Kimono zur Closing Ceremony

Kansai Gaidai University

Akademisches Jahr 2022/23
Kimono zur Closing Ceremony
Foto: Marie, Uni Jena

Marie, Bachelorstudentin Anglistik/Germanistik

Ich habe zwei Semester an der Kansai Gaidai University in Hirakata, Japan studiert. Vorab nur noch die kurze Anmerkung, dass dies bereits mein zweiter Langzeitaufenthalt in Japan war, weshalb ich einiges mit Sicherheit anders wahrgenommen habe als jemand, der zum ersten Mal in Japan lebt.

Blick über den See im Yamadaike-Park in Hirakata

Foto: Marie, Uni Jena

Papierkram, Organisatorisches

Bei der Beantragung des Visums lief bei mir alles ohne Probleme und ohne große Verzögerungen ab. Um das Visum beantragen zu können, braucht man ein Zertifikat der Gastuni. Ich erhielt meins Mitte Juli, habe meinen Visumsantrag ziemlich direkt in Berlin eingereicht (eine Sache von zehn Minuten) und konnte mein Visum 14 Tage später abholen. In Japan erhält man eine residence card (在留カード), die man immer mit sich zu führen hat. Die offizielle Meldung, wo man in Japan lebt, hat die Uni organisiert, man musste nur zu einer bestimmten Uhrzeit mit Reisepass und der card in der Uni auftauchen. Allgemein gibt es von der Universität viele Infos, sowohl im Voraus als auch während des Aufenthalts, man sollte seine Mails also regelmäßig checken. Allerdings muss man auch sagen, dass viele Infos erst sehr spät kommen.
Ebenfalls von der Uni in der ersten Woche organisiert war der Verkauf von SIM-Karten bzw. die Vermietung von mobilen Wlan-Boxen für alle, die sich nicht schon selbst darum gekümmert haben. Weiterhin zulegen sollte man sich eine sogenannte IC Card, hauptsächlich für öffentliche Transportmittel, aber auch zu gebrauchen an Verkaufsmaschinen und in Convenience Stores – in der Kansairegion gebräuchlich ist die ICOCA card. Man lädt Geld auf die Karte (z.B. am Bahnhof oder in Filialen der Convenience Store-Kette 7-11) und hält sie zum Bezahlen an ein Lesegerät, das den fälligen Betrag abzieht, z.B. beim Betreten und Verlassen eines Busses, Bahnhofs, oder am Automaten. Hat man die Karte mal vergessen, kann man auch so Tickets für den öffentlichen Verkehr kaufen, im Bus muss man allerdings mit Bargeld passend zahlen. Allgemein ist Bargeld sehr viel gebräuchlicher als in Deutschland, es kommt durchaus vor, dass man nur bar bezahlen kann. Über die Monate wird man also auch Experte, was das Interpretieren von Wechselkursen angeht :)
Am Ende des Aufenthaltes muss man sich im Bürgerbüro wieder abmelden, aber es gibt genug Erinnerungen und Checklisten der Uni und geht eigentlich sehr zügig. Will man nach Abschluss des Semesters allerdings länger als einen Monat in Japan bleiben, muss man ins Immigration Office nach Osaka fahren, und einen Visumswechsel beantragen. Mit einem deutschen Pass ist das eigentlich kein Problem, mitbringen muss man nur den Reisepass, Geduld, einen Nachweis, dass man das Land vor Ablauf des Kurzzeitaufenthalts verlässt (z.B. ein Flugticket) und 4000¥. Es hilft, wenn man Japanisch kann, aber im Zweifel, denke ich, kommt man auch mit einer Übersetzungsapp durch.

Location Kansai

Die Uni liegt sehr geschickt zwischen Kyoto mit seinen Tempeln und Schreinen, schönen Gärten und schmalen Straßen und Osaka mit seinem Nachtleben, Restaurants, Bars, Clubs und tausend andere Möglichkeiten, Spaß zu haben. Beide Städte haben eine unterschiedliche Atmosphäre und sind innerhalb einer halben bis Stunde für unter 500¥ in eine Richtung zu erreichen – je nachdem, wo man genau hin will, dauert es eventuell länger und wird ein bisschen teurer. Außer in Kyoto und Osaka ist man auch schnell in Nara und Kobe, kommt mit dem Shinkansen von Osaka aus auch nach Hiroshima, Himeji, Tokyo und ist allgemein gut angebunden. Ein Hoch auf die öffentlichen Verkehrsmittel in Japan!
Kulinarisch hat man es in Kansai auch gut getroffen: auch ohne nach Osaka oder Kyoto zu fahren, ist man in Hirakata gut versorgt. Von Seafood über Okonomiyaki bis hin zu Ramen und koreanischen, chinesischen und indischen Restaurants sowie tollen Bäckereien (wenn auch anders als in Deutschland) kann man sich wirklich aussuchen, was man essen will. Im Restaurant essen ist auch deutlich günstiger als in Deutschland! Trotzdem summiert es sich natürlich auf, wenn man jede Mahlzeit im Restaurant einnimmt. Vegetarier haben mehr Optionen als vor ein paar Jahren, aber sie sind trotzdem ziemlich begrenzt. Vegan wird es nochmal deutlich schwieriger- Japan würde ich als Reiseziel nicht empfehlen.

Sprache

Je besser man Japanisch spricht, desto einfacher kommt man natürlich vor Ort durch den Alltag. Aber auch ohne weitere Vorkenntnisse kann man eine schöne Zeit hier verbringen, wenn man eine Übersetzungsapp o.Ä. mitbringt, und die Bereitschaft, einen ehrlichen Aufwand zu machen, das Japanisch, was man kennt, einzusetzen. Die Leute freuen sich sehr, wenn man sich bemüht und viele der japanischen Studierenden wollen auch ihr Englisch üben und freuen sich, wenn sie bei Fragen zu Japanisch oder zu Kanji helfen können.

Kultur

In Kansai hat man das große Glück, zwei der berühmtesten Großstädte Japans (Osaka und Kyoto) mit ihren Annehmlichkeiten genießen zu können, aber auch super schnell in der Natur zu sein, so ist z.B. Kisaichi und die Hängebrücke dort nur 20 Minuten mit dem Zug und eine schöne Wanderung entfernt. Arashiyama in Kyoto hingegen ist ein bisschen weiter weg und in der Nähe des Bambuswaldes hoffnungslos mit Touristen überlaufen, aber sobald man die Hauptstraße verlässt, ein wunderschöner Ausflugsort. Direkt in Hirakata ist der Yamadaike-Park mit dem Bus in unter einer halben Stunde zu erreichen und zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert – es gibt neben einem See einen Pflaumenhain, wahnsinnig viele Kirschbäume und ein Tal mit Ahornbäumen, das im Herbst rot leuchtet. Man kann hier wirklich schöne Stunden verbringen, ob alleine oder mit Freunden, zum Picknicken oder zum Joggen. Tempel und Schreine findet man in Japan an jedem Eck, oft unerwartet, und besonders Kyoto ist ein tolles Ausflugsziel mit vielen berühmten Orten.
Viel mehr Aufmerksamkeit als in Deutschland wird in Japan den Jahreszeiten geschenkt. Vom Essen über Festivals hin zu Orten, die man besucht, weil gerade etwas Bestimmtes blüht, gibt es große Unterschiede zwischen den verschiedenen Jahreszeiten. Das wohl bekannteste Beispiel ist die Kirschblüte, die begleitet wird von saisonalen Kirschgeschmack-Varianten von Snacks hin zu Getränken. Im Juni blühen die Hortensien, im Winter isst man das Gericht Oden, im Sommer geht man im Yukata zu Feuerwerks-Festivals und isst Kakikoori (Schnee-Eis). Es lohnt sich unfassbar, sich mit den anderen Studierenden und Dozie-renden auszutauschen, internationale wie Locals, es gibt einen unglaublichen Reichtum an Events und Orten, die man besuchen kann, und besonders saisonale Events sind oft zeitlich begrenzt. Besonders im feucht-heißen Sommer sollte man allerdings nicht vergessen, sich auch mal auszuruhen und genug zu trinken.

Kimono zur Closing Ceremony

Foto: Marie, Uni Jena

Kansai Gaidai University und Asian Studies Program

Es gibt ein gesondertes Programm für die internationalen Studierenden- das Asian Studies Program (ASP). Die Teilnahme an einem japanischen Sprachkurs der Uni ist verpflichtend. Es gibt 8 Level, vom Anfängerkurs für alle, die noch keinen Kontakt mit Japanisch hatten, zum Kurs für diejenigen, die fließend Japanisch sprechen. In welchen Sprachkurs man kommt, wird festgelegt durch einen Fragebogen im Voraus sowie einen Test zwei Wochen nach Beginn des Semesters, in dem der Stoff des vorigen Levels wiederholt wird. Es könnte sein, dass diese Regelung allerdings nach dem Wintersemester 2022/23 geändert wurde und die erste Einteilung statt auf dem Fragebogen auf einem Test vor Vorlesungsbeginn basiert. Je nachdem, wie der Test zwei Wochen nach Vorlesungsbeginn ausfällt, gibt es die Möglichkeit, den Sprachkurs nach unten oder oben zu wechseln. Merkt man allerdings schon früher, dass man in seinem Kurs fehl am Platz ist, kann man auch mit der Lehrperson sprechen und früher wechseln. Die Sprachkurse sind auf Japanisch unterrichtet, die Lehrpersonen verstehen aber zum Großteil auch Englisch, falls man Fragen hat, die man beim besten Willen nicht auf japanisch formuliert bekommt.
Außer dem Japanischkurs belegt man drei bis fünf andere Kurse. Die ebenfalls auf japanisch unterrichteten Kanjikurse sind ebenfalls in Level eingeteilt und nur von internationalen Studierenden belegt. Hier lernt man also, wie im Japanischkurs, keine japanischen Studierenden kennen. Die anderen Kurse, die auf Englisch unterrichtet werden, decken unterschiedliche Studienfelder ab, von Wirtschaft bis Geschichte, Religion bis Studio Arts Courses, wie Manga Drawing oder ein Kurs über japanisches Essen, in dem man auch kocht (sehr zu empfehlen!). In diesen Kursen sind z.T. auch japanische Studierende, die im Zuge ihres Studiums ins Ausland gehen wollen. Allerdings hatten Freund*innen von mir in Japan Schwierigkei-ten, in die Kurse zu kommen, die sie für ihre Heimatuniversitäten brauchten. Da ich mir allerdings sowieso keine Kurse anrechnen lassen konnte, kann ich leider keine genauere Auskunft geben. Die Kurse, die tatsächlich angeboten werden, entsprechen nicht eins zu eins denen, die auf der Website der Kansai Gaidai zu finden sind! Die Lehrqualität hängt stark von der Lehrperson ab. Hausaufgaben gibt es in den meisten Kursen, und da die Kurse zwei-, bzw. der Japanischkurs sogar dreimal die Woche stattfinden, hat
man meist nur zwei bis drei Tage Zeit, diese zu erledigen. Allerdings unterscheidet sich auch hier das Pensum sehr in den unterschiedlichen Kursen – ich hatte z.B. einen Kurs, für den ich fast nie etwas vor- oder nachbreiten musste, aber auch einen Kurs, für den wir jede Woche vier bis sechs wissenschaftliche Paper hätten lesen sollen (z.T. super komplizierte philosophische Texte, mit denen auch Muttersprachler*innen Probleme hatten). Die meisten meiner Kurse waren sehr interessant und gut gelehrt und ich würde sie weiterempfehlen. Einige wenige allerdings waren enttäuschend und einige der gelehrten Inhalte eher fragwürdig.
Wie die Prüfungsleistungen aussehen, hängt auch vom Kurs und der Lehrperson ab. Grundsätzlich setzen sich die Noten aber aus vielen über das Semester verteilten kleineren Leistungen zusammen, und in den meisten Kursen gibt es auch Anwesenheitscredits. Die meisten meiner Kurse hatten mindestens eine Midterm-Prüfungsleistung nach der Hälfte des Semesters und eine Final-Prüfungsleistung am Ende, entweder in Form einer Prüfung oder einer Hausarbeit. Auch hier waren Umfang und Anforderung je nach Kurs verschieden. In den Kanjikursen z.B. gab es außerdem wöchentliche Kanji-Quizzes. Ich musste auch einige Präsentationen halten. Die Syllabi und Schedules, die man am Anfang des Semesters erhält, sind aber sehr detailliert und wenn man sie regelmäßig checkt, sollte man auch gut auf alles vorbereitet sein :)
Das ASP-Semester ist zeitversetzt zum Semester der japanischen Studierenden, was ich persönlich sehr schade fand. Der Grund ist, dass die amerikanischen Studierenden möglichst nahtlos ins Auslandssemester und zurück nach Hause kommen sollen. Dadurch gab es aber im Wintersemester mehrere Wochen und im Frühlingssemester sogar zwei Monate, während denen nur die internationalen Studierenden auf dem Campus waren – der Unterschied von 500 Studierenden zu 12 000+ ist doch sehr zu spüren, und da auch der Großteil der Club- und Circle-Aktivitäten in der Zeit pausiert, hat man praktisch keine Möglichkeit, mit japanischen Studierenden zu interagieren. Umgekehrt geht das Semester der japanischen Studierenden auch länger als das der internationalen.

Lernen in der Study Lounge in Unit 46

Foto: Marie, Uni Jena

Campus und Wohnheim

Es gibt zwei Campus, die ca. 15 Minuten zu Fuß voneinander entfernt sind. Allgemein ist man in Japan sehr, sehr viel zu Fuß unterwegs. Beide Campus sind ziemlich neu und wirklich schön! Das Wohnheim YUI befindet sich auf Gotenyama, die Kurse für internationale Studierende mit Ausnahme der höheren Japanischkurse finden allerdings alle auf Nakamiya statt. Es gibt auf beiden Campus Mensen mit fairen Preisen und einer großen Auswahl an Gerichten. Sind die japanischen Studierenden auf dem Campus, kommt es mittags z.T. zu sehr langen Schlangen vor den Essensticketautomaten – es geht dann aber meistens doch schneller als gedacht. Das Essen schmeckt gut und die Mensa ist nicht der schlechteste Ort, um neue Freundschaften zu schließen. Hat man dennoch keine Lust auf Mensa, gibt es auf beiden Campus einen 7-11 (einer der Convenience Stores in Japan, die an jeder Ecke zu finden sind). Auch hier ist mittags allerdings echt die Hölle los und jede Minute, die man früher dort ist, zählt! :) Auch Starbucks befindet sich mit einer Filiale auf dem Campus und im Wintersemester gab es auf Nakamiya auch noch einen McDonald’s, der allerdings schloss. Was dort als nächstes reinkommt, ist noch nicht klar, aber es soll wohl wieder eine Essenmöglichkeit werden.
Ein weiterer Ort, um neue Freunde kennenzulernen, besonders japanische Studierende, ist die Student Lounge im Erdgeschoss von Building 3, wo die meisten Kurse stattfinden. Dort ist die Stimmung immer gut und es ist gang und gäbe, Leute anzusprechen oder angesprochen zu werden. Meist enden die netten Gespräche mit dem Austauschen von Instagram-Accounts (von all den Leuten, die ich getroffen habe, hatte nur eine einzige Person kein Instagram) und der Einladung, mal wieder miteinander zu sprechen oder zusammen zu Mittag zu essen.
Es gibt drei Studentenwohnheime der Uni, die für internationale Studierende zugänglich sind. Der Großteil der japanischen Studierenden wohnt alleine oder pendelt (bis zu zwei Stunden in eine Richtung!!) vom Elternhaus nach Hirakata. Einige wohnen aber mit den internationalen Studierenden in den Wohnheimen. Ich habe gute Freundschaften mit den Mädels aus meiner Unit geschlossen, wir haben zusammen gekocht und gegessen, bis tief in die Nacht gelernt und geredet und es war eine fast familiäre Atmosphäre.
Ich habe, wie die meisten der internationalen Studierenden, im Wohnheim YUI gewohnt. YUI befindet sich auf Gotenyama-Campus und ist erst vor einigen Jahren gebaut worden. Es ist sauber, hell und hat viele offene Gemeinschaftsräume. Es ist aufgeteilt in eine Hälfte für Männer und eine für Frauen und hat fünf Etagen (keine Sorge, es gibt Aufzüge). Das Wohnheim ist auf jeder Seite noch einmal unterteilt in Units, kleinere Wohneinheiten mit ca. 20 Einzelzimmern, einer Gemeinschaftsküche, Gemeinschaftstoiletten, -duschen und Student Lounges. Es gibt eine Ruhezeit zwischen 22 Uhr und 8 (?) Uhr, aber keine Nachtsperre. Zwischen 9 Uhr und 22 Uhr darf man auch die Hälfte des Wohnheims besuchen, in der man nicht wohnt. Es gibt außerdem einen Computerraum, der 24/7 geöffnet ist, und einen geteilten Study Room, der ebenfalls 24/7 offen ist. Das eigene Zimmer sowie die Seitentüre nach 21.30 Uhr öffnet man mit einer Schlüsselkarte. Im Zimmer befindet sich ein Bett mit Bettzeug (Bettwäsche kann man am 1. und 3. Sonntag und Montag im Monat wechseln) und großen Schubladen für Stauraum, ein Schreibtisch mit Stuhl, ein Kleiderschrank mit Klei-derstange, einige Regalbretter, einen rollbaren Schubladenwürfel, ein Wäscheständer und ein kleiner Kühlschrank mit Tiefkühlfach, das allerdings nicht kalt genug ist, um Eis drin zu lagern :( Die Gemeinschaftsräume werden täglich geputzt, mit Ausnahme vom Sonntag. Die Küche wird einmal im Monat inspiziert, ca. eine halbe Stunde vor Inspektion trifft man sich, um gemeinsam zu putzen. In der Küche hat man einen kleinen Schrank für Lebensmittel und Geschirr (das man sich selbst zulegen muss, es gibt aber genug 100¥-Shops wie Daiso in der Nähe, dass das keine Riesenausgaben werden). Es gibt einen Waschraum pro Unit mit drei Waschmaschinen (eine Wäsche kostet 200¥, Waschmittel muss man selbst kaufen) und drei Trocknern (100¥ für einmal trocknen, ich habe mir sagen lassen, dass einmal trocknen aber nie reicht). Alkohol ist auf dem ganzen Campus verboten, also auch im Wohnheim. Es gibt einen Karaoke Raum und ein Gym, beide habe ich allerdings nie genutzt.
Außer dem Wohnheim YUI gibt es außerdem zwei Seminar Houses, die ein bisschen weiter von den Campus entfernt sind. Ich kenne die Häuser nicht, weiß also nicht genau, wie die Wohnsituation dort ist, aber es gibt dort wohl Einzel- und Doppelzimmer mit Tatami-Matten und kleinere Wohngruppen als in YUI sowie eine Gemeinschaftsküche und geteilte Aufenthaltsräume mit Fernsehern. Die Miete ist ca. halb so viel wie für YUI. Wo man wohnt, wird wohl nach Noten entschieden (YUI für diejenigen mit besseren Noten), aber man kann von YUI auch ins Seminarhouse wechseln, wenn man will (ob das andersrum auch so einfach geht, weiß ich nicht). Da es weniger Leute gibt, die im Männer-Teil von YUI unterkommen müssen als im Frauen-Teil, kommen allerdings tendenziell fast alle Männer in YUI unter. Ansprechpartner sind die RAs, Residence Assistants, japanische Studierende, die ebenfalls in den Wohnheimen wohnen und sich um alles Mögliche vom Geschirrspülmittel bis zu den Rauminspektionen vor Abreise und um monatliche Events kümmern. Außerdem organisieren sie die monatlichen, verpflichtenden Residence Meetings, in denen über anstehende Events, Regeln, die Mülltrennung usw. informiert wird.

Nakamiya-Campus

Foto: Maria, Uni Jena

Events der Uni

Es gibt zahlreiche Clubs und Circles an der Uni, Gruppen, die sich regelmäßig nach der Uni treffen und Fußball spielen oder tanzen, Ikebana arrangieren oder acapella singen. Ich war im Kendoclub und hatte dort viel Spaß. Da diese hauptsächlich von japanischen Studierenden genutzt werden, ist das eine gute Chance, neue Leute kennenzulernen, die ein Interesse mit einem teilen, und Freunde zu finden. Man sollte sich allerdings bewusst sein, dass man in vielen Fällen nicht so integriert wird wie die japanischen Studierenden. Außerdem gibt es jedes Semester Festivals von der Uni mit Essenständen, die von den japanischen Studierenden betreut werden, Vorführungen (ich kann besonders die Tanzperformances empfehlen, die wirklich der Hammer waren), ein von den Studierenden organisiertes Geisterhaus in einem der Gänge der Uni, durch das man durchlaufen kann, und allgemein guter Stimmung. Die RAs organisieren auch einmal pro Semester einen Tagesausflug mit Bussen, ich war in Nagoya und in Ise, allerdings ist man stark an das vorgesehene Programm gebunden und kann nicht vor Ort einfach sein eigenes Ding machen.

Abschließend

Auch wenn manche Kurse meinen Erwartungen nicht gerecht wurden und ich auch allgemein oft das Gefühl hatte, dass die internationalen Studierenden eher im Nachhinein mitbedacht wurden und in den Prioritäten eher hintenangestellt waren, fand ich die meisten Aspekte meines Aufenthalts sehr schön und werde mich gern daran zurück erinnern. Die Location und die Leute, die ich getroffen habe, waren super, sowohl Kommiliton*innen als auch Dozierende und Menschen, die ich woanders getroffen habe. Japan ist so ein schönes Land mit so vielen Facetten, leckerem Essen und bunten Events – es ist für jeden etwas dabei! Ich bin froh und dankbar, dass ich eine so lange Zeit hier verbringen durfte, und wünsche meinen Nachfolger*innen viel Spaß und Erfolg!