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Meldung vom: | Verfasser/in: Janine Kalisch
Ein „Wörterbuch“ für Metaphern aus der Bibel klingt nach einer Lebensaufgabe und Prof. Dr. Ulrike Kaiser gibt zu, dass sie ihre Forschungsthemen wahrscheinlich für die nächsten zehn Jahre beschäftigen werden. Die Theologin folgte vor kurzem dem Ruf an die Friedrich-Schiller-Universität Jena auf die Professur für Neues Testament. Obgleich die 51-jährige Wissenschaftlerin bereits ihre Habilitation über Metaphern rund um den Begriff der Wiedergeburt geschrieben hat, lässt sie dieses Thema bis heute nicht los. „Viele Metaphern sind über die Jahrhunderte so fließend in unseren Sprachgebrauch übergegangen, dass man meint, sie nicht ‚übersetzen‘ zu müssen. Doch wenn in der Bibel von ‚Gott hat uns geboren‘ die Rede ist, bedarf es einer Erklärung“, findet die gebürtige Dresdnerin.
Über die Textinterpretation zum Kindsein
Obwohl Kaiser aus einem Pfarrhaushalt stammt, kam ein Theologiestudium anfänglich nicht für sie infrage. „Aber letztlich führten mich die Werkinterpretationen in meinem Germanistikstudium immer näher zur Theologie und vor allem zu dem präzisen Auslegungsinstrumentarium der biblischen Exegese“, erzählt sie von ihren Anfängen. Ein Doppelstudium der Literatur und Evangelischen Theologie war die Folge.
Die Begeisterung für die metaphorische Sprache in christlichen Texten möchte Kaiser zukünftig auch an die Jenaer Studierenden weitergeben. Aktuell bietet sie dazu ein Seminar rund um Kinder im Neuen Testament an. Neben metaphorischen Aussagen – zum Beispiel über das Reich Gottes, das man „wie ein Kind annehmen“ soll – geht es um Besonderheiten des frühchristlichen Verständnisses von Familienbanden und um die sozialgeschichtliche Position der Kinder. Neben dem Kindsein in der Antike beschäftigt die Neutestamentlerin sich zudem mit der religionspädagogischen Frage, wie man Kindern und Jugendlichen heutzutage christliche Traditionen und Geschichten näherbringen kann – sie setzt dabei auf eine spielerisch-kreative Art, etwa das Konzept „Godly Play“, für das sie zertifizierte Fortbildnerin ist. „Mit Hilfe von Materialien aus Stoff, Holz oder Filz sollen biblische Geschichten nicht nur erzählt, sondern greifbar gemacht werden“, erläutert Kaiser.
Pläne und Träume für die Zukunft in Jena
An die Friedrich-Schiller-Universität Jena kam sie gerne, da sie sich in der Theologischen Fakultät und darüber hinaus mit vielen Kolleginnen und Kollegen austauschen kann: „Das ist wirklich eine Bereicherung, da das Team an meiner vorherigen Stelle an der Technischen Universität in Braunschweig sehr klein war.“
Gerne würde Prof. Kaiser auch eine weitere Leidenschaft in Jena ausleben. „Ich liebe die Arbeit mit den alten Sprachen. Latein, Altgriechisch und Hebräisch waren Teil des Studiums. Aber Koptisch, die letzte Entwicklungsstufe der ägyptischen Sprache, faszinierte mich so sehr, dass ich meine Promotion über Funde frühchristlicher koptischer Texte aus der Wüste von Nag Hammadi schrieb“. Daher würde sie gerne einen Lektürekreis für Koptisch ins Leben rufen und weiter an Apokryphenfunden arbeiten.
Neben der vielen Zeit, die Ulrike Kaiser in Lehre und Forschung verbringt, spielt sie in ihrer Freizeit gerne (Alte) Musik und schätzt die Erholungsmöglichkeiten in ihrer neuen Heimat. Die Mutter von zwei Kindern freut sich auf Wanderungen, Fahrradtouren und darauf, dass ihr Mann – von Beruf Pfarrer – hoffentlich bald aus Berlin nach Thüringen wechseln kann. „Ihm wird der Umzug vermutlich weniger schwerfallen als unserer zugelaufenen Katze“, ist sich Kaiser sicher.