Der Physiker Prof. Dr. Rudolf Straubel im Jahr 1936.

Taufe für Physik-Hörsaal im Abbeanum

Universität Jena benennt bei öffentlichem Festakt am 6. Februar Hörsaal nach dem Physiker Rudolf Straubel
Der Physiker Prof. Dr. Rudolf Straubel im Jahr 1936.
Foto: Familienarchiv Linda Langer Snook
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Meldung vom: | Verfasser/in: Janine Kalisch

Eine Namensgebung schafft Identität und hat eine ganz besondere Bedeu­tung. Dies gilt nicht nur für Menschen, sondern auch für Gebäude und Hörsäle. Am 6. Februar um 16 Uhr wird der bisherige Hörsaal 2 im Abbeanum (Fröbelstieg 1) der Friedrich-Schiller-Universität Jena bei einem kleinen öffentlichen Festakt getauft. Er erhält den Namen Rudolf-Straubel-Hörsaal und soll so an Leben und Wirken des Physikers, der zwischen 1893 bis 1943 in Jena weilte und lange Zeit in Vergessenheit geraten war, erinnern.

Lebensmittelpunkt in Jena

Prof. Dr. Rudolf Straubel (1864-1943) sei ein „fesselnder Hochschullehrer“ gewesen, heißt es in Aufzeichnungen aus der damaligen Zeit. Er hat in Jena und Berlin Physik und Mathematik studiert und wurde nach Promotion 1888 und Habilitation 1893 im Herbst 1897 zum a. o. Professor der Physik an die Universität Jena berufen. Der Forscher und Lehrer gründete die seismische Station in Jena, deren Leiter er bis 1919 war. Dennoch gab der Physiker seine akademische Karriere recht schnell auf und folgte dem Ruf seines Universitätslehrers Ernst Abbe. Straubel wurde 1903 Geschäftsleiter und wissenschaftlicher Kopf des Zeiss-Werks und schon vier Jahre später wurde er einer der Geschäftsführer des Glaswerks Schott & Genossen. Er pflegte Kontakte zur Optikindustrie in den USA und gehörte zu den Pionieren der Röntgenstrahlung. Besonders durch die von ihm veranlassten Förderungen der Carl-Zeiss-Stiftung für die Jenaer Universität prägte Straubel das Stadtbild. Das reicht bis heute, wie das Physikalische Institut am Helmholtzweg, das Volkshaus oder der Neubau des Phyletischen Museums beispielhaft zeigen. Diese Unterstützung der Universität hatte auch einen Anteil daran, dass diese 1907 die Studierendenzahl auf über 1.500 steigern konnte. Trotz all seiner Erfolge musste Rudolf Straubel in der NS-Zeit, aufgrund der jüdischen Herkunft seiner Frau, nicht nur als Geschäftsführer zurücktreten, sondern verlor auch seinen Eintrag im Vorlesungsverzeichnis der Universität. In der DDR galt Straubel als imperialisti­scher Konzernherr und die Veröffentlichung seiner Biografie wurde verhindert. Straubels Name verschwand aus dem Gedächtnis von Stadt und Universität.

Namensgebung würdigt den Wissenschaftler und Unternehmer

Diesem will die Physikalisch-Astronomische Fakultät der Universität Jena durch die Namens­gebung entgegenwirken und Straubels Leistungen würdigen. Und das dürfte auch gelingen, da nur sehr wenige Hörsäle der Jenaer Universität einen Namen tragen. Interessierte sind zur feierlichen Namengebung herzlich ins Abbeanum eingeladen. In einem kurzen Vortrag blickt der Astronom und Wissenschaftshistoriker Dr. Reinhard E. Schielicke auf das Leben und die weitreichenden Erfolge von Prof. Rudolf Straubel zurück, bevor dann die Namenstafel enthüllt wird.

Kontakt:

Christian Spielmann, Univ.-Prof. Dr.
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