Der Berg Kazbek bei Stepanzminda, der Russland von Georgien trennt

Georgien- Tbilisi State University

Wintersemester 2022/23
Der Berg Kazbek bei Stepanzminda, der Russland von Georgien trennt
Foto: Selma, Uni Jena

Selma, Lehramt für Gymnasien (Kunsterziehung/ Sozialkunde)

Hier teile ich ein paar Zeilen über Georgien als mein Zuhause für ein Semester, um genauer zu sein das Leben in der Hauptstadt Tbilisi. Im Rahmen des IDEAS-Programms der Friedrich-Schiller-Universität habe ich die Gelegenheit genutzt, ein weiteres Semester in Tbilisi zu verbringen. Denn ja, die Stadt als solche war mir schon bekannt, aus meinem Praxissemester an der dortigen Deutschen Schule. Doch nun wollte ich gern noch einmal tiefer eintauchen und noch intensivere Erfahrungen mit Land und Leuten erleben.

Die „Fabrika“, eine alte Textilfabrik, welche heute ein Hostel und viele Restaurants beherbergt
Die „Fabrika“, eine alte Textilfabrik, welche heute ein Hostel und viele Restaurants beherbergt
Foto: Selma, Uni Jena

Der Fokus meines Auslandssemesters lag auf einem politikwissenschaftlichen Studium, wobei ich spannende Seminare im Teilbereich der „Internationalen Beziehungen“ belegen durfte. Dies ist sehr zu empfehlen, da der Südkaukasus und somit auch Georgien ein konfliktgeladenes und sehr nahbares Gefühl für politische Auseinandersetzungen und Konflikte bietet und man in dieser Umgebung nochmal ein ganz neues Bild und unterschiedliche Perspektiven zum weltpolitischen Geschehen vermittelt bekommt. Meine belegten Seminare lebten von einer großen Diskussionsbereitschaft, aufeinandertreffenden Ansichten und Vorerfahrungen und unterschieden sich meines Gefühls nach stark von hiesigen Formaten, da Auseinandersetzung und Recherche sehr spontan und selbstbestimmt gestaltet wurden und bei gemeinsamen Treffen der Fokus auf einem regen mündlichen Austausch lag.

Georgische Köstlichkeiten mit viel Walnuss, Koriander und Granatapfel
Georgische Köstlichkeiten mit viel Walnuss, Koriander und Granatapfel
Foto: Selma, Uni Jena

Allerdings sei bereits zu sagen, dass viele Mastermodule erst gegen Abend stattfinden, da viele einheimische Studierende bereits Jobs nachgehen, um das Studium zu finanzieren. Auch werden viele englisch-sprachige Kurse ausschließlich für Auslandsstudierende angeboten, wodurch man nur schwer mit „locals“ in Kontakt kommt und durchaus einige Kurse nicht zustande kommen, falls zu geringe Nachfrage besteht. So erging es mir leider mit meinem Kunstgeschichts-Seminar und erziehungswissenschaftlichen Modulen, sodass ich lediglich im Bereich der Politikwissenschaften unterwegs war.

Typisch georgischer Innenhof
Typisch georgischer Innenhof
Foto: Selma, Uni Jena

In dieser Zeit habe ich noch einmal intensiver das Leben in Tbilisi genossen und die Stadt und ihre vielen Schätze entdeckt. Tbilisi bietet sowohl eine angesagte Club-Szene, wird als Second-Hand und Vintage-Stadt gefeiert und man findet in vielen Teilen der Stadt versteckte Lädchen, süße Kaffees und viele kreative Geister. Was man allerdings deutlich merkt, dass das Stadtbild sich im vergangenen Jahr stark gewandelt hat. Die Solidarität für die Ukraine spielt eine offensichtliche und große Rolle und man wird an vielen Hauswänden darauf aufmerksam gemacht. Gleichzeitig ist der Wohnungsmarkt explodiert und sowohl Mietpreise als auch Kosten für das tägliche Leben sind deutlich gestiegen, seitdem auch die Zuwanderung aus Russland stark zugenommen hat.

Georgischer Markt
Georgischer Markt
Foto: Selma, Uni Jena

Die Universität bietet Wohnheimplätze an, welche allerdings deutlich außerhalb des eigentlichen Stadtgeschehens liegen. Daher empfehle ich bei AirBnb, myhome.ge oder in Facebookgruppen nach kleinen Appartements oder WGs Ausschau zu halten, welche in den Stadtteilen Vera, Mtatsminda oder Sololaki gelegen sind. Es kann Sinn machen, sich erstmal für die ersten Wochen eine Unterkunft zu suchen und dann vor Ort ein Gefühl für die Stadt zu bekommen. Meiner Erfahrung nach ergeben sich auch viele WG-Konstellationen, sobald man ausländische Mitstudierende kennenlernt und gemeinsam sucht.