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Meldung vom: | Verfasser/in: Stephan Laudien
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Kurz nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten setzte eine Welle von Repressionen ein, der politische Gegner ebenso wie Juden oder andere missliebige Personen ausgeliefert waren. Eine Folge davon war der massenhafte Exodus von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Kulturschaffenden und politischen Gegnern des Regimes. Fluchtziele waren Nachbarländer wie Frankreich und England, aber auch die Türkei, die Sowjetunion, die USA, oder Länder in Südamerika. Welche Auswirkungen und Folgen hatte diese Emigration für das Fach Philosophie? Wer waren die Exilanten, welche Schicksale hatten sie? Fragen wie diesen wollen Max Beck und Nicholas Coomann, beide Doktoranden am Lehrstuhl für Theoretische Philosophie, in Kooperation mit Dr. Roman Yos von der Universität Potsdam im Rahmen der von ihnen begründeten „Digitale Datenbank Exilphilosophie“ (DDEP) nachgehen. Prof. Dr. Christoph Demmerling, Inhaber des Lehrstuhls für Theoretische Philosophie, übernimmt die Leitung des Editorial Boards.
Einige hundert Personen kehrten Deutschland und Österreich den Rücken
„Erstaunlicherweise wissen wir nicht genau, welche Philosophinnen und Philosophen emigriert sind, während das für andere Fächer recht gut dokumentiert ist“, sagt Max Beck. Natürlich seien Flucht und Exil namhafter Philosophen wie etwa Max Horkheimer und Theodor W. Adorno hinreichend beleuchtet, bei weniger bekannten Vertretern des Faches sehe es jedoch zumeist trübe aus. Hinzu komme, so Nicholas Coomann, die fehlende Trennschärfe des Begriffs „Philosoph“. Abhilfe soll die Digitale Datenbank Exilphilosophie schaffen, an der die Wissenschaftler seit diesem Jahr arbeiten. Vorarbeiten sind gemacht, für einzelne Philosophen oder Philosophinnen sollen zudem externe Experten zu Rate gezogen werden. „Wir gehen von einigen hundert Personen aus, die Deutschland und Österreich nach 1933 den Rücken gekehrt haben“, sagt Nicholas Coomann. Ziel sei es, die manchmal verschlungenen Wege ins Exil multimedial sichtbar zu machen, aber auch zu zeigen, welche Auswirkungen die Fremde auf das Denken und Schreiben der Exilanten hatte. In den Fokus rücken weniger bekannte Philosophen wie Edgar Zilsel, der 1938 über England in die USA floh. Ein anderer Name: Paul Ludwig Landsberg. Der Philosoph mit jüdischen Wurzeln emigrierte via Schweiz und Spanien nach Frankreich und schloss sich dort der Resistance an. Nach seiner Verhaftung durchlitt er mehrere Lager und starb schließlich im April 1944 in Sachsenhausen.
Zwischenstationen bei der Flucht ins rettende Ausland sichtbar machen
Basierend auf einer Open-Source-Software soll die Website u. a. später ermöglichen, den Aufenthaltsort von Exilanten zu einem bestimmten Zeitpunkt sichtbar zu machen. Für Anfang der 1940er Jahre werde diese Visualisierung beispielsweise die „Philosophendichte“ in New York belegen, sagt Max Beck. Sichtbar gemacht werden aber auch die Zwischenstationen bei der Flucht ins rettende Ausland.
„Die Datenbank wird digital erstellt, um leichter Änderungen vornehmen zu können“, sagt Nicholas Coomann. Schließlich gebe es immer wieder neue Erkenntnisse, etwa durch die Analyse von Nachlässen. „Geplant ist dennoch, dass wir später unsere Ergebnisse auch in Form eines gedruckten Nachschlagewerks veröffentlichen“, so Coomann. Finanziell unterstützt wird die erste Phase des Forschungsprojekts durch die Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur und den Zukunftsfonds der Republik Österreich.