Neuberufene 2024
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Patricia Alonso Ruiz
Denomination: Wahrscheinlichkeitstheorie
zuvor: Texas A&M University | USA
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Dirk Bauerschlag
Über 40 % aller Krebsneuerkrankungen in Deutschland entfallen auf bösartige gynäkologische Erkrankungen. Damit zählen Tumore in Brust, Gebärmutter, Eierstöcken oder Gebärmutterhals zu den häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen. Die Behandlung und Erforschung dieser Krebserkrankungen sind der Schwerpunkt von Prof. Dr. Dirk Bauerschlag, der mit dem startenden Sommersemester die Professur für Allgemeine Gynäkologie an der Medizinischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena antritt. Gleichzeitig übernimmt er auch die Leitung der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Fortpflanzungsmedizin am Universitätsklinikum Jena.
In der Forschung widmet sich der 51-jährige Gynäkologe translationalen Projekten vor allem zur Therapie von Eierstock- und Brustkrebs. So untersucht er im Labor die Mechanismen der Resistenzentwicklung beim Ovarialkarzinom und forscht an der Entwicklung eines neuen Chemotherapeutikums. Sehr aktiv ist Dirk Bauerschlag auch im Bereich der klinischen Forschung; er ist Mitglied in der Studienleitgruppe der Arbeitsgruppe Gynäkologische Onkologie in Deutschland und erstellt die Leitlinien für die Behandlung des Eierstockkrebses. „Das Mitteldeutsche Krebszentrum gemeinsam mit Leipzig bietet beste Möglichkeiten, um die Studienbeteiligung der Jenaer Frauenklinik weiter auszubauen, um den Patientinnen allerneueste Therapien zugänglich zu machen“, betont Prof. Bauerschlag.
Dirk Bauerschlag studierte in Kiel und Nottingham Medizin und wurde hier mit einer Arbeit zur Zellbiologie von Gebärmutterkrebszellen promoviert. In Kiel absolvierte er die Facharztausbildung im Fach Gynäkologie und Geburtshilfe, unterbrochen von einem zweijährigen Forschungsaufenthalt in den USA. Dann wechselte er an das Universitätsklinikum Aachen, wo er unter anderem molekulare Prognosemarker für die Behandlung von Eierstockkrebs erforschte und sich zu diesem Thema habilitierte. Er folgte dann dem Ruf auf die Professur für Gynäkologische Onkologie zurück nach Kiel und war zuletzt stellvertretender Klinikdirektor für Gynäkologie und Geburtshilfe am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein am Campus Kiel.
Für die chirurgische Gynäkologie in Jena möchte Dirk Bauerschlag den neuen Da Vinci-OP-Roboter vermehrt zum Einsatz bringen, mit dem er bereits viel Erfahrung besitzt. Als neue Methode bei der operativen Behandlung von gynäkologischen Tumoren bringt Dirk Bauerschlag die Anfärbung der Wächterlymphknoten durch einen Fluoreszenzfarbstoff mit, so dass diese sicher und vollständig erkannt und entfernt werden können. Ein zentrales Qualitätsziel ist die Fortsetzung der Zertifizierung bei der Deutschen Krebsgesellschaft als Brustkrebszentrum und Zentrum für Gynäkologische Tumore.
In der Versorgung der Patientinnen ist neben den Mitgliedern des Universitätstumorzentrums die Geburtsmedizin der wichtigste Partner der Frauenheilkunde. Gemeinsam gestalten die beiden Kliniken die Studierenden- und die fachärztliche Ausbildung. Dirk Bauerschlag ist es dabei besonders wichtig, die Breite des Fachgebietes in Wissenschaft und Versorgung zu vermitteln. Aus Kiel bringt er dafür die Idee einer „Summer School Gynäkologie“ für Studierende und eines speziellen Zertifikatsstudiengang Onkologie mit abschließender Promotionsarbeit mit.
Zum Wechsel von Kiel nach Jena hat der radsportbegeisterte dreifache Vater nicht nur seine Familie, sondern auch Ärztinnen als Verstärkung für das Team der Jenaer Klinik begeistern können. „Wir wollen die Klinik zu einem spitzenmedizinischen gynäkologischen Zentrum weiterentwickeln, das den Frauen in Jena, der Region und in ganz Thüringen eine leitliniengerechte und patientenorientierte Versorgung nach den aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnissen gepaart mit den modernsten Operationstechniken anbieten kann“, so der neue Klinikdirektor.
Uta von der Gönna
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Thomas Bocklitz
Denomination: Datenwissenschaften in der Photonik
zuvor: Universität Bayreuth
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Jay Gopalakrishnan
Pluripotente Stammzellen sind offen für alles – jeder Zelltyp des Körpers kann sich aus diesen entwickeln. Jay Gopalakrishnan und seine Arbeitsgruppe nutzen diese Alleskönner und züchten daraus kleine dreidimensionale Zellgebilde, die viele Merkmale von Hirngewebe aufweisen. Mithilfe dieser Organoide erforscht der 48-jährige Zellbiologe, der seit Anfang des Jahres eine Professur am Institut für Humangenetik des Universitätsklinikums Jena innehat, die Mechanismen der Entwicklung, Reifung, Alterung und Degeneration des menschlichen Gehirns. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf den Zilien, dünnen haarähnlichen Fortsätzen auf den Zellen. „Wir untersuchen, welche Rolle die Zilien bei der Organisation der Zellen im Gewebe und für die Funktion des Gewebes spielen. Dabei interessiert uns insbesondere, wie sich eine durch genetische Veränderungen gestörte Zilienfunktion auf die Entwicklung und Funktion des Organs auswirkt und zum Beispiel mit Hirnfehlbildungen zusammenhängt“, so Prof. Dr. Jay Gopalakrishnan, Professor für die Zellbiologie erblicher Erkrankungen.
Jay Gopalakrishnan studierte in Chennai, der Hauptstadt des ostindischen Bundesstaates Tamil Nadu, Pharmazie und Biochemical Engineering. Anschließend promovierte er mit einem DAAD-Stipendium an der TU Berlin in Biochemie und ging dann als PostDoc in die USA an die Harvard Medical School. Am Zentrum für Molekulare Medizin in Köln baute er seine erste eigene Arbeitsgruppe auf und konnte eine Förderung im Human Frontier Science Program einwerben. Vor fünf Jahren wechselte er an die Universität Düsseldorf, wo er auf eine Professur am Institut für humane Genetik berufen wurde.
Nach Jena bringt Jay Gopalakrishnan mehrere Forschungsprojekte mit, die in Verbünde der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingebunden sind. Er ist Sprecher einer Forschergruppe, die sich der Zellbiologie der Zilien und der Erforschung von Netzhauterkrankungen widmet. Seine Arbeitsgruppe wird ihre Labore im Laufe des Jahres im Cetramed-Neubau beziehen. Sie nutzt modernste Bildgebungstechniken wie Lichtblatt- und konfokale Lasermikroskopie. Inhaltlich und methodisch passt die Gruppe ideal in die lebenswissenschaftliche Forschungslandschaft an der Jenaer Universität und den Beutenberg-Instituten. Mit Lehrveranstaltungen im Masterstudiengang Molekulare Medizin und Angeboten für forschungsinteressierte Medizinstudierende möchte Professor Gopalakrishnan die Methodik der Stammzellforschung den Studierenden nahebringen.
Ein weiterer Schwerpunkt von Professor Gopalakrishnan, in dem er große von der EU und vom BMBF geförderte Netzwerke koordiniert, ist die Biologie von Glioblastomen. Diese bösartigen Hirntumore entstehen aus dem Stützgewebe des Gehirns, den Gliazellen. Gopalakrishnan arbeitet dabei mit Patientenzellen, um individuelle Tumormodelle untersuchen zu können. „Es ist unser Ziel, die molekulare Entwicklung und Ausbreitung der Glioblastome im Hirngewebe zu verstehen und im Sinne einer personalisierten Medizin Angriffspunkte für eine patienten-spezifische Therapie zu finden“, sagt Gopalakrishnan.
Uta von der Gönna
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Johannes Greifenstein
„Ich bin kein typisch kirchlicher Mensch“, sagt Prof. Dr. Johannes Greifenstein von der Universität Jena, der gerade die Professur für Praktische Theologie übernommen hat. Der 43-jährige Neu-Jenaer meint damit, dass er die kirchliche Praxis immer auch kritisch reflektiert. Dies will er seinen Studierenden ebenso vermitteln wie ein permanentes Hinterfragen der theologischen Inhalte und Praktiken. Die Studierenden sollen sich zur Kirche, ihrer Tradition und dem eigenen Bild davon eine gewisse Distanz bewahren, um einmal zu selbstständiger Urteilsbildung fähig zu sein. Dies geht allerdings nur, wenn man die Kirche auch genau kennt, was Greifenstein tut: Er hat ein Vikariat absolviert und wurde ordiniert. Die Nähe zur kirchlichen Praxis erlebt er außerdem durch seine Frau, die Pfarrerin ist.
Doch vor allem ist Prof. Greifenstein Wissenschaftler. An seinem Theologiestudium, das der gebürtige Erlanger an der Uni Halle-Wittenberg und der Humboldt-Uni Berlin absolviert hat, schätzt er besonders „den kritischen Geist, den dieses Studium vermitteln kann“. Dies habe ihn früh dazu gebracht, sich wissenschaftlich mit Religion und Kirche sowie ihren Ritualen und Verhaltensmustern auseinanderzusetzen. So hat Greifenstein beispielsweise an der LMU München in seiner Dissertation „Ausdruck und Darstellung von Religion im Gebet“ interdisziplinär analysiert. Wobei Beten für ihn ein ästhetisches Handeln ist, bei dem Gefühle ausgedrückt werden. Dieser kulturwissenschaftliche Ansatz führte aber auch zu der Erkenntnis, dass Religion durch das Beten erzeugt wird. Diese Gedanken hat der liberale Protestant in seiner Habilitation „Vom Text zur Predigt“ erweitert und den Bezug der Bibel auf die Predigt analysiert.
An der Universität Jena, wo er nun nach mehreren Lehrstuhlvertretungen seine erste eigene Professur angetreten hat, will Prof. Greifenstein zu kulturwissenschaftlichen Fragestellungen forschen und sich u. a. mit Kirchenmusik und Kirchenrecht auseinandersetzen.
Wenn er nicht forscht oder lehrt, fährt Johannes Greifenstein gerne mit seinen beiden Söhnen Rad oder kocht. Viel Zeit dazu und zum Erkunden der „tollen Universitätsstadt Jena“ bleibt ihm derzeit nicht. Erst will er ganz an seiner neuen Fakultät und dann „in den Netzwerken der Voll-Universität Jena“ ankommen.
Axel Burchardt
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Michael Habeck
Denomination: Mikroskopische Bildanalyse
zuvor: Universität Jena
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Jens Oliver Krüger
Denomination: Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Pädagogische Beratung
zuvor: Universität Koblenz-Landau
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Edwin Lim
Wer wüsste nicht gern, was in den Köpfen von Heranwachsenden vorgeht: Wenn junge Menschen Grenzen austesten, sie lernen, die Konsequenzen ihres Handelns abzuschätzen und ihren Platz in der Gesellschaft finden. Auf der Ebene der Biochemie ist genau das das Forschungsgebiet von Prof. Dr. Edwin Lim. Als neuer Professor für Translationale Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena untersucht der 44-jährige Biomediziner, welchen Veränderungen der Stoffwechsel des Gehirns während des Erwachsenwerdens unterliegt. „Das Ziel dabei ist es Biomarker zu finden, die für sich entwickelnde seelische Störungen eine frühzeitige Diagnose und personalisierte Behandlung ermöglichen“, so Edwin Lim.
Der zentrale Forschungsgegenstand seiner an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Universitätsklinikums Jena angesiedelten Arbeitsgruppe ist der Tryptophan-Stoffwechsel. Aus dieser essenziellen Aminosäure stellt der Körper Botenstoffe und Hormone wie Serotonin und Melatonin her. Mit ausgefeilten chromatografischen und spektroskopischen Analytikverfahren erfasst das Team eine Vielzahl von Reaktionsstufen des Stoffwechsels und wertet deren Korrelationen zu erhobenen klinischen Daten, aber auch zu Ernährungs- und Umweltdaten mit KI-Ansätzen aus. Edwin Lim hat viel Erfahrung in Studienprojekten mit jungen Erwachsenen, diese wird er in das Deutschen Zentrum für Psychische Gesundheit einbringen, das unter anderem in Jena ausgebaut wird. Er sagt: „Kinder und Jugendliche sind anfällig für psychische Probleme, die bis ins Erwachsenenalter anhalten können, wenn sie unbehandelt bleiben. Aus unseren Daten soll perspektivisch ein individualisiertes Behandlungsmodell für psychische Störungen im Übergangsalter entstehen. Damit wollen wir dazu beitragen, dass sich junge Menschen zu mental widerstandsfähigen Erwachsenen entwickeln können.“
Geboren und aufgewachsen ist Edwin Lim in Singapur. Er absolvierte ein Bachelorstudium in Pharmakologie und Biochemie an der University of New South Wales im australischen Sydney. Hier arbeitete er anschließend in verschiedenen Forschungsgruppen, eignete sich Kenntnisse in hochspezialisierten Analysemethoden an und fertigte seine Doktorarbeit in Neurowissenschaften an. Mit einem Postdoc-Stipendium erforschte er den Tryptophan-Stoffwechsel bei Multipler Sklerose, bevor er an die Macquarie University in Sydney wechselte. Hier leitete er zunächst das Analytiklabor der Forschungsgruppe für Neurodegenerative Erkrankungen und baute dann eine eigene Arbeitsgruppe zur translationalen Metabolomforschung auf. Um die Planung seiner Studienprojekte und die Auswertung der gewonnenen Datenmengen zu optimieren, absolvierte er an der University of Sydney zusätzlich ein Biostatistik-Masterstudium. Für Studierende möchte er deshalb Kurse sowohl in Biostatistik, als auch in Metabolomics-Methoden anbieten.
Für die Forschungsarbeit zieht Edwin Lim Parallelen zu seinem Hobby, dem Kochen: Auch da komme es vor allem auf Geduld und Exaktheit an. Vor wenigen Monaten ist er mit seiner Familie nach Deutschland umgezogen und sein jüngstes Kind ist schon ein gebürtiger Thüringer.
Uta von der Gönna
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Peter Micke
Denomination: Laserspektroskopie in Ionenfallen
zuvor: Max-Planck-Institut für Kernphysik Heidelberg
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Till Milde
Die Kinderheilkunde hat für ihn zwei Seiten: Sie kann sehr viel Freude in den Alltag bringen, wenn die kleinen Patienten unbekümmert ihre Gefühle zeigen und ganz direktes Feedback geben. Sie kann aber auch sehr herausfordernd sein, insbesondere, wenn Kinder und Jugendliche leiden und chronische, mitunter tödliche Krankheiten haben. Beides macht für Professor Till Milde sein Fachgebiet aus.
Der 50-Jährige tritt zum 1. Juni die Professur für Pädiatrie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena an und ist damit gleichzeitig der neue Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Jena (UKJ). „Ich begreife es als Teil meiner Aufgabe, nicht nur die Kinder und Jugendlichen bestmöglich zu versorgen, sondern die gesamte Familie im Blick zu haben“, so Milde. In Jena freut er sich auf das gute kollegiale Miteinander in seiner künftigen Klinik und die interdisziplinäre Zusammenarbeit über die Kinderheilkunde hinaus.
Till Milde studierte Humanmedizin in Lübeck, wo er auch promoviert wurde. Seine Facharztausbildung für Kinder- und Jugendmedizin begann er in Göttingen und wechselte dann nach einem zweijährigen Forschungsaufenthalt in New York an das Universitätsklinikum Heidelberg. Dort schloss er seine Facharztausbildung sowie seine Spezialisierung in der Pädiatrischen-Hämatologie und -Onkologie ab und war bis zuletzt als Oberarzt tätig.
Seinen Forschungsschwerpunkt hat der gebürtige Freiburger in der Diagnostik und Behandlung von Hirntumoren. „Hirntumoren machen zwischen einem Viertel und einem Fünftel der Krebserkrankungen bei Kindern aus. Im Gegensatz zu Erwachsenen, bei denen das Glioblastom dominiert, ist bei Kindern die Bandbreite an Hirntumor-Diagnosen sehr groß. Umso wichtiger ist hier eine entsprechende präzise Diagnostik“, erklärt der Spezialist für Pädiatrische Neuro-Onkologie. Insbesondere die molekulare Diagnostik, also die genetische Charakteristik von Hirntumoren, ist sein Steckenpferd.
In Heidelberg leitete er seine eigene Forschungsgruppe „Translationale Hirntumormodelle“, die sich neben der Entwicklung von neuen Therapien mit molekularen Analysetechniken von kindlichen Hirntumoren beschäftigte. „Als wir 2007 mit unserer Arbeit begonnen haben, war das noch ein ganz neues Forschungsgebiet, in dem wir mit unserer Arbeitsgruppe Maßstäbe setzen konnten. Die Möglichkeiten der molekularen Diagnostik haben sich in atemberaubender Geschwindigkeit entwickelt. Zu sehen, wie schnell sich die Erkenntnisse aus dem Labor in die Klinik übertragen lassen und Patienten in der Behandlung direkte Vorteile bringen, ist schon beeindruckend“, findet Milde.
Diese Translation möchte Milde in Jena im Bereich der Pädiatrischen Onkologie und der Pädiatrie insgesamt stärken und dafür nationale und internationale Netzwerke aus- und aufbauen. Zur Verstärkung seines Vorhabens bringt er eine Biologin und einen Biologen aus Heidelberg mit nach Jena, die hier als Arbeitsgruppe „Programm für Molekulare Pädiatrische Onkologie“ die präklinische Forschung stärken sollen.
Gerade für frühe klinische Studien, die er im Mitteldeutschen Krebszentrum fortführen möchte, sei ein großes Forschungsnetzwerk essentiell: „Wir müssen auch international zusammenarbeiten, damit entscheidende wissenschaftliche Fragen nicht erst in zehn, sondern eben schon in zwei Jahren beantwortet werden können und so den Patientinnen und Patienten schneller geholfen werden kann.“ Brücken bauen möchte Milde aber auch über die Kinder- und Jugendmedizin und Neuropädiatrie hinaus mit anderen Fachdisziplinen, insbesondere der Kinderchirurgie, der Kinderradiologie und der Neurochirurgie.
Nach außen will der Familienmensch Milde, der mit seiner Frau und seinen zwei Kindern nach Jena zieht, sichtbarer und verlässlicher Partner sein für niedergelassene Kinderärztinnen und -ärzte, andere Kliniken und Universitätskliniken. Und natürlich auch für die vielen sozialen Partner, die die Kinderklinik unterstützen, seien es die Kinderhilfestiftung Jena, die Elterninitiative für krebskranke Kinder Jena oder das Ronald McDonald Haus. „Ich freue mich sehr darauf, die vielen engagierten Menschen in den kommenden Wochen persönlich kennenzulernen und bin mir sicher, dass wir gemeinsam für die Kinder, Jugendlichen und ihre Familien unser Bestes geben.“
Katrin Bogner
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Andrea Pannwitz
Mit Sonnenenergie Kohlendioxid in nutzbare Verbindungen umzuwandeln und gleichzeitig Wasserstoff zu gewinnen, das ist das ambitionierte Forschungsziel von Andrea Pannwitz. Sie ist neue Juniorprofessorin für Anorganische Chemie an der Universität Jena und wird von der Carl-Zeiss-Stiftung gefördert.
„Idealerweise würde beides gleichzeitig ablaufen“, erklärt die Chemikerin. „Das heißt, wenn wir das Kohlendioxid umwandeln, entsteht dabei sogenanntes Synthesegas. Dieses Gemisch aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid ist ein wertvoller industrieller Ausgangsstoff, um daraus neue Kohlenwasserstoffe herzustellen.“ Diese können im einfachsten Fall als Kraftstoff verwendet werden. „Das wären dann sogenannte Solarfuels, also Treibstoffe aus Sonnenergie. Es sind aber auch wertvolle Grundchemikalien denkbar, etwa um daraus pharmakologische Wirkstoffe herzustellen“, ergänzt Pannwitz.
So vielversprechend die möglichen Anwendungen sind, so wichtig ist es, diesen Umwandlungsprozess möglichst genau zu verstehen. „Wir betreiben die Grundlagenforschung dafür“, ordnet die Wissenschaftlerin ein. „Lichtenergie chemisch nutzbar zu machen, ist hochkomplex: Es braucht geeignete Farbstoffe, die das Licht absorbieren und es braucht einen Katalysator, der die gewünschte Reaktion effizient betreibt. Beides muss aufeinander abgestimmt sein. Und das ganze System muss stabil gegenüber Wasser sein.“
Daher arbeiten sie und ihr Team mit von der Natur inspirierten Nano-Membranen. Pannwitz erklärt: „Pflanzen haben in ihren Zellen Chloroplasten, in denen die Photosynthese abläuft. Diese Chloroplasten bestehen aus Doppel-Lipid-Schichten, in denen die aktiven Chlorophyll-Einheiten eingebettet sind, die letztendlich die chemische Reaktion betreiben. Entsprechend nutzen wir in unserer Forschung von der Natur abgeleitete Lipid-Membranen. In diese betten wir die katalytisch aktiven Einheiten ein und untersuchen auch, wie diese lokale chemische Umgebung die Effizienz der Katalyse beeinflusst.“
Für die Arbeit findet sie in Jena ein ideales Umfeld vor: „Dieser Ort hat eine große Stärke in Verbundprojekten, wie etwa dem Sonderforschungsbereich CataLight, an dem mein Team beteiligt ist“, urteilt Pannwitz. „Zukünftig möchte ich mich auch in weitere Verbundprojekte einbringen, die ebenfalls mit Licht zu tun haben. Und das passt in der Lichtstadt Jena perfekt.“
In der Lehre legt Andrea Pannwitz großen Wert darauf, Studierende konkret an aktuelle Themen der Forschung heranzuführen. „Mir ist wichtig, dass die Studierenden im Master- oder schon im fortgeschrittenen Bachelorstudium die Forschung verstehen, auch anhand des Wissens aus Vorlesungen und Seminaren.“ Für Pannwitz bedeutet das, beispielsweise Seminare besonders interaktiv anzulegen und Formate einzuführen, die zum Forschungsalltag gehören. „Das kann eine Poster-Präsentation sein oder ein Vortrag, wie man sie von Konferenzen kennt“, sagt sie. „Auch eine kleine Publikation mit einem internen Begutachtungsprozess bringt Elemente aus der aktiven Forschung hautnah ins Studium.“
Nach ihrem Chemiestudium in Göttingen wurde Andrea Pannwitz 2017 an der Universität Basel in der Schweiz promoviert und forschte anschließend an der Universität Leiden in den Niederlanden. Von 2020 bis 2024 war sie Juniorprofessorin und Nachwuchsgruppenleiterin an der Universität Ulm. In Jena läuft ihre Juniorprofessur nach dem sogenannten Tenure-Track-Verfahren und kann perspektivisch 2026 in eine volle Professur umgewandelt werden. „Natürlich möchte ich gerne in Jena bleiben, auch weil ich die Stadt noch gut kenne“, betont sie schmunzelnd. „Ich bin hier zur Schule gegangen, und zwar auf das Carl-Zeiss-Gymnasium.“ Dass ihre Juniorprofessur nun ausgerechnet durch die Carl-Zeiss-Stiftung gefördert wird, sieht die Jenenserin als gutes Omen.
Marco Körner
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Tabea Rohr
Der Mathematiker und Philosoph Friedrich Ludwig Gottlob Frege (*1848) hat Prof. Dr. Tabea Rohr von der Universität Jena seit ihrem Studium begleitet und fasziniert. Daher plant die neue Juniorprofessorin für Philosophie mit Schwerpunkt Logik (mit Tenure Track), Freges 100. Todestag im kommenden Jahr auch mit einer Tagung in Jena zu würdigen. Dass dies bereits jetzt, in ihrem ersten Semester als Professorin der Universität Jena möglich ist, liegt auch daran, dass Tabea Rohr die Jenaer Universität seit langem kennt.
Zu Frege kam Tabea Rohr, die Physik und Mathematik als Leistungskurse am Goethe-Gymnasium in Demmin (Mecklenburg-Vorpommern) gewählt hatte, bereits im ersten Semester ihres Philosophiestudiums an der Friedrich-Schiller-Universität. Bei ihrer damals beginnenden und bis heute andauernden Suche nach Klarheit in der Philosophie stieß sie auf diesen „konsequenten, störrischen Denker“, den Vater der analytischen Philosophie. Über „Freges Begriff der Logik“ wurde sie 2018 in Jena promoviert. Sein Denkvermögen und seine Versuche, möglichst klar zu formulieren, spiegeln auch das Selbstverständnis der neuen Philosophie-Professorin wider. „Mein Ziel ist es immer, dass Philosophie verständlich ist“, sagt Rohr. Dazu gehört für sie eine klare Sprache, denn Sprechen bestimmt das Denken. Die ursprüngliche Idee der Analytischen Philosophie sei es, „gute Philosophie in einfacher Sprache zu präsentieren“.
Logik hilft, schlechte Argumente auszuschließen
Das will die 35-jährige verheiratete Mutter eines zehnjährigen Sohnes auch ihren Studierenden vermitteln. Diese sollen ein Gefühl dafür bekommen, was überhaupt Philosophie ist. Dass es dabei um den Austausch von Argumenten und nicht um Erzählen von Geschichten gehe. Daher ist für Tabea Rohr die Logik so wichtig. „Weil wir in der Philosophie argumentieren müssen und die Logik uns hilft, schlechte Argumente von guten zu unterscheiden.“ Vielleicht ist dies auch ein Grund dafür, dass die junge Wissenschaftlerin gerne Philosophie mit Mathematik verknüpft.
Die Philosophie der Mathematik ist ein Thema, zu dem sie seit langem forscht und das Rohr auch in Jena weiterverfolgen wird. Eine einfache Gleichung wie 2+2=4 beinhaltet aus philosophischer Sicht viele Ansatzpunkte für Fragen. Woher wissen wir, dass diese Gleichung so ist und warum ist dieses Wissen scheinbar so sicher? Wovon handelt diese Aussage? Von Zahlen? Aber was genau sind Zahlen? Sind das unabhängig von uns existierende Dinge?, benennt Rohr einige Beispiele.
Während ihrer Jahre als Gastwissenschaftlerin und Postdoc in Nancy und Paris ist sie solchen Fragen auch aus Mathematik-historischer Perspektive nachgegangen. Sie hat sich damit beschäftigt, dass zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche Beweismethoden in der Mathematik bevorzugt wurden. Im Lichte dieses Interesses hat sie sich konkret mit französischen und deutschen Geometern des 19. Jahrhunderts beschäftigt. Denn damals gab es einen Methodenstreit zwischen Analytikern – deren Beweise nur aus abstrakten Formeln bestehen– und Synthetikern – die sich dabei auch auf die Anschauung verließen, indem sie z. B. in ihren Beweisen auf Figuren Bezug nahmen.
In einem anderen Forschungsprojekt ging es um die Frage, wie solche Methodenfragen in der Mathematik von politischen und sozialen Kontexten geprägt sind. Tabea Rohr hat konkret darüber geforscht, wie in der Französischen Revolution der synthetische Stil, Geometrie zu betreiben, wieder modern wurde, obwohl in den Jahrzehnten zuvor analytische Geometrie als das einzig Wahre galt. Mit solchen Methodenfragen in der Mathematik wird sie sich auch in Jena beschäftigen. Aktuell erforscht sie vor allem das Verhältnis von David Hilbert und Henri Poincaré – ein deutscher und ein französischer Mathematiker, die beide um 1900 als die besten Mathematiker in ihrem Land galten.
Tabea Rohr empfindet es als großes Glück, so schnell eine Professur in Deutschland gefunden zu haben. „Anders als in Frankreich bin ich hier mit meinen Themensetzungen eine absolute Exotin.“
Axel Burchardt
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Fabian Steinlechner
Denomination: Experimentelle Quantenoptik
zuvor: Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik (IOF)
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Clemens Töpfer
Denomination: Sportpädagogik und -didaktik
zuvor: Universität Jena
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Mona Weiß
Im Operationssaal sollte jeder Handgriff sitzen, Abläufe müssen stimmen, Teamwork ist gefragt. Was aber, wenn dem Team ein Fehler unterläuft, womöglich Gefahr für Leib und Leben des Patienten droht? „Die spannende Frage ist, wie Teams auf unerwartete Zwischenfälle reagieren, wie sie mit Störungen im Ablauf umgehen“, sagt Prof. Dr. Mona Weiß. Die gebürtige Berlinerin (Jahrgang 1984) ist neue Professorin für Arbeitspsychologie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Im Fokus ihrer Forschung steht das sogenannte Employee Voice, die Frage, ob Mitarbeiter ihre Vorgesetzten auf Fehler hinweisen und ob diese die Hinweise, Kritiken und Meinungen ihrer Mitarbeiter ernst nehmen und im besten Falle einfordern. „Aus der Sozialpsychologie wissen wir, dass Personen, die in einer Gruppenhierarchie untergeordnet sind, ihre Kritik aus Angst vor negativen Konsequenzen eher für sich behalten“, sagt Mona Weiß. In OP-Teams kann aber genau dieses Nichtansprechen von Problemen und Fehlern tödliche Folgen haben. Ziel ihrer Forschung ist es deshalb, die Kommunikation des Teams zu entschlüsseln, zu schauen, wer führt, ob die Aufgaben klar verteilt sind und welche Mechanismen greifen, wenn etwas schiefzugehen droht.
„Mittlerweile ist in vielen Kliniken die Surgical Safety Checklist der WHO Standard, welche insbesondere darauf abzielt, die Kommunikation und Koordination im Team zu verbessern“, sagt Mona Weiß. Zur Ausbildung von medizinischem Personal gehören darüber hinaus auch verstärkt Simulationen, vergleichbar mit Flugsimulationen in der Pilotenausbildung, bei denen kritische Ereignisse trainiert werden. Für die Arbeitspsychologin steht im Vordergrund, nach Lösungen zu suchen, um die Teamarbeit zu verbessern. „Manchmal hilft es schon, wenn Führungspersonen explizit das Team ermuntern, Fragen zu stellen oder Probleme anzusprechen“, sagt Prof. Weiß. Dies sei im Klinikkontext besonders relevant, da hier immer noch starke Hierarchien die Zusammenarbeit prägen. Ein weiterer Ansatz: Erfahrungen aus vergangener Zusammenarbeit im Team reflektieren. Denn am Ende entscheidet die Leistung des gesamten Teams über das Wohl von Patientinnen und Patienten.
Ein weiteres spannendes Forschungsfeld von Mona Weiß ist das Thema Alter und Älterwerden in der Arbeitswelt: „Wir haben festgestellt, dass insbesondere das sogenannte gefühlte Alter sehr bedeutsam im Arbeitskontext ist – mitunter bedeutsamer als das tatsächliche Alter einer Person.“ Heißt beispielsweise, dass ältere Menschen, die sich jünger fühlen als sie sind, häufig auch motivierter bei der Arbeit sind und länger arbeiten wollen. Hier könnten Führungskräfte und Organisationen gezielt ansetzen, um das Potenzial älterer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen besser auszuschöpfen und ihnen nicht Kompetenzen aufgrund von negativen Altersbildern abzusprechen. Viele ältere Menschen wünschten sich zudem eine geregelte Tätigkeit, auch nach dem Renteneintritt. „Das Potenzial älterer Menschen zu nutzen, ist natürlich insbesondere vor dem Hintergrund des demografischen Wandels relevant, sei es im Arbeitskontext, aber auch in Vereinen, Sportgruppen sowie in Kirchen und Gemeinden“, so Weiß.
Mona Weiß hat in Halle (Saale) Psychologie studiert und ihr Studium in Erlangen/Nürnberg beendet. Dazwischen lag ein Studienaufenthalt in Brisbane in Australien. Zur Psychologie habe sie ihr Interesse an Menschen geführt, ihre Neugier an menschlichen Motiven und Verhaltensweisen, zudem ein Interesse an medizinischen Fragen. Beides ergänzte sich bestens an der ETH Zürich, wo sie in Kooperation mit dem Universitätsspital Zürich ihre Doktorarbeit mit dem Titel „Speaking up for Patient Safety: Antecedents and Consequences of Voice in Healthcare Teams“ verfasste. Als Postdoc arbeitete Mona Weiß mehrere Jahre an der New York University, ehe sie als Juniorprofessorin an die FU Berlin berufen wurde.
Nun also die Entscheidung für Jena. Ein Grund sei die Aufbruchstimmung im Osten, die noch immer wahrzunehmen sei. Auf Anhieb zugesagt habe ihr zudem der Umgang miteinander am Institut für Psychologie; ein Eindruck, der schon im Bewerbungsverfahren sichtbar geworden sei. Profitieren können davon ihre Studierenden, denen sie die Begeisterung für das Fach weitervermitteln möchte. Die Mutter zweier kleiner Kinder wohnt mit der Familie in Leipzig, findet Jena aber ganz toll. Die Saale erinnere sie an Halle und die Berge weckten Erinnerungen an die Schweiz, sagt Mona Weiß. Ideale Bedingungen für ihre Freizeitbeschäftigungen Laufen, Radfahren und Fotografieren.
Stephan Laudien
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Steffi Zander
Denomination: Educational Design und digitale Lernkultur
zuvor: Hochschule Magdeburg-Stendal