Eine Homepage mit dem Bildnis Martin Bubers.

Antisemitismus gestern und heute

Die Martin-Buber-Forschungsstelle Jena lädt am 24. November zu einer öffentlichen Tagung ein: „Antisemitismus in zeitgenössischen philosophischen Debatten".
Eine Homepage mit dem Bildnis Martin Bubers.
Foto: Jens Meyer (Universität Jena)
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Meldung vom: | Verfasser/in: Stephan Laudien

Die Martin-Buber-Forschungsstelle Jena lädt am Freitag (24. November) zu ihrer zweiten Tagung in den Senatssaal der Friedrich-Schiller-Universität Jena ein (Fürstengraben 1). Überschrieben ist die öffentliche Tagung mit „Antisemitismus in zeitgenössischen philosophischen Debatten“. Schirmherr ist Dr. Felix Klein, der Beauftragte der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus. Zur Eröffnung der Tagung wird Dr. Felix Klein per Videoschalte ein Grußwort sprechen, die Tagung beginnt 9.15 Uhr. Gäste sind herzlich willkommen, der Eintritt ist frei.

Antisemitismus als historisches Phänomen und in der Gegenwart


Schon Martin Buber, der Namensgeber unserer Forschungsstelle, war selbst ein Opfer von Antisemitismus“, sagt Prof. Dr. Martin Leiner. Der Theologe und Leiter des Centers für Versöhnungsstudien (Center for Reconciliations Studies/JCRS) an der Universität Jena erinnert daran, dass Martin Buber 1938 im hessischen Heppenheim zur Emigration gedrängt wurde. Eine neue Heimat fand der jüdische Philosoph schließlich in Jerusalem. Das Thema der Tagung – gerade brennend aktuell diskutiert – wurde gewählt, weil nach Ansicht Martin Leiners die Texte von Philosophen eine größere Rolle spielen sollten, wenn über Antisemitismus gestritten wird. Natürlich werde die aktuelle Debatte ihren Niederschlag während der Tagung finden. 
Dr. Francesco Ferrari, der Geschäftsführende Leiter des JCRS, verweist darauf, dass Antisemitismus ein Phänomen sei, das nie verschwunden ist. „Der Hass auf Jüdinnen und Juden hat im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Argumente gefunden, religiöse, rassistische oder politische.“ Durch den Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober sei der verschärfte Antisemitismus für alle sichtbar geworden. „Der Antisemitismus endete weder mit der Shoah, noch mit der Gründung des Staates Israel, noch mit der Etablierung der Erinnerungskultur und -politik“, sagt Francesco Ferrari. Zwar sei wohl durch die Veröffentlichung der „Schwarzen Hefte“ Martin Heideggers 2015 eine produktive Auseinandersetzung mit dem manchmal latenten, manchmal manifesten Antisemitismus im westlichen Denken angestoßen worden, dennoch geriet der Beitrag antisemitismuskritischer Stimmen – jüdischer wie nicht-jüdischer – aus der Philosophie im Kampf gegen den Antisemitismus teilweise in Vergessenheit.

Führende Denker des 20. Jahrhunderts reflektieren den Antisemitismus


Aus diesen Gründen präsentiert die zweite Tagung der Martin-Buber-Forschungsstelle Jena eine Vielzahl von philosophischen Perspektiven, die darauf abzielen, die Reflexion über den Antisemitismus von leitenden Figuren der Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts zu erforschen und wiederzuentdecken: von Martin Buber bis Jean-Paul Sartre, von Hannah Arendt bis Max Horkheimer und Theodor W. Adorno. Diese Autorinnen und Autoren, die sich in ihren Methoden, ihren persönlichen Erfahrungen und ihren soziopolitischen Perspektiven auf den Antisemitismus stark unterscheiden, werden sich in ihrer Sensibilität für ein Problem, das alles andere als nur akademischer Natur ist, als zutiefst vereint erweisen. Davon ist Martin Leiner überzeugt. Gleichzeitig werden die Tagungsteilnehmer ihren Blick auf aktuelle Ereignisse richten, mit einer Keynote Lecture zum Thema „The Logic of the Fight against Antisemitism in Three Cultural Shifts“, Überlegungen zum Online-Antisemitismus und der Einordnung des Problems in zeitgenössische Debatten über die epistemische Dimension rassistischer, sexistischer und anderer Formen von Gewalt.

Die Tagung im Senatsaal der Friedrich-Schiller-Universität Jena wird auch per Streaming übertragen: https://www.jcrs.uni-jena.de/ en. Einige der Vorträge sind in englischer Sprache.