Blick auf den Río Mapocho

Universidad Autónoma de Chile

Sommersemester 2023
Blick auf den Río Mapocho
Foto: Laura, Uni Jena
  • Universidad Autónoma de Chile

Meldung vom:

Laura, Bachelor Psychologie

Ich hatte die tolle Gelegenheit ein Semester in Santiago de Chile zu studieren und möchte hier meine Erfahrung mit euch teilen.

Ausblick auf Santiago vom Cerro Santa Lucia

Foto: Laura, Uni Jena

Vorbereitung

Ich habe mich relativ kurzfristig auf einen der Restplätze beworben, daher blieb mir etwas weniger Zeit, um alle Vorbereitungen zu treffen. Trotzdem hatte ich keine Probleme bei der Einreise. Was das Visum angeht, würde ich empfehlen, sich nicht den Aufwand zu machen und ein Studierendenvisum zu beantragen, wenn der Auslandsaufenthalt nur ein Semester kurz ist. Ich habe bei der Einreise ein Touristenvisum erhalten, was 90 Tage gültig ist. Am Flughafen wird einem eine kostenlose Touristenkarte ausgestellt, die man nicht verlieren sollte. Um dieses Visum zu erneuern, reist man aus Chile aus und wieder ein. Viele Austauschstudierende reisen zur Erneuerung des Visums nach Mendoza, Argentinien, was ganz nah an der chilenischen Grenze liegt. Ich hatte die Gelegenheit zwei Wochen in Patagonien zu verbringen, wo man auch ständig zwischen Chile und Argentinien hin und her reist.

Was noch wichtig zu wissen ist, ist dass man sein Handy innerhalb eines Monats in Chile online registrieren muss, sonst wird es gesperrt. Das geht aber sehr schnell über folgende Website: https://multibanda.cl/ar/Externer Link 

Viertel Lastarria im Zentrum Santiagos

Foto: Laura, Uni Jena

Wohnungssuche in Santiago

Die Wohnungssuche gestaltete sich überraschend einfach, sobald ich da war. Es gibt die Möglichkeit in Studierendenheime für Austauschstudis zu ziehen wie LivinX oder Santiago Exchange. Ich habe sehr positive Erfahrungen von Freund*innen über diese Häuser gehört. Allerdings sind die Preise für ein Zimmer ziemlich hoch, wenn man sich nicht gerade eins teilen möchte. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, lieber in eine WG zu ziehen. Den ersten Monat wohnte ich in einer Wohnung einer älteren chilenischen Dame, die ich über die Website www.Externer Linkcontactchile.clExterner Link fand. Leider befand diese sich im Partyviertel Bellavista, was nachts ziemlich gefährlich und laut ist. Deshalb zog ich für den Rest des Semesters in eine WG, die ich über www.Externer Linkcompartodepto.clExterner Link  fand. Dort gibt es ein großes Angebot von WGs, Familien, die Zimmer untervermieten und Wohnungen. Zimmer kosten zwischen 250 und 400 Euro.  WG-Castings sind eher unüblich, weshalb die WGs ziemlich zusammengewürfelt werden, was aber auch ziemlich cool sein kann. Ich kenne einige Leute, die in den ersten Tagen im Hostel gewohnt haben und dann ziemlich schnell eine WG gefunden haben. Das ist auch eine Möglichkeit, vor allem kann man vor Ort die Wohnungen auch besichtigen.

Im Nachhinein würde ich darauf achten, dass es in der Wohnung eine Heizung gibt. In den Wintermonaten kann es sehr ungemütlich werden und bei uns lief es darauf hinaus, dass alle in Winterjacken verpackt in ihren Zimmern saßen.

Demo anlässlich des feministischen Frauenkampftags

Foto: Laura, Uni Jena

Leben in Santiago

Santiago ist eine riesige Stadt. 1/3 der chilenischen Bevölkerung wohnt in Santiago und Umgebung. Das bedeutet, dass es ein unglaublich großes Angebot an Aktivitäten gibt. Jede Woche konnte man gratis ins Kino und Theater gehen, an Marathons teilnehmen, ins Museum gehen, an Tanzklassen teilnehmen oder auf den riesigen Markt La Vega gehen. Es gab immer etwas zu entdecken, was ich noch nicht gesehen hatte. Aber die Stadt hatte auch einige Nachteile. Santiago ist sehr versmogt, man sieht meistens kaum die Anden und nachts ist es in den meisten Vierteln zu gefährlich allein nach Hause zu laufen.

Trotzdem, Santiago ist der Dreh- und Wendepunkt Chiles, von den Busbahnhöfen in Santiago kommt man überall für einen erschwinglichen Preis hin. Zu meinen liebsten Orten in Santiago gehören die Lastarria und das Barrio Italia, das sind tolle Viertel um was trinken zu gehen oder Second-Hand zu shoppen. Im Barrio Yungay gibt es interessante Museen und süße Cafés und im Cerro Santa Lucia kann man sich mitten in der Stadt ins Grüne zurück ziehen und wunderschöne Sonnenuntergänge beobachten.

Blick auf den Río Mapocho

Foto: Laura, Uni Jena

Uni in Santiago

Die Universidad Autónoma de Chile liegt im Universitätsviertel Santiagos – Providencia. Ehrlich gesagt war die Kommunikation mit der chilenischen Uni von Deutschland aus schwierig. Bei mir war es ein ziemliches hin und her und als ich in Chile ankam, hatte ich immer noch keinen Stundenplan. Ich bin dann einfach in die Uni gegangen und habe die Mitarbeiterinnen des internationalen Büros nach Hilfe gefragt und dann hat alles gut geklappt. Das vor Ort zu regeln ist sehr viel einfacher. Ich studiere Psychologie, das Studium an der Autónoma ist anders aufgebaut als an der Uni Jena. Anstatt der großen Abschlussprüfungen am Ende des Semesters gab es alle paar Wochen kleinere Zwischenprüfungen, benotete Gruppenarbeiten oder Aufsätze, die man abgeben musste. Die Dozierenden waren sehr nett und verständnisvoll. Das hat es mir sehr viel einfacher gemacht. Wenn es immer noch die Möglichkeit gibt, würde ich empfehlen, den Kurs zu chilenischer Politik und Geschichte zu besuchen. Das kann man sich vermutlich bei den meisten Studienfächern nicht anrechnen lassen, aber der Kurs gibt einen guten Überblick zu chilenischer Geschichte ab den 1880er Jahren. Mir hat der Kurs sehr geholfen, die chilenische Mentalität und aktuelle politische Konflikte zu verstehen.

Im Vergleich zu den anderen Universitäten in Santiago gibt es an der Autónoma relativ wenig Austauschstudierende. Dadurch entwickelt sich schnell ein vertrautes Verhältnis untereinander. Die Mehrheit der Austauschstudent*innen kam aus Mexico, deshalb haben wir untereinander nur auf Spanisch gesprochen. Das internationale Büro der Autónoma hat uns zu schönen Ausflügen eingeladen, zum Beispiel zu einer Weinverkostung auf einem Weingut bei Santiago.

Durch die vielen Gruppenarbeiten habe ich auch schnell meine chilenischen Mitstudierenden kennengelernt. Ich wurde oft eingeladen mit ihnen die Pausen zu verbringen, damit ich nicht allein bin. Alle waren sehr herzlich und interessiert daran, mir ihre Kultur näher zu bringen.

Auch wenn ein Auslandssemester nach Lateinamerika vielleicht etwas mehr organisatorischer Stress bedeutet als in einem EU-Land, kann ich es nur weiterempfehlen. Die Chilen*innen sind unglaublich freundlich. Ich habe sehr viel reisen können und habe mich selten unsicher gefühlt. Es gibt so viel zu entdecken, dass ich mir vorgenommen habe, eines Tages zurückzukommen.