Tokyo von oben

Meiji University

Wintersemester 2022/23
Tokyo von oben
Foto: Charlotte, Uni Jena

Charlotte, Masterstudentin Betriebswirtschaftslehre

Ich habe mein Auslandssemester im Wintersemester 2022/2023 an der Meiji University in Tokyo verbracht. Da das nur mein Plan B war, habe ich mich im Vorhinein nicht viel mit der Uni, dem Land und dem organisatorischen Aufwand beschäftigt. Bei meiner Einreise waren die Corona-Beschränkungen in Japan noch in Kraft und man durfte nur mit einem von der Uni ausgestelltem Zertifikat ein Visum beantragen. Da dieses Zertifikat sehr kurzfristig erst bei mir ankam, war mein Visum genau eine Woche vor Abflug abholbereit, was die Planung etwas stressig und unsicher gestaltet hat. Jetzt sind aber alle Beschränkungen aufgehoben und man kann problemlos und visumfrei nach Japan einreisen.

Shinjuku
Shinjuku
Foto: Charlotte, Uni Jena

Wohnen in Toyko

Wenn man Glück hat, bekommt man einen Platz im Wohnheim, das ist allerdings nicht garantiert. In meinem Jahrgang war es kein Problem, da durch Corona weniger Studierende da waren. Das Wohnheim war mit 550€/Monat auch recht günstig für Tokyo-Verhältnisse. Falls man keinen Platz bekommt, ist Langzeitmiete im AirBnB eine Option. Gewohnt habe ich im Izumi International House in Meidaimae, ungefähr 10 Minuten Fußweg und nochmal 10 Minuten U-Bahn von Shinjuku und Shibuya entfernt, zwei der belebtesten Orte Tokyos. Ich habe in einer 7er WG gewohnt, wobei jeder von uns ein eigenes Bad hatte, lediglich die Küche wurde geteilt.

Tokyo Tower
Tokyo Tower
Foto: Charlotte, Uni Jena

Studium

Nun zum Studium an der Meiji University. Die  Uni ist in ganz Tokyo verteilt, je nach dem an welcher Fakultät man studiert. 2022 hat Japan die ersten internationalen Studierenden seit Beginn der Pandemie ins Land gelassen, daher war die Uni teilweise sehr unorganisiert. Ob das nun an Corona lag oder ein allgemeines Problem ist, kann ich nicht sagen. 75% meiner Kurse waren online, was sehr schade war, da man so niemanden kennenlernt. Außerdem muss man sich bewusst sein, dass die Uni keine Treffen für internationale Studierende organisiert, man hat also kaum Möglichkeiten gehabt, Leute zu treffen. Das war sehr schade und hat mich sehr gestört, allerdings möchte sich die Meiji Uni in dem Punkt verbessern, vielleicht funktioniert das ja in Zukunft. Die Graduate School of Business Administration bietet eine kleine Auswahl an Kursen auf Englisch an. Durch die kleine Auswahl ist es schwer Kurse zu belegen, die zum Studium an der FSU passen und die Anrechnung ist dementsprechend schwierig. Im Bachelor sollte das sicher leichter sein, da dort die Anforderungen nicht so strikt sind. Zu den Kursen kann man sagen, dass sie leichter sind als Master-Kurse in Deutschland, dahingehend muss man sich also keine Sorgen machen. In den meisten Kursen musste ich mehrere Präsentationen und Paper erstellen, dafür gab es am Ende keine Klausur, das war ungewohnt, aber auch nicht schlecht, da die Prüfungsphase somit wegfiel. Ich habe zu Beginn des Semesters einen Japanisch-Kurs für Einsteiger an der Uni angefangen, allerdings nach 3 Wochen wieder damit aufgehört. Man muss wissen, dass der japanische Lehr-Stil anders ist als bei uns. Es ist primär Frontalunterricht ohne Erklärungen und die Lehrer gehen davon aus, dass man etwas sofort weiß und sich merkt, wenn man es einmal gelesen hat. Die Japanisch Lehrerin sprach kein Englisch, daher war das ganze Kurskonzept für mich nicht sinnvoll und hilfreich. Wenn man Lust auf 7h Intensivkurs pro Woche hat, kann man den Kurs gerne belegen allerdings muss man sich darauf einstellen unter der Woche noch viel dafür zu lernen und Hausaufgaben zu machen, das hat für mich leider zeittechnisch nicht funktioniert.

Mount Fuji
Mount Fuji
Foto: Charlotte, Uni Jena

Kultur & Reisen

Japan ist ein unglaublich faszinierendes Land und die Kultur ist so anders als alles, was ich bisher gesehen habe. Trotz 40 Millionen Einwohnern ist es in der ganzen Stadt sehr sauber und leise, ganz anders als in anderen asiatischen Großstädten. In Tokyo an sich kann man schon viel sehen, aber auch Kurztrips nach Kamakura oder Yokohama lohnen sich. Sobald man aus der Stadt raus ist, sind überall nur Wälder und Berge und von den 130 Millionen Einwohnern ist nichts mehr zu spüren. Weihnachten habe ich in Kyoto und Osaka verbracht, welche ca. 500 km süd-westlich von Tokyo liegen, mit dem Flugzeug oder dem Shinkansen (Schnellzug) ist man dort aber sehr schnell. Die alte Kaiserstadt Kyoto ist das komplette Gegenteil von Tokyo: eher ruhig und sehr kulturbesonnen. Überall stehen alte Tempel und man kann durch die Geisha-Viertel laufen und traditionelle Häuser besichtigen. Osaka hingegen ist eine sehr moderne, hippe und laute Stadt und das kulinarische Zentrum Japans. Auch ein Trip nach Hiroshima ist empfehlenswert, das liegt nochmal 500km weiter im Westen und die Geschichte der Stadt ist in einem schönen Museum sehr gut aufgearbeitet. Abschließend kann ich sagen, dass mir mein Auslandssemester in Japan gut gefallen hat, auch wenn der Sozialkontakt eher eingeschränkt war. Wenn alle Kurse jedoch wieder in Präsenz stattfinden, wird sich das vermutlich erübrigen und man kann viele nette Leute kennenlernen. Noch zu erwähnen wäre, dass viele Japaner kein Englisch sprechen. Ohne Google Translate ist man also aufgeschmissen, das hat bei mir aber alles super geklappt, auch ohne ein Wort Japanisch zu können.