Prof. Dr. Verena Krieger
»Zu sich selbst zu halten, ist vielleicht das Wichtigste überhaupt.«
Werdegang
1998 · Promotion
Ruhr-Universität Bochum
2004 · Habilitation
Universität Stuttgart
2008 · Erste Professur
Universität für angewandte Kunst Wien
2011 · Professur
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Interview
Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit als Wissenschaftlerin? Weshalb haben Sie sich für die Wissenschaft entschieden?
Ich liebe es zu unterrichten und in der Auseinandersetzung mit den Studierenden selbst zu lernen. Ich liebe es auch, zurückgezogen nachzudenken und zu schreiben. Die Arbeit an der Universität ermöglicht es, beides zu verbinden – das ist ein großes Privileg.
Wer oder was hat Ihnen auf dem Weg zur Professur am meisten geholfen? Welche resp. wessen Unterstützung war Ihnen besonders wichtig?
Neben meinem Doktorvater haben mir einige andere Professorinnen und Professoren und wissenschaftliche Assistentinnen und Assistenten auf unterschiedlichste Weise geholfen: durch Gutachten, Vermittlung von Vortragsgelegenheiten, Kritik und Tipps oder auch einfach nur durch kleine Bemerkungen. Manchmal half mir niemand – dann habe ich mir selbst geholfen. Zu sich selbst zu halten, ist vielleicht das Wichtigste überhaupt.
Ist Ihre Karriere gradlinig verlaufen – und wie haben Sie eventuelle Umwege und Durststrecken bewältigt?
Mein Lebensweg war alles andere als gradlinig, da ich mein Studium für etliche Jahre unterbrochen habe, um mich politisch zu engagieren. Nach der Rückkehr an die Uni habe ich dann zielstrebig promoviert, allerdings in der Postdoc-Phase meinen Sohn bekommen. Kind und Habilitation zu vereinbaren, war extrem kräftezehrend, obwohl mein Mann mich immer sehr unterstützt hat. Meine »Umwege« habe ich aber nie bereut, vielmehr denke ich, dass sie trotz der damit verbundenen zusätzlichen Belastungen mein Leben enorm bereichert haben und sich letztlich auch auf meine Forschung und Lehre positiv auswirken. Bei Durststrecken und Rückschlägen half und hilft immer nur eines: weiterarbeiten.
Akademische Karrieren sind oftmals von einem großen Maß an Unsicherheit geprägt. War das bei Ihnen auch der Fall – und wie sind Sie damit umgegangen?
Ich habe darunter sehr gelitten, allerdings meine Entscheidung für die wissenschaftliche Arbeit niemals infrage gestellt.
Für wie wichtig halten Sie Networking in Ihrem Beruf? Gibt es eine besondere Strategie, die Sie dabei verfolgen?
Ich suche den Kontakt zu solchen Kolleginnen und Kollegen, die ich als wissenschaftlich anregend, menschlich integer und kooperativ erlebe, und versuche, mit ihnen eine fruchtbare und angenehme Zusammenarbeit zu entwickeln.
Wie schaffen Sie es, einen solch anspruchsvollen und fordernden Beruf mit dem Privatleben in Einklang zu bringen?
Oft nicht so gut, wie ich gern möchte. Dass ich nicht völlig in der Arbeit versinke, verdanke ich am meisten meinem Sohn, denn indem Kinder Zuwendung einfordern, tun sie auch ihren Eltern etwas Gutes.
Ihre Tipps für Nachwuchswissenschaftlerinnen: Was sollten sie keinesfalls versäumen zu tun? Und was sollten sie unbedingt vermeiden?
Sie sollten sich von Neugier, Arbeitsfreude und Wissensdurst leiten lassen, einen eigenwilligen Kopf haben, statt dem Mainstream hinterherzulaufen, und Erfüllung auch in Lebensinhalten jenseits der Wissenschaft suchen. Sie sollten ihren Kinderwunsch, sofern sie ihn haben, nicht der Karriere opfern, und außerdem sollten sie um solche Männer einen großen Bogen machen, die die eigene Karriere für wichtiger erachten als die ihrer Frau.
Fürstengraben 18
07743 Jena Google Maps – LageplanExterner Link
Mittwochs 15:30–17:00 Uhr – nach Voranmeldung per E-Mail.