Was chronischer Schmerz mit dem Gehirn macht
- Forschung
Meldung vom: | Verfasser/in: Stephan Laudien
Sie können einem den Alltag vergällen und die Lebensfreude nehmen: chronische Schmerzen. „Etwa 23 Millionen Menschen in Deutschland berichten über chronische Schmerzen“, sagt Prof. Dr. Thomas Weiß von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Lege man die Messlatte „beeinträchtigender Schmerz“ an, erfüllten sechs Millionen Menschen die Kriterien eines chronischen, nicht tumorbedingten beeinträchtigenden Schmerzes, so Thomas Weiß. Der Klinische Psychologe verweist bei den Zahlen auf Veröffentlichungen der Deutschen Schmerzgesellschaft. Von chronischen Schmerzen sprechen die Experten, wenn die Schmerzen mindestens drei Monate andauern oder wiederholt auftreten, wie etwa bei Migräne. Am Lehrstuhl für Klinische Psychologie der Universität Jena untersuchen Prof. Weiß und sein Team aktuell in zwei Studien den Zusammenhang zwischen Hirnorganisation und chronischem Schmerz, konkret bei Rückenschmerz und Phantomschmerz nach Amputationen. Für diese Studien werden Probandinnen und Probanden gesucht.
Testpersonen ohne chronische Schmerzen gesucht
„Unser kurzfristiges Ziel ist es, den Zusammenhang von chronischem Schmerz und Veränderungen in der Anatomie und Funktion des Gehirns zu bestimmen“, sagt Thomas Weiß. In einem zweiten Schritt soll dieses Wissen dazu dienen, die Therapien bei chronischen Schmerzen weiterzuentwickeln. Beim Phantomschmerz gibt es dazu eine Studie, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Bei der zweiten Studie zum Rückenschmerz kooperieren die Klinischen Psychologen mit dem Universitätsklinikum Jena. Für beide Studien werden Probandinnen und Probanden gesucht. Die Personen sollten zwischen 20 und 72 Jahren alt sein und nicht unter chronischen Schmerzen leiden. Geeignet sind Frauen und Männer, die keine Sensibilitätsstörungen der Haut und keine Empfindlichkeit an den Körperteilen wie Hand oder Finger aufweisen. Ferner dürfen keine Schädel-Hirn-Traumata vorliegen und keine Vorgeschichte von psychiatrischen und neurologischen Erkrankungen. Die Testpersonen sollen dem Vergleich mit Schmerzpatienten dienen.
Schwangere und Personen mit Herzschrittmacher sind ungeeignet
Im Zuge der Studien werden die Testpersonen per Magnetoenzephalogramm (MEG) und per Magnetresonanztomographie (MRT) untersucht. Die Probandinnen und Probanden der Studie zum Phantomschmerz unterziehen sich beiden Verfahren, die Rückenschmerz-Probanden nur dem MRT. Beiden Methoden ist gemein, dass die zu Untersuchenden bestimmte Voraussetzungen erfüllen müssen. Zu den Ausschlusskriterien gehören Implantate wie Herzschrittmacher, Defibrillatoren, Hörgeräte oder Medikamentenpumpen. Ferner Metallteile am Körper wie Elektroden, Langzeit-EKG, aber auch Tätowierungen, permanentes Make-up. Frauen dürfen nicht schwanger sein, außerdem sind Testpersonen mit Diabetes oder Epilepsie ungeeignet.
Zugangsvoraussetzungen werden erklärt, Probanden erhalten Aufwandsentschädigung
Wer Interesse hat, an einer der Studien teilzunehmen, wendet sich per E-Mail an Kung-Hui Chiang mayuzumi29@gmail.com oder Marie Schlegelmilch schlegelmilch@gmail.com. Die beiden Mitarbeiterinnen beantworten gern weitere Fragen zu den Studien und klären detailliert über die Zugangsvoraussetzungen auf.
Pro Stunde Messzeit im Scanner erhalten die Probandinnen und Probanden eine Aufwandsentschädigung von 10 Euro. Für das MRT werden zwischen 45 und 90 Minuten veranschlagt, für MEG etwa drei Stunden. Das MEG kann am Klinikum in Lobeda absolviert werden, das MRT-Gerät befindet sich am Philosophenweg. Trotz der räumlichen Entfernung können beide Untersuchungen an einem Tag vereinbart werden.
nach Vereinbarung
Thomas Weiß hat in Moskau Medizin und Biokybernetik studiert. In Jena wurde er Facharzt für Physiologie und hat zur Psychophysiologie promoviert und habilitiert. An unserem Lehrstuhl ist er nicht nur kompetenter Ansprechpartner für alle Fragen zur Lehre, sondern vor allem der Experte für neurowissenschaftliche Fragestellungen zu den Themen Schmerz und motorisches Lernen. Dabei findet er Fragestellungen besonders reizvoll, deren Beantwortung zu neuen Therapieoptionen führt.