Rechts besprochen wurden. Ein solcher Kurs ist jedem zu empfehlen, welcher sich nicht zuvor intensiv mit diesem Recht auseinandergesetzt hat. Im Folgenden habe ich dann meine Kurse für das beginnende Semester gewählt.
Im Unterschied zu den Jura-Kursen, welche ich in meiner deutschen Universität besucht habe, benötigen die Kurse am Law College mehr Vorbereitungszeit. Da in den USA das Fallrecht praktiziert wird, muss man eine Vielzahl von Fällen bzw. Urteilen im Voraus lesen, welche dann im Kurs analysiert werden. Hierfür ist pro Kurs mind. eine Stunde einzukalkulieren. Im Anschluss an den Kurs ist selbstverständlich eine Nachbereitung erforderlich, welche jedoch einen ähnlichen Zeitaufwand wie in Deutschland in Anspruch nimmt. Generell unterscheidet sich das Studium in den USA von dem in Deutschland sehr. Zum einen gibt es eine deutlich größere Auswahl an Kursen in den USA, welche entsprechend viel spezialisierter sind. Zum anderen sind die Kurse deutlich kleiner und eine Mitarbeit wird in stärkerem Maße vorausgesetzt. Häufig haben Professoren Namenslisten und stellen Fragen gezielt an Teilnehmer. Dadurch besteht zwar eine gewisse Grundanspannung während der Kurse, allerdings ist diese meines Erachtens sehr förderlich für den Lernerfolg. Pro Woche hatte ich zwölf Wochenstunden Unterricht, welche thematisch sehr abwechslungsreich waren und dadurch großen Spaß machten.

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Foto: Student, Uni Jena

Alltag

Chicago ist eine sehr vielseitige Stadt, wodurch Langweile fast ausgeschlossen ist. Kulturell bietet die Stadt neben Museen, Theatern und vielen Bars auch häufig Street-Festivals an, welche für enorme kulturelle Vielfalt sorgen. Gewissermaßen jedes Wochenende finden in Chicago außergewöhnliche Veranstaltungen mit hohem Entertainment-Faktor statt. Man muss fast sagen, dass man nicht alles erleben kann, da zu viel Auswahl besteht. Auch die unterschiedlichen Stadtteile bieten allerlei Abwechslung, sei es kulinarisch oder aber auch bzgl. des gesamten Flairs. Unter der Woche ging ich zumeist in sogenannte Food Courts essen, welche sich unweit von meiner Universität befanden. Das Essen in Food Courts ist vergleichsweise preiswert, ganz im Gegensatz zu den Lebensmitteln in Supermärkten. Dort habe ich das umgangssprachlich „blaue Wunder“ erlebt. Insbesondere Gemüse und Obst ist bis auf ein paar Ausnahmen sehr teuer. Dadurch gebe ich den Großteil meines Geldes für Essen aus. Auch Wasser kann grundsätzlich nicht aus der Leitung getrunken werden, wodurch auch Geld dafür ausgegeben werden muss. Dies liegt nicht nur daran, dass das Wasser nach Chlor

Fazit

Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeit, in den Vereinigten Staaten von Amerika studiert haben zu dürfen und für die Unterstützung seitens meiner Universität, aber auch seitens des Deutschen Akademischen Austauschdienstes. Die sehr guten Erfahrungen und Erlebnisse während des ersten Semesters haben mich dazu bewegt, ein weiteres Semester in Chicago zu studieren und somit die Qualifikation für einen Master of Law (LL.M.) zu erlangen. Gerade durch das Auslandssemester lernt man beide Seiten der Medaille eines anderen Landes kennen. In Chicago habe ich die unbegrenzten Möglichkeiten kennenlernen dürfen, die eine amerikanische Großstadt bietet, aber auch die sozialen Ungleichheiten, die das amerikanische System bedauerlicherweise fördert.