University of Pretoria, Hauptcampus

University of Pretoria

Wintersemester 2022/23
University of Pretoria, Hauptcampus
Foto: Joshua, Uni Jena

Joshua
Masterstudent International Organizations and Crisis Management

Bereits vor dem Beginn meines Masterstudiums an der FSU Jena war für mich klar, dass ich mein Studium auf jeden Fall durch ein Auslandssemester bereichern wollte. Im Frühjahr 2022 bewarb ich mich somit für einen Platz an der University of Pretoria (UP) in Südafrika. Der Reiz den afrikanischen Kontinent kennenzulernen und mein akademisches Wissen mit neuen Eindrücken und einer anderen Perspektive auf die Weltgeschehen zu erweitern, war riesig. Und ich sollte nicht enttäuscht werden…

Nelson Mandela Statue, Pretoria

Foto: Joshua, Uni Jena

Vorbereitung

Laut meiner Studienordnung ist ein Auslandssemester vorgeschrieben und es gab von meiner Fakultät und dem Lehrstuhl reichlich Unterstützung in der Vorbereitung. Dies beinhaltete Infoseminare sowie eine Vorauswahl zu Partner-Universitäten, die für mein Studiengang geeignet sind. Besonders die schnelle und gute Kommunikation mit dem Internationalen Büro von der University of Pretoria war sehr gut, man hatte generell den Eindruck, dass sie sehr an internationalen Studierenden interessiert sind und für jegliche Fragen erreichbar sind.

Was sehr gut geregelt ist, ist der Bewerbungsablauf für die Unterkunft in Pretoria. Den Platz im Wohnheim kann man nämlich ganz einfach mit einem Häkchen während der Bewerbung für den Studiumsplatz gleich mit machen. Leider kam ich dann doch noch kurz vor Abreise aus Deutschland ins Schwitzen als ich die Zusage für den Wohnplatz irgendwo versteckt im Online-Portal der UP fand und die Zusagefrist bereits eine Woche abgelaufen war. Nach ein paar hektisch verfassten Emails war dann aber schnell klar…Kein Problem. Sie halten mir ein Zimmerchen in „Tuksdorp“ frei (zur Unterkunft später mehr). Eine lästige und zeitintensive online Suche nach Unterkünften in Pretoria wurde mir somit erspart und ich konnte mich ganz entspannt dem Visumsverfahren widmen.

Für das Auslandssemester ist nämlich ein Visum, genauer gesagt ein „Study Permit“, notwendig. Die Liste der Unterlagen die man zusammen mit Reisepass bei der Botschaft in Berlin einreichen muss ist lang und ehrlich gesagt auch abschreckend. Es geht von Flugtickets, Kontoauszügen bis hin zu einer Röntgenaufnahme des Thorax um nachzuweisen, dass man keine Tuberkulose Erkrankung hat. Alles aber irgendwie machbar und die Bearbeitung in der Botschaft ging dann auch recht flott (ca. 2 Wochen). Ein ganz wichtiger Tipp: in den Antragsformular gibt es eine kleine Fußnote, die darauf hinweist, dass man nach dem offiziellen Ende des Semesters noch 30 Tage zusätzlich als Tourist da bleiben darf. Dies sollte man auf jeden Fall in Anspruch nehmen, um die Zeit in Südafrika auch voll ausschöpfen zu können.

Eine Krankenversicherung ist auch verpflichtend für Südafrika. Diese kann man online über verschiedene Anbieter beantragen, die UP informiert da gerne, was für Studierende empfohlen wird. Ich hatte Momentum Health und konnte bei Erkrankung problemlos einen Arzt aufsuchen- ohne Wartezeit und ohne jegliche Kosten.

Blick auf Kapstadt und den Tafelberg

Foto: Joshua, Uni Jena

Hatfield und Tuksdorp 

Hatfield ist das Studi-Viertel in Pretoria. Man gelangt dort prima vom Flughafen mit dem Gautrain hin (für ca. 12 Euro), die bequemere Variante ist jedoch ein Abholservice (ca. 50Euro) oder Uber/ Bolt (20-25 Euro). Hatfield ist durch den Gautrain sehr gut angebunden an die Innenstadt von Pretoria, sowie Johannesburg und den Flughafen. Das eigentliche Leben während meines Auslandssemesters spielte sich in Hatfield ab, da die Innenstadt von Pretoria (Johannesburg im Allgemeinen) und einige andere Stadtviertel leider nicht viel zu bieten haben bzw. die Sicherheitslage dort ein entspanntes rumstreunern nicht hergeben. Hatfield besteht aus großen Hochhäusern und privaten Wohnanlagen (sogenannte „gated communities“), wo eigentlich ausschließlich Studis wohnen, einigen Bars, Restaurants, Sportanlagen und Supermärkten. Besonders habe ich den Hillcrest Sportcampus genossen, ein riesiges Gelände mit Sportplätzen, Fitnessstudio, Parkanlagen mit Grill, Toiletten etc. und sogar Kühen! Ein super Ort zum Joggen und für Grillabende.

Auch Tuksdorp, die Wohnanlage für ausländische Studierende, befindet sich direkt im Zentrum Hatfiels, nur ein paar Gehminuten zum Hauptcampus und Hillcrest Sportcampus entfernt. Tuksdorp erinnert mich an eine Ferienwohnungssiedlung. Es gibt mehrere Häuser mit WGs, Waschmaschienraum, Computer-/Lernraum und einen TV-Raum.

Leider wurden die Unterkünfte vorab auf Basis von Aufenthaltsdauer und Geschlecht getrennt, somit waren die WGs wenig durchmischt. Was mich besonders störte war, dass (angeblich wegen der kürzeren Aufenthalte) alle europäischen und asiatischen Studierende zusammen untergebracht wurden, streng getrennt von afrikanischen Gaststudierenden. Somit gab es 5 europäische/asiatische WGs (je 7 Personen) während die anderen Wohnungen von Studierenden aus verschiedenen afrikanischen Ländern bewohnt waren. Für einen interkulturellen Austausch mit Menschen vor Ort, wozu ein Auslandssemester ja dienen sollte, hat diese Wohnsituation leider nicht viel beigetragen. Durch die vielen Austauschstudierende konnte man aber immer problemlos Leute finden für Unternehmungen am Wochenende oder längere Reisen und an der Uni kommt man auch schnell mit Afrikanern in Kontakt.

University of Pretoria, Hauptcampus

Foto: Joshua, Uni Jena

Uni und Kurswahl 

Die UP ist eine große Universität. Der Hauptcampus, wo fast alle Seminare stattfinden ist komplett eingezäunt und ausschließlich für Studierende und Lehrende zugänglich. Dies führt zu einer sehr sicheren und entspannten Atmosphäre.

Was die Kursauswahl anbelangt, konnte ich dies auch recht kurzfristig machen, da man in den ersten zwei Vorlesungswochen sich noch für Kurse registrieren kann. Einige Kurse (eigentlich alle Masterkurse) waren jedoch nicht für Austauschstudierende offen und das war auch vorher nicht kommuniziert worden. Dies hatte zur Folge, dass das Kursangebot in meinem Fall stark eingeschränkt war und ich auf Masters of Honours- Kurse zurückgreifen musste. Ich habe die ersten 10 Tage somit viel damit verbracht, von Büro zu Büro zu rennen, um die passenden Kurse zu finden und auch dort ordnungsgemäß registriert zu werden. Auch konnte ich (mit etwas Durchsetzungsvermögen und Geduld) einen Kurs von einer anderen Fakultät wählen, was normalerweise nicht erlaubt ist. Es ist jedoch ein gutes Beispiel für die Hilfsbereitschaft der Dozenten und des Internationalen Büros der UP.

Das Niveau der Kurse hat sich stark unterschieden. Manche Kurse waren vom Level her wesentlich geringer als in Deutschland, was auch mit den Dozenten und Studiengängen zu tun hatte. Andere Kurse waren hingegen anspruchsvoll und es werden regelmäßig Hausarbeiten (alle 2-3 Wochen) verlangt die auch in die Endnote einbezogen werden.

Sonstiges

Sicherheit
Südafrika ist hinsichtlich des Einkommens der Bevölkerung das ungleichste Land der Welt. Die Ungleichheit ist überall spürbar, was auch starke Auswirkungen auf die eigene Sicherheit hat. Man sollte sich dessen stets bewusst sein und aufmerksam bleiben. Generell sollte man bestimmte Gegenden vermeiden und nachts nicht alleine draußen rumspazieren.

Kosten
Die Preise für alltägliche Ausgaben sind generell vergleichbar mit denen in Deutschland, lediglich das auswärts Essen ist etwas günstiger. Sehr hilfreich war mein Studentenvisum, was mir den Status als Einheimischer bei jeglichen Nationalparks, Eintrittsgeldern für Sehenswürdigkeiten und Wanderungen verliehen hat und ich somit wesentlich günstiger Sachen unternehmen konnte.

Das Land
Südafrika ist eines der beeindruckendsten Länder, die ich kenne. Es hat unglaublich viel zu bieten: kulturell, geschichtlich, landschaftlich, an Aktivitäten usw. Durch viele Reisen, die ich während meines Auslandssemesters gemacht habe z.B. Safaris, Surfurlaube, Städtetrips, Wanderungen und unzähligen Roadtrips, konnte ich die immense Vielfalt des Landes kennenlernen. Durch die super Vernetzung der Austauschstudierenden haben wir uns regelmäßig ein Auto zusammen gemietet um gemeinsam durchs Land zu touren. Auch per Flugzeug oder endlos lange Bustouren kann man das Land prima erkunden.

Pilansberg Nationalpark

Foto: Joshua, Uni Jena