Blick auf Seoul vom Namsan, ein Berg in Seoul

Chonnam University

Wintersemester 2022/23
Blick auf Seoul vom Namsan, ein Berg in Seoul
Foto: Anne, Uni Jena
  • Chonnam University

Meldung vom:

Anne, Masterstudentin Chemie

Bewerbung für Südkorea – Oder wie ich am anderen Ende der Welt gelandet bin

Mein Auslandsaufenthalt in Korea entstand mehr oder weniger aus einer Schnapsidee. Ich saß mit einer Freundin zusammen, die sich für ihr Auslandspraktikum bewerben musste. Dabei fiel das Wort Südkorea. Wir beide sind, seit wir uns kennen, Fans des ostasiatischen Raumes und wollten eines Tages zusammen für längere Zeit dorthin reisen. Nun sind die finanziellen Mittel als Student für solche Reisen beschränkt, doch das magische Wort für diese Situation hieß: Auslandssemester. Ich wollte Japan und Südkorea sehen und nicht nur eine Woche dort verbringen. Denn was lernt man denn wirklich kennen in solch kurzer Zeit. Die Bewerbung meiner Freundin löste nun bei mir den Wunsch aus, mich ebenfalls zu erkundigen. Und eine schnelle Suche auf der Website der Uni Jena zeigte mir: Japan war keine Option für eine Chemiestudentin wie mich ohne die Kenntnisse der Landessprache. Ich blieb also bei Korea festhängen. Das internationale Büro der Uni Jena hat mich bei der Entscheidung maßgeblich unterstützt und alle meine Fragen beantwortet und mir im Bewerbungsprozess unterstützend zur Seite gestanden. Aus der Schnappsidee entstand Wirklichkeit. 

Es ist, wie ich im Laufe der folgenden Monate nach der Entscheidung auf unschöne Weise festgestellt habe, eine recht kurze Zeit zwischen Zusage und Abreise nach Korea. Ich würde es deshalb allen Interessenten empfehlen, sich während der Bewerbungszeit auch um Themen wie Impfungen zu kümmern. Eine Krankenversicherung für das Ausland muss nicht abgeschlossen werden, da man bei längerem Aufenthalt in Korea über die Universität sowie die landesweite Krankenversicherung abgesichert bist. Aber wenn man nicht wie ich neben den Prüfungen mehrere Impfungen über sich ergehen lassen will, dann empfiehlt sich eine frühzeitige Vorbereitung.

Seoul bei Nacht
Seoul bei Nacht
Foto: Anne, Uni Jena

Die Anreise

Von der Uni bekamen wir rechtzeitig das Datum, an welchem wir uns auf dem Gelände der Universität einzufinden hatten. Da sich meine Universität in Gwangju befand, 3 1/2h von Seoul entfernt, wurde ein Shuttleservice direkt vom Flughafen angeboten. Ich habe mich jedoch für eine frühere Anreise entschieden, um ein paar Tage vorher in Seoul zu verbringen und einen ersten Eindruck von Südkorea zu bekommen. Dazu habe ich mich mit zwei weiteren Studenten aus Jena zusammengeschlossen, die ebenfalls am Austauschprogramm teilgenommen haben. Dadurch konnte ich meine ersten Freunde finden und musste mich nicht alleine durch meine ersten Tage in Seoul schlagen. Und die große Stadt war ziemlich überfordernd an den ersten Tagen, aber auch unglaublich spannend. Und das nicht allein zu erleben, hat geholfen. Zusammen mit einer weiteren Gruppe an Studenten haben wir am Ende dieser Tage zum ersten Mal von Koreas Fernverkehr Nutzen gemacht und sind zusammen mit den viel frequentierten Reisebussen nach Gwangju gefahren. Es empfiehlt sich dabei, überpünktlich zu sein, wenn man nicht mit einem Bus voller Mitreisender fahren will, die einen still verfluchen, weil man den Verkehr aufgehalten hat. Alles in allem verlief die eigene Anreise jedoch sehr gut und an der Uni wurden die meisten von uns von koreanischen Studenten aus dem Buddyprogramm erwartet, in welches man sich im Voraus einschreiben konnte - sehr empfehlenswert. Aus den meisten Verbindungen aus dem Buddyprogramm haben sich gute Freundschaften entwickelt. Mein Buddy besuchte den Studiengang Germanistik - ich konnte ihr dementsprechend mit ihren Fragen zur deutschen Sprache helfen, während sie mir Koreanisch beibrachte, mich zum Familienfest Chuseok mitgenommen hat und mir listenweise Empfehlungen für Restaurants und Attraktionen geschrieben hat. Ich bin ihr dafür auf ewig dankbar.

Eine Auswahl an typischen koreanischen Gerichten und Banchans (Side dishes)
Eine Auswahl an typischen koreanischen Gerichten und Banchans (Side dishes)
Foto: Anne, Uni Jena

Student Dorms - Ja oder nein?

Unsere Unterkünfte befanden sich in den Student Dorms auf dem Campus, ein Angebot, welches ich jedem dringend anraten würde, anzunehmen, egal ob es Pflicht ist oder nicht. Die Suche einer Unterkunft in einem fremden Land ist unglaublich schwierig, nicht alle Wohnungen werden für internationale Mieter nutzbar sein und in den Student Dorms befindet man sich in fußläufiger Entfernung von allen Hörsälen, der Cafeteria, Sportstätten und man muss sich weder um WLAN oder Strom kümmern - eine unglaubliche Erleichterung. Post konnte man ebenfalls direkt an die Unterkunft schicken und entweder im Administration Office abholen oder im Paketraum finden, zu dem nur Studenten aus den umliegenden Gebäuden Zugang hatten. Ein wenig lästig mag die Ausgangssperre von 1-5 Uhr Nachts erscheinen und eventuell die monatliche Zimmerkontrolle; doch für die Monate, die ich dort verbracht habe, wäre die Suche einer eigenen Unterkunft deutlich lästiger gewesen.

Die Koreanische Sprache - Inwieweit muss man dieser mächtig sein?

Bezüglich der koreanischen Sprache: es empfiehlt sich, unbedingt das koreanische Alphabet Hangul zu lernen, bevor man eine Reise nach Korea antritt. Ob die regionalen Kartenapps oder die Ausschilderung an Bahnhöfen; vieles ist in Hangul notiert, auch wenn es sich wie beim Kaffeemenü der Coffee Shops um eigentlich englische Worte handelt. Die Worte lesen zu können, empfand ich als unglaubliche Erleichterung. Umso mehr Kenntnisse der koreanischen Sprache vorhanden sind, desto einfacher wird der gesamte Aufenthalt. Doch auch mit nur grundlegenden Kenntnissen, wie ich sie hatte, kann man als Student überleben. Manch eine Alltagsangelegenheit wird sich dadurch nur schwieriger gestalten. Englisch wird von vielen Koreanern nicht verstanden, dem sollte man sich vorher bewusst sein und versuchen, so viel es geht in der Landessprache zu erklären. Es empfiehlt sich besonders, die App Papago herunterzuladen, eine in Korea entwickelte App, die in Sachen Übersetzung eine deutlich bessere Performance zeigt als der Google Übersetzer. Besonders hilfreich war das Feature, Text direkt auf aufgenommenen Bildern zu übersetzen. 

Hauptgebäude der Chonnam National University in Gwangju
Hauptgebäude der Chonnam National University in Gwangju
Foto: Anne, Uni Jena

Der studentische Alltag an der Chonnam National University

Als Studenten aus Jena sind die meisten von uns eine Universität gewohnt, welche sich mit ihren Fakultäten über die gesamte Stadt erstreckt. Bei CNU handelt es sich um eine Campusuni - alle Universitätsgebäude, Bibliotheken, Unterkünfte, Sportanlagen und auch Einkaufsmöglichkeiten befinden sich auf einem Gelände, auf dem man sich zu Fuß ohne Probleme fortbewegen kann. Ich persönlich habe die Laufbahn viel genutzt, welche im Vergleich zu machen Gyms komplett kostenlos war. Auch die meisten anderen Sportanlagen wie Tennisplätze mussten nur reserviert werden, ohne etwas zu zahlen. Ich hatte also absolut keine Ausreden mehr, keinen Sport zu machen.

Auf den freien Flächen des Campus fanden viele Events statt. Gemeinsame Filmabende, bei denen die Filme auf Koreanisch mit englischen Untertiteln gezeigt wurden, Musikfestivals bei denen verschiedene koreanische Gruppen aufgetreten sind und Foodfestivals waren nur ein paar der Events, die stattgefunden haben und das Leben auf dem Campus spannend gemacht haben. Die Coffeeshop-Kultur ist sehr verbreitet in Korea. An jeder Ecke, sogar auf dem Campus gibt es Coffeeshops, in denen man als Student arbeiten kann, wenn man nicht die Ruhe der Bibliotheken vorzieht. Es gibt kleine Conveniencestores um und auf dem Campus, die einen mit allen grundlegenden Nahrungsmitteln versorgen, die man als Student braucht: Snacks, Instantramen und Bananenmilch. Sonst befinden sich viele Restaurants in fußläufiger Entfernung, wenn man einen Tag kein Essen aus der Cafeteria zu sich nimmt. Verhungern kann man als Student dort schwer, die Preise sind auch für ein studentische Budget in Ordnung. Das Stadtzentrum ist mit mehreren Buslinien gut zu erreichen und ich habe die ein oder andere Stunde dort verbracht, ob für Kulturzwecke im ACC, zum Noraebang oder zum Einkaufen von allem, was der Mensch braucht und auch nicht braucht. Gwangju ist deutlich weniger hektisch als Seoul, manch einer wird die Ruhe dieser Stadt bevorzugen.

Reisen im Land

In meiner Zeit in Korea habe ich mehrere Teile des Landes besucht. Seoul, Busan, Daegu und verschiedene Orte in der Jeollanam-do-Provinz. Mein Hauptfortbewegungsmittel dafür waren die Langstreckenbusse, welche quer durch das Land fahren. Sie fahren häufig, nach Seoul gab es teilweise Busse alle 5-10 Minuten, und bezahlbar sind sie auch. Busan und Daegu haben mir völlig andere Aspekte des Landes gezeigt als Seoul und Gwangju. Jeollanam-do brachte mich näher zum Landleben in Korea, zeigte eine völlig andere Seite des Landes. Ich bin unglaublich dankbar für die Einblicke, die ich durch meine Reisen in die Kultur erhalten habe. Nachdem das Semester kurz vor Weihnachten zu Ende war, habe ich die Zeit bis zu meiner Abreise am 02.02.23 mit verschiedenen Reisen genutzt. Ich denke mittlerweile, dass ich Seoul recht gut kennengelernt habe, auch wenn ich nicht dort studiert habe. Vieler meiner Freunde sind nach Japan gereist und wenn man daran interessiert ist, dann sollte man die Chance auf jeden Fall nutzen. Aber auch in Korea gibt es für jeden etwas. Ich persönlich habe viele Orte besucht, die mit meinem Hobby K-Pop zu tun hatten. Zusammen mit neuen Freunden hat es unglaublich viel Spaß gemacht. Aber auch für jemanden, der damit gar nichts am Hut hat, hat das Land viel zu bieten. Geschichtlich, kulturell oder einfach auch nur landschaftlich. Für mich waren diese Reisen wie kleine Urlaube und jeden Cent wert.

Abschließende Worte

Der Aufenthalt in Korea war für mich auf jeder Ebene ein Erfolg. Ich bin aus dem Ausland zurückgekehrt und war deutlich glücklicher als vorher, wusste mehr über meine Zukunftspläne und hatte unglaublich viele schöne Erinnerungen im Gepäck. So beängstigend ein Auslandsaufenthalt am anderen Ende der Welt auch sein kann, so viel kann er einem auch bringen. Die Erfahrungen, die ich dadurch gemacht habe, kann mir niemand mehr wegnehmen und ich kann diesen Aufenthalt nur jedem empfehlen, der interessiert ist an Korea.

Falls jemand bis hier gekommen ist und weitere Fragen hat, vermittelt das Internationale Büro gern meine Emailadresse.