Bild: Giesela Ruehl

Prof. Dr. Giesela Rühl

Ehemalige Professorin für Rechtswissenschaft
Bild: Giesela Ruehl
Foto: Hoffotografen

Prof. Dr. Giesela Rühl

»We are like dwarfs sitting on the shoulders of giants. We see more, and things that are more distant, than they did, not because our sight is superior or because we are taller than they, but because they raise us up, and by their great stature add to ours.«

(John of Salisbury)

Werdegang

1998 · Erste Juristische Staatsprüfung
Oberlandesgericht Köln

2001 · Master of Laws
University of California (Berkeley, USA)

2003 · Promotion
Universität Hamburg

2004 · Zweite Juristische Staatsprüfung
Hanseatics Oberlandesgericht Hamburg

2004 bis 2010 · Postdoc-Phase

2010 · Habilitation
Universität Hamburg

2010 · Professur
Friedrich-Schiller-Universität Jena

Interview

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit als Wissenschaftlerin? Weshalb haben Sie sich für die Wissenschaft entschieden?

Die Arbeit eröffnet mir ein Maximum an Autonomie, Unabhängigkeit, Gestaltungsfreiheit und Flexibilität. Nur ich entscheide darüber, mit welchen Themen ich mich wann, wo, wie lange und ausführlich und in welcher Weise beschäftige.

Welche Vorbilder haben Sie beruflich geprägt?

Mich hat in erster Linie die Begeisterung für die Wissenschaft und die Freude am wissenschaftlichen Arbeiten geprägt. Konkrete Vorbilder hatte ich keine. Dafür gab und gibt es viele Personen, die ich wissenschaftlich und persönlich bewundere und die mich durch ihre Arbeit beeinflusst haben. Dazu gehört insbesondere mein Doktorvater, der auch meine Habilitation betreut hat.

Wer oder was hat Ihnen auf dem Weg zur Professur am meisten geholfen? Welche resp. wessen Unterstützung war Ihnen besonders wichtig?

Auf dem Weg zur Professur haben mich viele Personen aus dem beruflichen und persönlichen Umfeld unterstützt, insbesondere aber mein Habilitationsbetreuer und mein Ehemann.

Ist Ihre Karriere gradlinig verlaufen – und wie haben Sie eventuelle Umwege und Durststrecken bewältigt?

Meine Karriere ist - bislang - fast schon erschreckend geradlinig verlaufen. Längere Durststrecken gab es nicht, zum Glück. Augenblicke und Phasen des Zweifelns an der Eignung für den Beruf, die wohl alle irgendwann durchleben, habe ich mit viel Hartnäckigkeit und Disziplin, aber auch Dank der Unterstützung durch meinen Habilitationsbetreuer und meinen Ehemann bewältigt.

Akademische Karrieren sind oftmals von einem großen Maß an Unsicherheit geprägt. War das bei Ihnen auch der Fall – und wie sind Sie damit umgegangen?

Ich war immer sehr zuversichtlich und optimistisch, was meine wissenschaftliche Karriere angeht. Die tatsächlich vorhandene Unsicherheit habe ich nicht als besonders belastend empfunden, wohl auch deshalb, weil ich von vielen Seiten immer wieder Zuspruch erfahren habe, und weil ich immer davon überzeugt war, wissenschaftlich arbeiten zu wollen.

Für wie wichtig halten Sie Networking in Ihrem Beruf? Gibt es eine besondere Strategie, die Sie dabei verfolgen?

Networking ist wichtig. Ich tue das, was in der Wissenschaft üblich ist. Dazu gehört in erster Linie, dass ich versuche, gute Arbeit zu leisten und mich viel und regelmäßig mit Kolleg/inn/en austausche.

Wie schaffen Sie es, einen solch anspruchsvollen und fordernden Beruf mit dem Privatleben in Einklang zu bringen?

Zunächst einmal: ich bin verheiratet, habe zwei Kinder. Die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf empfinde ich immer wieder als große Herausforderung. Zu bewältigen ist sie meiner Erfahrung nach nur durch viel Unterstützung bei der Organisation des Haushaltes und bei der Kinderbetreuung, durch die Fähigkeit, Dinge flexibel, pragmatisch und effizient zu erledigen und natürlich durch die Freude am Beruf.

Ihre Tipps für Nachwuchswissenschaftlerinnen: Was sollten sie keinesfalls versäumen zu tun? Und was sollten sie unbedingt vermeiden?

Viele Wege führen zum Erfolg. Ein Patentrezept gibt es nicht. Unerlässlich scheint mir nur die Begeisterung für die wissenschaftliche Arbeit und das hartnäckige Verfolgen eigener Ziele.

Sind Wissenschaftlerinnen an der Universität Jena gut aufgehoben? Was macht die Universität Jena für Sie attraktiv?

Wissenschaftlerinnen sind in Jena – ebenso wie Wissenschaftler – hervorragend aufgehoben: Die Arbeitsbedingungen sind gut, ich habe alle Möglichkeiten und Freiheiten, die ich brauche und schätze. Am Wichtigsten ist aber: ich mag die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite. Und wir ziehen (meistens) an einem Strang.