University of Mississippi
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Der Campus selbst war wirklich schön, sehr grün und gepflegt und die Vorlesungen waren meist etwas kleiner als ich es aus Deutschland gewöhnt war. Einige meiner Physikkurse hatten weniger als zehn Teilnehmer und selbst die größten Economics Kurse waren auf 150 Studenten begrenzt. Der Unterricht war vergleichsweise locker und ohne übertriebenen Zeitdruck, etwas verschulter könnte man sagen. Die meisten Professoren freuten sich über Fragen und nahmen sich Zeit, diese bestmöglich zu beantworten. Hin und wieder begann der Unterricht auch mit einem kurzen Smalltalk über nur bedingt vorlesungsrelevante Themen oder das letzte Footballspiel.
Leistungsnachweise konnten ganz unterschiedlich aussehen. Häufig entstand die Endnote zum Großteil aus zwei bis drei Midterms und einem Final, die jeweils verschiedenste Formate haben konnten. Von normalen Rechenaufgaben über Multiple Choice, Papers, Essays und Präsentationen war alles dabei. Die Finals fanden alle in der letzten Semesterwoche statt, sodass man recht bald in die Semesterferien starten konnte.
Viele deutsche Studenten empfanden das Arbeitspensum an der Ole Miss als etwas höher als in Deutschland, für mich als Physikbachelor im fünften und sechsten Semester, war es jedoch etwas geringer als daheim, da ich nicht alle Kurse belegen konnte, die ich parallel in Deutschland hätte belegen müssen. Es empfiehlt sich, bereits im Voraus die Modulkataloge der Ole Miss nach passenden Kursen zu durchstöbern. Die meisten Internationals, einschließlich mir, folgten der Empfehlung nur vier Kurse pro Semester zu belegen, statt der fünf, die viele amerikanischen Studenten belegen. Das hat den Vorteil, dass man ein wenig mehr Freizeit hatte.
Wer sich für Sport interessiert, der wird in den USA allerdings ohnehin nicht an zu viel Freizeit leiden, denn College Sport ist dort eine ganz große Sache. Die sportlichen Highlights der „Ole Miss Rebels“ sind Football im Fall- und Baseball im Springsemester.
Im Herbst reisen an jedem Wochenende mit einem Heimspiel unzählige Fans nach Oxford an um zu „tailgaten“ und das Spiel zu sehen. Das Tailgaten darf auf keiner Bucket List fehlen, denn hier werden im Grove, dem Park der Universität, unzählige Zelte aufgestellt und Massen an Menschen treffen sich bereits ein paar Stunden vor dem Spiel zum gemeinsamen Essen, Trinken und Footballschauen. Die meisten Zelte gehörten Privatpersonen, manche aber auch der Uni oder dem Study Abroad Office.
Spätestens hier, dürfte den meisten auffallen, dass „Southern Hospitality“ tatsächlich ein große Sache ist. Die Menschen in Oxford sind sehr offen, höflich und gastfreundlich. Es ist leicht, mit anderen ins Gespräch zu kommen und nicht selten wird man auch zum Tailgaten eingeladen. Auch wenn im Frühling nicht getailgated wird, kommt man beim Baseball voll auf seine Kosten. Im Stadion gibt es eine eigene Student Section, in die eigenes Essen und Getränke mitgebracht werden dürfen und zu jedem Home Run darf man sich auf die berühmte „Swayze Shower“ freuen.
Zur Abwechslung konnte man unter anderem zum Fußball, Basketball, Softball, Volleyball und Tennis gehen und mit Ausnahme des Footballs war der Eintritt für Studenten stets kostenlos. Doch auch beim Football bot die Uni Studenten die Möglichkeit, zum Semesterbeginn Saisonkarten für relativ preiswerte $159 zu kaufen.
Oxford selbst ist eine sehr schöne kleine Stadt, deren Herz der sogenannte Square ist. Er ist etwa 20 Gehminuten vom Campus entfernt und voll mit Geschäften, Restaurants und Bars. Besonders Ajax ist für sein „Southern Food“ bekannt, doch auch Bouré oder Proud Larry’s sind zu empfehlen. Für all jene, die sonntags alle Footballspiele gleichzeitig verfolgen müssen, ist die Library einen Besuch wert. Sie ist die wohl beliebteste Bar am Square und bot am Wochenende auch für Menschen ohne Sportinteresse Live Musik und einen DJ im Patio.
Vor allem an Footballwochenenden war es in Oxford jedoch üblich, dass fast alle Bars eine sogenannte Cover Charge am Einlass verlangen. Diese lag für gewöhnlich zwischen $20 und $100. Wer hier ein wenig sparen möchte, hat kurz vor Semesterbeginn die Möglichkeit sich zumindest für die Library die sogenannte Library Card für einmalig $100 zu kaufen, die einem für ein Jahr alle Cover Charges erspart.
Ein weiterer Hinweis: Das Trinkalter in den USA ist 21 Jahre und das wurde meist sehr ernst genommen. Wer mehr auf Café steht, dem sei das Heartbreak Coffee ans Herz gelegt. Dort lässt es sich bequem studieren und in unregelmäßigen Abständen fand dort das Science Café statt, wo ein Gastsprecher einen Vortrag über Themen seiner Forschung hielt. Zu diesem Anlass waren der Café sowie Muffins und Cookies gratis.
Zum Schluss sei noch kurz auf die etwas schwierige Vergangenheit der Universität eingegangen, in der es 1962 auf dem Campus zu rassistischen Ausschreitungen gekommen ist. Auch wenn die Rolle der Universität in den vergangenen Geschehnissen bis heute diskutiert wird, geht sie mit ihrer Vergangenheit sachlich und offen um und setzt sich für Diversität und Aufklärung ein. Auch wenn Mississippi als eher konservativ gilt, habe ich sowohl Oxford als auch die Uni selbst als meinungsoffene und verhältnismäßig liberale Orte wahrgenommen.
Die zwei Semester an der Ole Miss waren eine großartige Erfahrung, die kaum hätte besser sein können. Trotz des organisatorischen Aufwandes und der mit dem Auslandaufenthalt verbundenen Kosten würde ich es jederzeit noch einmal machen und kann die University of Mississippi voll und ganz weiterempfehlen.
Hotty Toddy!
Weitere Tipps:
- Überlegt euch, ob ihr nicht eine Krankenversicherung in Deutschland abschließt, denn die
amerikanische ist für gewöhnlich teurer und leistet weniger - Besorgt euch am besten eine Kreditkarte, in den USA ist Kartenzahlung üblich
- Wer Autofahren möchte, lässt sich am besten einen internationalen Führerschein ausstellen