Sonnenuntergang- Skyline Tokio mit Mount Fuji in der Ferne

Meiji University

Akademisches Jahr 2022/23
Sonnenuntergang- Skyline Tokio mit Mount Fuji in der Ferne
Foto: Daniel, Uni Jena

Daniel, Master BWL für Ingenieure und Naturwissenschaftler

Japan ist ein faszinierendes Land, dessen Kultur und Menschen teils nicht gegensätzlicher zu uns sein könnten. Bevor ich mich für den Auslandsaufenthalt hier entschied, hatte ich selbst keinerlei Bezug zum Land außer dem Wunsch, ein Mal im Leben dorthin zu reisen. Aus diesem Grund ging ich sehr unvoreingenommen, teils sogar blauäugig in dieses Abenteuer.

Uni/Bewerbung/Stipendium

Wen Asien fasziniert, der kommt, um Japan nicht umher. Geschichtlich hat das Land bis
heute einen großen Einfluss auf vor allen diesen Teil der Welt. Ein Studienaufenthalt hier
besitzt einen international hohen Stellenwert und auch die Meiji Universität selbst ist eine
der prestigeträchtigsten privaten Universitäten im ganzen Land. Die Bewerbung ist langwierig und umfangreich, da bürokratische Prozesse in Japan, man glaubt es kaum, teils länger
dauern können als hier. Durch das Internationale Büro der Uni Jena fühlte ich mich jedoch
jederzeit gut unterstützt. Dies hat nicht zuletzt dazu beigetragen, dass ich an der Bewerbung
festgehalten habe. Bitte wundert euch nicht, aber es werden einige medizinische Dokumente
benötigt, sogar eine Röntgenaufnahme vom Brustkorb. Am besten geht ihr damit einfach
erstmal zu eurem/einem Hausarzt in Jena. Ich empfehle euch weiterhin euch für das
PROMOS Stipendium zu bewerben, dieses bezuschusst euch monatlich bis zu einem
Semester und übernimmt einen Fixbetrag der Reisekosten. Damit spreche ich auch schon
einen wichtigen Punkt an, denn so schön Japan ist, es ist auch ziemlich teuer. Genaueres
dazu später.

Ausblick aus dem Hauptgebäude der Uni- dem Liberty Tower
Ausblick aus dem Hauptgebäude der Uni- dem Liberty Tower
Foto: Daniel, Uni Jena

Programm

Ich selbst studiere den Master BWL für Naturwissenschaftler und Ingenieure in Jena und
hatte daher die Möglichkeit, mich für die Graduate School of Business Administration (GSBA)
oder die Global Business (Meiji) School (MBS) zu entscheiden. Zweitere ist eher ein MBA-Programm und daher leicht praktischer veranlagt, wohingegen die GSBA eher wissenschaftlich ausgerichtet ist. Beide Departments teilen sich jedoch aber regelmäßig Kurse, sodass ein bunter Mix entstehen kann. Daher konnte ich, obwohl ich GSBA-Student war, hauptsächlich MBS-Module in englischer Sprache belegen, da diese mir thematisch mehr zusagten. Tendenziell sind MBS-Module eher im Zeitraum von 15:00 – 20:00 (max. 22:00) angesetzt, da das Programm eigentlich für Berufstätige gedacht ist. Dies hat aber auch wiederum seinen Vorteil, wenn man a) Ausschlafen möchte oder b) Japanisch Sprachkurse besucht, die morgens von 9:00 – 12:00 oder nachmittags von 13:30 – 16:30 stattfinden. Wofür ihr euch auch entscheidet, zu empfehlen ist vorab bereits einen Blick in das Modulheft der Uni zu werfen und gegebenenfalls sogar schon mal mit Professoren in Jena in Kontakt zu treten, bezüglich einer möglichen Anerkennung (Äquivalenz/freies Modul). Das spart euch viel Ärger und Frust später. Aber keine Sorge, an der Meiji wird euch eine Woche eingeräumt, in der ihr jeden Kurs besuchen könnt, später habt ihr dann die Möglichkeit eure Wahl zu korrigieren. Diese ist dann fix für das Semester und kann nicht mehr verändert werden. Noch immer bieten einige Module die Möglichkeit des hybriden Unterrichts (online + vor Ort), aber auch hier geht man mehr und mehr wieder zum „normalen“ Modus über. Anwesenheit hat in Japan oft Auswirkungen auf die Endnote, deshalb ist das von absoluter Wichtigkeit. Im Gegensatz zu Deutschland/Jena, werden aber kaum wirkliche Abschlussprüfungen geschrieben. Die Note ergibt sich oft aus Projekten/Präsentationen während des Semesters und eine Art „Abschlussprojekt/-präsentatoon“. Das sorgt einerseits zwar dafür, dass die Workload gleichmäßig über das Semester verteilt ist, bedeutet aber andererseits, dass Verreisen während des Semesters eher schwierig sein kann. Auch hierfür ist die Orientierungswoche gut, in der die Professoren einen Ausblick über die anstehenden Aufgaben geben. In der Orientierungswoche bekommt ihr eine grobe Einweisung und lernt andere Studenten kennen. Ihr bekommt eine Kopierkarte und einen Spind in der Uni zugewiesen. Außerdem bietet die Uni die Möglichkeit Laptops zu vor Ort Nutzung kontaktlos und kostenfrei auszuleihen.

Das Maskottchen Meijiro besucht den Japanischunterricht
Das Maskottchen Meijiro besucht den Japanischunterricht
Foto: Daniel, Uni Jena

Wohnen

Während meiner Zeit an der Meiji habe ich in einem Studentenwohnheim gewohnt. Das ist
vermutlich auch die bequemste und billigste Art, in Tokio zu leben. Die Uni bietet verschiedene Objekte an, ich selbst war im Izumi Internatoonal House in Meidamae, welches ich sehr empfehlen kann. Ein Monat dort kostet umgerechnet ungefähr 480 €, zusätzlich wird noch Strom ja nach Verbrauch fällig aber ca. 14 € / Monat. Die Miete bezahlt man vor Antritt des Semesters als Vollbetrag. Vergleichbare externe Unterkünfte starten bei ungefähr 570 € /
Monat, wobei zu beachten ist, dass zahlreiche nicht erstattbare Initialgebühren auf einen
zukommen können. Die Lage ist perfekt, ein Campus (Izumi) ist fußläufig zu erreichen, ein
weitere als Direktverbindung mit dem Zug (Surugadai). Surugadai ist dabei der Hauptcampus für GSBA und MBS. Andere Departments sind auch oft in Nakano, was etwas komplizierter zu erreiche ist, aber < 1h mit dem Zug. Auch das Meiji Global Village ist zu empfehlen, allerdings sind die Hausregeln hier etwas stringenter, das ist im Vergleich zu Deutschland aber sowieso der Fall. Strikte Geschlechtertrennung, keine Übernachtungen bei Freunden oder von Fremden, Ruhezeiten ab 22:00. Das Ganze hat schon einen Internat-artigen Vibe.
Nichtsdestotrotz haben wir großartige Abende zusammen in unserer Küche gehabt, Spiele
gespielt, gemeinsam gekocht oder uns über unseren Tag ausgetauscht. Wer viel Kontakt zu
Japanern sucht, der sollte eher das Global Village wählen, dort sind die Apartments gemischt 50:50 internationale und einheimische Studenten. Die Wohnheime setzen euch nach Ende des Semesters sehr schnell auf die Straße (Erste Februar-/Augustwoche), falls ihr noch in Japan bleiben wollt, um einige Tage zu verreisen, schaut euch nach Alternativen um.

Essen

Japan bietet kulinarisch einiges! Das Gute vorweg, mittags kostet ein Menü meist nicht viel
mehr als 7 € und die Qualität des Essens ist immer sehr gut in Japan, eine Magenverstimmung muss man in der Regel nie befürchten! Für alle, die selbst gern kochen, der Rückschlag: Lebensmittel und vor allem Gemüse können in Japan sehr teuer sein! Häufig kommt man also kaum günstiger, wenn man sich selbst an den Herd stellt, was bei mir dazu
geführt hat, dass ich eigentlich immer auswärts gegessen habe. Selbst ein fertiges Gericht
aus den 24h Läden „Kombini’s“ ist bequem und preislich selbstgemacht kaum zu unterbieten. Meine Lieblingsgerichte waren vor allem natürlich Ramen, aber auch Buta-Don, Karage, Kalb Fleisch vom BBQ oder Curry. Ich selbst bin kein Fan von Fisch oder gar Seafood, aber ich garantiere euch, es finden sich genug Alternativen. Wem das trotz allem nicht schmeckt, der kann auf „westliche“ Alternativen zurückgreifen, gerade Pizza kostet in Japan aber gefühlt ein Vermögen.

Japanische Restaurant- und Barstraße
Japanische Restaurant- und Barstraße
Foto: Daniel, Uni Jena

Allgemeines

Zuallererst unterschätzt auf keinen Fall, wie wenig Menschen selbst in einer Metropole wie
Tokio nicht Englisch sprechen können/wollen. Am Anfang war ich regelrecht geschockt.
Tatsächlich haben vor allem junge Menschen (z. B. Mitstudenten) massive Probleme euch zu
verstehen oder sich zu verständigen. Oft sind es witzigerweise gerade die älteren Japaner, die teils besser Englisch sprechen als die Jungen. Daher ist eine Übersetzer-App dringend
notwendig, am besten auch mit Foto-Funktion, um Speisekarten etc. zu übersetzen. Aus
diesem Grund ist es auch sehr hilfreich, vorher einmal Kontakt mit der japanischen Sprache
gehabt zu haben. Selbst einfache Vokabeln, erleichtern euch den Alltag ungemein. 

Cash ist King in Japan, daher bringt euch unbedingt Yen mit. Ich selbst habe sonst noch eine
Debit Kreditkarte der DKB benutzt, damit bekam ich an fast allen ATM’s für nur umgerechnet
1,50 € Gebühr regelmäßig Bargeld, als „Aktivkunde“ werden euch auch Umrechnungsgebühren erstattet. Als Auslandskrankenversicherung kann ich die Ergo empfehlen. Das ist auch wichtig, weil ihr zwar eine universitäre (einmalig ca. 30 €) und staatliche (monatlich ca. 12 €) Versicherung in Japan bezahlen müsst, wenn man zu Arzt/Apotheke geht, aber trotzdem immer ein Eigenanteil von 30 % fällig wird.

Zum Telefonieren empfehle ich euch keine Travel Sim, die sind ungemein teuer und haben schlechte Konditionen. Trotz der Sprachbarriere kann man in einen Elekommunikationsladen
gehen und einen Vertrag abschließen und nach 6/12 Monaten wieder über die Hotline kündigen. Ich hatte einen UQ Mobile Vertrag mit 15 GB pro Monat (diese werden bei Nichtnutzung in den nächsten mitgenommen) für umgerechnet ungefähr 12 €. 

Um die Züge in Tokio zu benutzen, holt euch definitiv eine Suica/Passmo Karte (an fast jeder Bahnstation am Automaten erwerbbar). Das sind Prepaidkarten, die fast überall in Japan verwendet werden können (außer Schnellzüge). Außerdem könnt ihr einen Commuter Pass kaufen, wenn ihre regelmäßig nach Surugadai pendelt. Mit dem kommt man eigentlich schon billiger, sobald man dreimal wöchentlich hin und zurück fährt. Zusätzlich sind dann auch alle Stationen auf der Fahrt nach z.B. Jimbocho kostenlos, wie Shinjunku Station eines der Herzen Tokios. Ansonsten versucht die Rushhour zu meiden, die sogenannten „Trainpusher“ existieren wirklich und es wird unfassbar eng. Ansonsten ist der Zug aber das Transportmittel Nummer eins, um schnell von A nach B zu kommen. Alternativ empfehle ich
für kurze Strecken den E-Bike-Mietservice „Hellocycling“. Taxis sind leider sehr teuer vor
allem nachts, Uber ist verfügbar und wenigstens mit Festpreisregelung.

Vergesst eure Stromadapter nicht, alternativ kann man die aber auch bei Bic Camera (quasi
japanisches Mediamarkt) kaufen. Wichtig ist, dass die Netzspannung in Japan nur 100V
beträgt, daher kann es sein, dass Geräte wie Bügeleisen, Föhn oder Glätteisen aus Europa
nicht ohne Spannungswandler funktionieren. Das Gerät sollte für unterschiedliche Netze
ausgelegt sein, genaueres findet ihr im Internet, dem Netzstecker oder dem Gerät selbst.
Das ist eigentlich schon das Wichtigste, das ihr für euren Start im Land der aufgehenden
Sonnen benötigt. Ich empfehle euch wärmstens den Aufenthalt in Japan, es war eine
großartige Erfahrung, so gut, dass ich direkt ein zweites Semester drangehangen habe.
Solltet ihr das in Betracht ziehen, nehmt frühzeitig Kontakt auf.

Ich hoffe, ihr habt eine tolle Zeit dort!

Jena, 18.September 2023

Sonnenuntergang- Skyline Tokio mit Mount Fuji in der Ferne
Sonnenuntergang- Skyline Tokio mit Mount Fuji in der Ferne
Foto: Daniel, Uni Jena