Meldung vom: | Verfasser/in: Ute Schönfelder
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Der diesjährige Friedensnobelpreis geht zu gleichen Teilen an den Rechtsanwalt Ales Bialiatski (Belarus), das Center for Civil Liberties (Ukraine) und die Menschenrechtsorganisation Memorial (Russland). Das gab das norwegische Nobel-Komitee am 7. Oktober in Oslo bekannt. „Die Friedenspreisträger repräsentieren die Zivilgesellschaft in ihren Heimatländern. Sie setzen sich seit vielen Jahren für das Recht ein, die Macht zu kritisieren und die Grundrechte der Bürger zu schützen. Sie haben sich in herausragender Weise für die Dokumentation von Kriegsverbrechen, Menschenrechtsverletzungen und Machtmissbrauch eingesetzt. Gemeinsam zeigen sie, wie wichtig die Zivilgesellschaft für Frieden und Demokratie ist“, so die Begründung des Komitees.
Stellvertretend für die Menschenrechtsorganisation „Memorial“ beglückwünschte Universitätspräsident Prof. Dr. Walter Rosenthal die russische Historikerin, Publizistin und Übersetzerin Prof. Dr. Irina Scherbakowa zu dieser Auszeichnung. Sie ist Gründungsmitglied der 1987 als erste unabhängige, zivilgesellschaftliche Organisation der Sowjetunion gegründeten Vereinigung und lehrt derzeit an der Universität Jena. „Sie sind ein Vorbild für die Mitglieder und Angehörigen unserer Universität“, sagte Rosenthal. „Sie haben gezeigt, wie der Mut von wenigen einen Einfluss auf die ganze Welt haben kann. Danke für Ihren Mut und Ihr Durchhaltevermögen!“
Freude und Trauer zugleich
Irina Scherbakowa bekennt, mit gemischten Gefühlen auf die Nachricht von der Preisverleihung reagiert zu haben. Zwar sei der Friedensnobelpreis eine große Ehre und entsprechend freue sie sich über diese wichtige Auszeichnung. „Zugleich empfinde ich aber auch Trauer angesichts des schrecklichen Krieges in der Ukraine und angesichts der Situation in Russland.“
Bereits 2016 ist „Memorial“ durch das russische Justizministerium auf die Liste „ausländischer Agenten“ gesetzt worden. Zu Beginn 2022 verfügte ein russisches Gericht in letzter Instanz die Auflösung der Menschenrechtsorganisation. Irina Scherbakowa musste daraufhin Russland verlassen. Als langjähriges Mitglied des wissenschaftlichen Kuratoriums der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora ist sie eng mit der Stadt Weimar verbunden. „Wir waren daher froh und erleichtert, dass es Irina Scherbakowa gelungen ist, nach Thüringen zu kommen“, sagt Prof. i.R. Dr. Volkhard Knigge. Er war bis 2020 Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora und Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte in Medien und Öffentlichkeit der Universität Jena und arbeitet bereits seit vielen Jahren mit Scherbakowa zusammen. Mit Unterstützung der Körber-Stiftung und der Thüringer Staatskanzlei sei es gelungen, die renommierte Wissenschaftlerin als Gast-Professorin an das Imre Kertész Kolleg der Universität Jena zu holen.
Irina Scherbakowa spricht zur Feierlichem Immatrikulation
Doch nicht nur für die Forschung der Universität Jena ist der Aufenthalt von Irina Scherbakowa eine Bereicherung. Als Festrednerin wird sie auch die neuen Studierenden des Wintersemesters 2022/23 bei der Feierlichen Immatrikulation am 28. Oktober begrüßen.