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Meldung vom: | Verfasser/in: Axel Burchardt
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Die Welt befindet sich in einer ökonomisch-ökologischen Zangenkrise: Wirtschaftswachstum, wie wir es aus der Vergangenheit kennen, ist nicht mehr möglich, ohne die katastrophalen ökologischen Folgen weiter zu verschärfen. Umgekehrt erfordern Klimaschutz und der Erhalt natürlicher Ressourcen die Abkehr von bisherigen Wirtschafts- und Verkehrskonzepten. Wie die Gesellschaft der Zukunft unter diesen Bedingungen im Einklang mit dem Menschen aussehen kann und wie der Weg dorthin am besten zu schaffen ist, das erforscht Prof. Dr. Hartmut Rosa von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Seine Forschungen kann der renommierte Soziologe nun finanziell unbeschwerter durchführen: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) stellt ihm dafür in den kommenden sieben Jahren 2,5 Mio. Euro zur Verfügung, die er flexibel einsetzen kann. Rosa gehört zu den zehn Forschenden, die den Gottfried Wilhelm-Leibniz-Preis 2023 erhalten, wie die DFG heute bekanntgegeben hat.
Spitzenforscher mit Ausstrahlung in die internationale Öffentlichkeit
„Ich gratuliere Hartmut Rosa zu diesem bedeutenden Preis und freue mich mit ihm. Mit ihm wird einer der weltweit wahrgenommenen Soziologen ausgezeichnet, der seine Forschungsergebnisse auch jenseits der Wissenschaft in die breite Öffentlichkeit erfolgreich kommuniziert“, sagt Jenas Universitätspräsident Prof. Dr. Walter Rosenthal. „Ich bin sicher, dass Hartmut Rosa die mit der Verleihung des Leibniz-Preises verbundenen Fördermittel auf höchst produktive und fruchtbare Weise nutzen wird“, so der Präsident weiter.
„Der Preis ist eine ebenso große Freude wie Ehre für mich“, sagt Hartmut Rosa. „Ich sehe ihn als Auszeichnung der guten Arbeit an, die alle Mitarbeitenden und Kolleginnen am Arbeitsbereich Theorie und am gesamten Institut für Soziologie der Universität Jena, aber auch am Max-Weber-Kolleg in Erfurt in den letzten Jahren geleistet haben. Und ich will alle Kraft daransetzen, mit Hilfe der Fördergelder Wege für eine bessere menschliche Zukunft zu finden“.
Von sozialer Beschleunigung, Resonanz und Eigentum
Hartmut Rosa ist seit 2005 Professor für Allgemeine und Theoretische Soziologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und seit 2013 zugleich Direktor des Max-Weber-Kollegs an der Universität Erfurt. Darüber hinaus ist er Sprecher des DFG-Sonderforschungsbereiches TRR 294 „Strukturwandel des Eigentums“, der die sozialwissenschaftliche Forschung an beiden Einrichtungen zusammenführt und auf andere Fachbereiche erweitert. „Dabei geht es nicht nur um die Verteilung von Einkommen und Vermögen, sondern um eine Vielzahl an Themen, etwa das Eigentum an Daten, an Gensequenzen, an globalen Ressourcen bis hin zum Wind und zu den Rohstoffen auf dem Mond, um die Frage, wem die Stadt gehört, oder ob Körperorgane eigentumsfähig sein können,“ nennt Hartmut Rosa einige der aktuellen Forschungsthemen.
Die Forschungen und Publikationen des 57-jährigen Wissenschaftlers insbesondere zur sozialen Beschleunigung bzw. dynamischen Stabilisierung moderner Gesellschaften und zu einer Soziologie der Weltbeziehung bzw. zum Konzept der Resonanz sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. Seine Stimme hat internationale Beachtung sowohl in der wissenschaftlichen Fachdiskussion als auch in einem weit darüberhinausgehenden interdisziplinären und öffentlichen Kontext gewonnen. Seine Theorien und Thesen sind inzwischen selbst Gegenstand wissenschaftlicher Diskurse.
Und Rosa engagiert sich auch jenseits der Soziologie. Er ist beispielsweise Mitunterzeichner der Jenaer Deklaration für Nachhaltigkeit und unterstützt die Etablierung des Zukunftszentrums für Deutsche Einheit und Europäische Transformation in Jena.
Zweiter Leibniz-Preis nach Jena
Nach Jena ging auch noch ein zweiter Leibniz-Preis 2023. Ihn erhielt die Chemikerin und Biologin Prof. Dr. Sarah Ellen O’Connor, die Direktorin des Max-Planck-Instituts für Chemische Ökologie in Jena und zugleich Honorarprofessorin für Biosynthesechemie an der Universität Jena ist.
Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis wird seit 1986 jährlich von der DFG verliehen. Pro Jahr können bis zu zehn Preise mit einer Preissumme von jeweils 2,5 Millionen Euro verliehen werden. Bislang wurden insgesamt 398 Leibniz-Preise an 425 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vergeben. An der Friedrich-Schiller-Universität Jena sind derzeit fünf weitere Preisträger tätig.
Die feierliche Verleihung der Leibniz-Preise 2023 findet am 15. März 2023 in Berlin statt.