Chung-Ang University Main Gate

Chung-Ang University

Wintersemester 2022/23
Chung-Ang University Main Gate
Foto: Natalie, Uni Jena
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Meldung vom:

Natalie, Englisch/Geschichte/DaF auf Lehramt

Ein Auslandssemester ist immer eine gute Idee. Nicht nur bringt es einen in der Bildung weiter, sondern auch immer persönlich. Mit diesen Vorstellungen habe ich mich im Januar 2022 für ein Auslandssemester in Südkorea beworben. Die Wahl fiel schnell auf Südkorea, da ich mich für asiatische Kulturen und Länder interessiert habe und immer mal dort leben wollte.

Vorbereitung
Nach der Bewerbung hieß es warten, bis die Zusagen beider Unis kam. Die kamen glücklicherweise zeitnah und die Planung konnte weitergehen. Besonders wichtig wurde es, als es darum ging, wo ich in der Zeit leben werde. Ich entschied mich für das Wohnheim bei der Chung-Ang-University in Seoul. Um sich dort anzumelden, gab es einen Termin und Link. Die Anmeldung für das Wohnheim ging unkompliziert und schnell. Man sollte sich definitiv rechtzeitig überlegen, wo man leben möchte, da man für das Visa eine Adresse angeben muss. Zudem braucht man für das Visa das Certificate of Enrollment der Chung-Ang-University. Bis man das bekommt, dauerte es ein wenig und sobald ich es hatte, sollte reichte die Unterlagen für das D2-Visum an die Botschaft ein. Bis man das Visum und auch seinen Reisepass wiederbekam, dauerte es auch noch mindestens zwei Wochen. Mit den Unterlagen und Flugtickets in der Tasche konnte es nach Seoul gehen und das Auslandssemester konnte beginnen.

Organisatorische Dinge in Korea
Angekommen in Korea kamen auf einen schon die nächsten organisatorischen Dinge auf einen zu. Das D2-Visum erlaubte nur die einmalige Einreise nach Südkorea, außer man fährt persönlich zur Botschaft und bewirbt sich für das D2-6-Visum, welches einem die mehrmalige Wiedereinreise erlaubt. In Südkorea angekommen, musste ich mich für die ARC (Alien Registration Card) kümmern. Die Uni bietet zwei Mal eine Gruppenanmeldung an, durch welche man es sich spart, zum Immigration Office zu gehen und verschiedene benötigte Unterlagen direkt von der Uni eingereicht werden. Der Prozess, bis man aber die Karte wirklich in den Händen hielt, dauerte lang. Ich hatte mich für die ARC im September angemeldet und hatte sie Ende November bekommen. In der Zeit konnte ich nur in Südkorea reisen.
Wenn man die Karte bekommt, ist man automatisch für die KNHS, die südkoreanische Krankenversicherung angemeldet, welche ca. zwischen 40 und 50 Euro pro Monat kostet und man bar in einem Convenience Store bezahlen kann. Es ist jedoch möglich, sich davon befreien zu lassen, auch wenn das International Office der Uni anderes erzählt. Dazu braucht man auf jeden Fall eine Übersetzung der Reisekrankenversicherung in Englisch oder Koreanisch, die man bei der KNHS vorlegt.

Blick vom Wohnheim
Blick vom Wohnheim
Foto: Natalie, Uni Jena

Wohnheim
Das Wohnheim der Chung-Ang- University in Seoul, auch Blue-Mir-Hall genannt, liegt direkt auf dem Campus. Man kann demnach entspannt zu seinen Vorlesungen und Seminaren gehen. Wenn man dort aber ankommt und viel Gepäck hat, ist es keine gute Idee, dort hochzulaufen. Wir haben die Entfernung von der U-Bahnhaltstelle bis zum Wohnheim unterschätzt. Um zum Wohnheim zu kommen, muss man einige Treppen überwinden, was mit viel Gepäck nicht empfehlenswert ist. Wenn man eine Student-ID hat, ist es machbar. Sonst sollte man sich ein Taxi nehmen, denn die Blue-Mir-Hall liegt ganz oben am Campus.
Zudem gibt es ein paar Dinge zu beachten, wenn man dort wohnen möchte. Es gibt eine Einzugsperiode, welche meist eine Woche vor Semesterbeginn ist. Bevor man einzieht, muss man einen Tuberkulose-Test machen. Den Test kann man bei Gesundheitsämtern in Deutschland machen und kostet zwischen 50 und 60 Euro. Das Testergebnis legt man bei dem Einzug vor. Als ich nach Seoul kam, musste ich noch ein negatives Corona-Testergebnis vorlegen und vor Ort auch einen Test machen. Andere Dinge, die man beachten muss, sind, dass es eine Ausgangsbeschränkung von 1 Uhr nachts bis 5 Uhr morgens gibt, welche aber während der Prüfungsphase nicht gilt.
Für das Zimmer kriegt ihr ein Bettlaken der Uni. Man muss sich aber Bettdecke, Kissen und Bettbezüge kaufen oder mitbringen. Am besten man unternimmt eine kleine Reise zu Ikea dafür. Weiterhin teilt man sich das Zimmer im Wohnheim mit mindestens einer weiteren Person. Falls man sich schon vorher kennt, kann man dem Wohnheim den Wunsch mitteilen, dass man sich gemeinsam ein Zimmer teilen möchte. Ich habe es nicht gemacht und hatte gehofft, ich lerne andere Auslandsstudierende kennen. Es hatte sich herausgestellt, dass die Stockwerke meist nach Herkunft sortiert werden. So kam es, dass die meisten in meinem Stockwerk auch aus Deutschland kamen. Eine weitere Sache, die man bedenken muss, ist, dass man im Wohnheim nicht kochen kann und darf. Die Küche ist ausgestattet mit einem Kühlschrank, einem Bügeleisen, ein Wasserspender und einer Mikrowelle. Sie bietet demnach auch keine Möglichkeit zum Kochen. Aber es ist auch nicht nötig. Für den kleinen Hunger gibt es im Wohnheim zwei kleine Einkaufsläden, wo man sich verschiedene Ramyeon, Gimbap oder andere kleine Sachen holen kann. Ansonsten gibt es Mensen und auch außerhalb des Campus genug Möglichkeiten essen zu gehen, was im Vergleich zu Deutschland günstig ist.
Ich habe in einem 2er-Zimmer gelebt. Der Raum war mit einem großen Kleiderschrank, zwei Betten mit Schubkästen, Schreibtischen und Stühlen ausgestattet. Außerdem hat jedes Zimmer ein Bad. Eine gewöhnungsbedürftige Sache ist, dass das Bad keine richtige Tür hatte, sondern die Toilette und Dusche mit jeweils zwei separaten Türen vom Raum getrennt worden waren. Monatlich wird das Zimmer auch desinfiziert und die Sauberkeit wird kontrolliert. An die Termine sollte man sich halten oder zuvor mit dem Floor Manager einen anderen Termin über Kakao Talk ausmachen, wenn man zur Room Inspection nicht da sein sollte. Beim Ein- und Auszug muss man zudem eine Checkliste ausfüllen, ob die Möbel in einem guten Zustand sind und Mängel anmerken.
Wenn man über das Semester hinaus noch im Wohnheim leben möchte, gibt es vom Wohnheim aus eine Bewerbungsperiode, wo man angeben kann, wann man ausziehen möchte. Je nachdem wie lang man dort noch leben möchte, muss man einen neuen Tuberkulosetest (ca. 1500 Won) und negativen Coronatest (Schnelltest ca. 20.000 Won) einreichen. Die Tests kann man in Krankenhäusern machen. Ich würde es aber nur empfehlen, wenn man nach Ende des Semesters noch mehrere Wochen in Seoul bleiben möchte, da man den vollen Betrag bezahlen muss und eine Rückerstattung beantragen muss. Für den Aufwand kann man auch gut für ein paar Tage in einem Hotel oder Hostel leben.

Gyeongbokgung Palace
Gyeongbokgung Palace
Foto: Natalie, Uni Jena

Campusleben
Die Chung-Ang bietet eine Vielzahl an Kursen in Englisch an und die Austauschstudierenden dürfen noch vor den anderen Studierenden ihre Kurse wählen, damit man die Wunschkurse auch wirklich bekommt. Besonders beliebt war BWL. Ich war eine der wenigen, die sich für English Education eingeschrieben hatte und hatte demnach sehr wenige andere Austauschstudierende in den gewählten Seminaren. Bedeutet natürlich auch, dass ich mit sehr vielen Kore-aner*innen zusammen Unterricht hatte. Es war aber nicht leicht, mit diesen ins Gespräch zu kommen, da sie reserviert waren und teilweise Gespräche abgeblockt haben. Es sollte einen aber nicht aufhalten, sie anzusprechen. Die Dozent*innen legten viel Wert auf Gruppenarbeit, sodass man mit den anderen Studierenden reden konnte.
An der Uni gibt es zudem zwei Prüfungsphasen. Es gibt nach der ersten Hälfte des Semesters mid-terms und am Ende die finals. Es hat den Vorteil, dass der Prüfungsstoff geteilt ist und was in den mid-terms drankam, kommt nicht zwingend in den nächsten Prüfungen dran.
An wen man sich immer wenden konnte, waren die GLAMS. Am Anfang des Semesters bekommt man einen GLAM und eine Gruppe zugeteilt. Der GLAM ist die Ansprechperson, wenn man Probleme und Fragen rund um das Leben in Südkorea hat. (Andere Ansprechpartner sind die Mitarbeiter*innen vom Internationalen Büro.) Meistens planen sie auch kleine get-togethers und Ausflüge, z.B. nach Suwon oder Incheon. Auch das Wohnheim bietet Ausflüge an, z.B. zur DMZ (demilitarisierte Zone) oder ein Cultural-Exchange-Program, wo man weitere Austauschstudierende und Koreaner*innen kennenlernt. Die Teilnahme an den Programmen kann ich wirklich empfehlen, da man so neue Kontakte knüpfen und neue Freunde finden kann.
Ein Highlight war definitiv das LUCAUS-Festival, welches von der Uni geplant wird. In der Woche gibt es kleine Giveaways, verschiedene Stände, Spiele und am Donnerstag und Freitag gab es Konzerte. Im Fallsemester 2022 spielten z.B. Itzy, CL und Zico. Das Schöne daran ist, dass man die Konzerte als Studierender der Chung-Ang kostenlos besuchen kann. Das Einzige, was man machen muss, ist, sich morgens ein Bändchen holen.

Namsan Tower
Namsan Tower
Foto: Natalie, Uni Jena

Activities
Es wird nie langweilig in Seoul. Es gibt so viel zu erleben und zu tun. Das ist anfangs überwältigend. Es ist für jeden was dabei. Wenn man Geschichte und Kultur mag, sollte man auf keinen Fall die Paläste (z.B. Gyeongbokgung Palace) und die Museen verpassen. In der Gegend gibt es zudem viele Geschäfte, wo man sich Hanboks ausleihen kann, welches die traditionelle Kleidung ist. Besonders schön fand ich Bukchon Hanok Village und Ikseondong. Dort kann man die traditionellen Häuser sehen. Abgerundet wird es durch viele kleine süße Cafés und Restaurants.
Gerade Cafés sind sehr beliebt und es gibt die verschiedensten Cafés. Mein persönlicher Favorit war eindeutig das Café Nobeul, wo man sich eigene Anhänger malen kann. Ich war mit meinen Freunden mehrere Male dort, weil wir einfach zu viele Ideen hatten, was wir als uns als Schlüsselanhänger malen wollen. Gleich vor diesem Café liegt das Greem Café, welches für seine 2D-Innenausstattung bekannt ist. Beide Cafés liegen in Hongdae. Dort gibt es aber nicht nur Cafés, wo man kreativ sein muss, sondern auch viele Tiercafés, wo man z.B. mit Erdmännchen spielen kann oder ein Wallaby füttern kann. Hongdae bietet definitiv eine breite Auswahl an Café. Sonst kann man dort auch sehr gut shoppen gehen. Dort gibt es alles, besonders Kleidung und Schmuck.

Wenn man ein Piercing haben möchte, kann man definitiv nach Hongdae gehen. Dort reihen sich die Piercing-Shops aneinander an. Das Gleiche gilt für Photobooths. An jeder Ecke stolpert man über ein Photobooth und es hat uns immer Spaß gemacht, dort Fotos zu machen, da es viele Accessoires gibt, die man verwenden kann. Die entstandenen Fotos bilden eine gute Erinnerung und wenn man mal ein Foto zu viel hat, kann man das einfach im Laden hinhängen und sich in Seoul verewigen. Um solche Fotos zu machen, muss man aber nicht bis nach Hongdae fahren, bei der Uni gibt es solche kleinen Stores natürlich auch. Eine Sache, die Hongdae auch besonders macht, sind die Straßenkünstler. Besonders abends kann man Künstlern beim Singen zuhören oder beim Tanzen zuschauen. Für diese gibt es extra aus-gewiesene Busking-Areas. Ich habe mich immer erwischt, dort für eine kurze Weile zu verweilen und den Künstlern zu zusehen.

Nicht nur in Hongdae findet man die Artists, sondern auch in den Parks beim Han River, welche man sich nicht entgehen lassen sollte. Ob man nun eine kleine Radtour entlang des Flusses macht oder einfach mit den Freunden in den Parks ein Picknick veranstaltet, man sollte sich in keinem Fall die Parks entgehen lassen. Ganz beliebt zum Picknick ist „Chimaek,“ Chicken and Beer. Dazu kann man einfach die Aussicht über die Stadt genießen, welche besonders schön ist, wenn die Sonne untergeht. Ich habe so die schönsten Sonnenuntergänge gesehen.
Eine andere Area, die man auf jeden Fall besuchen sollte, ist Myeongdong. Dort lässt sich sehr gut Skincare kaufen und typisches koreanisches Streetfood, wie z.B. Hotteok, essen. Außerdem kann man von da aus zum Namsan Tower, von dort hat man einen perfekten Blick über Seoul. Wenn man von der U-Bahn-Station wenige Minuten läuft, kommt man zu der Seilbahn, womit man zum N-Tower hochfahren kann. Dafür sollte man ein wenig Zeit einplanen, weil man dort immer ein wenig anstehen muss, bis man in eine der zwei Gondeln kommt. Wenn man gerne wandert, kann man auch zum N-Tower hochgehen.

Wandermöglichkeiten bietet Seoul auf jeden Fall eine Menge. Ich habe keine Wanderungen in und um Seoul so wirklich unternommen. Wenn man aber sehr gerne wandert, kann ich empfehlen einen kleinen Trip nach Jeju Island zu unternehmen und Mount Hallasan zu besteigen. Mein Kumpel und ich brauchten für beide Strecken (hoch und runter) jeweils fünf Stunden und sind direkt morgens um 7 Uhr gestartet. Danach waren wir ziemlich erledigt, da die Strecke aus sehr vielen Treppenstufen und Steinen, die als Stufen dienen. Das hat sich besonders beim Abstieg in den Knien bemerkbar gemacht. Auch wenn man nicht gerne wandert, ist Jeju ein gutes Ziel, um mal aus dem belebten Seoul zu entkommen. Man sollte sich aber überlegen, ein Auto zu mieten, um auf der Insel zu reisen. Es hat seine Vorteile, aber es wäre auch alles mit den Öffentlichen zu erreichen. Es dauert nur länger.

Aber zurück zu Seoul. Man sollte sich auf jeden Fall immer informieren, was für Events gerade in Seoul sind. So haben wir z.B. bei einem Feuerwerksfestival teilnehmen können oder verschiedene Lichterinstallationen bei Gwangwhamun bestaunen können. Manchmal entdeckt man auch schöne Ecken in Seoul oder kleinere Events, wenn man einfach durch die Straßen läuft, was ich auf jeden Fall empfehlen kann. Auch wenn die Größe Seouls am Anfang ab-schreckt, sollte man versuchen, ein paar Gegenden zu Fuß zu erkunden.

Zusammenfassend kann ich wirklich nur sagen, dass Südkorea und in meinem Fall besonders Seoul und die Chung-Ang University viel zu bieten hat. In dem Erfahrungsbericht konnte ich nur ein paar Eindrücke einbauen, aber es gibt so viel mehr und da sollte jeder seine eigenen Erfahrungen machen. Ich kann nur hervorheben, dass man viele neue Eindrücke und Erfahrungen sammelt, die man kaum in Worte fassen kann, aber immer als Erinnerungen mit sich hat. Auch wenn es anfangs überwältigend und nicht immer einfach war, würde ich ohne Zögern dieselbe Entscheidung ein weiteres Mal treffen und dort ein Auslandssemester machen, weil die Stadt und die Uni mich vor neue Herausforderungen gestellt hat (allein wegen der Sprachbarriere), aber mich gleichzeitig persönlich und bildungstechnisch gefördert hat.