- Lehrpreis
Meldung vom: | Verfasser/in: Kerstin Elbing/Ute Schönfelder
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Prof. Dr. Holger Schielzeth, Populationsökologe an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, erhält den Ars legendi-Fakultätenpreis 2023 in der Kategorie Biologie. Der Preisträger hat innovative Lehrformate entwickelt, die Eigenverantwortung und Selbstständigkeit der Studierenden fördern. Motivierend wirken dabei individuelle Zielsetzungen der Studierenden und lernprozessorientiertes Feedback. Neben der Vermittlung fachlicher Qualifikationen legt der Preisträger in seinen Lehrveranstaltungen besonderes Augenmerk auf übertragbare Schlüsselqualifikationen im Bereich Datenverständnis sowie auf wissenschaftliches Arbeiten.
Preisträger Holger Schielzeth hat innovative Lehrformate entwickelt, die übertragbare Schlüsselqualifikationen vermitteln. Seine Veranstaltungen fördern insbesondere die Eigenverantwortung und Selbstständigkeit der Studierenden. Individuelle Zielsetzungen sowie lernprozessorientiertes Feedback tragen dabei erheblich zur Motivation der Studierenden bei. Die interaktiven Kurse von Holger Schielzeth greifen die Heterogenität der Studierenden auf und bieten Raum für kollegiales Lernen. Sie fördern dabei die Fähigkeiten zu kritisch-konstruktivem Denken, Problemlösungskompetenz und Datenverständnis. Die Lehre des Preisträgers fügt sich dabei perfekt ein in das Ziel der Universität Jena, die Datenkompetenz der Studierenden zu fördern.
In der Übung Evolutionsbiologie führt Holger Schielzeth die Studierenden anhand von Simulationsmodellen spielerisch an zentrale Elemente des wissenschaftlichen Arbeitens heran. Die Studierenden lernen mit Hilfe eines graphischen Computerprogramms, Beobachtungen zu machen, Arbeitshypothesen zu formulieren und Hypothesen zu testen. Das Einüben dieser grundlegenden Fähigkeiten bereits in einer frühen Phase des Bachelorstudiums legt wichtige Grundlagen für das gesamte weitere Studium. In der Veranstaltung entdecken die Studierenden wichtige populationsgenetische Prozesse, was viel nachhaltigeres Lernen bewirkt, als es durch Lehrbücher oder Vorlesungen zu erreichen wäre.
Frühe Förderung von Datenverständnis der Studierenden
Die Förderung von Datenverständnis steht im Fokus des von Holger Schielzeth konzipierten und umgesetzten Grundpraktikums Ökologie. Die Studierenden arbeiten hier mit großen Datensätzen von Vogelbeobachtungen aus dem bürgerwissenschaftlichen Onlineportal ornitho.de. Die Studierenden entwickeln eigene Fragestellungen, erkunden die Daten, bereiten sie für die Darstellung auf und erstellen daraus kleine Präsentationen. Mit diesen stellen sie ihre wichtigsten Erkenntnisse sowie die Herausforderungen im Datenmanagement vor. Es gibt keine vorgefertigten Lösungswege, sondern die Studierenden entwickeln ihre eigenen Lösungsstrategien. Dabei zeigt sich immer wieder, dass es viele (teils sehr kreative) Lösungswege gibt. Im Arbeitsprozess lernen die Studierenden viel von anderen Studierenden – und auch aus eigenen Fehlern. „Problemlösungskompetenz trainiert man nicht, indem Lösungen vorgegeben werden“, erläutert der Preisträger. „Ich muss sagen, dass ich wirklich begeistert bin, wie viel Potenzial in den Studierenden steckt, wenn man sie machen lässt“, so Holger Schielzeth weiter.
Darüber hinaus lehrt Holger Schielzeth das Mastermodul Science Communication. In diesem Modul üben die Studierenden projektbasiert das wissenschaftliche Schreiben und effiziente Vortragen. Außerdem erhalten sie Einblick in die Qualitätssicherungsmechanismen der Wissenschaft. So lernen die Studierenden den Reviewprozess kennen und begutachten ein aktuelles Manuskript einer Fachzeitschrift. Sie üben dabei die kritische, aber konstruktive Diskussion über wissenschaftliche Themen. Darüber hinaus reflektieren sie moderne Ansätze zur Förderung von Transparenz, Offenheit und Reproduzierbarkeit in der Wissenschaft.
Alle Veranstaltungen des Preisträgers zeichnen sich aus durch den Kontakt mit und ein enges Feedback von den Studierenden. So können Fehlerquellen und Lernhindernisse erkannt und Potenziale problemorientierten Lernens genutzt werden. Der Jenaer Wissenschaftler legt dabei besonderen Wert darauf, wissenschaftliche Herangehensweisen und den Forschungsprozess als solchen zu vermitteln: Evidenzen beurteilen, Hypothesen entwickeln, Vorhersagen ableiten, Erkenntnisse formulieren. „Ich bin überzeugt, dass die Studierenden mehr an Begeisterung für die Wissenschaft mitnehmen, wenn sie mehr von diesem Prozess mitbekommen“, erläutert Schielzeth.
Über den Ars legendi-Fakultätenpreis Mathematik und Naturwissenschaften
Der Ars legendi-Fakultätenpreis Mathematik und Naturwissenschaften zeichnet herausragende, innovative und beispielgebende Leistungen in der Hochschullehre aus. Er wird gemeinsam vom VBIO, dem Stifterverband, der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), der Deutschen Mathematiker-Vereinigung (DMV) und der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) vergeben. Der Preis wird jährlich in den Kategorien Biologie, Chemie, Mathematik und Physik vergeben und ist mit je 5.000 Euro dotiert.