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Meldung vom: | Verfasser/in: Uta von der Gönna
Wann gehen Patientinnen und Patienten mit welchen Beschwerden in welche Arztpraxen, was für Untersuchungen und Behandlungen erhalten sie dort, wohin werden sie weiter verwiesen, welchen Erfolg hat diese Versorgung und was kostet sie? Das sind typische Fragen der Versorgungsforschung, die fächerübergreifend Prozesse und Strukturen im Gesundheitswesen untersucht, um sie zu verbessern. Die zentrale Basis zur Beantwortung dieser Fragen sind die in den verschiedenen Versorgungsbereichen routinemäßig erhobenen Daten, zum Beispiel die der Krankenkassen. Prof. Dr. Verena Vogt nutzt statistische und datenwissenschaftliche Methoden, um anhand dieser Routinedaten den Versorgungsalltag vor allem im ambulanten Bereich zu analysieren. Die 36-jährige Gesundheitswissenschaftlerin hat seit Juni die Professur für Quantitative Versorgungsforschung am Universitätsklinikum Jena inne.
„Wir untersuchen beispielsweise Versorgungspfade im Gesundheitssystem, also welche Leistungen im Rahmen der Abklärung bzw. Versorgung eines bestimmten Krankheitsbildes in Anspruch genommen werden – das sind mitunter etliche Stationen“, so die Professorin. Ein weiteres Forschungsgebiet ist die medizinische Überversorgung, wenn also Risiken und Aufwand einer Prozedur ihren Nutzen übersteigen. Beispiele hierfür sind unnötige bildgebende Untersuchungen bei unkomplizierten Rückenschmerzen, unnütze Labortests bei Schilddrüsenerkrankungen oder die unkritische Verschreibung von Schlaf- und Beruhigungsmitteln. Prof. Vogt: „Dafür interessieren sich natürlich die Krankenkassen. In unseren Projekten haben wir festgestellt, dass auch die praktizierenden Ärztinnen und Ärzte erstaunlich aufgeschlossen sind für das Thema.“ Ihre Forschungsgruppe misst in einem aktuellen Projekt, wie häufig solche überflüssigen Leistungen stattfinden. Darauf aufbauen kann dann Informations- und Schulungsmaterial entwickelt werden, um die ärztliche Entscheidung für eine angemessene Diagnose und Therapiemethode zu unterstützen.
Verena Vogt studierte Gesundheitskommunikation und Public Health an der Universität Bielefeld, bevor sie an das Gesundheitsökonomische Zentrum an der Technischen Universität Berlin wechselte. Hier untersuchte sie auf der Basis von Routinedaten der Krankenkassen regionale Angebotsstrukturen und Versorgungsprozesse in der ambulanten Versorgung und promovierte zu diesem Thema in Gesundheitswissenschaften. Als Gastwissenschaftlerin forschte sie am Menzies Centre for Health Policy der Universität Sydney in Australien. Zuletzt war Verena Vogt Juniorprofessorin für Versorgungsforschung und Qualitätsmanagement im ambulanten Sektor an der TU Berlin.
Ihre Professur in Jena ist im Institut für Allgemeinmedizin des Uniklinikums angesiedelt und wird eng mit dem an der Medizinischen Fakultät neu etablierten Zentrum Versorgungsforschung zusammenarbeiten. Vom engeren Kontakt zum klinischen Versorgungsalltag erwartet Prof. Vogt wichtige Impulse für ihre Forschung: „Ich möchte Kooperationen und Vernetzung ausbauen, um die Versorgungsforschung am Universitätsklinikum Jena weiter voran zu bringen und im In- und Ausland sichtbar zu machen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die Zusammenarbeit zwischen klinischer Praxis und versorgungsnaher Forschung von entscheidender Bedeutung ist, um die Gesundheitsversorgung bedarfsgerecht und effizient zu gestalten.“
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