Viktoria Kaina

Prof. Dr. Viktoria Kaina

Ehemalige Professorin für das Politische System der Bundesrepublik Deutschland an der Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Viktoria Kaina
Foto: Anne Günther (Universität Jena)

Prof. Dr. Viktoria Kaina

»Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen. «

(Immanuel Kant)

Werdegang

1996 · Studienabschluss
Universität Potsdam

2001 · Promotion
Universität Potsdam

2002 bis 2011 · Postdoc-Phase

2008 · Habilitation
Universität Potsdam

2011 bis 2013 · Professur
Friedrich-Schiller-Universität Jena

seit 2013 · Fernuniversität in Hagen

Interview

Was gefällt Ihnen an Ihrer Arbeit als Wissenschaftlerin? Weshalb haben Sie sich für die Wissenschaft entschieden?

Ein wenig spielte auch der Zufall eine Rolle, dass ich überhaupt in die Wissenschaft fand. Aber sobald ich auch nur eine kleine Ahnung von den Möglichkeiten bekam, war mein Leben verändert. Wissenschaftliche Arbeit kennt keine intellek­tuellen Grenzen, sie erlaubt mir geistige Freiheit und Selbstständigkeit und gibt mir die Beruhigung, dass es in Ordnung ist zu irren.

Welche Vorbilder haben Sie beruflich geprägt?

Es gab und gibt drei zentrale Rollenvorbilder für mich. Während meines akademischen Werdegangs habe ich mich schon früh an Max Kaase orientiert, einem der wichtigsten Wahlforscher in Deutschland und inzwischen einer meiner engsten persönlichen Freunde. Inspiration für Grenzgänge, umfassende Neugier und intellektuelle Unruhe fand und finde ich im unerreichten Genie Leonardo da Vincis. Persönliche Stärke, Durchhaltevermögen, Integrität und Sensibilität für alle, für die ich Verantwortung trage, verkörpert für mich vorbildhaft und glaubwürdig Captain Kathryn Janeway aus dem fiktiven Star Trek-Universum.

Ist Ihre Karriere gradlinig verlaufen – und wie haben Sie eventuelle Umwege und Durststrecken bewältigt?

Was bedeutet gradlinig? Formal gesehen war es wohl so. Aber wenn ich an die vielen Selbstzweifel denke, an die Versuchungen, es doch einmal außerhalb der Wissenschaft zu probieren, an die Durststrecken in der Postdoc-Phase, dann ist das alles andere als gradlinig gewesen. Im Rückblick finde ich diese vielen Kurven in Kopf und Seele in Ordnung, solange man sich nicht aus der Bahn tragen lässt. Ich habe immer wieder versucht, mich in vielen Stunden und zig Gesprächen mit Menschen, denen ich vertraue, »frei« und »mutig« zu reden. Ich habe mir Phasen gestattet, in denen ich frustriert war, bevor ich mich wieder am Kragen packte. Und ich habe nach Bestätigung gesucht – bei den Kolleginnen und Kollegen, bei den Studierenden, bei der Familie und Freunden.

Für wie wichtig halten Sie Networking in Ihrem Beruf?

Für die Karriere ist es unverzichtbar. Aber es ist auch wichtig für die eigene Fort- und Weiterentwicklung und manchmal auch nur für die Bestäti­gung, dass manches, was einem durch den Kopf geistert, vielleicht doch kein Blödsinn ist, wenn sich andere auch damit herumschlagen.

Wie schaffen Sie es, einen solch anspruchsvollen und fordernden Beruf mit dem Privatleben in Einklang zu bringen?

Mit Leidenschaft! Aber auch mit Nein-Sagen und Prioritätensetzung sowie mit der zuweilen riskant anmutenden Entschlossenheit, sich nicht jeder Konvention und jeder vermeintlichen Karriereregel zu unterwerfen. Hinzu kommt, dass ich nur so produktiv sein kann, wie mein Privat­leben reich ist.

Ihre Tipps für Nachwuchswissenschaftlerinnen?

Zu allererst sollten sie ihrer Kreativität und Neugier vertrauen und wissen, dass es keine Fragen gibt, die nicht gestellt werden dürfen, und dass kein Gedanke zu unerhört ist, um gedacht zu werden. Außerdem sollten sie sich früh Mentorinnen und Mentoren suchen, das berühmte und wichtige Networking betreiben und sich einen Ausgleich im Privatleben suchen. Vermeiden sollten sie alles, was zu viel Druck auf sie ausübt – auch bezüglich eigener und fremder Erwartungen.