- University of Mississippi
Meldung vom:
Organisation
Nach einer erfolgreichen Bewerbung beim Internationalen Büro in Jena wurde ich von dort für die University of Mississippi nominiert und alle weitere Organisation erfolgte ab diesem Punkt von der University of Mississippi. Ab und an gab es einige kommunikative Schwierigkeiten mit der University of Mississippi, da die Stelle des/der Koordinators/in vakant war. Ab dem Zeitpunkt unserer Anreise war die Stelle jedoch wieder besetzt und das Student Abroad Office der University of Mississippi ist generell eine sehr zuverlässige und schnell agierende Anlaufstelle für alle internationalen Studenten. Nach einigen Pfaden durch den Dschungel der universitätsinternen Bürokratie und der amerikanischen Botschaft ging es für mich Mitte August nach Oxford, Mississippi. Am Flughafen wurden wir mit Bussen abgeholt und wurden zu unseren jeweiligen Studierendenunterkünften gebracht. In der ersten Woche fand eine Orientierungswoche statt, in der wir das Unigelände, die Kurswahl und die Stadt Oxford kennenlernen durften. Die vielen Angebote des Study Abroad Office haben es mir persönlich leicht gemacht schon einige internationale Studierende besser kennenzulernen, welche später u.a. zu meinen engen Freunden gehörten.
In puncto Kurswahl konnte ich aus bürokratischen Gründen nur Bachelorkurse belegen, da ich in Jena Lehramt auf Staatsexamen studiere und deshalb kein Bachelorabschluss für das Graduiertenprogramm der Universität vorlegen kann. Mir war dies bewusst, sodass ich schon die zwei Semester vorher so plante, dass ich mir in jedem Fall dennoch einige Kurse anrechnen lassen kann. Ich bin in meinem 9. Fachsemester ins Ausland gegangen, ich würde anderen Interessierten aber empfehlen, die Erfahrung vielleicht bereits in einem früheren Semester zu machen. Ich habe dieses Semester vier Module aus dem Bereich der Literaturwissenschaften und Kulturwissenschaften belegt und halte dieses Arbeitspensum für sehr machbar.
Erfahrung
Universitätsleben:
Ich durfte mich glücklich schätzen, dass alle Veranstaltungen über das Semester in Präsenz stattfanden. Bei Coronaverdacht verhielten sich die Dozierenden sehr risikobewusst und vorausschauend und wechselten von Präsenz auf eine Onlinevorlesung für die jeweils stattfindende Veranstaltung. Meine Erfahrung in den Lehrveranstaltungen war durchweg positiv. Die kleine Seminargröße, der enge Kontakt zu den Dozierenden und die interessanten Inhalte der Kurse waren eines meiner Highlights in diesem Semester. Die Kurse waren allesamt geprägt durch eine sehr hohe Diskussionskultur der Studierenden und es fand wenig Frontalunterricht statt. Der Arbeitsaufwand ist während des Semesters in den USA deutlich aufwendiger als in Deutschland. Hingegen ist, anders als in Deutschland, nach dem
Semesterende eine Pause angedacht, in welcher meistens keine Hausarbeiten geschrieben werden oder auch kein zweiter Prüfungszeitraum stattfindet.
Das Leben auf dem Campus war schön. Alle Gebäude und Grünanlagen sind sehr gepflegt und das Campusleben bietet jeden Tag viele Möglichkeiten Sport zu treiben, zu Vorträgen zu gehen oder sich sozial zu engagieren. Die University of Mississippi ist vor allem bekannt durch eine große Begeisterung für sämtliche Sportevents, insbesondere schlägt das Herz der Studierendenschaft und auch bei vielen Bewohnern der Stadt Oxford für Football. Jedes Footballspiel ist ein Spektakel.
Neben all den schönen Seiten der Universität hat die Universität auch eine schwere Vorgeschichte, welche eng verwoben ist mit der amerikanischen Geschichte. Das Land, auf dem sich heute der Campus erstreckt, war einst das Land der Chickasaw (Native Americans) bevor ihnen das Land unter kontroversen Bedingungen abgekauft wurde. Die Universität selbst blickt auf eine rassistische Vergangenheit bis spät in die 1960er Jahre hinein zurück, bis heute hin ist die Universität ein Ort der Diskussion um den Umgang mit der Vergangenheit und darüber, welche historische Verantwortung die Universität in diesem Prozess trägt. Ich selbst habe die Diskussion meistens als progressiv und reflektiert erlebt, dennoch gibt es auch Ausnahmen.
Wohnsituation:
Es gibt zwei Möglichkeiten der Unterbringung während eines Aufenthalts an der University of Mississippi. Entweder wohnt man auf dem Campusgelände oder in privaten Studentenunterkünften. Letztere sind meistens günstiger und besser ausgestattet. Ich selbst habe auf dem Campus gewohnt in einer Vierer-WG, wobei jede Person sein eigenes Zimmer und Badezimmer hatte. Lediglich Küche und Wohnzimmer müssen geteilt werden. Das Study Abroad Office bietet den internationalen Studierenden den Erwerb eines Bettzeug- und Wäschepakets an, dennoch empfiehlt es sich, bei Walmart (oder vergleichbaren Warenhäusern) zusätzlich eine dickere Decke und einen Matratzentopper zu kaufen. Wer
etwas Geld sparen möchte, bestellt diese über Amazon oder bringt einen Schlafsack mit.
Klima und Kleidungsituation:
Je nachdem ob man das Sommer- oder Wintersemester an der University of Mississippi verbringt, sollte man kleidungstechnisch sehr variabel packen. Ich persönlich kann nur für das Wintersemester sprechen, hierbei würde ich auf eine abwechselnde Garderobe von Sommer- bis Herbstkleidung setzen. Die ersten beiden Monate waren sehr sommerlich heiß und schwül, aber ab Mitte November fielen die Temperaturen und es regnete viel. Eine Regenjacke und eine leichtere Daunenjacke zahlten sich für mich persönlich sehr aus. Ansonsten lässt sich zum Thema Dresscode sagen, dass der Kleidungstil auf dem Campus sehr entspannt ist, dafür umso schicker, wenn man ausgeht.
Verpflegung:
Lebensmittel sind in den USA relativ teuer, deshalb empfiehlt es sich, einen Mealplan für die
Mensa/Cafeteria abzuschließen, diesen gibt es in den unterschiedlichsten Ausführungen. Neben den vergünstigten Preisen durch den Mealplan ist das gemeinsame Mittagessen auch eine großartige Möglichkeit, mit Freunden gemeinsam Zeit zu verbringen. Auch wenn das Essensangebot eher fleischlastig ist, gibt es dennoch Möglichkeiten, sich vegetarisch oder auch vegan zu verpflegen. Die Studierendenunterkünfte sind meistens nicht mit Küchenutensilien ausgestattet. Je nachdem kann man Glück haben und vorherige Mitbewohner*innen haben etwas dagelassen oder man teilt sich mit den jetzigen Mitbewohner*innen die Küchenutensilien.
Oxford:
Die Kleinstadt Oxford selbst ist eine malerische Stadt, die alles bietet, was das Studentenherz begehrt. Neben Bars und Clubs, gibt es kleine gemütliche Cafés und kleine Lädchen, welche zum Stöbern einladen. Auch die Bewohner*innen Oxfords sind alle sehr herzlich und offen. Es war keine Seltenheit, dass man spontan bei jemanden im Wohnzimmer saß oder ein wunderbares Gespräch im Buchladen entsteht. Mit Fahrrad oder auch zu Fuß lässt sich die Kleinstadt einigermaßen gut erreichen, wenn man die Zeit für einen 50-minütigen Spaziergang hat. Es fahren unter der Woche auch regelmäßig Busse in die Stadt oder zur Jackson Avenue, wo man alle anderen Geschäfte wie Supermärkte oder Drogeriemärkte findet. Es ist manchmal etwas umständlich einkaufen zu gehen, aber definitiv machbar.
Bewertung:
Für mich war das Auslandssemester in den USA trotz einiger bürokratischer Hürden im Voraus ein Erfolg in akademischer, aber sozialer Hinsicht. Ich würde jederzeit wieder ein Semester in den USA studieren und kann dies auch nur wärmstens weiterempfehlen. Trotz der beschriebenen Anfangsschwierigkeiten konnte sich vieles durch etwas Geduld klären. Ich habe während des vergangenen halben Jahres enge Freundschaften dazu gewonnen und neue Dinge in meinen Seminaren gelernt. Dieser Perspektivwechsel wäre mir so in Deutschland nicht möglich gewesen. Das Leben in den USA ist, wie auch in Deutschland teurer geworden, besonders Lebensmittel für eine ausgewogene Ernährung sind überdurchschnittlich teuer. Durch die Villigster Förderung in Form des Auslandszuschlag und der Beteiligung an den Reisekosten kam ich finanziell gut aus.
Wenn du, liebe lesende Person, planst auch ein Semester in den USA zu studieren, solltest du dir bewusst sein, dass trotz einer möglichen Erlassung der Studiengebühren das Studieren trotzdem preisintensiver ist als in Deutschland durch wesentliche höhere Mieten im Studentenwohnheim und die bereits angesprochenen Lebensmittelpreise. Ansonsten kann ich euch nur empfehlen, Kontakt mit dem Internationalen Büro in Jena aufzunehmen und zu die Infoveranstaltungen des IBs wahrzunehmen. Mein besonderer Dank gilt Julia Frießleben, die uns internationalen Studierenden immer mit Rat und Tat zur Seite stand.
Tipps:
- Schließt eine Auslandskrankenversicherung in Deutschland ab. Die universitätsinterne
Krankenversicherung ist wesentlich teurer. - Besorgt euch eine Kreditkarte, EC-Karten werden in den USA kaum akzeptiert.
- Ein internationaler Führerschein ist auch zu empfehlen, falls man sich mal ein Auto
mieten möchte.