Frühling

Orientierungswoche und los geht's!

Anreise, Orientierungswoche und Erasmus Starthilfe
Frühling
Foto: Dschamila Noe

Meldung vom: | Verfasser/in: Dschamila Noe

Jena --> Katowice

Die Anreise

Mein Bus-Ticket hatte ich bereits 2 Monate vor Abreise gebucht und somit einiges an Geld gespart. Am Montag den 20.02. um 04:20 Uhr, eine Woche nach Semesterende in Jena, hieß es: Auf nach Kattowitz! 

Gegen 10 Uhr hatte ich zwei Stunden Aufenthalt in Breslau (Wroclaw) und genügend Zeit um mich etwas umzusehen. Der Busbahnhof war im Keller eines großen Kaufhauses angelegt. Anfangs vertrieb ich mir die Zeit noch in einem Café, machte mich dann aber auf die Suche nach einem Drogeriemarkt. Als ich den Laden betrat fand ich sogleich die Gesichtsmasken und versuchte mir die Złtoy in Euro umzurechnen, als alle nach draußen gingen und eine Angestellte mich auf Polnisch energisch ansprach. Ich erklärte Ihr, dass mein Polnisch noch nicht gut wäre und auf Englisch sagte sie mir: "Please exit! It's an evacuation!" Wait what? Ich war gerade mal 1h in Polen und das Gebäude wurde evakuiert? Es war wie im Film! Ich legte das Produkt wieder zurück ins Regal und folgte dem Rest. Alle Rollos von Geschäften wurden runtergefahren, Türen wurden abgesperrt und dann drang eine laute Stimme durch die Lautsprecher: "Attention! Please exit the building! This is an evacuation! Keep calm!" Ich versuchte mich mit meinem Gepäck sobald ich draußen ankam, unbemerkt vom Gebäude zu entfernen. Es war nicht ersichtlich welche Art von Notfall es sich handelte, aber um auf Nummer sicher zu gehen, entfernte ich mich von der Menge und auch vom Kaufhaus. Später stellte sich heraus, dass es einen Feuerwehreinsatz im Parkhaus gegeben hatte. 

Nach 11h kam ich dann am Busbahnhof an meinem Zwischenziel an. Das Studentenwohnheim mit der Haltestelle 'Ligota Akademiki' liegt in etwa 7km von der Innenstadt entfernt. Über die Erasmus-Gruppe über die sozialen Medien hatte ich gelesen, dass man die Buslinie 12 nehmen soll und es die Endhaltestelle ist (man kann quasi nichts falsch machen). Mit zwei Koffern, einem Backpackerrucksack auf dem Rücken und einem kleinen Rucksack auf der Brust suchte ich eine passende Bushaltestelle. Hier fiel mir sofort die Freundlichkeit auf, da mich zum einen ein kleiner Schuljunge auf Englisch ansprach und mir seine Hilfe anbot und zum anderen beim Einsteigen in den Bus, Hände sofort nach meinen Koffern griffen, um diese in das Verkehrsmittel zu hiefen. Die Fahrt dauerte nochmal 30 Minuten und war sehr holprig. Als ich ankam, sah ich bereits zwei große Baukomplexe.

Das Studentenwohnheim

Es sind insgesamt 3 Studentenwohnheime: DS7, DS1 und DS2. 'Ligota Akademiki' liegt im Südwesten von Kattowitz und ist umgeben von Wiesen, einem kleinen Weiher, Bäumen und gegenüber der Bushaltestelle beginnt ein Waldgebiet. Über die Lage kann ich später gerne mehr berichten, wenn ich mich hier eingelebt habe. Bei meiner Ankunft in DS1 bekam ich meinen Schlüssel und mein Ankunftsdatum wurde aufgeschrieben, eine Unterschrift und ab in den 9. Stock ohne Aufzug :D Die Zimmer in DS1 sind als Einzel- oder Zweierzimmer zu beziehen, dies gibt man im ePass an. Ich hatte mich für ein Einzelzimmer entschieden. Es gibt einen kleinen Vorraum, indem ein Gaderobenschrank und ein Waschbecken mit Spiegel sind. Das Zimmer ist möbeliert mit zwei Schränken, einem Bett mit einer unteren Schublade, einem Tisch und einem Stuhl. Man hat in diesem Zimmer auch seinen eigenen Kühlschrank. Die Küche, sowie Toilette und Duschen werden mit dem Gang geteilt (Flip Flop ist ein MUSS). Ohne großartig ausgepackt zu haben, habe ich sofort mein Zimmer gestaltet. Fotos von Freunden, Familie und Reisen an die Wande gehängt, kurz durchgewischt und gelüftet. Fertig :)

 

Die Orientierungswoche

Die Orientierungswoche hat bereits an dem Tag meiner Ankunft begonnen, aber der Sprachkurs sollte erst am 21.02 beginnen. Ich ruhte mich daher den restlichen Abend aus und bereitete mich auf die nächsten Tage und überhaupt auf mein Auslandssemester vor.

Wieder mit der Buslinie 12 ging es am nächsten Tag zum 3 stündigen Polnischkurs zur "Humanity Faculty". Nach der Mittagspause lernten wir die richtige Aussprache kennen. Ich habe bereits englisch, spanisch und französisch gelernt, aber auf so eine Art und Weise, habe ich noch nie eine Sprache kennen gelernt. Die Dozenten*innen integrierten die merkwürdigsten Zungen- und Lippenbewegungen und übten diese mit uns, damit wir den Unterschied der Aussprache der Buchstaben verstanden. Es wurden Themen über die Woche verteilt behandelt, wie beispielsweise kulturelle Aspekte und Historie von Schlesien, aber auch Umgang mit der Psyche und mentaler Gesundheit, vor allem nach der Corona-Pandemie. Es wurden nicht nur die Glücks- und Pechsymbole sowie Traditionen und die Küche von Polen besprochen, sondern jedes anwesende, durch eine*n Student*in vertretene Land erklärte die Symbole seiner/ ihrer Herkunft. Im Allgemeinen hat jeder hat jedem ausgeholfen. Step by Step kam eine nach dem anderen an und somit hat man zusammen sich in kleinen Gruppen zusammen getan, um die Dokumente und Unterlagen für die Universitäten zusammeln. Es war der dritte Tag, andem ein paar Student*innen und ich von dem Polnischkurs zum Erasmus-Büro sind und dort eine Tüte mit Willkommensgeschenken der Schlesischen Universität bekamen. Generell waren die Dozent*innen in der "Humanity Faculty" sehr zuvorkommend und hatten großes Mitgefühl für die Umstellung und zeigten viel Verständnis, auch wenn man manchmal 5x nachfragte. Für diejenigen, die von Dienstag bis Freitag regelmäßig in die Polnischstunden und zu den kulturellen Veranstaltungen gegangen sind, gab es bereits das erste Zertifikat und 1 ECTS für die Teilnahme. Am Freitag war ich dann auch das erste Mal in der Krzysztof Kieślowski Film School, also meiner Fakultät, um mich bei meiner Auslandskoordinatorin Ada Grzelewska persönlich vorzustellen (Kontaktdaten sind ganz unten vermerkt).

Am Samstag fuhren wir mit dem Bus von der oben genannten Fakultät um 10:45 Uhr los nach Nikiszowiec. Das ist eine Industriestadt, die quasi aus dem nichts erschaffen worden ist. Der Guide, den Erasmus+ gebucht hatte, erzählte uns, dass das Gebiet zuvor Wald gewesen ist und man aufgrund der großen Ressourcen an Kohle und Zink, die man in der Erde fand die Gegend abeholzt hatte. Direkt vor der Kirche findet sich ein Miniatur der Stadt. Die Häuser sind alle in der Backsteinfassade, wie man sie aus den Bauten der Industrialisierung kennt. Die Gebäude mit grünen Fensterrahmen sind eine Symbolik für Arbeiter*innen, die noch immer dort wohnen und arbeiten. Diese Tour ist wirklich sehr empfehlenswert und ich bin dankbar für die gute Organisation der Universität.

Nach einem Lunchpaket und einer halben Stunde Busfahrt später sahen wir uns Schloss Pless in Pszczyna an. Hier schlug mein Kunstgeschichte-Herz höher. In einen der Zimmer erkannte ich den Übergang vom Barock zum Rokoko und es war wirklich, als ob man für eine Stunde in dieses mächtige Reich eintreten würde und meine Gangart veränderte sich sofort, als ich bereits den ersten Raum betreten hatte. Ich ging nicht mehr, ich schritt durch die Residenz des Fürsten von Hochberg-Pless. Das Schloss Pless diente der Familie als Jagdschloss und dies ist in Form von Geweihen und ausgestopften Tieren, so wie Gewehrschränken immer wieder im Schloss zu finden. Folgt man der Gartenanlage über 3 Kilometer, findet man sogar eine Büffelherde in einem großen Gehege.

Am Sonntag hieß es dann "Dzień wolny" (= freier Tag)!

  • Büsten in Schloss Pless
    Büsten in Schloss Pless
    Foto: Dschamila Noe
  • Deckenmalerei
    Deckenmalerei
    Foto: Dschamila Noe
  • Erasmusabende :)
    Erasmusabende :)
    Foto: Telmo
  • Banksy in Kattowitz
    Banksy in Kattowitz
    Foto: Dschamila Noe
  • Jagdschloss
    Jagdschloss
    Foto: Dschamila Noe
  • Rahel, Judith und ich in Nikiszowiec
    Rahel, Judith und ich in Nikiszowiec
    Foto: Dschamila Noe
  • Miniatur aus Nikiszowiec
    Miniatur aus Nikiszowiec
    Foto: M. Umutcan Çaylak
Auslandskoordinatorin Ada Grzelewska, MA

Krzysztof Kieślowski Film School at the University of Silesia, Raum 1.36 (1st floor)
ul. Św, Pawła 3
40-008 Katowice Google Maps – LageplanExterner Link

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag von 10:00 Uhr bis 14:00 Uhr