- Forschung
Meldung vom: | Verfasser/in: Judith Jördens
Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) hat sich vollumfänglich für das strategische Erweiterungsvorhaben „Anthropocene Biodiversity Loss“ der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ausgesprochen. Drei Schwerpunkte werden im Rahmen des Konzeptes dauerhaft etabliert: Collectomics, Biodiversity Genomics und die Solutions Labs. Die Erforschung und der Schutz der Biodiversität stehen im Zentrum des innovativen Vorhabens. Neben der Verstetigung des LOEWE-Zentrums Translationale Biodiversitätsgenomik (LOEWE-TBG) wird ein achtes Senckenberg-Institut in Jena gemeinsam mit der Friedrich-Schiller-Universität etabliert.
„Der Grundgedanke des Erweiterungsvorhabens ‚Anthropocene Biodiversity Loss‘ ist, mit digitalen Mitteln naturkundliche Sammlungen deutlich stärker und breiter als bisher für die Erforschung der Biodiversität und damit für ein verbessertes Verständnis des Erdsystems zu nutzen", sagt Hessens Wissenschaftsministerin Angela Dorn. Und weiter: „Senckenberg stärkt mit diesem Vorhaben seine internationale Vorreiterrolle in der Erforschung der Wechselwirkungen zwischen Natur und Mensch. Daher freue ich mich außerordentlich, dass der Wissenschaftsrat das Vorhaben zur Förderung empfohlen und der Ausschuss der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz auf dieser Basis beschlossen hat, die Institutserweiterung in die Haushaltsaufstellung für das Jahr 2024 aufzunehmen. Die Unterstützung des LOEWE-Zentrums TBG aus dem bundesweit einzigartigen Forschungsförderungsprogramm des Landes Hessen LOEWE mit von 2018 bis 2024 insgesamt gut 33 Millionen Euro hat sich also gelohnt. Die ambitionierten Ziele Senckenbergs zum Wohlergehen von Mensch und Natur lassen sich nur als gemeinsame Aufgabe von Wissenschaft, Politik und Gesellschaft erreichen.“
Mit dem neuen Vorhaben wird die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung ihren systemischen Ansatz der „Geobiodiversitätsforschung“ – der Erforschung der Vielfalt des Lebens mit den zahlreichen Wechselwirkungen im System Erde – konsequent weiterentwickeln und vertiefen. So wird das Konzept eines integrierten Forschungsmuseums mit den drei zusätzlichen Schwerpunkten Collectomics, Biodiversity Genomics und Solutions Labs gestärkt.
Sammlungen zu digitalen Forschungsplattformen ausbauen
Im Modul "Collectomics" wird Senckenberg seine Sammlungen zu digitalen Forschungsplattformen ausbauen und Sammlungsdaten mit globalen Daten zum System Erde verknüpfen.
Gemeinsam mit der Universität Jena wird im Rahmen von Collectomics ein neues Senckenberg-Institut etabliert. Wesentlich dafür ist die langfristige Sicherung und Nutzung des Herbarium Haussknecht der Universität Jena – mit etwa 3,5 Millionen Pflanzenbelegen eines der bedeutendsten europäischen Herbarien überhaupt. Die gemeinsame thematische Fokussierung von vier Professuren, von denen zwei neu eingerichtet werden, stärkt den Standort Jena und das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung Halle-Jena-Leipzig weiter. Neue innovative Methoden werden das immense Potenzial der naturhistorischen Sammlungen für die Biodiversitätsforschung erschließen. Die Einbindung sämtlicher Senckenberg-Institute in Collectomics wird zudem die Übertragung auf weitere biologische Gruppen und Sammlungsobjekte möglich machen.
Prof. Dr. Walter Rosenthal, Präsident der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Die biologische Vielfalt auf der Ebene des Genoms zu analysieren und damit zu einer verantwortungsvollen Nutzung und zum Schutz dieser Vielfalt beizutragen, ist Kernaufgabe des Moduls „Biodiversity Genomics". Die strategische Erweiterung ermöglicht es, das bisher durch das Land Hessen finanzierte LOEWE-Zentrum Translationale Biodiversitätsgenomik (LOEWE-TBG) durch Integration in die bestehende Senckenberg-Struktur langfristig als Kompetenzzentrum für die genomische Erforschung der biologischen Vielfalt und ihrer Nutzungspotenziale sicherzustellen. So sollen unter anderem die bereits aufgebauten bioinformatorischen Kompetenzen in der Biodiversitätsgenomik dauerhaft gesichert und weiterentwickelt werden.
Wie fördert man Insektendiversität? Welche Bäume stehen im „Wald der Zukunft“? Und was braucht es für eine konfliktarme Koexistenz von Menschen und Wolf? Antworten auf solche oder ähnliche Fragestellungen sollen zukünftig in den „Solutions Labs" erarbeitet werden. Diese „Denkwerkstätten“ bieten Plattformen für die Zusammenarbeit von Wissenschaft mit Politik, Wirtschaft und der breiten Öffentlichkeit. Ziel ist die Entwicklung evidenzbasierter gesellschaftlicher Handlungsoptionen für Entscheidungsträgerinnen und -träger sowie für die Öffentlichkeit zum Schutz und zur Förderung der Biodiversität. Die Solutions Labs sollen dazu beitragen, die dringend notwendigen sozial-ökologischen Transformationen anzustoßen, zu begleiten und zu verstärken.
Senckenberg-Generaldirektor Prof. Dr. Klement Tockner betont: „Uns ist bewusst, dass wir mit dem innovativen Erweiterungsvorhaben ‚Anthropocene Biodiversity Loss‘ eine wichtige Vorbildfunktion für den Forschungsstandort Deutschland übernehmen und gemeinsam mit unseren Partnereinrichtungen Synergien schaffen und nutzen. Denn mehr denn je müssen wir Daten und Informationen in Wissen und schlussendlich in Handlungsoptionen umwandeln. Nur so können wir die drängendste Herausforderung unserer Zeit, der rapiden Erosion der biologischen Vielfalt Einhalt zu gebieten, erfolgreich bewältigen. Es gibt wohl keinen geeigneteren Ort als ein Forschungsmuseum, um die hierfür nötigen gesellschaftlichen Transformationen anzustoßen und diese zu begleiten. Damit wertet Senckenberg nicht nur die nationale und internationale Forschung und Sammlungsentwicklung auf, sondern übernimmt Verantwortung für Mensch und Natur gegenüber künftigen Generationen!“
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