Blick in die Ausstellung zum "rosa Winkel"

Der "Rosa Winkel" als Stigma

Die Wanderausstellung "Rosa Winkel" über die Lebensbedingungen homosexueller Häftlinge im Konzentrationslager wird ab 25. Mai gezeigt
Blick in die Ausstellung zum "rosa Winkel"
Foto: Jens-Christian Wagner/Universität Jena
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Die Überlebenschancen der Häftlinge in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern hingen ganz wesentlich davon ab, in welche Kategorie die Neuankömmlinge einsortiert worden waren. Der stigmatisierende rosa Winkel als Kennzeichnung für homosexuelle Häftlinge kam dabei vielfach einem Todesurteil gleich. „Von den etwa 700 homosexuellen Männern, die in die Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora eingeliefert wurden, überlebte nur knapp jeder zweite das Lager“, sagt Dr. Daniel Schuch von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Gemeinsam mit Prof. Dr. Jens-Christian Wagner und Studierenden hat Schuch die Ausstellung „Rosa Winkel. Als homosexuell verfolgte Häftlinge in den Konzentrationslagern Buchenwald und Mittelbau-Dora“ erstellt. Die Schau entstand in Kooperation mit der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Zu sehen ist sie ab 25. Mai im Foyer des Universitätshauptgebäudes (Fürstengraben 1) im 1. Obergeschoss. Feierlich eröffnet wird die Wanderausstellung am 25. Mai ab 18 Uhr. Sie wird bis zum 14. Juli gezeigt, der Eintritt ist frei.

Sexuelle Orientierung war Grund genug für KZ-Haft

In der Ausstellung zum „Rosa Winkel“ werden Fotos, schriftliche Dokumente und Erinnerungsberichte von Männern gezeigt, die als Häftlinge in den Konzentrationslagern ganz unten in der Hierarchie der Gefangenen standen. Ihre vermeintliche sexuelle Orientierung war Grund genug, sie in die Lager zu verschleppen. „Diese Männer standen unter hohem Vernichtungsdruck, ihr Schicksal hieß oft Strafkompanie und Steinbruch“, sagt Jens-Christian Wagner. Der Leiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora ist zugleich Professor am Lehrstuhl Geschichte in Medien und Öffentlichkeit an der Universität Jena. Er spricht zur Eröffnung der Ausstellung am 25. Mai ab 18 Uhr und führt ins Thema ein. Außerdem gibt es ein Grußwort von Prof. Dr. Gisela Mettele vom Lehrstuhl für Geschlechtergeschichte der Universität Jena sowie einen Beitrag vom Queer-Paradies-Referat des Studierendenrates der Universität. Im Anschluss werden Prof. Wagner und Dr. Schuch durch die Ausstellung führen.

Die Kriminalisierung Homosexueller vom Kaiserreich bis in die Bundesrepublik 

Der rosa Winkel der Häftlinge steht sinnbildlich für die Verfolgung Homosexueller während der NS-Zeit. In der Ausstellung wird der Bogen jedoch viel weiter geschlagen. Thematisiert wird die jahrzehntelange Kriminalisierung Homosexueller durch den Paragraph 175, der seit 1872 sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe stellte. Von den Nazis 1935 noch verschärft, lebte dieser Straftatsbestand bis in die 1990er Jahre fort. Erst 1994 wurde der Paragraph 175 in der Bundesrepublik gestrichen. Strafmindernde Änderungen waren in beiden deutschen Staaten schon vorher beschlossen worden. Um eine Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus mussten als homosexuell verfolgte Personen noch Jahrzehnte nach Kriegsende kämpfen. Da gab es kaum Unterschiede zwischen den beiden deutschen Staaten.

Zwei öffentliche Vorträge im Begleitprogramm der Ausstellung

Im Begleitprogramm zur Ausstellung „Rosa Winkel“ gibt es zwei Abendvorträge. So spricht Dr. Anna Hájková von der University of Warwick am Dienstag, 30. Mai, ab 18.15 Uhr im Hörsaal 24 des Universitätshauptgebäudes (Fürstengraben 1) über „Queeres Verlangen im Holocaust: Eine Geschichte zwischen romantischer Liebe und Nötigung“.

Dr. Sébastien Tremblay von der Europa-Universität Flensburg spricht am Montag, 12. Juni, ab 18.15 Uhr im Hörsaal 235 des Hauptgebäudes über „Der rosa Winkel: oder hin und zurück. Westdeutscher visueller Queer-Aktivismus in einer transatlantischen Perspektive“. Zu beiden Vorträgen sind Gäste herzlich willkommen, der Eintritt ist frei.

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