Gebrochene Wirbelkörper werden mit einem speziellen Knochenzement wieder stabilisiert.

Beste Bedingungen für den wissenschaftlichen Nachwuchs

Universität Jena erhält zwei neue Graduiertenkollegs in den Material- und Geisteswissenschaften
Gebrochene Wirbelkörper werden mit einem speziellen Knochenzement wieder stabilisiert.
Foto: Jan-Peter Kasper (Universität Jena)
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Meldung vom: | Verfasser/in: Axel Burchardt
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Die Friedrich-Schiller-Universität Jena erhält zwei neue Graduiertenkollegs, hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) heute bekanntgegeben. Für die Kol­legs, die offiziell Anfang 2023 starten werden, wird in den kommenden fünf Jahren eine Förderung von über 12 Mio. Euro erwartet. Außerdem sind Jenaer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an einem weiteren Graduiertenkolleg beteiligt, dessen zweite Phase bewilligt wurde. In den Kollegs werden materialwissenschaftliche, philologisch-geistesge­schicht­liche und ökologische Frage­stellungen erforscht.

Es ist ein großer Erfolg, direkt zwei neue Graduiertenkollegs in diesem kompetitiven Ver­fah­ren der DFG zu erhalten“, freut sich Prof. Dr. Georg Pohnert, Vizepräsident für Forschung der Universität Jena. Dies sei ein Beleg für die Expertise und das außergewöhnliche Enga­ge­ment aller an den Anträgen beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Die Strategie der Universität, ihre Forschungsschwerpunkte unter den Themen „Light, Life, Liberty“ zu fokus­sie­ren, wird damit erneut bestätigt. „Die neuen Kollegs passen perfekt zu unseren Profillinien und zeichnen sich durch ihre aktuellen interdisziplinären und tragfähigen Themen und die überzeugenden Konzepte aus. Das führt zu einem Gewinn für die For­schung der Jenaer Universität und die beteiligten Promovierenden, Postdocs und etablierten Forschenden“, ist Pohnert überzeugt.

Material-Mikroben-Mikroumgebungen

Am neuen materialwissenschaftlich-medizinischen Graduiertenkolleg (GRK) 2723 zu Mate­rial-Mikroben-Mikroumgebungen sind Forschende aus Physik, Chemie, Biologie, klinischer Medizin und Mikrobiologie der Universität Jena und des Universitätsklinikums (UKJ) beteiligt. Sie wol­len eine maßgeschneiderte Plattform antimikrobieller Biomaterialien entwickeln, um besser biomaterialassoziierte Infektionen zu vermeiden, wie sie z. B. bei Knochenimplan­taten auftreten können. Bisher werden solche biomate­rial­assoziierten Infektionen durch chirurgische Eingriffe in Verbindung mit einer Lang­zeitantibiotikatherapie behandelt. Um den Einsatz von Antibiotika und vor allem die Belastung für die betroffenen Patienten zu mindern, soll im GRK „Materials-Microbe-Microenvironment: Antimi­cro­bial biomaterials with tailored structures and properties” (M-M-M) eine Materialplattform, die auf unterschiedlichen nano­strukturierten Materialien basiert, entwickelt und in den klinischen Ein­satz überführt werden. Eine wichtige Rolle dabei spielen fortgeschrittene optische Methoden, die helfen, komplexe, multifaktorielle Wechselwirkungsmechanismen von Biomate­ria­lien, Zellen und Mikroben auf­zu­klären. Die entsprechende Ausstattung und das notwendige Know-how stehen in Jena zur Verfügung.

Die für den Projekterfolg notwen­dige Forschung wird in sechs interdisziplinären Tandem-Projekten mit je zwei Promovieren­den behandelt, die sich in jedem Projekt mit kom­plementären material- und medizinwissen­schaft­lichen Aspekten befassen, betreut von einem Tandem aus Materialwis­sen­schaft und Medizin“, er­läutert der Materialexperte Prof. Dr. Klaus Jandt, der gemeinsam mit der Medizinerin Prof. Dr. Bettina Löffler Sprecher des neuen Kol­legs ist. Ein interdis­ziplinäres Qualifizierungsprogramm für die insgesamt 24 Promovierenden ist grund­le­gender Bestandteil des Kollegs. „M-M-M bildet eine gemeinsame Kommunikations­plattform von Materialwissenschaft und Medizin, die das Verständnis für die jeweils andere Disziplin fördert und so kreative Herangehensweisen und Lösungen ermöglicht“, beschreibt Prof. Löffler den Gewinn für Forschung und beteiligte Nachwuchskräfte.

Elias von Kreta verfasst einen Kommentar zu Gregor von Nazianz.

Foto: Universitätsbibliothek Basel, AN I 8, fol. c, Detail

Autonomie heteronomer Texte in Antike und Mittelalter

Im Mittelpunkt des neuen Graduiertenkollegs 2792 „Autonomie heteronomer Texte in Antike und Mittelalter“ stehen Texte, die bewusst in Abhängigkeit von älteren Texten treten, um deren Inhalte in neuer Form weiterzugeben und zu aktualisieren. Zu solchen „heteronomen Texten“ gehören Kommentare, Predigten, Wiedererzählungen, Paraphrasen und vieles mehr. Sie kommen in allen klassischen Fachdisziplinen vor: in Philosophie und Literatur, Jurisprudenz und Me­dizin sowie in den Theologien von Judentum, Christentum und Islam. „Unsere Vorarbeiten haben gezeigt, dass die Autoren solcher Texte zwar oft als ,Zwerge‘ wahrgenommen wurden, aber gewis­sermaßen auf die Schultern ihrer riesenhaften Vorgän­ger geklettert sind, um weiter sehen zu können als jene“, berichtet die Sprecherin des Kol­legs, die Theologin Prof. Dr. Katharina Bracht. Durch die Auswahl und die Verarbeitung ihrer Vorlagen bilden sie eine ihnen eigentümliche Autonomie aus. „Deshalb erforschen wir diese Texte – anders als es bisher häufig der Fall war – um ihrer selbst willen und fragen: Wie vollziehen sich kulturelle Tradierung und Erneuerung mit Hilfe von Texten in Antike und Mit­telalter? Wir interessieren uns also nicht für den Riesen, son­dern für die – vermeintlichen – Zwerge und ihren Weitblick“, erläutert Bracht.

Das Kollegthema hat trotz seiner auf die Vergangenheit gerichteten Forschung die Gegen­wart im Blick: Die Promovierenden kennen sich mit der Produktion heteronomer Texte im Sinne einer Kulturtechnik aus, wie sie heute in Didaktik (Texte in Schulbüchern) und Internet (Patchwork-Texte wie Wikipedia u. Ä.) von aktueller Relevanz ist. „Aus der Kenntnis der Autonomie antiker und mit­telalterlicher heteronomer Texte heraus können die Promo­vierenden anhand von Struk­tur­analogien besser verstehen, wie der Rückbezug auf alte Texte heute eingesetzt wird, um Orientierung für unsere multipolare Gesellschaft zu suchen, die durch Klimakrise, Pandemie und Krieg verunsichert wird“, sagt Philosoph Prof. Dr. Matthias Perkams, der gemeinsam mit Prof. Bracht die Doppelspitze des Kollegs bildet. Die zweimal zwölf Promovierenden, die am Wirkungsort von Schiller und Hegel die Grund­­lagen euro­päischen Freiheits- und Autonomiedenkens erhellen werden, werden von elf Doktormüttern und -vätern aus elf wissenschaftlichen Disziplinen der Universität Jena betreut.

Die Wechselwirkungen von Bäumen auf benachbarte Bäume

Außerdem bewilligte die DFG die zweite Förderphase des Internationalen GRK 2324 „Tree Diversity Interactions: The role of tree-tree interactions in local neighbourhoods in Chinese subtropical forests“Externer Link. Am Kolleg sind die Universitäten Halle-Wittenberg, Jena und Leipzig sowie die Universität der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (UCAS) beteiligt. Auf deutscher Seite haben die Promovierenden ihren Sitz am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig. Ziel der Forschung ist ein besseres Verständnis der Interaktionen von Bäumen und Sträuchern in Wäldern.

Graduiertenkollegs

Graduiertenkollegs sind Einrichtungen der Hochschulen zur Förderung des wissenschaftli­chen Nachwuchses, die von der DFG für maximal neun Jahre gefördert werden. Im Mittel­punkt steht die Qualifizierung von Doktorandinnen und Doktoranden im Rahmen eines the­matisch fokussierten Forschungsprogramms sowie eines strukturierten Qualifizierungskon­zepts. Ziel ist es, die Promovierenden auf den komplexen "Arbeitsmarkt Wissenschaft“ in­tensiv vorzubereiten und gleichzeitig ihre frühe wissenschaftliche Selbstständigkeit zu unter­stützen.

Kontakt (GRK 2723​):

Klaus D. Jandt, Univ.-Prof. Dr.
vCard
Lehrstuhl Materialwissenschaft
Raum E001/ E002
Löbdergraben 32
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Bettina Löffler, Prof. Dr.
Institut für Medizinische Mikrobiologie am Universitätsklinikum Jena
Am Klinikum 1
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Kontakt (GRK 2792​):

Katharina Bracht, Univ.-Prof. Dr.
Professorin für Kirchengeschichte
vCard
Professur Kirchengeschichte
Raum 207
Fürstengraben 6
07743 Jena Google Maps – LageplanExterner Link
Sprechzeiten:
Sprechzeiten, auch telefonisch, nach Vereinbarung per Mail

Bei Wunsch auf telefonischen Rückruf teilen Sie mir bitte per Mail Ihre Telefonnummer mit, unter der Sie erreichbar sind.
Matthias Perkams, Univ.-Prof. Dr.
Professor für Philosophie mit Schwerpunkt Antike und mittelalterliche Philosophie
vCard
Arbeitsbereich Philosophie mit Schwerpunkt Antike und mittelalterliche Philosophie
Raum 004
Zwätzengasse 9
07743 Jena Google Maps – LageplanExterner Link
Sprechzeiten:
dienstags ab 12:00 Uhr

Kontakt (GRK 2324​):

Ulrich Brose, Univ.-Prof. Dr.
Leiter der AG Theorie der Biodiversitätswissenschaften
vCard
Professur Theorie der Biodiversitätswissenschaften
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig, Raum B.03.23
Puschstraße 4
04103 Leipzig Google Maps – LageplanExterner Link