Erfahrungsbericht Chung-Ang University

Chung-Ang University

Sommersemester 2022 und Wintersemester 2022/23
Erfahrungsbericht Chung-Ang University
Foto: David Mark, Pixabay
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Meldung vom:

Kursauswahl

Die Kursauswahl an englischen Soziologie oder Politikkursen war leider nicht besonders groß, mit jeweils ca. 5 passenden Kursen. Diese waren allerdings auch unterteilt in Kurse, welche für Studierende im 1. bis ins 4. Jahr empfohlen wurden. Über diese Studiengänge hinaus gab es allerdings unter der Kategorie „general education“ Kurse, die für alle Austauschstudierende angeboten wurden, Kurse welche zu Soziologie oder Politikwissenschaft passten. Beispielsweise ein Kurs, welcher sich mit koreanischer Außenpolitik beschäftigte. Die spezifischen Kurse für das kommende Semester wurden erst kurz vor dem Start bekannt, davor stand nur eine Liste mit den Kursen des letzten Semesters zur Orientierung zur Verfügung. Die erste von drei Kursauswahlperioden ist nur für ausländische Studierende und auch nur für die englischen Kurse, damit sind die Chancen einen Platz zu bekommen höher und man sollte diesen Zeitraum (von ca. 2 Tagen wenn ich mich richtig erinnere) nicht verpassen. Hinsichtlich Soziologie und Politikkursen hatte ich auch keine Probleme, meine gewünschten Kurse zu belegen. Für alle Kurse bekommen Studierende 3 credits (nach Deutschen System 5 credits) und die CAU erlaubt eine maximale Anzahl von 18, man darf also als Bachelorstudent:in nicht mehr als 6 Kurse besuchen.

Kurse an der Chung-Ang University 

Im Sommersemester besuchte ich drei Kurse, die zu meinen Fächern passen. „Sociological approach to contemporary societies“, „Studies in contemporary sociology“ und „Korean and global politics”. Im zweiten Semester waren meine fachlichen Kurse “Gender politics”, “Inequality and social stratification“ und „global citizenship“. Darüber hinaus besuchte ich im ersten Semester einen und im zweiten Semester zwei Koreanisch Kurse, sowie die Kurse „variable topics in Korean culture“ und „introduction to modern Korean film and popular music“. Die soziologischen Kurse waren geprägt von quantitativen Methoden, was mich zunächst überraschte, allerdings eine gute Wiederholung darstellte, da ich mich nach den Einführungskursen an der FSU für eine Vertiefung der qualitativen Forschung entschied. Allgemein musste ich, während der beiden Semester in Korea leider feststellen, dass ich inhaltlich nicht so viel Input mitnehmen konnte, wie ich mir erhofft hatte. Selbst Kurse, welche für höhere Jahrgänge ausgeschrieben waren, behandelten oft Inhalte, welche an der Friedrich Schiller Universität in den ersten Semestern bereits behandelt wurden. Die englischen CAU Kurse schienen sich vor allem an koreanische Studierende zu richten und für diese, da es englische Kurse waren, etwas einfacherer gestaltet zu sein. Des Weiteren war ich etwas enttäuscht von dem Format der Kurse, deren Stil einer Vorlesung am nächsten kam und wenig Raum für Diskussionen ließ. Ich hätte mir also oft gewünscht, inhaltlich vertiefter zu arbeiten und darüber dann mehr mit anderen Studierenden zu diskutieren, gerade da, anders als an der FSU, so viele Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt zusammensaßen. Obwohl dies vor allem auf die Soziologiekurse zutraf, bei den politikwissenschaftlichen Kursen dagegen wurde regelmäßig über die Inhalte sowie aktuelle (politische) Ereignisse diskutiert. In einem Kurs, in dem recht viel diskutiert wurde, „Gender politics“, war es sehr interessant die Meinungen der (männlichen) koreanischen Studierenden zu hören. Was ich mir von meiner Studienzeit in Korea besonders erhoffte, war eine andere Sichtweise auf soziologische und politische Themen, mit bestenfalls nicht europäischen Theoretiker:innen. Da die Kurse wie bereits erwähnt, viele Grundlagen abdeckten, behandelten wir auch viele mir bereits bekannte Theorien und Theoretiker:innnen. Trotz allem waren, vor allem hinsichtlich aktueller gesellschaftlicher Anwendungsbeispiele aus der koreanischen Gesellschaft, neue Inhalte und Inputs dabei. Im Rahmen des Kurses „Global citizenship“ diskutierten wir unter anderem über Rassismus und Sexismus in der koreanischen Bevölkerung, oder das umstrittene Thema der koreanischen Wehrpflicht. Bei den soziologischen Kursen wurde oft die starke (Bildungs --)Ungleichheit in der koreanischen Bevölkerung thematisiert. Inhaltlich war das Studium an der CAU also anders als ich erwartet hätte und aus Deutschland kenne, aber dadurch habe ich neue Methoden und Lehrweisen kennengelernt und im Endeffekt trotzdem viel neues Wissen mitgenommen.

Sprachkurse

Das Kurssystem an der CAU schien leider nicht sehr durchdacht aufgebaut zu sein, da es nur drei Kurslevel „elementary“, „intermediate“ und „advanced“ gibt. Dadurch gibt es in allen Kursen eine große Spannweite von Koreanisch-Kenntnissen. Als Beispiel: im zweiten Semester arbeiteten wir im intermediate Kurs mit dem Buch 2B und im advanced Kurs mit dem Buch 4A, wodurch das Level 3 übersprungen wurde. Bereits in meinem ersten Semester an der CAU belegte ich einen intermediate und einen advanced Koreanisch Kurs, musste allerdings feststellen, dass der advanced Kurs zu anspruchsvoll für mich war. Da der intermediate Kurs etwas zu einfach war, lernte ich im ersten Semester nicht so viel Koreanisch, wie ich mir von Sprachkursen an einer koreanischen Universität erhofft hätte und versuchte es im zweiten Semester noch einmal mit den beiden Leveln. Obwohl advanced immer noch sehr anspruchsvoll war, schaffte ich es im zweiten Semester, mit dem Inhalt mitzukommen. Obwohl ich mir mehr erhofft hatte, habe ich trotzdem große Verbesserungen in meinen Kenntnissen innerhalb dieses Jahres festgestellt. Dadurch, dass ich nicht nur die Kurse hatte, sondern auch koreanische Freund:innen und immer von Koreanisch umgeben war, bin ich über Grammatik und Theorie hinaus auch selbstsicherer im Sprechen geworden und habe ein besseres Gefühl für die Sprache bekommen, was in Deutschland vermutlich nicht möglich gewesen wäre.