Juliane Köster

Prof. Dr. Juliane Köster

Ehemalige Professorin für Fachdidaktik Deutsch an der Philosophischen Fakultät
Juliane Köster
Foto: Anne Günther (Universität Jena)

Prof. Dr. Juliane Köster

»Karriere ist keine Grade.«

Werdegang

1971 · Studienabschluss
Universität Regensburg

1981 · Zweiter Studienabschluss
Studienseminar Bielefeld

1994 · Promotion
Universität Augsburg

2000 · Habilitation
Universität Augsburg

2001 bis 2012 · Professur
Friedrich-Schiller-Universität Jena

seit 2012 · Professorin im Ruhestand

Interview

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit als Wissenschaftlerin? Weshalb haben Sie sich für die Wissenschaft entschieden?

Mir gefällt vor allem, dass Positionen, Konzepte und gegebenenfalls auch Inspiration erwartet werden. Auch die Freiheit, die man als Professorin hat.

Welche Vorbilder haben Sie beruflich geprägt?

Hannah Arendt.

Wer oder was hat Ihnen auf dem Weg zur Professur am meisten geholfen?

Besonders wichtig waren ein unkonventioneller (Schweizer) Professor – und dessen Antipode. Außerdem: die Lust, im Leben nicht immer den gleichen Beruf auszuüben. Dass ich berufen wurde, hat sicher auch mit Glück zu tun.

Ist Ihre Karriere gradlinig verlaufen – und wie haben Sie eventuelle Umwege und Durststrecken bewältigt?

Der Wunsch, mich wissenschaftlich mit dem Deutschunterricht zu beschäftigen, resultierte aus der langjährigen Erfahrung im Handlungsfeld »Schule«. Es ist sehr komfortabel, wenn man nicht auf eine gradlinige wissenschaftliche Karriere angewiesen ist. Durststrecken lassen sich produktiv machen, indem man andere Bereiche als die Universität kennenlernt.

Akademische Karrieren sind oftmals von einem großen Maß an Unsicherheit geprägt. War das bei Ihnen auch der Fall – und wie sind Sie damit umgegangen?

Als Gymnasiallehrerin und Fachleiterin hatte ich einen attraktiven und sicheren Job. Die Schwierigkeit bestand eher darin, die Qualifikationsschriften mit dieser beruflichen Tätigkeit zu verknüpfen.

Für wie wichtig halten Sie Networking in Ihrem Beruf?

Networking ist wichtig, aber abzugrenzen gegen »Bollwerke« und allzu viel Tratsch. Wichtig ist es, Nachwuchs-Netzwerke zu pflegen. Was den Umgang mit »Konkurrentinnen« angeht: sich was von den Männern abschauen, die Vorzüge und Schwächen der anderen analysieren, die eigenen Stärken kennen und ungeachtet aller Netzwerke an sich selbst glauben.

Wie schaffen Sie es, einen solch anspruchsvollen und fordernden Beruf mit dem Privatleben in Einklang zu bringen?

Das ist auch eine Frage des »Typs«. Man muss sich die Freiräume nehmen. Meine Kinder sind erwachsen. Freundschaften sind oft in Arbeitszusammenhängen begründet.

Ihre Tipps für Nachwuchswissenschaftlerinnen?

Keinesfalls sollten sie versäumen, sofern der Wunsch danach besteht, eine Familie zu gründen – auch mit mehreren Kindern. Unbedingt vermeiden: ­Perfektionismus und Minimalismus. Man muss auch Überschuss produzieren, von dem man sich dann trennt, und nicht alles »vermarkten« wollen.

Sind Wissenschaftlerinnen an der Universität Jena gut aufgehoben?

Jena ist eine attraktive Stadt. Die universitätsinterne Kommunikation funktioniert gut. Man kennt einander. Allerdings gibt es an der Friedrich-Schiller-Universität weniger Kolleginnen als an den Universitäten der Bundeswehr. Ich schätze meine Fakultät überaus und allem voran mein Institut. Die Kooperation in Forschung, Lehre und Bildungsberatung – das ist enorm.

Übrigens:

Ich bin in keiner Weise vorbildhaft für junge Wissenschaftlerinnen, würde aber immer dafür sprechen, dass es in den Human- und Geisteswissenschaften unterschiedliche Karrierewege gibt.